Der Average Directional Index (ADX) zur Trendbestimmung


Der RSI und der MACD sind sicherlich zwei der beliebtesten Trendindikatoren aber beide Indikatoren werden in der Praxis eher dafür genutzt, um geeignete Kauf- und Verkaufssignale zu identifizieren. Wenn es aber darum geht zu erkennen, wie stark ein Trend momentan ist, führt kein Weg an dem Average Directional Index vorbei. Um was es sich dabei handelt, was ihr daraus ablesen könnt und wie ihr ihn verwenden müsst, erkläre ich euch heute.

Der Average Directional Index (ADX) ist ein Indikator zur Bestimmung der Stärke eines Aktientrends. Ist der ADX über 25 spricht man von einem starken Trend und liegt der ADX unter 20 liegt lediglich ein schwacher oder gar kein Trend vor. Der ADX gibt allerdings keine Kauf- oder Verkaufssignale an.

Der Schwerpunkt des ADX liegt somit in der Trendbestimmung und nicht darin geeignete Kauf- oder Verkaufszeitpunkte zu identifizieren. Welles Wilder entwickelt den Indikator 1978 und stellte es in seinem Buch „New Concepts in Technical Trading Systems“ vor. Leider gibt es das Buch nicht mehr so oft aber solltet ihr jemals eine Kopie davon erhalten, kann ich es euch nur empfehlen.

Welles Wilder entwickelte auch viele andere technische Indikatoren, wobei der berühmteste sicherlich der Relative-Stärke-Index ist. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, könnt ihr euch gern meinen Artikel hier dazu durchlesen.

Jetzt soll es allerdings nur um den ADX gehen und die Berechnung des Index ist leider etwas komplizierter als bei anderen Trendindikatoren. Um den Indikator also genau verstehen zu können, müssen wir uns mit dessen Berechnung etwas genauer beschäftigen.

Das ist übrigens meine Detailanalyse zum ADX. Wenn ihr gern mehr über andere Trendindikatoren erfahren wollt und wie gut diese im Vergleich zueinander sind, dann solltet ihr euch meinen Artikel über die 5 wichtigsten Trendindikatoren durchlesen.

Wie wird der ADX berechnet?

Der ADX ist Teil von insgesamt drei Indikatoren, die man als Directional Movement Index (DMI) bezeichnet. Neben dem ADX gibt es noch den Plus Directional Indicator (+DI) und den Minus Directional Indicator (-DI). Während der ADX lediglich die Stärke eines Trends angibt, wird +DI und -DI genutzt, um die Trendrichtung zu bestimmen.

Zur Berechnung des ADX werden die Tageshöchst- und Tagestiefstkurse für einen Zeitraum von 14 Tagen miteinander verglichen. Die Auf- und Abwärtsbewegungen werden daraufhin miteinander ins Verhältnis gesetzt und der gleitende Mittelwert dieses Verhältnisses stellt den ADX Indikator dar.

So viel zur Kurzfassung. Die eigentliche Berechnung ist dann doch ein wenig komplizierter.

Zu Beginn werden die sogenannten Up Moves und Down Moves ermittelt. Dabei ist ein Up Move der Abstand zwischen dem Aktuellen High der Periode und dem High der vorherigen Periode. Ein Down Move ist wiederum der Abstand aus dem Low der vorherigen Periode und dem aktuellen Low.

Up Move und Down Move werden nun verwendet, um das sogenannte Directional Movement zu berechnen. Dabei gibt es auch wieder ein Plus Directional Movement (+DM) und ein Minus Directional Movement (-DM). Deren Berechnung ist

  • Wenn Up Move größer Down Move und Up Move größer null, dann ist +DM genau der Wert des Up Moves
  • Wenn Down Move größer Up Move und Down Move größer null, dass ist -DM genau der Wert des Down Moves

Mit den Werten für +DM und -DM lassen sich nun auch die oben schon erwähnten Directional Indicators (DI) berechnen. Deren Berechnung ist

  • +DI = Exponentieller gleitender Durchschnitt von +DM geteilt durch die Average True Range
  • -DI = Exponentieller gleitender Durchschnitt von -DM geteilt durch die Average True Range

Nun kommt es zum letzten Schritt, bei dem der Average Directional Index berechnet wird. Dieser ergibt sich aus

ADX = Exponentieller gleitender Durchschnitt von +DM – -DM geteilt durch +DM + -DM

Die Average True Range ist übrigens nichts Weiteres als der Abstand zwischen aktuellem Hoch der Periode und aktuellem Tief.

