Sollte man Insiderkäufe nachhandeln?


Immer wieder passiert es, dass Führungskräfte von großen Unternehmen Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen. Das sollte ja eigentlich ein gutes Zeichen für die zukünftige Entwicklung des jeweiligen Aktienkurses sein, denn schließlich kennt niemand ein Unternehmen besser als seine Führungskräfte. Entsprechend ist es oft verlockend solche Insiderkäufer nachzuhandeln, aber ist das wirklich eine gute Strategie? Ich habe über 4.000 Insiderkäufe seit 2017 analysiert, um genau diese Frage beantworten zu können.

Aktien, die von Managern ihres Unternehmens gekauft werden, erzielen im Durchschnitt eine bessere Rendite als der breite Markt. Während Insideraktien im Durchschnitt eine Jahresrendite von 39,7% erzielten, schaffte der breite Markt im selben Zeitraum lediglich 22,1%.

Zu diesem Ergebnis kam ich zumindest nach meiner Analyse von über 4.000 Insiderkäufen. Warum das auf der einen Seite eine sehr hilfreiche Information ist aber auf der anderen Seite dennoch mit Vorsicht genossen werden sollte, erkläre ich dir in den nächsten Abschnitten. 

Bevor wir allerdings zu meinen Ergebnissen kommen, sollten ich aber vielleicht noch einmal kurz erklären, was ich eigentlich mit Insiderkäufen meine.

Was sind Insiderkäufe bzw. Director Dealings?

Als Insiderkäufe bzw. sogenannte Director Dealings bezeichnet man Aktiengeschäfte von Managern, Vorständen oder Führungskräften eines Unternehmens, die Aktien ihres eigenen Unternehmens kaufen oder verkaufen. 

Insiderkäufe haben dabei nichts mit Insiderhandel zu tun, bei dem man Insiderinformationen ausnutzt, um einen Gewinn zu erzielen. Solch ein Insiderhandel ist illegal, aber Insiderkäufe sind ganz legale Marktaktivitäten.

Aus Transparenzgründen sind Manager, Vorstände und Führungskräfte allerdings gesetzlich verpflichtet Käufe und Verkäufe von Aktien ihres eigenen Unternehmens der Marktaufsichtsbehörde (im Fall von Deutschland der Bafin) zu melden.

Weil Informationen über solche Insiderkäufe somit öffentlich zugänglich sind, kann man sie also auch nachhandeln. Die Idee ist dabei, dass Manager ihr eigenes Unternehmen schließlich am besten kennen sollten und ein Insiderkauf darauf hindeuten kann, dass die Aktien des Unternehmens gerade sehr günstig am Markt erhältlich sind. 

Ob das aber wirklich eine sinnvolle Handelsstrategie ist, habe ich in den nächsten Abschnitten analysiert.

Meine Daten und Analyse

Kann man den Markt schlagen, wenn man Aktien von Unternehmen kauft, die auch verstärkt von den Managern des Unternehmens gekauft werden? Das ist die Frage, die es zu beantworten gilt und dafür habe ich mir alle Insiderkäufe auf Aktien aus dem S&P 500 Index seit Mitte 2017 angeschaut.

Leider sind die Daten für den deutschen Markt nur schwer zu bekommen bzw. gibt es nicht so viel Datensätze für den deutschen Markt, weswegen ich mir stattdessen mit dem S&P 500 Index den US-Markt angeschaut habe.

Ich habe dabei alle Daten von der Website openinsider.com bezogen, die alle Insiderkäufe, die an die SEC, der US-Finanzmarktaufsichtsbehörde, gelistet hat. Allerdings habe ich die Daten ein wenig bereinigt, um mögliche Ausreiser zu vermeiden. Meine Kriterien waren dabei:

  • Nur Transaktionen über 100.000 USD
  • Nur Transaktionen von Führungskräften, Vice Presidents und Presidents, da meiner Meinung nach nur die höhere Führungsriege eines Unternehmens vollen Einblick in die Unternehmensstrategie und Finanzlage hat.
  • Nur „reine“ Käufe wurden betrachtet und keine Aktienkäufe aus Optionsrechten

Für alle Transaktionen habe ich berechnet, wie stark der Aktienkurs eine Woche, einen Monat, ein Quartal, ein halbes Jahr und ein Jahr nach Kaufzeitpunkt gestiegen oder gefallen ist und habe die entsprechende durchschnittliche Rendite mit der durchschnittlichen Rendite des S&P 500 Index im selben Zeitraum verglichen.

Wenn ihr übrigens all meine Daten und Berechnungen sehen wollt, dann könnt ihr euch die Excel Datei hier herunterladen.

Die Ergebnisse

Wie gut Insiderkäufe im Vergleich zu einem Investment in den S&P 500 Index abgeschnitten haben, könnt ihr in der folgenden Tabelle sehen.

Zeitperiode⌀ -Rendite
Insiderkäufe
⌀ -Rendite
S&P 500
Differenz
Nach 1 Woche1,9%-0,3%2,1%
Nach 1 Monat3,6%2,0%1,6%
Nach 3 Monaten11,3%6,6%4,7%
Nach 6 Monaten17,0%11,9%5,1%
Nach 1 Jahr39,7%22,1%17,6%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Rendite von Insiderkäufen und dem S&P 500 Index für den Zeitraum von 2017 bis 2021.

Meine Daten haben ergeben, dass man mit dem Kauf von Aktien, die auch Insider eines Unternehmens kaufen, über jede Zeitperiode eine im Durchschnitt bessere Rendite erzielt hätte als mit einem direkten Investment in den S&P 500 Index.

