Der Cost Average Effekt: Erklärung & Wirklichkeitstest


Der Durchschnittskosteneffekt oder auch Dollar Cost Average Effekt wird immer wieder Privatanlegern empfohlen, um langfristig einen niedrigen durchschnittlichen Kaufpreis bei Aktien zu erhalten. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem Cost Average Effekt und noch viel wichtiger, wie sinnvoll ist er? Ich habe dafür 10 verschiedene Anlagestrategien miteinander verglichen, um für euch herauszufinden, ob der Cost Average Effekt wirklich so gut ist, wie alle behaupten.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Als Cost Average Effekt (dt. Durchschnittskosteneffekt) bezeichnet man die Strategie, regelmäßig denselben Betrag in eine Aktie zu investieren unabhängig vom aktuellen Kurs.
  • Der Vorteil des Cost Average Effekts ist, dass man dadurch seinen persönlichen durchschnittlichen Kaufkurs niedriger halten kann als der tatsächliche durchschnittliche Kaufkurs einer Aktie in der selben Periode.
  • Im Vergleich zu anderen Strategien hat der Cost Average Effekt ein sehr gutes Risiko-Rendite-Verhältnis.
  • Umso länger der Anlagehorizont ist, desto vorteilhafter ist der Cost Average Effekt im Vergleich zu anderen Strategien. Gerade bei kürzeren Zeitperioden (<10 Jahre) liefern andere Strategien allerdings statistisch betrachtet bessere Renditen.

Warum dieser Effekt nun so besonders ist und wie er in meiner Analyse im Vergleich zu den anderen bekannten Strategien ausfällt, erfahrt ihr in den nächsten Abschnitten.

Was ist der Cost Average Effekt?

Wenn ihr euch einen Sparplan angelegt habt, bei dem ihr jeden Monat immer denselben Betrag in einen ETF investiert, dann nutzt ihr bereits, ohne es zu wissen, den Cost Average Effekt und schafft euch damit einen niedrigen durchschnittlichen Kaufkurs für euren ETF.

Das Besondere am Cost Average Effekt ist einfach, dass man, unabhängig vom aktuellen Kaufkurs der Aktie oder des ETFs, regelmäßig immer denselben Betrag investiert. Das führt dann nämlich dazu, dass man automatisch bei einem hohen Aktienkurs weniger Anteile kauft und bei einem niedrigen Kaufkurs mehr Anteile kauft. 

Euer persönlicher durchschnittlicher Kaufkurs wird somit ganz von alleine niedriger gehalten als der tatsächliche durchschnittliche Kaufkurs der Aktie für eine bestimmte Periode.

Das klingt jetzt erst einmal nicht wirklich nach einer besonderen Anlagestrategie, weswegen ich euch an einem Rechenbeispiel zeigen möchte was diesen Effekt so besonders macht.

Ein Rechenbeispiel

Stellt euch vor, ihr investiert jeden Monat 100 EUR in einen ETF auf den MSCI World und im ersten Monat kostet ein ETF Anteil 50 EUR, im darauffolgenden Monat kostet er 100 EUR und im dritten Monat kostet ein Anteil 200 EUR (ich habe die Zahlen bewusst für das Rechenbeispiel so extrem gewählt). 

Ohne dass ihr etwas an eurem Sparplan ändert, kauft ihr automatisch mehr ETF Anteile (in diesem Fall 2), wenn der Kurs mit 50 EUR am niedrigsten ist und automatisch weniger Anteile (in diesem Fall 0,5), wenn der Kurs mit 200 EUR am höchsten ist.

Das ist so weit jetzt nicht wirklich überraschend aber was die meisten hier übersehen, ist, dass aufgrund des Cost Average Effekts euer durchschnittlicher Kaufkurs niedriger ist als der tatsächliche durchschnittliche Aktienkurs in dieser Periode. Schauen wir uns die Zahlen einfach einmal genauer an.

ZeitpunktKursGekaufte Anteile
150 EUR2
2100 EUR1
3200 EUR0,5
Die Tabelle zeigt die Anzahl an ETF Anteilen, die ich mir zum jeweiligen Zeitpunkt gekauft habe.

