Wie gibt man Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect ein?


Ein wesentlicher Vorteil von uns Retail-Investoren im Vergleich zu institutionellen Investoren ist, dass man Stop-Loss Orders zum Absichern seiner Positionen nutzen kann, um somit größere Verluste zu vermeiden. Reine Stop-Loss Orders haben aber den Nachteil, dass sie immer ohne Limit an den Markt gehen und man somit besonders bei sehr illiquiden Aktien größere Bid-Ask-Spannen (und damit geringere Gewinne bzw. größere Verluste) in Kauf nehmen muss.

Professionelle Broker bieten deshalb die Möglichkeit von Stop-Loss-Limit Orders, die automatisch eine Limit-Order an den Markt geben, sobald ein gewisses Limit des Aktienkurses über- bzw. unterschritten ist. Viele von euch nutzen allerdings die Comdirect als Broker (was grundsätzlich nicht falsch ist, ich nutze ebenfalls die Comdirect für einen Teil meines Depots) und dort ist die Funktion von Stop-Loss-Limit Orders leider ein wenig versteckt, weswegen ich euch mit dieser Anleitung zeigen möchte, wie ihr solche Orders eingeben könnt.

Etwas weiter unten erkläre ich auch noch einmal die Unterschiede zu Stop-Loss Orders ohne Limit und die Vor- und Nachteile von Stop-Loss-Limit Orders. Also scrollt auch ein wenig nach unten, wenn ihr mehr erfahren wollt.

Anleitung – Wie gibt man Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect ein

Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect

  1. Gehe zu Live-Trading

  2. Wähle „LT mit Limit“

  3. Gib Deine Order-Daten ein

  4. Wähle bei „Orderzusatz“: Stop Buy Limit / Stop Loss Limit

  5. Gebe bei Ausführung „Limit“ an zu welchem Stop Buy / Stop Loss die Order aktiviert werden soll

  6. Gebe bei „Limit nach Aktivierung“ an zu welchem Limitpreis die Order an den Markt gehen soll

Der Unterschied zwischen Stop-Loss-Limit Orders und Stop-Loss Orders

Sollten du bisher Orders immer ohne ein Limit und für bestehende Positionen nie Stops eingegeben haben, dann solltest du dir diesen Abschnitt unbedingt durchlesen, denn ich erkläre dir, wie du mit wenigen Schritten Aktien zu einem besseren Kurs kaufen bzw. verkaufen kannst und wie du dein Portfolio vor größeren Verlusten schützen kannst.

Die Stop-Loss Order

Nehmen wir einmal an, du hast dir in der Vergangenheit 100 Aktien von McDonald’s zu einem Preis von 150 USD gekauft. Über die letzten Jahre hat der Kurs der Aktie deutlich zugelegt und lag zu Beginn Februar 2020 bei circa 220 USD. Zu diesem Zeitpunkt hast du also einen Gewinn durch die Aktien in Höhe von 7.000 USD (circa 6.000 EUR) gemacht.

Jetzt ist es natürlich absolut normal, dass dieser Gewinn mal ein klein wenig höher oder niedriger ausfällt, da der Kurs der Aktie täglich schwankt allerdings sollte es dir niemals passieren, dass du mit dieser Aktie wieder Verlust machst. Wenn doch, dann solltest du einen wirklich guten Grund dafür haben oder aber deinen Investment-Stil deutlich überdenken.

Der Chart von MCD zeigt deutlich, dass man vor der Corona-Krise zwar deutliche Gewinne mit der Aktie machen konnte aber diese alle verloren hätte, wenn man sich nicht rechtzeitig wieder von der Aktie getrennt hätte. Erstellt mit TradingView.

Fakt ist nämlich, dass du dich von der Aktie trennen solltest, wenn der Aktienkurs stärker nach unten geht, um deine Gewinne zu sichern. Das kannst du machen, indem du entweder jeden Tag vor dem PC sitzt und den Kurs all deiner Aktien prüfst oder in dem du den ganzen Prozess automatisierst und mit Stop-Loss Orders arbeitest.

Im oben genannten Beispiel von McDonald’s könnte eine Stop-Loss Order zum Beispiel so aussehen. Der aktuelle Kurs liegt wie beschrieben bei 220 USD und ich möchte, dass alle Aktien automatisch verkauft werden, sobald der Kurs unter 200 USD sinkt. Da ich die Aktien ursprünglich zu 150 USD gekauft habe, würde ich somit trotzdem noch 50 USD je Aktie bzw. einen Gesamtgewinn von 5.000 USD machen.

Für so einen automatischen Verkauf muss ich eine Stop-Loss Order eingeben mit einem Limit von 200 USD (über die Standard-Trading-Maske der Comdirect bei „Orderzusatz“) und sobald der Kurs unter 200 USD fällt, werden die Aktien automatisch verkauft (bzw. kann ich darüber auch automatisch kaufen, wenn der Kurs über einen bestimmten Wert steigt, aber das würde ich nicht unbedingt empfehlen).

