Warum werden Aktien an verschiedenen Börsen gehandelt?


Vielleicht kennt ihr ja die Situation: Ihr möchtet eine Aktie kaufen und gebt die Order bei eurem Broker ein, doch bevor ihr auf Kaufen drücken könnt, müsst ihr noch eine Börse auswählen, über die ihr den Kauf tätigen wollt. Aber warum gibt es eigentlich mehrere Börsen, hat die Börsenauswahl einen Einfluss auf meine Aktien und welche Börse ist eigentlich die günstigste in Deutschland? Ich verrate es euch in diesem Artikel.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Unternehmen lassen ihre Aktien an verschiedenen Börsen handeln, um einen besseren Zugang zu weiteren Kapitalgebern zu erhalten und um die Liquidität ihrer Aktien zu erhöhen.
  • Das Listing der eigenen Aktien an unterschiedlichen Börsen ist für Unternehmen in der Regel mit höheren Kosten verbunden.

Unternehmen haben ab einer bestimmten Größe ein eindeutiges Interesse ihre Aktien an anderen, insbesondere ausländischen Börsen zu listen bzw. handeln zu lassen, um somit besseren Zugang zu mehr Kapitalgebern zu erhalten.

Mehr Kapitalgeber bedeuten in der Regel auch bessere Finanzierungsbedingungen, sodass Unternehmen durch das Listen ihrer Aktien an anderen Börsen ihre Finanzierungskosten drastisch reduzieren können.

Der Einfluss verschiedener Börsen auf Investoren

Wird eine Aktie an unterschiedlichen Börsen gehandelt, hat das aber auch Vorteile für Investoren. Der Wichtigste ist sicherlich die Konkurrenz der Betreiber, die dazu führt, dass Ordergebühren so niedrig wie möglich sind.

Stellt euch einfach vor es gäbe nur eine Börse weltweit und diese hätte auf den gesamten Börsenhandel ein Monopol. So eine Börse könnte problemlos jeden Preis pro Order durchsetzen, den sie möchte aber aufgrund der Vielzahl an anderen Börsen, ist so eine Situation zum Glück nicht möglich.

Ganz im Gegenteil. Die Konkurrenz belebt das Geschäft, sodass mehr Börsen bessere Orderbedingungen für Investoren bedeuten.

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Hinzu kommt, dass aber auch der Kaufkurs der Aktie durch ein Listing an mehreren Börsen besser wird. Das liegt einfach daran, dass durch ein Listing an mehreren Börsen auch die Liquidität der Aktie verbessert wird (es werden einfach mehr Aktien am Tag gehandelt), was sich anhand geringerer Bid-Ask-Spannen, also niedrigere Kauf- und höhere Verkaufskurse, zeigt.

Für Privatinvestoren ist die Wahl der Börse zwar manchmal etwas nervig, aber schlussendlich hat es für uns nur Vorteile, dass eine Aktie an unterschiedlichen Börsen gehandelt wird.

Der Einfluss verschiedener Börsen auf die Unternehmen

Wie schon in der Einleitung erwähnt, ist der größte Vorteil eines Listings an mehreren Börsen für Unternehmen, dass sie Zugang zu mehr Kapitalgebern erhalten und somit auch günstigere Finanzierungsbedingungen.

Das erscheint für viele sicherlich nicht sofort nachvollziehbar, weil warum sollte es mehr Investoren für eine deutsche Aktiengesellschaft geben, nur weil ihre Aktien in den USA gehandelt werden?

Stellt euch hierfür aber einfach einen US-Pensionsfonds oder eine US-Lebensversicherungsgesellschaft vor. Solche institutionellen Investoren unterliegen häufig starken Beschränkungen und dürfen, wenn überhaupt, nur sehr begrenzt in ausländische Wertpapiere investieren. 

Wird eine ausländische Aktie aber an einer heimischen Börse gehandelt, fällt diese Beschränkung weg, sodass durch den Handel der deutschen Aktie in den USA, plötzlich viel mehr US-Investoren die Aktie kaufen können.

Vorteile von Investoren

  • Mehr Liquidität / Bessere Kauf- und Verkaufskurse
  • Geringere Ordergebühren

Vorteile von Unternehmen

  • Günstigere Finanzierungsbedingungen
  • Breitere Investoren-Basis

Für Unternehmen hat es aber nicht nur Vorteile, wenn die eigenen Aktien an mehreren Börsen gehandelt werden.

In aller Regel haben unterschiedliche Börsen auch unterschiedliche Listing Anforderungen, die für jede Börse erfüllt werden müssen. Besonders, wenn ein Unternehmen seine Aktien zum Handel an einer ausländischen Börse listen möchte, ist in aller Regel die Anforderung, dass die heimischen Bilanzierungsvorschriften eingehalten werden.