Der durchschnittliche Kurs in dieser Periode war 200 EUR + 100 EUR + 50 EUR = 350 EUR geteilt durch die drei Perioden und somit 116,67 EUR aber wie hoch ist unser durchschnittlicher Kaufkurs? 

Dieser beträgt 2 * 50 EUR + 1 * 100 EUR + 0,5 * 200 EUR = 300 EUR geteilt durch die 4 Anteile, die wir haben und somit 75 EUR.

Ihr seht also, dass der durchschnittliche Kurs in diesem Beispiel 116,67 EUR beträgt, aber weil ihr durch die konstante Sparrate beim niedrigeren Kurs mehr und beim höheren Kurs weniger eingekauft habt, ist euer durchschnittlicher Kaufkurs niedriger als der tatsächliche durchschnittliche Aktienkurs in der Periode. 

Und genau hier liegt die Stärke des Durchschnittskosteneffekts. Ihr schafft euch damit einen sehr günstigen durchschnittlichen Kaufkurs.

Das Beispiel könnte jetzt aber auch vermuten lassen, dass das nur dann der Fall ist, wenn der Aktienkurs steigt, also schauen wir uns das Beispiel einfach noch einmal an nur diesmal beginnt der Kurs bei 200 EUR und fällt bis auf 50 EUR. Ihr würdet also folgende Anteile kaufen.

ZeitpunktKursGekaufte Anteile
1200 EUR0,5
2100 EUR1
350 EUR2
Die Tabelle zeigt die Anzahl an ETF Anteilen, die ich mir zum jeweiligen Zeitpunkt gekauft habe.

Da sich an den Zahlen nicht viel geändert hat, wäre auch in diesem Fall der durchschnittliche Kurs 200 EUR + 100 EUR + 50 EUR = 350 EUR geteilt durch die drei Perioden und somit 116,67 EUR. 

An den von euch gekauften Anteilen hat sich auch nichts geändert, weswegen euer durchschnittlicher Kaufkurs wieder 2 * 50 EUR + 1 * 100 EUR + 0,5 * 200 EUR = 300 EUR geteilt durch die 4 Anteile und somit 75 EUR beträgt.

Der Cost Average Effekt wirkt also in beide Richtungen und hält euren durchschnittlichen Kaufkurs niedriger als den tatsächlich durchschnittlichen Aktienkurs ganz egal ob sich die Kurse nach oben oder unten bewegen.

Natürlich wäre es in den beiden Beispielen am besten die gesamten 300 EUR zu investieren, wenn der Kurs bei 50 EUR lag aber das Problem hierbei ist einfach, dass ihr nie wissen könnt, wann der Kurs gerade den Tiefstand erreicht hat und entsprechend könnt ihr euch beim Warten auf den Dip viel Rendite entgehen lassen, wie ihr im nächsten Abschnitt sehen werdet.

Aber ist der Cost Average Effekt nun wirklich so gut für eure persönliche Performance oder fällt eure Rendite durch andere Methoden (zum Beispiel „Buy the Dip“) evtl. höher aus? Genau dieser Frage bin ich in meiner Analyse im nächsten Abschnitt nachgegangen.

Ist der Cost Average Effekt eine gute Anlagestrategie? Die große Analyse

Eine bekannte Börsenweisheit ist, dass „Time in the market beats timing the market“. D.h. dass es langfristig sinnvoller ist sein Geld lange im Markt zu lassen, anstatt den idealen Einkaufszeitpunkt abzuwarten.

Das spricht natürlich schon sehr für die Vorteilhaftigkeit des Cost Average Effekts, weil man dann schließlich sein Geld investiert, sobald es einem zur Verfügung steht, allerdings wollte ich nicht wirklich glauben, dass das stupide monatliche kaufen eines ETFs langfristig wirklich die bessere Anlagestrategie sein soll.

Also habe ich das ganze einmal selbst nachgerechnet und die Cost Average Strategie über einen Zeitraum von circa 30 Jahren mit anderen Strategien verglichen, um zuschauen welche Strategie wirklich die Beste ist.

