Wann sind aktiv gemanagte Fonds sinnvoll?


So gut wie jeder hat sicherlich schon einmal davon gehört, dass die meisten aktiven Fondsmanager langfristig nie ihren Index schlagen. Ich selbst bin dieser Frage auch schon einmal genauer nachgegangen und habe in diesem Artikel analysiert, dass auf Sicht von 20 Jahren circa 80% aller aktiv gemanagten Aktienfonds ihren Index nicht schlagen. Aber was ist mit den anderen 20%, die ihren Index regelmäßig schlagen? Welche Fonds sind das, wie schaffen sie das und kann man daraus ableiten, wann aktiv gemanagte Fonds sinnvoll sind? Dieser Artikel soll es euch erklären.

Aktiv gemanagten Fonds gelingt es besonders in Aufwärtsphase eine Überrendite zu erzielen, während sie in Abwärts- oder Seitwärtsphasen schlechter als der Vergleichsindex performen. Allerdings können auf Sicht von 20 Jahren circa 80% aller aktiv gemanagten Aktienfonds ihren Index nicht schlagen.

Eine Vielzahl der aktiv gemanagten Fonds schlägt ihren Index also langfristig nie, aber dennoch gibt es aktive Fondsmanager denen es gelingt. Um zu erkennen, wann bzw. warum es diesen Fonds gelingt, müssen wir uns zuerst einmal anschauen, welchen Fonds es überhaupt gelingt und was sie gemeinsam haben.

Welche Fonds schlagen den Markt regelmäßig?

Betrachten wir für diese Frage doch einmal einen Zeitraum von 20 Jahren. In den vergangen 20 Jahren hat der S&P 500 Index eine durchschnittliche Jahresrendite von circa 9% erzielt

Die folgende Tabelle zeigt euch 10 aktive Fonds, deren durchschnittliche Jahresrendite in den letzten 20 Jahren deutlich über der durchschnittlichen Jahresrendite des S&P 500 Index lag.

NameSymbolDurchschnittliche Jahresrendite
Shelton Capital Nasdaq-100 Index DirectNASDAX14,3%
USAA Nasdaq-100 IndexUSNQX14,07%
Fidelity Growth CompanFDGRX14,04%
Fidelity OTC PortfolioFOCPX13,78%
JPMorgan Growth Advantage AVHIAX13,45%
Rydex Nasdaq-100 HRYHOX13,1%
Amana GrowthAMAGX13,04%
Vanguard Capital Opportunity InvVHCOX12,81%
ProFunds NASDAQ-100 InvestorOPTIX12,67%
T. Rowe Price New America GrowthPRWAX12,52%
Die Tabelle zeigt eine Liste von 10 aktiv gemanagten Aktienfonds an, die in den letzten 20 Jahren den breiten Aktienmarkt deutlich geschlagen haben.

Wie ihr seht, gibt es also viele aktive Fonds, die den breiten Markt schlagen können und das sogar um mindestens 3%. Nur damit ihr ein Verständnis habt, was das für einen unglaublichen Unterschied macht. 10.000 EUR angelegt bei 9% Rendite pro Jahr ergeben nach 20 Jahren circa 56.000 EUR. Bei 12% Rendite pro Jahr werden aus den 10.000 EUR aber circa 96.000 EUR, was insgesamt 71% mehr Vermögen für euch bedeutet. 

Lasst ihr das Geld 10 weitere Jahre investiert, also insgesamt 30 Jahre, dann erhaltet ihr bei mit den 12% Rendite fast 300.000 EUR, während es bei der 9% jährlichen Rendite lediglich bis auf circa 132.000 EUR ansteigt. Es macht also durchaus einen Unterschied, ob man so einen gut laufenden Fonds in seinem Portfolio hat oder nicht.

Bevor wir uns aber anschauen, wann es diesen Fonds gelungen ist, den breiten Markt zu schlagen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass die historische Rendite kein Garant für zukünftige Gewinne ist und ihr deswegen nicht davon ausgehen könnt, dass diese Fonds auch in Zukunft den Markt schlagen werden.

Das soll auch keine Kaufempfehlung meinerseits für die oben genannten Fonds sein. Ich habe euch lediglich auf Aktienfonds mit besserer Performance als der S&P 500 Index hingewiesen. Denkt also vor euren Investments selbst immer nach, ob ihr investieren solltet.

So viel dazu und nun zum nächsten Abschnitt.

Wann schlagen aktiv gemanagte Fonds ihren Index?

