Der MACD Indikator – Wie ihr dadurch ein besserer Trader werdet


Für eher kurzfristig ausgerichtetes Traden eignen sich insbesondere Trendindikatoren, um gute Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu ermitteln. Besonders beliebt ist dabei immer wieder der sogenannte MACD Indikator aber wie bei so vielen Dingen, gehört schon ein bisschen Wissen dazu, um den Indikator wirklich gut zu verstehen und anwenden zu können. Deswegen dachte ich mir, es wäre einmal Zeit den Indikator genau unter die Lupe zu nehmen.

Der MACD Indikator ist ein Trendindikatoren der die Differenz zwischen zwei gleitenden Durchschnitten eines Aktienpreises misst. Ein Kaufsignal liegt in der Regel vor, wenn der MACD die Signallinie nach oben durchbricht und ein Verkaufssignal, wenn die Signallinie nach unten durchbrochen wird.

Für den MACD Indikator bzw. Moving Average Convergence Divergence Indikator werden also verschiedene Dinge benötigt: Zwei gleitende Durchschnitte und eine Signallinie. Schauen wir uns einmal an, wie sich diese Komponenten zusammensetzen.

Das ist übrigens meine Detailanalyse zum MACD. Wenn ihr gern mehr über andere Trendindikatoren erfahren wollt und wie gut diese im Vergleich zueinander sind, dann solltet ihr euch meinen Artikel über die 5 wichtigsten Trendindikatoren durchlesen.

Die Berechnung des MACD Indikators

Für die Berechnung des MACD Indikators benötigt man in der Regel die exponentiellen gleitenden Durchschnitte (kurz: EMA) mit einer Periodenlänge von 26 Zeiteinheiten und mit 12 Zeiteinheiten. Der MACD berechnet sich dann aus der Differenz des 12-Perioden-EMA und dem 26-Perioden-EMA.

Die Formel zur Berechnung des MACD ist somit:

MACD = 12-Perioden-EMA – 26-Perioden-EMA

Für die Neueinsteiger unter euch noch zur Erklärung was ein exponentieller gleitender Durchschnitt ist. 

Während ein simpler gleitender Durchschnitt alle Kurse der jeweiligen Zeitperiode gleich gewichtet, gewichtet ein exponentiell gleitender Durchschnitt die jüngeren Kurse einer Aktie höher als zeitlich weiter zurückliegende Kurse.

Bei eine Zeitperiode von 50 Tagen würde also bei einem simplen gleitenden Durchschnitt jeder Kurs der letzten 50 Tage ein Gewicht von ein Fünfzigstel bei der Durchschnittsberechnung bekommen. Bei einem exponentiell gleitenden Durchschnitt wäre die Gewichtung des Kurses von vor 50 Tagen allerdings geringer als die Gewichtung des Kursen von gestern. 

Ein EMA reagiert somit stärker auf neuste Preisentwicklungen als der simple gleitende Durchschnitt. Mehr zu diesem Thema könnt ihr auch in meinem Artikel über den gleitenden Durchschnitt als Trendindikator durchlesen.

Die Berechnung der Signallinie

Die sogenannte Signallinie ist ein zusätzliches Hilfsmittel beim Moving Average Convergence Divergence Indikator und sie berechnet sich aus einem exponentiell gleitenden Durchschnitt auf den MACD Indikator mit einer Periodenlänge von 9 Zeiteinheiten.

Der MACD wird also nie allein betrachtet, sondern immer nur im Zusammenspiel mit der Signallinie und erst beide zusammen erlauben eine vollständige Aussage über die Trendentwicklung einer Aktie.

Wie funktioniert der MACD?

Der MACD und die Signallinie sagen aus, ob sich eine Aktie in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend befindet. Durchbricht der MACD die Signallinie nach unten, versteht man dies als ein Verkaufssignal bzw. anstehenden Abwärtstrend der Aktie und wird die Signallinie nach oben durchbrochen, versteht man das als ein mögliches Kaufsignal bzw. einen Aufwärtstrend.

Schauen wir uns das Ganze aber an einem Beispiel an.

Der Chart zeigt den Kursverlauf auf Tagesbasis von McDonald‘s (oben) und den dazugehörigen MACD Indikator (unten) an.

Der Chart zeigt oben den Kursverlauf von McDonald‘s und darunter den MACD Indikator (blau) mit der dazugehörigen Signallinie (orange). Im Kurschart selbst habe ich auch noch einmal die exponentiell gleitenden Durchschnitte mit 12 Tagen Periodenlänge (gelb) und 26 Tage Periodenlänge (weiß) eingefügt, damit man genau nachvollziehen kann, wie sich der MACD ermittelt.