Wenn ihr nicht wissen solltet, was ein exponentiell gleitender Durchschnitt ist, dann solltet ihr euch diesen Artikel von mir durchlesen, in dem ich euch das ganz genau erkläre.

Ihr seht aber, dass die Berechnung des ADX nicht sehr einfach ist aber das was ihr daraus mitnehmen sollt, ist, dass der ADX im Wesentlichen durch die beiden Indikatoren +DI und -DI beeinflusst wird, die wiederum nur angeben wie stark sich ein Aktienkurs gerade nach oben oder nach unten bewegt.

Der ADX gibt somit keine Auskunft über die Richtung eines Trends, sondern nur über dessen Stärke. Die Richtung könnt ihr dann aber anhand von +DI und -DI ablesen.

Oben der Kurschart von Palantir und unten der dazugehörige ADX.

Handelssignale

Der ADX kann Werte zwischen 0 und 100 einnehmen allerdings sind insbesondere Werte über 50 extrem selten aufgrund der Berechnungsweise des Indikators. Bereits bei Werten über 25 spricht man schon von einem starken Trend und sollte bei einem ADX von 25 und mehr +DI über -DI liegen, dann ist es ein Aufwärtstrend und sollte -DI über +DI liegen, dann ist es ein Abwärtstrend.

Allgemein kann man die Trendstärke unterteilen in schwach, stark, sehr stark und extrem stark.

ADX WertTrendstärke
0 – 25Kein Trend oder schwacher Trend
25 – 50Starker Trend
50 – 75Sehr Starker Trend
75 – 100Extrem starker Trend
Die Tabelle zeigt an wie hoch die Trendstärke bei unterschiedlichen ADX Werten ist.

Neben der Trendstärke kann man aber auch noch sogenannte DI Crossings mithilfe des Indikators ablesen. Schauen wir uns alle Handelssignale aber einmal im Detail an.

Trendstärke

Wie bereits erwähnt ist die Ermittlung der Trendstärke der Hauptverwendungszweck des Average Directional Index. Der Schwerpunkt liegt bei diesem Signal also auf der ADX Linie und nicht auf +DI oder -DI.

Ein starker Trend liegt laut ADX dann vor, wenn der ADX Wert über 25 liegt, während ein Wert unter 20 nur einen schwachen oder nicht vorhandenen Trend definiert. Werte zwischen 20 und 25 deuten auf ein sehr uneindeutiges Trendmuster hin. Diese Grenzen können aber je nach Finanzinstrument variieren.

Ihr solltet eure Analyse mithilfe des ADX deshalb immer an den jeweiligen Markt anpassen. An sich müsste man sogar für jedes einzelne Underlying unterscheiden allerdings haben sich in der Praxis folgende Grenzwerte für die unterschiedlichen Märkte etabliert.

MarktGrenze für schwachen TrendGrenze für starken Trend
Forex1823
Anleihen1520
Aktien2025
Crypto1823
Rohstoffe1520
Die Tabelle zeigt die unterschiedlichen Schwellenwerte für den ADX je nach Markt an.

Umso höher der ADX ist, desto wahrscheinlicher ist es also, dass sich der Trend fortsetzen sollte. In so einem Fall könntet ihr zum Beispiel eure Stop Loss Limits etwas später nachziehen. Sollte der ADX aber wieder abnehmen, und damit auch die Trendstärke, ist es empfehlenswert seine Stop Loss Limits wieder näher an den aktuellen Kurs zu bringen, um seine Gewinne im schlimmsten Fall gesichert zu bekommen.

Bullisches DI Crossing

Auch wenn der ADX ursprünglich nicht dafür konzipiert wurde Handelssignale anzuzeigen, so kann man doch insbesondere aus den +DI und -DI Linien viel ablesen.

Als Bullisches DI Crossing wird eine Situation bezeichnet, bei der der ADX über 25 liegt und somit einen Trend anzeigt und die +DI Linie die -DI Linie nach oben kreuzt.

Dies wird als starkes Signal für einen sich weiter fortsetzenden Aufwärtstrend angesehen. Im täglichen Handel könnte es Sinn machen in so einer Situation seinen Stop-Loss auf das aktuelle Tief des Tages nach oben zu ziehen. 