Vielleicht interessiert Dich auch das hier: Was bedeutet „Buy the Dip“ und macht es überhaupt Sinn auf einen Dip zu warten?

Die Stop-Loss-Limit Order

Stop-Loss Orders haben aber einen großen Nachteil und das ist, dass sie kein Limit haben bzw. immer als „billigst“ ausgeführt werden. D.h. wenn im oben genannten Beispiel der Trigger die 200 USD Schwelle sein soll, dann bedeutet das nicht, dass meine Aktien auch zu einem Preis von 200 USD verkauft werden.

Es heißt nur, dass sobald der Kurs von 200 USD unterschritten wird, meine Aktien zum aktuellen Marktpreis verkauft werden. Bei sehr liquiden Aktien und unter üblichen Marktbedingungen sollte der Verkaufspreis dann auch grob leicht unter 200 USD liegen aber bei einem Black Swan Ereignis wie der Corona-Krise und den damit einhergehenden extrem starken Kursänderungen muss das nicht der Fall sein.

In solchen Fällen kann es durchaus auch vorkommen, dass das Limit von 200 USD unterschritten wurde und eure Aktien dann für 180 USD oder noch weniger verkauft werden. Grund dafür ist, dass eine Stop-Loss Orders immer nur zu irgendeinem noch verfügbaren Preis am Markt verkauft und dieser nicht limitiert ist.

Eine Stop-Loss-Limit Order umgeht das Problem, indem es nach dem Auslösen der Stop-Loss-Schwelle (leider bei Comdirect ebenfalls als „Limit“ bezeichnet) keine „billigst“ Order an den Markt stellt, sondern eine Limit-Order.

Dafür gebt ihr bei einer Stop-Loss-Limit Order immer zwei Limits ein. Das erste Limit ist die Schwelle, bei der etwas passieren soll und das zweite Limit ist der Preis, zu dem ihr maximal verkaufen wollt.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel von McDonald’s, um es deutlicher darzustellen. Als erstes Limit (der Schwelle) würdet ihr 200 USD eingeben und als zweites Limit (Limit Preis) würdet ihr zum Beispiel 195 USD eingeben. Würde der Kurs der McDonald’s Aktie nun unter 200 USD fallen, würdet ihr automatisch eine Order an den Markt geben, bei der ihr all eure McDonald’s Aktien verkauft zu einem Preis von mindestens 195 USD.

Vorteile und Nachteile von Stop-Loss-Limit Orders

Der Vorteil von Stop-Loss-Limit Orders ist somit, dass ihr genau bestimmen könnt zu welchem Preis eure Aktien verkauft werden sollen und obwohl das ein unglaublicher Vorteil gegenüber der einfachen Stop-Loss Order ist, hat dieser Orderzusatz dennoch einen großen theoretischen Nachteil, den ihr zumindest kennen solltet.

Anders als bei Billigst-Orders kann es bei Limit-Orders nämlich vorkommen, dass bei geringer Liquidität oder starken Kursänderungen der Aktie es zu keinem Verkauf kommt. D.h. ihr platziert zwar die beispielhafte Stop-Loss-Limit Order von 200 / 195 USD aber sollte der Kurs unter 200 USD fallen, kann es unter Umständen vorkommen, dass es nur Käufer gibt, die für maximal 190 USD kaufen würden.

In dem Fall würde eure Order sagen, dass ihr mindestens 195 USD haben wollt und alle Käufer wollen aber nicht mehr als 190 USD bezahlen. Es käme entsprechend zu keinem Trade und der Kurs der Aktie würde auf 190 USD runterfallen. Das könnte euch mit der Billigst-Order nicht passieren allerdings würden ihr in diesem Fall nur zu 190 USD (oder weniger) verkaufen können.

Dieses Risiko ist allerdings nur theoretisch und sollte nur vorkommen, wenn ihn mit absolut illiquiden Aktien handelt und wenn es einen enorm starken Kursabsturz mit einmal gibt. Sonst sollte so etwas eher nicht vorkommen. Um das Risiko noch weiter zu verringern, könnt ihr auch die Grenze zwischen Schwellenwert (200 USD im obigen Beispiel) und Limit-Wert (195 USD im obigen Beispiel) etwas vergrößern.

Bevor ich Stop-Loss-Limit Orders kannte, ist es mir auch viel zu oft passiert, dass ich aus Aktien zu ganz schlechten Preisen ausgestopt wurde, nur weil es irgendeine komische Order am Markt gab, die den Kurs der Aktie für den Bruchteil einer Sekunde nach unten getrieben hat. Seitdem ich Stop-Loss-Limit Orders benutze, ist mir das nie wieder passiert, weswegen ich euch diese Order-Art auch nur empfehlen kann.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

Neueste Artikel