Der Renditeunterschied fällt dabei umso größer aus, je länger man investiert geblieben ist. Hätte man immer dann in die Aktien investiert, die auch die Führungskräfte eines Unternehmens gekauft haben, dann hätte man nach einem Jahr eine durchschnittliche Rendite von 39,7% erzielt, während ein Investment in den S&P 500 Index im selben Zeitraum lediglich eine durchschnittliche Rendite von 22,1% erzielt hätte.

Betrachtet man also nur die durchschnittliche Rendite, dann ist das Nachhandeln von Insiderkäufen durchaus eine gute Investmentstrategie allerdings auch eine riskante, wie ihr in der nächsten Tabelle sehen könnt.

Zeitperiode% an Gewinnertrades
Insiderkäufe
% an Gewinnertrades
S&P 500
Differenz
Nach 1 Woche58,4%58,8%-0,3%
Nach 1 Monat60,3%73,8%-13,6%
Nach 3 Monaten60,8%83,9%-23,0%
Nach 6 Monaten57,7%80,2%-22,5%
Nach 1 Jahr49,4%80,0%-30,6%
Die Tabelle zeigt den Prozentsatz an Gewinnertrades von Insiderkäufen und dem S&P 500 Index für den Zeitraum von 2017 bis 2021.

Schaut man sich nämlich an wie viele Trades überhaupt eine positive Rendite erzielt haben, dann ist ein Investment in den S&P 500 die durchaus sicherere Wahl. Hätte man nämlich immer dann in die Aktien investiert, die auch die Führungskräfte eines Unternehmens gekauft haben, dann hätte man nach einem Jahr lediglich in 49,4% der Fälle eine positive Rendite erzielt, während man bei einem Investment in den S&P 500 Index in 80,0% der Fälle eine positive Rendite erzielt hätte.

D.h. also, dass die Wahrscheinlichkeit mit Insiderkäufen einen Gewinn zu erzielen geringer ist als bei einem Investment in den S&P 500 Index, allerdings ist die Überrendite von Insiderkäufen so viel höher, dass man im Durchschnitt dennoch eine bessere Rendite mit Insiderkäufen erzielen würde.

Allerdings ist diese Überrendite von Insiderkäufen auch sehr zeitabhängig. In der folgenden Grafik könnt ihr zum Beispiel sehen wie hoch die durchschnittliche Rendite von Insiderkäufen und von einem Investment in den S&P 500 Index im Zeitverlauf ist.

Die Grafik zeigt die durchschnittliche 1-Jahres Rendite von Insiderkäufen und des S&P 500 Index im Zeitverlauf an.

Die Grafik ist dabei wie folgt zu verstehen. Für jeden Monat habe ich geschaut, wie hoch die durchschnittliche Rendite auf Sicht von einem Jahr gewesen wäre, wenn ihr alle Insiderkäufe, die in diesem Monat geschehen sind, nachgekauft hättet bzw. wenn ihr parallel dazu einfach nur in den S&P 500 Index investiert hättet.

Ihr seht dabei, dass sich die Rendite von Insiderkäufen und dem S&P 500 Index gar nicht groß unterscheidet bis auf den Zeitraum ab März 2020. Das heißt der Großteil der Überrendite von Insiderkäufen wurde nur in der Periode von März 2020 bis September 2020 erzielt. 

Ich habe deswegen die erste Tabelle mit den durchschnittlichen Renditen von 2017 bis 2021 noch einmal für euch erstellt aber diesmal nur die durchschnittliche Rendite bis März 2020 genutzt und kam dabei zu folgenden Ergebnisse.

Zeitperiode⌀ -Rendite
Insiderkäufe
⌀ -Rendite
S&P 500
Differenz
Nach 1 Woche2,5%0,1%2,4%
Nach 1 Monat4,0%1,5%2,5%
Nach 3 Monaten4,0%3,2%0,8%
Nach 6 Monaten4,6%5,2%-0,6%
Nach 1 Jahr6,3%11,0%-4,7%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Rendite von Insiderkäufen und dem S&P 500 Index für den Zeitraum von 2017 bis März 2020.

Nimmt man also die Periode von März 2020 bis Ende 2021 aus dem Datensatz heraus (d.h. der Corona-Crash und darauffolgende Bullenmarkt wird nicht berücksichtigt), dann sieht die Datenlage schon ganz anders aus.

In diesem Fall ist langfristig betrachtet ein Investment in den breiten Markt nämlich die bessere Alternative als das Nachhandeln von Insiderkäufen.

Für den gewählten Zeitraum was das Nachkaufen von Insiderkäufen somit in einem „normalen“ Markt keine gute Investmentstrategie aber in Zeiten eines Crashs waren Insiderkäufe ein guter Indikator für eine baldige Bodenbildung am Markt. Übrigens, falls ihr gern mehr über andere Indikatoren zur Bodenbildung erfahren wollt, dann könnt ihr euch hier meinen Artikel über die 5 wichtigsten Trendindikatoren durchlesen.

Handelt Insiderkäufe also nicht blindlings nach, sondern nutzt sie stattdessen als Indikator in Krisenfällen, um günstige Einstiegszeitpunkte zu entdecken.

Meine Analyse hat allerdings nur einen sehr kurzen Zeitraum betrachtet. Wissenschaftler haben dieselbe Frage aber auch schon für längere Zeiträume betrachtet und kamen dabei eigentlich immer zu dem Ergebnis, dass langfristig betrachtet Insiderkäufe bessere Renditen erzielen als der breite Markt. Die Ergebnisse zu den Untersuchungen könnt ihr hier oder hier nachlesen.

Wo findet man Insiderkäufe?

Wenn ihr zukünftig auf Insiderkäufe achten möchtet, dann könnt ihr die Informationen auf verschiedenen Websites erhalten. In der folgenden Liste könnt ihr dabei Links zu Datenbanken für Insiderkäufe in verschiedenen Ländern finden.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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