Für deutsche Unternehmen, die ihre Aktien in den USA listen möchten, würde das also bedeuten, dass sie einen deutschen Jahresabschluss erstellen müssen und einen weiteren nach US-Standard. Das die Kosten für so eine doppelte Buchführung (Wortwitz beabsichtigt) höher sind, ist sicherlich jedem klar.

Um zu hohe Kosten zu umgehen, greifen Unternehmen deswegen häufig auf eine günstigere Alternative zurück und bieten ihre Aktien an ausländischen Börsen als sogenannte ADRs (American Depository Receipts) an. 

Ein ADR ist zwar keine Aktie aber sie verbrieft eine Aktie, sodass beide Instrumente sehr ähnlich sind. Wer mehr darüber wissen möchte, der kann gern meinen Artikel hier über ADRs durchlesen, indem ich alles über diese Instrumente sowie ihre Vor- und Nachteile, erkläre.

Übrigens können nicht alle Unternehmen an die Börse sondern nur dann, wenn sie verschiedene Mindestanforderungen erfüllen. Welche das sind, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

Kann man Aktien an einer anderen Börse verkaufen als man sie gekauft hat?

Investoren können ihre Aktien an einer anderen Börse verkaufen als an der sie sie gekauft haben, solange die Börse an dasselbe Zentralverwahrsystem angebunden ist. An welchen Börsen das möglich ist, gibt der Broker beim Verkauf der Aktien an. 

Es würde jetzt sicherlich den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn ich erklären würde, was ein Zentralverwahrsystem ist aber stellt euch das ganze einfach wie eine große Lagerhalle vor, in der alle Aktien eines Unternehmens hinterlegt sind und zu jeder Aktie gibt es ein Register, das sagt, wer Inhaber dieser Aktie ist.

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Solange verschiedene Börsen auf dasselbe Zentralverwahrsystem zugreifen, kann man also selbst entscheiden an welcher Börse man eine Aktie kaufen oder verkaufen möchte. So kann man zum Beispiel Aktien in Deutschland bei Tradegate oder der Börse Frankfurt kaufen und bei Xetra verkaufen.

Was allerdings häufig nicht funktioniert, ist, dass man eine deutsche Aktie bei Xetra kauft und an der NASDAQ in New York verkauft, da beide Börsen in der Regel ein unterschiedliches Zentralverwahrsystem nutzen.

Hinzu kommt, dass Aktien, die überhaupt nicht an einer bestimmten Börse notiert sind, dort auch nicht ge- oder verkauft werden können.

Was ist die kostengünstigste Börse in Deutschland?

Ihr fragt euch jetzt vielleicht an welcher Börse ihr nun handeln solltet, wenn der Börsenplatz eigentlich gar keinen Einfluss auf eure Aktien hat und natürlich solltet ihr immer dort handeln, wo euch der günstigste Preis angeboten wird. Um euch die Arbeit zu ersparen, habe ich euch deshalb herausgesucht wie hoch die Ordergebühren an den verschiedenen deutschen Börsen sind.

Mit durchschnittlichen Kosten von 23,58 EUR pro 5.000 EUR Order ist Xetra die günstigste Börse für Privatinvestoren in Deutschland. Das entspricht einer prozentualen Ordergebühren von circa 0,47 %.

Die Ergebnisse meiner gesamten Analyse könnt ihr hier sehen.

An sich kann man die Gebührenstruktur auf der Website der Börse oder bei seinem Broker einsehen, aber ich habe immer das Gefühl, dass das nicht ganz der Realität entspricht.

Ich habe deswegen für 10 verschiedene Aktien bei meinem Broker (hier Comdirect, da ich weiß, dass viele von euch diesen nutzen) eine Kauforder in Höhe von 5.000 EUR eingegeben und geschaut was hierbei für Kosten anfallen bei den verschiedenen Börsen. 

Die Gebühren sind also wirkliche real stattfindenden Gebühren und nicht nur irgendwelche Prozentsätze in einer Preistabelle. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass der Großteil der Gebühren nicht auf die Börsen zurückgehen, sondern zum Beispiel Transaktionssteuern oder Orderprovisionen des Brokers sind.

Weil mich als Investor aber nur der Gesamtpreis interessiert und nicht eine einzelne Gebühr von vielen, habe ich euch in der Tabelle nur den Gesamtpreis der Order aufgelistet.

Die Börse Stuttgart hat dabei mit einem durchschnittlichen Preis von 29,78 EUR am schlechtesten abgeschnitten allerdings muss man auch sagen, dass es an dieser Börse auch in den meisten Fällen das größte Volumen gibt.

Wählt eure Börse deswegen nicht einfach nur nach den Preisen aus, sondern ebenso nach den Kauf- und Verkaufspreisen der jeweiligen Aktie.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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