7 Gründe, warum Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen


Aktienrückkäufe werden bei Unternehmen immer beliebter und erreichten unter allen Aktien des S&P 500 Index im letzten Jahr mit insgesamt fast 900 Milliarden USD sogar einen neuen Rekordstand. Warum kaufen aber Unternehmen ihre eigenen Aktien zurück und ist das für Investoren eher gut oder schlecht? Schauen wir uns das ganze doch einmal im Detail an.

Unternehmen kaufen ihre eigenen Aktien vor allem deswegen zurück, da man dadurch Aktionäre steueroptimierter am Gewinn beteiligen kann, die eigenen Finanzierungskosten sinken, es einen Schutz gegen feindliche Übernahmen bietet und ein positives Signal an den Aktienmarkt ist.

Das klingt schon alles sehr vorteilhaft aber lasst mich euch auch noch erklären warum Aktienrückkäufe all diese Vorteile für Unternehmen und Aktionäre bieten.

Funktionsweise eines Aktienrückkaufs

Um zu verstehen, warum Unternehmen ihre eigenen Aktien zurückkaufen (engl. Stock Buybacks), muss man verstehen, wie ein Aktienrückkauf funktioniert und welchen Einfluss er auf die Bilanz eines Unternehmens hat.

Bei einem Aktienrückkauf kaufen – wie der Name es schon sagt – Unternehmen ihre eigenen Aktien am Aktienmarkt zurück.

Dadurch reduziert sich die Anzahl der noch ausstehenden Aktien, was die noch am Markt verfügbaren Aktien wertvoller macht, da nun der gleiche Gewinn bzw. die gleiche Dividende auf nur noch weniger Aktien aufgeteilt werden muss.

Für ein Aktienrückkaufprogramm benötigt das Management eines Unternehmens die Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung. Dabei wird die Menge an Aktien festgelegt, die das Unternehmen zurückkaufen möchte, sowie auch den Zeitraum in dem das geschehen soll.

Steht das alles fest, dann kauft das Unternehmen entweder am freien Markt die eigenen Aktien zum aktuellen Preis zurück oder sie gibt ein Angebot an alle Aktionäre, dass sie ihre Aktien zu einem festgesetzten Preis zurückkaufen würde.

Dieses Vorgehen hat diverse Vorteile für Unternehmen, die im Wesentlichen auf die gerade erklärten Mechaniken zurückzuführen sind. Insgesamt haben Unternehmen durch ein Aktienrückkaufprogramm sieben verschiedene Vorteile.

Gründe für einen Aktienrückkauf

1. Beteiligung der Aktionäre am Unternehmensgewinn (steuerfrei)

Unternehmen können ihre Gewinne auf vielfältige Art und Weise einsetzen. Der einfachste Weg ist sicherlich das Reinvestieren der Gewinne, um z.B. die Produktion zu erhöhen oder neue Märkte zu schließen.

Besteht für ein Unternehmen aber nur noch wenig Wachstumspotential, entscheiden sich die meisten Unternehmen dazu ihre Gewinne an die Aktionäre auszuschütten und dafür stehen eigentlich nur zwei Möglichkeiten zur Verfügung.

Entweder zahlt das Unternehmen die Gewinne direkt an die Aktionäre in Form einer Dividende aus. Der Nachteil an dieser Methode ist aber, dass in fast allen Ländern dieser Welt auf Dividendenzahlungen Steuern anfallen. In Deutschland unterliegen Dividenden zum Beispiel der Abgeltungssteuer und werden mit circa 25% versteuert.

Bei Aktienrückkäufen werden Aktionäre auch am Gewinn beteiligt, allerdings nur indirekt durch den dadurch ansteigenden Kurs. Das heißt auf diese Form der Gewinnausschüttung fallen erst einmal keine Steuern an. Investoren müssen (in den meisten Ländern) nur dann erst Steuern zahlen, wenn sie ihre Aktien verkaufen und dadurch ihre Kursgewinne realisieren. Durch die dadurch nachgelagerte Versteuerung können Investoren den Zinseszinseffekt wesentlich besser für sich nutzen als bei Dividendenzahlungen.