Ich habe dazu den S&P 500 Index genommen und seit dem 01.01.1994 bis zum 31.12.2021 immer 100 USD in den Index investiert. Gleichzeitig habe ich noch andere Anlagestrategien simuliert und habe dann am Ende verglichen, welche Strategie zum größten Anlagevermögen geführt hat. 

Insgesamt habe ich also mit jeder Strategie 33.400 USD zum Anlegen zur Verfügung gehabt und mit welcher Strategie ich am Ende welches Vermögen bzw. welche Gesamtrendite erreicht habe, könnt ihr in der folgenden Tabelle sehen. Übrigens meine gesamte Analyse könnt ihr euch hier herunterladen, wenn es euch interessiert.

Die nicht so große Überraschung an meiner Analyse ist, dass der Cost Average Effekt tatsächlich – zumindest für den betrachteten Zeitraum – die beste Rendite erzielt hat. Das spricht natürlich stark für die Vorteilhaftigkeit des Cost Average Effekts, allerdings ist das bisher auch nur eine sehr selektive Analyse, weil ich mir hier nur einen Index und einen einzelnen Zeitraum angeschaut habe. Wir schauen uns gleich an, wie sich der Durchschnittskosteneffekt über andere Zeiträume schlägt aber zu erst einmal noch ein paar Anmerkungen zu meiner Analyse, damit ihr genau versteht, was ich gemacht habe.

Wenn die Strategie war “Nur im September kaufen”, dann habe ich simuliert, dass man jeden Monat 100 USD zur Seite legt und dann mit einmal 1.200 USD im September investiert, anstatt wie beim Cost Average Verfahren jeden Monat 100 USD zu investieren.

Warum eigentlich gerade im September bzw. April? Weil ich in diesem Artikel analysiert habe, dass der September historisch betrachtet der beste Monat zum Kaufen von Aktien ist und der April der beste Monat zum Verkaufen und ich diese Erkenntnis mit meiner Analyse noch einmal belegen wollte. Es zeigt sich allerdings, dass der September zwar die besten Einstiegsmöglichkeiten nur unter Betrachtung der einzelnen Monate im Jahr liefert aber über einen längeren Zeitraum nicht zu einer besseren Rendite im Vergleich zum Monat April kommt.

Bei den vielen “Nur dann kaufen, wenn Index x% unter ATH” Strategien habe ich immer nur dann in den ETF investiert, wenn der S&P 500 x% unter dem letzten All-Time-High lag und ansonsten das Geld beiseitegelegt und darauf gewartet, dass der Index wieder x% unter dem letzten Höchststand lag.

Diese Strategie entspricht dem klassischen “Buy the Dip” Ansatz, allerdings könnt ihr auch hier sehen, dass Buy the Dip für diesen Zeitraum keine gute Anlagestrategie war und ihr sogar umso weniger Gesamtrendite erzielt hättet, je länger ihr auf einen großen Crash gewartet habt.

Zuletzt habe ich noch zwei Strategien betrachtet, bei denen ich anhand des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (kurz KGV) geschaut habe, ob Aktien gerade “günstig” sind oder nicht. Einmal habe ich dabei immer investiert, wenn das KGV unter dem 5-Jahres-Durchschnitt des S&P 500 Index lag und das andere Mal habe ich nur dann investiert, wenn das KGV maximal 20% über dem 5-Jahres-Durchschnitt lag (20%, weil das circa einer Standardabweichung vom historischen Trend entspricht, für diejenigen, die es interessiert).

Auch hiermit ließ sich allerdings für den betrachteten Zeitraum keine bessere Rendite als mit der Cost Average Methode erzielen, sodass man sagen muss, dass der Durchschnittskosteneffekt im Vergleich zu den angeschauten anderen Strategien für den Zeitraum von 1994 bis 2021 die beste Gesamtrendite erzielt hat und somit tatsächlich eine extrem gute und vor allem einfache Anlagestrategie für Privatanleger ist.