Da sich der MACD aus der Differenz des 12-Tage-EMA und des 26-Tage-EMA berechnet, können wir den aktuellen MACD-Wert auch gut anhand der beiden EMA-Linien im Kurschart ablesen. Der MACD ist nämlich genau der Abstand zwischen der gelben Line (12-Tage EMA) und der weißen Linie (26-Tage EMA). Immer wenn die gelbe Linie über der weißen Linie liegt, ist der MACD (blaue Linie) positiv und wenn es andersherum ist, ist der MACD negativ. Kreuzen sich beide EMAs, ist der MACD genau null.

Allerdings könnt ihr im unteren Bereich auch noch grüne und rote Balken sehen. Dieses sogenannte Histogramm zeigt den Abstand zwischen dem MACD und der Signallinie. Liegt der MACD (blaue Linie) über der Signallinie (orangene Linie), ist das Histogramm positiv bzw. man sieht einen grünen Balken und liegt der MACD unter der Signallinie, ist das Histogramm negativ bzw. rot. Kreuzt der MACD die Signallinie, ist das Histogramm genau null.

Die Interpretation des Indikators

Der MACD ist aufgrund seiner Berechnungsmethodik nicht so intuitiv wie z.B. zwei gleitende Durchschnitte. Entsprechend erfordert die Interpretation des Indikators ein wenig mehr Verständnis über die verschiedenen Szenarien, die der MACD erzeugen kann. Grundsätzlich können beim MACD folgende wichtige drei Szenarien vorliegen: ein Kreuzen der Signallinie, ein Kreuzen der Nulllinie und eine Divergenz. 

Das Kreuzen der Signallinie

Hierbei handelt es sich um das gängigste Signal des MACD. Wie der Name schon verrät, erzeugt der Indikator in diesem Fall ein Signal für den Händler, wenn die MACD Linie die Signallinie kreuzt.

Hintergrund dieses Szenarios ist, dass die Signallinie de facto ein Indikator auf einen Indikator ist. D.h. sie hängt dem MACD ein wenig hinterher. Steigt der MACD, dann steigt die Signallinie auch mit ein wenig Verzögerung und fällt der MACD, fällt die Signallinie ein wenig verzögert.

Durchkreuz der MACD deshalb die Signallinie von unten nach oben, bedeutet das zuerst einmal, dass der 12-Tage-EMA größer ist als der 26-Tage-EMA. D.h. der Kurs der zugrundeliegenden Aktie steigt tendenziell. Das Durchkreuzen der Signallinie wiederum verstärkt nun noch die Annahme, dass der Aktienkurs sich aus seinem Abwärtstrend herausbewegt hat und sehr wahrscheinlich nun ein Aufwärtstrend beginnt.

Man spricht beim Durchkreuzen der Signallinie von unten nach oben deshalb auch von einem Bullishen Crossover. Durchkreuzt der MACD die Signallinie allerdings von oben nach unten, spricht man von einem Bearishen Crossover.

Der Chart zeigt den Kursverlauf von Coca-Cola auf Tagesbasis. Hervorgehoben sind die Bullishen und Bearishen Crossovers. In allen vier Fällen hat der MACD gute Kauf- und Verkaufssignale generiert.

Das Kreuzen der Nulllinie

Bei diesem Szenario spielt die Signallinie überhaupt keine Rolle dafür aber die sogenannte Nulllinie. Als Nulllinie wird die horizontale Gerade im MACD Chart bezeichnet, die angibt, wann der MACD null ist. Ein Durchkreuzen dieser Linie bedeutet also, dass der MACD entweder positiv oder negativ wird.

Es wird dabei als Zeichen für einen Aufwärtstrend angesehen, wenn der MACD die Nulllinie von unten nach oben durchkreuzt (also positiv wird) und als Zeichen für einen Abwärtstrend, wenn der MACD die Nulllinie von oben nach unten durchkreuzt (also negativ wird)

Der Chart zeigt den Kursverlauf von Visa auf Tagesbasis. Hervorgehoben sind die Bullishen und Bearishen Nulllinien Crossovers. In allen vier Fällen hat der MACD zwar gute Kauf- und Verkaufssignale generiert allerdings auch erst relativ verzögert.

Die Divergenz

Eine Divergenz liegt immer dann vor, wenn sich der MACD in eine andere Richtung bewegt als der Kurs der zugrundeliegenden Aktie.

Eigentlich sollte man ja meinen, dass immer wenn der Aktienkurs steigt, dann muss auch der MACD steigen bzw. fallen, wenn auch der Aktienkurs fällt aber genau das passiert bei einer Divergenz nicht.