2. Verringerung der Finanzierungskosten

Die meisten Unternehmen sind auf die Finanzierung von Anderen angewiesen und für so eine Finanzierung kommen in der Regel nur zwei Möglichkeiten in Frage. Entweder ein Kredit oder eine Beteiligung durch z.B. die Ausgabe von Aktien. Die Kosten eines Kredits sind dessen Zinsen und je höher die Zinsen ausfallen, desto teurer ist die Finanzierung.

Für eine Beteiligung am Unternehmen in Form von Aktien fallen zuerst einmal keine laufenden Kosten an es sei denn das Unternehmen entscheidet sich dazu eine Dividende zu zahlen oder wird von den Aktionären sogar dazu gezwungen. In dem Fall sind die Dividenden die Kosten der Finanzierung.

Ein Unternehmen muss aber nur auf die am Markt noch ausstehenden Aktien eine Dividende zahlen. Kauft das Unternehmen also die eigenen Aktien am Markt zurück, dann muss auf diese Aktien auch keine Dividende mehr gezahlt werden.

3. Zahlungsmittel für andere Unternehmen

Kauft ein Unternehmen ein anderes Unternehmen, dann wird der Kaufpreis häufig nicht komplett bar gezahlt, sondern im Austausch für Aktien des eigenen Unternehmens. Das ist vor allem dann sinnvoll, wenn das kaufende Unternehmen nicht genug Barreserven besitzt und deswegen sonst den Kauf nicht tätigen könnte.

Weil das kaufende Unternehmen somit also eigene Aktien an das zu kaufende Unternehmen ausgibt und im Gegenzug dafür Aktien des anderen Unternehmens erhält, nennt man dieses Vorgehen auch „Aktientausch“ oder „Stock Swap“.

Weil das kaufende Unternehmen in so einem Fall also eigene Aktien für den Tausch benötigt, muss es neue Aktien ausgeben, was allerdings den Wert der bisherigen Aktien verwässert. Altaktionäre mögen so ein Vorgehen allerdings in der Regel nicht, weil es ihre eigenen Aktien entwertet, weswegen das zu kaufende Unternehmen das Problem damit umgehen kann, indem es vor dem Kauf einfach eigene Aktien vom Markt wieder zurückkauft.

In so einem Fall hätten wir vor dem Aktienrückkauf zum Beispiel den Fall, dass eine Aktie einen Gewinn pro Jahr von 100 EUR verkörpert. Durch das Aktienrückkaufprogramm wird jede Aktie mehr wert und der Gewinn teilt sich nur noch auf weniger Aktien auf, weswegen jede Aktie nun einen Gewinn pro Jahr von 150 EUR verkörpert.

Nun kommt es zu dem Aktientausch und das Unternehmen muss neue Aktien ausgeben. Weil der Gewinn nun auf noch mehr Aktien aufgeteilt werden muss, verkörpert eine Aktie wieder nur noch einen Gewinn von 100 EUR pro Jahr.

Der Wert der Aktien von Altaktionären ist somit wieder auf dem alten Niveau angekommen und wurde durch den Aktientausch nicht verwässert, weil das Unternehmen einfach schon in den Jahren zuvor durch Aktienrückkäufe dafür gesorgt hat, dass es sich den Kauf des neuen Unternehmens leisten kann.

4. Schutz vor feindlichen Übernahmen

In der Regel werden Unternehmen von einem anderen Unternehmen übernommen, indem sich die Eigentümer oder der Vorstand der beiden Unternehmen auf einen Kauf bzw. Verkauf einigen. Das muss aber nicht immer der Fall sein. Unternehmen können auch „feindlich“ übernommen werden, indem ein anderes Unternehmen einfach massenhaft die am Markt verfügbaren Aktien aufkauft oder sogar ein öffentliches Kaufangebot an die Aktionäre des anderen Unternehmens abgibt.

