Was taugen Aktienempfehlungen?


Analysten geben täglich immer wieder neue Kauf- oder Verkaufsempfehlungen ab und die Frage, die ich mir dabei gestellt habe, war immer, ob es eigentlich Sinn macht diesen Empfehlungen zu folgen. Da ich keine gute Analyse dazu finden konnte, habe ich das Ruder selbst in die Hand genommen und über 66.000 Analysteneinschätzungen untersucht, um zu prüfen, ob diese überhaupt etwas taugen.

Eine Analyse von mehr als 66.000 Analysteneinschätzungen hat ergeben, dass Aktien, die eine Kaufempfehlung erhalten haben im Durchschnitt eine bessere Rendite erzielen als der breite Markt. Verkaufsempfehlungen führen allerdings nicht zu einer schlechteren Performance als der breite Markt, sodass man diesen Empfehlungen nicht folgen sollte. 

D.h. Aktienempfehlungen taugen durchaus etwas, wenn es um Kauf- und Halteempfehlungen geht aber dafür weniger, wenn es um Verkaufsempfehlungen geht. Schauen wir uns meine Analyse aber ein wenig im Detail an, weil euch sicherlich auch weitere Ergebnisse noch interessieren werden.

Die Analyse von über 66.000 Aktienempfehlungen

Für meine Analyse habe ich mir insgesamt 66.516 Analystenempfehlungen auf Aktien aus dem S&P 500 angeschaut, die zwischen 2012 und 2020 von zahlreichen Analysten abgegeben wurden. Die Verteilung der verschiedenen Empfehlungen seht ihr dabei in folgender Tabelle.

RatingAnzahlAnteil
Buy35.37553,2%
Hold26.73840,2%
Sell4.0566,1%
Andere (Spekulativ, Vorsicht)3470,5%
Die Tabelle zeigt die Verteilung der verschiedenen Aktienempfehlungen diverser Analysten.

Die meisten Empfehlungen sind also Kauf- und Halteempfehlungen während Verkaufsempfehlungen in der Regel extrem selten sind. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn es später um die Frage geht, wie gut Aktienempfehlungen allgemein sind.

Bei jeder Empfehlung habe ich mir nun angeschaut, wie sich der Kurs der empfohlenen Aktie in der nächsten Woche, dem nächsten Monat und dem nächsten Quartal verändert hat. 

Ich habe den Zeithorizont dabei bewusst nur auf maximal ein Quartal gelegt, da die meisten Analysten jedes Quartal eine neue Empfehlung abgeben und es somit nicht zu Überschneidungen oder doppelten Zählungen bei meiner Analyse kommt.

Da die Aktienempfehlungen sich lediglich auf US-Aktien beziehen (leider habe ich keine frei zugänglichen Daten für den Euro-Raum gefunden), habe ich die Rendite der empfohlenen Aktie dann mit der Rendite des S&P 500 im selben Zeitraum verglichen, um zu prüfen, welche Performance besser oder schlechter war.

Kaufempfehlungen

Für alle Kaufempfehlungen ergeben sich dabei folgende Daten.

ZeitperiodeDurchschnittliche
Rendite der empfohlenen Aktie
Durchschnittliche Rendite
des S&P 500
Aktienperformance gegenüber
S&P 500
Eine Woche nach Empfehlung0,5%0,3%41,3%
Einen Monat nach Empfehlung1,7%1,4%23,2%
Ein Quartal nach Empfehlung4,9%4,0%22,9%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Rendite aller von Analysten zum Kauf empfohlenen Aktien im Vergleich zum S&P 500 Index.

Für Kaufempfehlungen zeigt sich also, dass im Durchschnitt die empfohlene Aktie über alle drei Zeitperioden eine bessere Performance liefert als der breite Markt. 

Anhand der Daten lässt sich also schlussfolgern, dass man eine Überrendite gegenüber dem breiten Markt erzielen kann, wenn man von Analysten zum Kauf empfohlene Aktien kauft.

Bzw. anders ausgedrückt: Kaufempfehlungen von Analysten sind äußerst gut geeignet, wenn es darum geht Aktien zu kaufen, die besser als der breite Markt performen sollen.