Man spricht dann von einer Bullishen Divergenz, wenn der Kursverlauf immer niedrigere Tiefs verzeichnet, während der MACD allerdings höhere Tiefs ausgibt. In aller Regel ist in so einem Szenario davon auszugehen, dass sich der Aktienkurs bald stark nach oben bewegen wird.

Der Chart zeigt den Kursverlauf von Colgate-Palmolive auf Tagesbasis. Hervorgehoben ist der Bereich, in dem der MACD zwar steigt aber der Kursverlauf eigentlich fallend ist. Das ist ein starkes Signal, dass es bald zu einem Anstieg des Kurses kommt, was in dem Fall auch passiert ist.

Andersherum sieht es aber bei der Bearishen Divergenz aus. Hier verzeichnet der Kursverlauf der Aktie immer höhere Hochs aber der MACD gibt immer niedrigere Hochs aus. In diesem Fall ist eher mit einem Rückgang des aktuellen Kursniveaus zu rechnen.

Der Chart zeigt den Kursverlauf von Siemens auf Tagesbasis. Hervorgehoben ist der Bereich, in dem der MACD zwar fällt aber der Kursverlauf eigentlich steigend ist. Das ist ein starkes Signal, dass es bald zu einem Rückgang des Kurses kommt, was in dem Fall auch passiert ist.

Übrigens könnt ihr nicht nur durch Trendindikatoren eure Gesamtrendite positiv beeinflussen sondern auch der Monat, in dem ihr investiert, hat einen entscheidenden Einfluss auf eure Rendite. Welcher Monat der beste und welcher der schlechteste zum (ver)kaufen ist, könnt ihr in diesem Artikel von mir nachlesen.

Wo kann man sich den MACD Indikator für einzelne Aktien ansehen?

Wenn ihr zukünftig den MACD für eure eigenen Analysen nutzen wollt, benötigt ihr ein professionelles Chartprogramm dafür. Ich nutze dafür TradingView und kann es euch auch nur empfehlen. Das Programm kostet zwar 15 EUR im Monat, aber es ist sein Geld wirklich wert. Solltet ihr euch auch für das Programm entscheiden, dann könnt ihr das gern über diesen Link machen. Dann bekommst du und ich zwei Monate geschenkt. Zusammen mit der 30 Tage Probezeit sind das schon 3 Monate gratis für euch.

Der MACD lässt sich in TradingView über den „Indikator & Strategie“ Button hinzufügen. Wenn sich das neue Fenster öffnet, such ihr dann nach „MACD“ und der Indikator taucht dann unter dem Namen „Moving Average Convergence Divergence“ auf. Einmal draufklicken und schon seht ihr den MACD unter eurem regulären Kurschart. 

Eine kleine Anleitung wie ihr den MACD in TradingView hinzufügen könnt.

MACD vs. RSI

Ein anderer häufig genutzter Trendindikator ist der Relative-Stärke-Index (RSI), sodass es sich lohnt hier einen kurzen Vergleich beider Indikatoren vorzunehmen.

Der RSI ermittelt sich anhand durchschnittlicher Kursanstiege und Kursrückgänge und gibt damit an, ob eine Aktie gerade überkauft oder überverkauft ist. Der MACD misst wiederum die Unterschiede von zwei gleitenden Durchschnitten. 

Wenn ihr gern mehr über den RSI Indikator erfahren wollt, dann lest euch unbedingt diesen Artikel von mir hier durch, indem ich den RSI ganz genau erkläre und wie ihr ihn beim Traden nutzen könnt.

Beide Indikatoren sind gut geeignet, um das Momentum bzw. den Trend einer Aktie zu erkennen bzw. zu signalisieren, wann ein Trend möglicherweise beginnt oder beendet wurde.

Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass beide Indikatoren unterschiedliche Signale geben, da ihre Berechnungsweise einfach zu unterschiedlich ist.

Dieser Chart zeigt zum Beispiel genau so eine Situation, indem der MACD ein Kaufsignal generiert während der RSI aber ein Verkaufssignal erzeugt. Das passiert in der Regel nur sehr selten aber kann dennoch vorkommen und man sollte in solchen Situationen vorsichtig sein.

Der Chart zeigt den Kursverlauf von Google auf Tagesbasis. Der hervorgehobene Bereich beim MACD gibt ein Kaufsignal an, während der RSI ein eindeutiges Verkaufssignal ausgibt.

Es ist deshalb empfehlenswert Indikatoren nicht nur separat zu betrachten, sondern sie vielmehr als eines von vielen Entscheidungskriterien anzusehen. Ihr solltet auch nie eine Aktie nur deshalb kaufen oder verkaufen, weil ein Indikator es euch so empfohlen hat, sondern führt immer eine tiefergehende Analyse zu euren Investments durch bei denen der Indikator nur ein Teil davon ist.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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