Ziel ist dabei, die Mehrheit der Aktien an dem anderen Unternehmen in seinen Besitz zu bringen und dadurch ausreichend Einfluss auf die Unternehmensführung nehmen zu können.

Kauft ein Unternehmen die eigenen Aktien am Markt zurück, dann konzentriert sich der Aktienbesitz stärker auf weniger Investoren, was es tendenziell schwieriger macht solche Unternehmen feindlich zu übernehmen.

Stellt euch dafür einfach vor, dass durch ein Aktienrückkaufprogramm die noch ausstehenden Aktien sich so sehr auf die noch übrigen Aktionäre konzentrieren, dass dadurch der bisherige Großinvestor nun einen Anteil von 51% hält. In so einem Fall könnte man mithilfe einer feindlichen Übernahme niemals die Mehrheit der Aktien am Unternehmen bekommen, was es unmöglich macht, dieses Unternehmen ohne Absprache mit dem Großaktionär zu übernehmen.

5. Signalwirkung

Das Management eines Unternehmens weiß natürlich selbst am besten, wie viel ihr Unternehmen wert ist und entsprechend wissen sie auch, wann ihr Unternehmen am Aktienmarkt unter dem aktuell „wahren“ Wert gehandelt wird.

Tritt so eine Situation ein – also, dass die Aktien eines Unternehmens aktuell sehr günstig am Aktienmarkt gehandelt werden – dann treffen viele Manager die clevere Entscheidung den Moment zu nutzen und günstig die Aktien des eigenen Unternehmens zurückzukaufen.

Diese Logik verstehen natürlich auch die meisten Anleger, weswegen ein Aktienrückkaufprogramm häufig auch von Investoren so verstanden wird, dass ein Unternehmen gerade sehr günstig zu haben ist.

Entsprechend haben Aktienrückkäufe eine Signalwirkung am Kapitalmarkt, dass das Unternehmen gerade unterbewertet ist.

6. Nutzung als Mitarbeiteraktien

Ein Unternehmen kann Mitarbeiteraktien ausgeben, um die Motivation und Bindung der Mitarbeiter zu erhöhen, weil sie sich dadurch wie Miteigentümer an ihrem Unternehmen fühlen. Dabei ist es üblich, einen Preisnachlass auf den aktuellen Aktienkurs anzubieten, wenn die Mitarbeiter die Aktien erwerben. Es gibt jedoch in der Regel eine maximale Anzahl von Aktien, die pro Mitarbeiter erworben werden können, um den Vorteil nicht unbegrenzt auszuschöpfen.

Um Aktien an die Mitarbeiter auszugeben, kann das Unternehmen entweder eine Kapitalerhöhung durchführen und dadurch komplett neue Aktien ausgeben oder es kann auch eigene Aktien, die das Unternehmen vorher durch Aktienrückkäufe erworben hat, für diesen Zweck verwenden.

Gerade der Weg über die Aktienrückkäufe ist dabei sehr beliebt, weil er nicht zu einer so starken Verwässerung des Aktienkurses führt wie bei einer Kapitalerhöhung.

7. Kurspflege

Wie schon oben erwähnt, führen Aktienrückkäufe in der Regel zu steigenden Kurse, da sich die Anzahl der noch handelbaren Aktien verringert und somit jede übrige Aktie wertvoller wird. Bleibt sonst alles andere bei einem Unternehmen konstant, dann sorgt eine Verringerung der Aktienanzahl zu einer Erhöhung des Gewinns pro Aktie (engl. Earnings per Share) oder zu einer Verringerung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV, engl. Price-Earning-Ratio).

Die Veränderung dieser beiden Kennzahlen sieht zumindest optisch so aus, als würde sich das Unternehmen finanziell verbessert haben, weswegen Anleger bei Aktienrückkäufen auch häufig von Kurssteigerungen ausgehen. Entsprechend nutzen Manager eines Unternehmens dieses „Werkzeug“ häufig dazu, um ihren Aktienkurs zumindest optisch zu verbessern.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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