Halteempfehlungen

Ähnlich sieht es auch bei Halteempfehlungen für Aktien aus. Hier ergeben sich die folgenden Daten.

ZeitperiodeDurchschnittliche
Rendite der empfohlenen Aktie
Durchschnittliche Rendite
des S&P 500
Aktienperformance gegenüber
S&P 500
Eine Woche nach Empfehlung0,4%0,3%19,6%
Einen Monat nach Empfehlung1,6%1,4%19,0%
Ein Quartal nach Empfehlung4,7%4,0%19,7%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Rendite aller von Analysten zum Halten empfohlenen Aktien im Vergleich zum S&P 500 Index.

Halteempfehlungen sagen aus, dass man die Aktie weiterhin im Depot halten sollte, wenn man sie bereits besitzt. D.h. es handelt sich dann um eine gute Empfehlung, wenn die Performance dieser Aktien besser ist als der breite Markt und genau das lässt sich mit meiner Analyse auch bestätigen.

Im Durchschnitt liefern Halteempfehlungen über alle drei Zeitperioden eine bessere Rendite als der breite Markt, sodass man eine Überrendite gegenüber den S&P 500 Index erzielen kann, wenn man von Analysten zum Halten empfohlene Aktien weiter hält.

Um genau zu sein, erzielt man diese Überrendite natürlich auch, wenn man die Aktien am Tag der Empfehlung erst kauft. Für eine Überrendite lohnt es sich im Durchschnitt also sowohl Kauf- als auch Halteempfehlungen von Analysten zu folgen.

Verkaufsempfehlungen

Bei Verkaufsempfehlungen sehen die Ergebnisse allerdings nicht so gut aus. Hier habe ich die folgenden Daten ermittelt.

ZeitperiodeDurchschnittliche
Rendite der empfohlenen Aktie
Durchschnittliche Rendite
des S&P 500
Aktienperformance gegenüber
S&P 500
Eine Woche nach Empfehlung0,3%0,3%-7,2%
Einen Monat nach Empfehlung1,8%1,5%17,0%
Ein Quartal nach Empfehlung5,4%4,0%35,9%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Rendite aller von Analysten zum Verkaufen empfohlenen Aktien im Vergleich zum S&P 500 Index.

Eigentlich sollte man ja meinen, dass die durchschnittliche Rendite der zum Verkauf empfohlenen Aktien geringer sein sollte als die des S&P 500 aber genau das Gegenteil ist der Fall. 

Zum Verkauf empfohlene Aktien performen im Durchschnitt besser als der breite Markt, sodass man seine Rendite nicht verbessern kann, wenn man diese Aktien nach der Empfehlung verkauft.

Ganz im Gegenteil. Es wäre sogar empfehlenswert zum Verkauf empfohlene Aktien zu kaufen, da diese insbesondere auf Sicht von drei Monaten sogar bessere Renditen liefern als Aktien, die nur zum Kauf oder Halten empfohlen wurden.

Lediglich auf Basis von einer Woche war die Rendite der zum Verkauf empfohlenen Aktien leicht unter der des S&P 500 allerdings ist diese Differenz so gering, dass man damit nicht wirklich Geld verdienen bzw. seine Verluste reduzieren kann.

Zwischenfazit

Aktienempfehlungen zum Kaufen und Halten von Aktien führend im Durchschnitt zu besseren Renditen als der breite Markt, weswegen man mit diesen Empfehlungen eine Überrendite erzielen kann.

Allerdings sollte man auch darauf hinweisen, dass es sich hierbei nur um vergangene Analysen handelt und die Vergangenheit nie die Zukunft vorhersagen kann. Ihr solltet deswegen trotzdem immer vorsichtig an die Sache herangehen und weitere Analysen zu euren Aktien durchführen.

Meine Analyse beinhaltet zwar über 66.000 Empfehlungen allerdings ist das auf keinen Fall eine vollständige Liste aller Empfehlungen. Allerdings glaube ich, dass die Anzahl der Empfehlungen bereits groß genug ist, um zumindest eine Tendenz über die Sinnhaftigkeit solcher Aktienempfehlungen zu erkennen und diese ist eindeutig zu Gunsten der Analysteneinschätzungen.