Aber ist der Durchschnittskosteneffekt deswegen jetzt wirklich die beste Anlagestrategie für Privatanleger? Gehen wir mit meiner Analyse doch ein wenig mehr ins Detail und schauen uns das Risiko der verschiedenen Strategien einmal genauer an und wie sich das Dollar Cost Averaging über andere Zeitperioden schlägt.

Das Risiko des Cost Average Effekt

Die meisten Privatanleger schauen lediglich auf die Gesamtrendite einer Investition. Also welche Aktie hat in meinem Portfolio die größte Rendite erzielt. Das ist auch nicht schlimm, wenn man zum Beispiel eine Buy-and-Hold Strategie betreibt und wirklich sehr langfristig investiert bleiben möchte aber gerade für Investoren, die schon näher an der Rente sind und deswegen bald ihr Portfolio verkaufen wollen, ist es zunehmend wichtiger, dass das eigene Portfolio weniger schwankt.

Deswegen sollte man sich neben der Gesamtrendite auch immer die Schwankungsintensität eines Investments anschauen. Ich habe deswegen für euch im folgenden Chart einmal dargestellt, wie sich der Portfoliowert der verschiedenen Strategien im Zeitverlauf entwickelt hat.

Ihr seht dabei, dass sich die verschiedenen Strategien mehr oder weniger ähnlich entwickelt haben allerdings gerade bei den größeren Markteinbrüchen wie z.B. 2008 und 2020 je nach Strategie mal stärker und mal schwächer nach unten bewegt haben.

Das gibt natürlich schon eine erste Tendenz über das unterschiedliche Risiko der Strategien, allerdings muss man sich, um das Risiko genau beziffern zu können, die Volatilität der verschiedenen Strategien anschauen.

Die Volatilität wird bei Aktien in Form der sogenannten Standardabweichung berechnet und sagt am Ende nichts anderes aus als wie sehr eine Aktie um die durchschnittliche Rendite schwankt. Wenn ihr gern mehr darüber erfahren wollt, könnt ihr gern diesen Artikel von mir durchlesen.

Ich habe deswegen die Volatilität der verschiedenen Strategien einmal berechnet und sie euch zum Vergleich in der unteren Grafik zusammengefasst.

Ihr seht dabei, dass der Cost Average Effekt zwar für den betrachteten Zeitraum die größte mögliche Rendite erzielt hat aber gleichzeitig auch mit 98,7% die größte mögliche Volatilität und damit auch das größte mögliche Risiko hatte. D.h. unter allen Strategien hatte das Portfolio mit dem Cost Average Effekt als Strategie die größten Schwankungen im Portfoliowert.

Im Gegensatz dazu, hat zum Beispiel die Strategie, bei der man nur dann kauft, wenn der Aktienmarkt sich 20% unter dem letzten Höchstkurs befindet, eine geringere Rendite erzielt aber dafür auch deutlich weniger Schwankungen gehabt.

Jetzt muss natürlich jeder für sich entscheiden, ob er lieber weniger Risiko oder mehr Rendite möchte, allerdings kann man auch hierfür eine ziemlich eindeutige Antwort geben, was zumindest theoretisch die beste Strategie unter Berücksichtigung des Risiko-Rendite-Profils wäre.

Die Antwort darauf liefert das sogenannte Sharpe-Ratio. Das Sharpe-Ratio wird dabei berechnet, indem man die Rendite mit dem Risiko ins Verhältnis setzt und somit erfährt, wie viel Rendite man für eine Einheit Risiko bekommt. D.h. umso höher das Sharpe-Ratio ist, desto mehr Rendite bekommt ihr für euer Risiko und in diesem Fall gehört der Cost Average Effekt wieder unter die besten der getesteten Strategien.

Ihr müsst also immer noch selbst entscheiden ob ihr mehr Rendite oder weniger Risiko haben wollt aber zumindest wisst ihr jetzt, dass das erhöhte Risiko des Cost Average Effekts fair ist für die ebenso erhöhte Rendite.