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum das “Wann” eigentlich so wichtig ist. Wenn ein Fonds im Durchschnitt 3% mehr Rendite über 20 Jahre geliefert hat, dann sollte es doch keine Rolle spielen ob er in einem Jahr den Index um zum Beispiel 100% geschlagen hat und in den anderen 19 Jahren lediglich genau die Indexrendite erzielt hat.

Das mag vielleicht auf extrem langer Sicht so sein, weil der Durchschnitt das Ganze schon irgendwie ausgleicht, aber auf kürzerer Sicht macht es bei diesen Fonds dennoch einen Unterschied, wann man in sie investiert hat.

Um das zu verdeutlichen, schauen wir uns einfach die nachfolgende Grafik an. Das ist die Performance (logarithmisch) des S&P 500 Index seit 1872. Seit 1872 hat der Index insgesamt 7,04% pro Jahr im Durchschnitt erzielt allerdings seht auch deutlich, dass es in den letzten 200 Jahren mehrere Perioden gab in denen der S&P 500 eine Rendite von 0% geliefert hat und andere Perioden, in denen er in kürzester Zeit seinen Wert verzehnfacht hat.

Es spielt also durchaus eine Rolle wann wir in einen aktiven Fonds auf den S&P 500 Index investieren da abhängig vom Zeitpunkt auch eine andere Marktlage vorliegt.

Die Grafik zeigt die Performance (logarithmisch) des S&P 500 Index seit 1872 und die Perioden, in denen er eine Rendite von lediglich 0% geliefert hat.

Es sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass die obere Grafik keine Dividendenzahlungen berücksichtigt, allerdings habe ich das noch einmal separat in Excel nachgerechnet und die Dividendenzahlungen hätten die Perioden mit null Prozent Rendite nur um wenige Monate verkürzt.

Damit die oben genannten Fonds also nicht nur ein Glückstreffer sind, die rein zufällig den S&P 500 auf Sicht von 20 Jahren geschlagen haben aber auf jeder anderen Zeitebene nicht, sollten wir uns die Fonds also genau anschauen, wie sie in jeder Periode performt haben im Vergleich zum S&P 500.

Schauen wir uns dazu den FOCPX Fonds etwas genauer an und wie er in den unterschiedlichen Perioden gegen den S&P 500 Index abgeschnitten hat. Betrachten wir dabei jeweils immer 10 Jahre und besondere Marktperioden.

Die Grafik zeigt den Performanceverlauf des Fidelity OTC Portfolio Fonds und des S&P 500 Index an.
  • 1985 bis 1990: der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 3,84% pro Jahr übertroffen
  • 1990 bis 2000: der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 1,91% pro Jahr übertroffen
  • 2000 bis 2010: der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 0,4% pro Jahr unterboten
  • 2010 bis 2020: der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 5,71% pro Jahr übertroffen
  • 1985 bis 2000 (Bullenmarkt): der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 2,89% pro Jahr übertroffen
  • 2000 bis 2013 (Seitwärtsmarkt): der FOCPX hat den S&P 500 um durchschnittlich 0,83% pro Jahr unterboten

Ein kleiner Hinweis zu diesen Zahlen. Die jeweiligen Prozentsätze der Über- oder Unterrendite des FOCPX berücksichtigen die jährlichen Fondskosten.

Der FOCPX konnten also insbesondere in Aufwärtsphasen den breiten Markt schlagen während es ihm in Abwärts- und Seitwärtsphasen nicht gelang den Vergleichsindex zu schlagen.

Das macht auch Sinn, da der Fonds sich selbst in der Kategorie Large Growth einstuft und damit besonders in Aufwärtsphasen seine Stärken ausspielen sollte.

Die anderen oben genannten Fonds liefern alle ähnliche Resultate. Das heißt sie übertreffen den S&P 500 in Aufwärtsphasen und werden vom Index in Abwärts- und Seitwärtsphasen geschlagen.

Das ist ein wenig überraschen, denn das Argument von aktiven Portfoliomanagern ist nämlich häufig, dass sie in Abwärtsphasen Teile ihres Portfolios verkaufen können, was ein Index wie der S&P 500 nicht kann.

Entsprechend ist die Argumentation, dass aktive Fonds in Krisenzeiten nicht so viel Verlust machen wie der breite Markt aber die Analyse der oben genannten 10 aktiven Fonds lässt gerade das Gegenteil vermuten.

Nicht in Bärenmärkten liefern aktive Fonds eine Überrendite, sondern in Bullenmärkten. Nichtsdestotrotz aber noch einmal der Hinweis, dass nur die wenigsten aktiven Fonds ihren Vergleichsindex langfristig schlagen. Auf Sicht von 20 Jahren schaffen es nicht einmal 20% ihren Index zu schlagen, weswegen man aktive Fonds immer sehr genau aussuchen sollte.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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