Somit hättet ihr eure Position nach unten abgesichert und ein Durchbrechen des Stop-Loss würde ein Ende des Trends bedeuten. D.h. wenn der Trend beendet ist, seid ihr abgesichert und wenn er weitergeht, macht ihr Gewinn.

Der Kurschart von Bitcoin. Der ADX zeigt den Beginn eines Aufwärtstrends an.

Bearisches DI Crossing

Ähnlich wie beim Bullishen DI Crossing verhält es sich auch beim Bearischen DI Crossing nur das hier von einem Abwärtstrend ausgegangen wird.

Ein Bearisches DI Crossing liegt vor, wenn der ADX über 25 liegt und somit einen Trend anzeigt und die -DI Linie die +DI Linie nach oben kreuzt.

Auch hier geht man von einem starken Signal für einen sich weiter fortsetzenden Abwärtstrend aus. In diesem Fall könnte es für euch Sinn machen den Stop Loss auf das Hoch des aktuellen Tages zu legen.

Fällt der Kurs weiter, macht ihr mit eurer Short Position einen Gewinn und steigt der Kurs, wird eure Position automatisch durch den Stop Loss glattgestellt.

Der Kurschart von Apple. Der ADX zeigt den Beginn eines Abwärtstrend an.

Übrigens könnt ihr nicht nur durch Trendindikatoren eure Gesamtrendite positiv beeinflussen sondern auch der Monat, in dem ihr investiert, hat einen entscheidenden Einfluss auf eure Rendite. Welcher Monat der beste und welcher der schlechteste zum (ver)kaufen ist, könnt ihr in diesem Artikel von mir nachlesen.

Wo kann man den ADX für einzelne Aktien ansehen?

Wenn ihr zukünftig den ADX für eure eigenen Analysen nutzen wollt, benötigt ihr ein professionelles Chartprogramm dafür. Ich nutze dafür TradingView und kann es euch auch nur empfehlen. Das Programm kostet zwar 15 EUR im Monat, aber es ist sein Geld wirklich wert. Solltet ihr euch auch für das Programm entscheiden, dann könnt ihr das gern über diesen Link machen. Dann bekommst du und ich zwei Monate geschenkt. Zusammen mit der 30 Tage Probezeit sind das schon 3 Monate gratis für euch.

Der ADX lässt sich in TradingView über den „Indikator & Strategie“ Button hinzufügen. Wenn sich das neue Fenster öffnet, such ihr dann nach „Directional Movement Index“ und der Indikator taucht dann unter dem Namen „Directional Movement Index“ auf. Einmal draufklicken und schon seht ihr die den Index unter eurem regulären Kurschart. 

Der ADX als Screening-Tool

„The Trend is your Friend“ heißt es unter Aktienhändlern immer wieder und der ADX kann wirklich dabei helfen, einen Trend und dessen Stärke zu identifizieren, allerdings muss man auch sagen, dass ein sehr starker Trend laut ADX in der Regel auch deutlich im Chart selbst abgelesen werden kann.

Entsprechend liefert der ADX in solchen Situationen keinen großen Mehrwert. Er hilft allerdings zu zeigen, wann das Momentum eines Trends beginnt abzunehmen. Nämlich dann, wenn die Spitze des ADX erreicht wurde. 

Danach kann der Aktienkurs zwar auch weiterhin noch steigen allerdings tut er dies nicht mehr so stark wie zuvor was ein Zeichen für eine baldige Korrektur sein kann.

Ich persönlich nutze den ADX selten, um Trends eines bestimmten Wertpapiers zu analysieren, sondern nutze ihn stattdessen als Screening-Tool. 

Eine beispielhafte Auswahl mit meinen Screeining-Kriterien, um Aktien mit einem starken Trend zu identifizieren.

Meine eigene Handelsstrategie ist in der Regel eine Momentumstrategie, weswegen ich immer auf der Suche nach Aktien bin, die sich aktuell in einem starken Trend befinden und dafür ist der ADX ideal.

Dazu nutze ich TradingView und lasse mir im Stock Screener den ADX für alle Wertpapiere anzeigen mit einem ADX größer 25. Zusammen mit weiteren Kriterien wie einem Aktienpreis von mindestens 25 USD und einer Marktkapitalisierung von mindestens zwei Milliarden USD erhalte ich somit eine Liste aller Aktien, die für meine Handelsstrategie interessant sein könnten.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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