So wichtig ist der Zeithorizont für den Cost Average Effekt

Wie oben schon erwähnt, ist die bisherige Analyse sehr einfach gehalten, weil wir uns lediglich eine Zeitperiode (von 1994 bis 2021) angeschaut haben aber wie schließt der Cost Average Effekt ab, wenn wir uns auch andere Zeithorizonte anschauen?

Ich habe dafür weiterhin die Periode von 1994 bis 2021 genommen, allerdings habe ich für diesen Zeitraum die Strategien dann immer nur für einzelne Jahre getestet, um zu schauen ob der Durchschnittskosteneffekt wirklich immer die beste Strategie war.

Um die folgende Grafik zu verstehen, muss ich euch aber noch das Prinzip der rollierenden Zeitperioden erklären. Nehmen wir als Beispiel die 5-Jahre rollierende Zeitperiode. In diesem Fall habe ich für den Zeitraum von 1994 bis 2021 alle möglichen 5-Jahres-Zeitperioden genommen (also von 1994 bis 1999, von 1995 bis 2000, von 1996 bis 2001 etc.) und für all diese Perioden geschaut welche Strategie am Ende die beste Gesamtrendite erzielt hat. Die Ergebnisse könnt ihr dabei in der folgenden Grafik sehen.

Die Grafik macht dabei klar, dass das Cost-Averaging zwar in der Periode von 1994 bis 2021 die beste Strategie war aber über alle anderen rollierenden Zeitperioden nur selten die beste Anlage Strategie war.

Für den Zeitraum von 1994 bis 2021 war zum Beispiel in allen möglichen 5-Jahres-Perioden (also wieder von 1994 bis 1999, von 1995 bis 2000, von 1996 bis 2001 etc.) die Strategie „Buy the Dip -20% die beste Strategie. Der Cost Average Effekt war wiederum nur in 9% der Fälle die beste Strategie für diese rollierende Zeiteinheit.

So zieht sich das über alle rollierenden Zeitperioden – also dass der Cost Average Effekt nicht die beste Anlagestrategie war und stattdessen „Buy the Dip -20%“ bessere Renditen erzielt hat – allerdings zeigt die Grafik auch, dass der Cost Average Effekt umso besser abschnitt, je länger der Zeithorizont war.

D.h. bei der rollierenden 5-Jahres-Zeitperiode war der Durchschnittskosteneffekt lediglich in 9% der Fälle die beste Strategie während er bei der rollierenden 25-Jahre-Zeitperiode schon in 33% der Fälle die beste Strategie war.

Der Durchschnittskosteneffekt zeigt seine Stärke somit vor allem wenn ihr ihn langfristig nutzt (also mehr als 20 Jahre). Für kürzere Zeitperioden ist es wiederrum am besten, wenn ihr eher auf den richtigen Kaufzeitpunkt wartet und eher in Dips – vorzugsweise -20% oder mehr – investiert. Vor allem vor dem Hintergrund, dass „Buy the Dip -20% auch die Strategie mit einem der geringsten Risiken war, ist es also empfehlenswert, für Menschen mit nur kurzem Anlagehorizont (weil ihr zum Beispiel schon nahe an der Rente seid), eher auf Markteinbrüche zu warten als jeden Monat regelmäßig Geld zu investieren.

Der Nachteil des Cost Average Effekts

Der Cost Average Effekt hat einen Nachteil, der jetzt nicht wirklich negativ zu bewerten ist, aber über den man sich durchaus im klaren sein sollte. 

Der wesentliche Nachteil des Cost Average Effets ist, dass er mit zunehmender Größe der jeweiligen Aktienposition immer mehr an Bedeutung verliert. Je größer die zugrundeliegende Aktienposition ist, desto weniger beeinflusst der Kauf neuer Aktienanteile den bisherigen durchschnittlichen Kaufpreis.

Das kann man sich ganz einfach am folgenden Beispiel vorstellen. Stellt euch vor ihr habt bisher lediglich 100 Aktien zu einem Durchschnittspreis von 10 EUR gekauft. 