Wenn ihr übrigens meine ganze Analyse anschauen wollt, dann findet ihr all meine Daten und Berechnungen hier.

Wo findet man die besten Aktienanalysen?

Nach dem ich meine Analyse durchgeführt habe, wollte ich auch wissen, ob es unter den verschiedenen Analysten Unterschiede bei deren Trefferquote gibt, um zu sehen, ob man vielleicht bestimmten Analysen mehr Glauben schenken sollte als anderen. Dabei zeigen sich einige klare Gewinner.

Anhand der Analyse von über 66.000 Aktienempfehlungen auf Unternehmen aus dem S&P 500 Index zeigt sich, dass insbesondere UBS und Barclays die besten Aktienanalysen veröffentlichen. Mithilfe der Aktienempfehlungen dieser beiden Unternehmen lassen sich gegenüber den S&P 500 deutliche Mehrrenditen erzielen.

Für meine Analyse, wo man die besten Aktienempfehlungen findet, habe ich wieder geprüft, wie hoch die durchschnittliche Rendite der empfohlenen Aktien eine Woche, einen Monat und ein Quartal nach der Veröffentlichung ist und habe diese Renditen mit der Rendite des S&P 500 Index im selben Zeitraum verglichen. 

Allerdings habe ich mich diesmal nur auf die Kaufempfehlungen konzentriert, um die Ergebnisse nicht unnötig komplex zu machen.

Die besten Aktienanalysen, gemessen an der Überrendite, die die empfohlenen Aktien im Vergleich zum S&P 500 erzielen, finden man bei den folgenden 10 Unternehmen.

UnternehmenAnzahl EmpfehlungenEine Woche vs. SPYEinen Monat vs. SPYEin Quartal vs. SPY
Morgan Stanley2.34539,2%22,5%20,9%
Citigroup2.25214,4%20,1%17,1%
Deutsche Bank2.16445,4%17,1%10,3%
Barclays2.142128,9%47,5%34,8%
Credit Suisse1.81910,5%20,8%10,7%
JP Morgan1.50817,1%20,1%16,3%
UBS1.479217,2%34,9%19,9%
Jefferies1.43931,2%14,0%29,2%
Raymond James1.11614,1%28,7%21,4%
Bank of America1.03967,1%7,4%14,2%
Die Tabelle zeigt die Überrendite, die sich gegenüber dem S&P 500 erzielen ließ, wenn man die zum Kauf empfohlenen Aktien dieser Analyseunternehmen im Zeitraum von 2012 bis 2020 gekauft hat.

Die Ergebnisse sind dabei so zu verstehen, um wieviel die Rendite für Aktienempfehlungen höher oder niedriger war im Vergleich zum S&P 500. D.h. wenn der S&P 500 im Durchschnitt 1% auf ein Wochenbasis erzielt hat und die empfohlenen Aktien im Vergleich 1,3% erzielt haben, dann sind die Empfehlungen der Analysten um 30% besser.

Die Tabelle ist sortiert nach der Anzahl der Aktienempfehlungen im Betrachtungszeitraum und gibt keine Aussage über den Rang der Unternehmen aufgrund ihrer Analysen. 

Auf Basis von einer Woche ließ sich die größte Überrendite anhand der Analysen von UBS erzielen, auf ein Monatsbasis und Quartalsbasis anhand der Analysen von Barclays.

D.h. jetzt aber nicht, dass die Analysen der anderen Unternehmen schlecht sind. Ganz im Gegenteil, die Tabelle zeigt die 10 besten Analyseunternehmen, die ich anhand meiner Berechnung ermittelt habe, sodass man mit den Analysen all dieser Unternehmen gute Überrenditen erzielen konnte. 

Sollte euch diese Analyse gefallen haben, dann kann ich euch auch meine anderen Analysen empfehlen. Ich habe zum Beispiel über 500.000 Optionen analysiert, um zu prüfen, wie viele Optionen wirklich wertlos verfallen und ob es einen Unterschied zwischen den verschwenden Optionsarten bei deren Verfallsquote gibt. Absolut empfehlenswert für jeden, der mit Optionen handelt.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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