Eure Gesamtposition hat einen Wert von 1.000 EUR und dazu kauft ihr nun 5 weitere Aktien zum Preis von 20 EUR. Eure Gesamtposition hat dann einen Wert von 1.100 EUR und ihr habt einen Durchschnittspreis von rund 10,50 EUR. 

Der Neukauf hatte also durchaus Einfluss auf euren Durchschnittspreis und der Cost Average Effekt wirkt hier noch verhältnismäßig stark.

Was passiert aber im selben Beispiel, nur anstatt 100 Aktien zu einem Durchschnittspreis von 10 EUR, habt ihr schon 10.000 Aktien zu einem Durchschnittspreis von 10 EUR?

In diesem Fall hat eure Gesamtposition einen Wert von 100.000 EUR und kauft ihr nun 5 weitere Aktien zu einem Preis von 20 EUR, dann habt ihr eine neue Gesamtposition von 100.100 EUR mit einem durchschnittlichen Kaufpreis von 10,005 EUR was quasi weiterhin 10 EUR sind.

Das heißt in diesem Fall hat der neue Zukauf auf den durchschnittlichen Kaufpreis eurer Gesamtposition nahezu keinen Einfluss mehr gehabt, weil eure Gesamtposition einfach zu groß ist im Verhältnis zu eurer regelmäßigen Sparrate. 

Da sich der Kaufpreis kaum noch ändert, verliert der Cost Average Effekt in so einer Situation auch stark an Bedeutung und es ist dann schon fast so, als würdet ihr gar nicht mehr weiter investieren.

Die Empfehlung ist deshalb (auch unabhängig vom Cost Average Effekt) bei größer werdenden Portfolios auch die monatliche Sparrate nach oben anzupassen. Insbesondere bei Dividendenstrategien funktioniert das extrem gut, da ein größeres Portfolio auch mehr Dividenden und somit mehr frei verfügbares Kapital bedeutet.

Sollte man immer auf den Cost Average Effekt setzen?

Jetzt wurde der Durchschnittskosteneffekt für langfristige Investoren die ganze Zeit so sehr gelobt, aber solltet ihr ihn deswegen immer anwenden? Das kommt ganz drauf an über wie viel freies Kapital ihr verfügt.

Unabhängig von den Vorteilen des Cost Average Effekts gilt weiterhin der Grundsatz „Time in the market beats timing the market“ was ihr auch gleichsetzen könnt mit „Umso länger ihr im Markt drin seid, desto höher wird eure Rendite ausfallen, ganz egal wann ihr gekauft habt“.

Das heißt, solltet ihr kein größeres Barvermögen haben und ihr wollt nur jeden Monat etwas Geld in Aktien oder ETFs anlegen, dann solltet ihr das über einen regulären Sparplan machen, um den Cost Average Effekt bestmöglich zu nutzen.

Aber wie sieht es aus, wenn ihr etwas erbt, eine größere Geldsumme geschenkt bekommt oder euch anderweitig der Geldsegen erreicht? Solltet ihr dann auch zum Beispiel 10.000 EUR über mehrere Monate oder Jahre in einzelnen Beträgen in den Markt investieren oder stattdessen alles mit einmal in den Markt stecken?

Naja, es gilt „Time in the market beats timing the market“ und wenn ihr mit euren 10.000 EUR die größte Rendite erzielen wollt, dann solltet ihr es so lange wie möglich für euch arbeiten lassen und entsprechend sofort alles mit einmal investieren.

Wie groß der Renditeunterschied bei einer Einmalinvestition im Vergleich zum regelmäßigen Sparen sein kann, könnt ihr in der folgenden Grafik sehen. Der Chart für das Dollar-Cost-Averaging zeigt die Strategie, die wir auch schon die ganze Zeit in diesem Artikel besprochen haben. Also ihr investiert seit 1994 jeden Monat 100 USD in den S&P 500 Index.

Der Chart für die Einmalinvestition setzt nun voraus, dass ihr all das Geld, dass ihr beim Dollar-Cost-Averaging über den gesamten Zeitraum anlegen würdet stattdessen direkt alles am ersten Tag investiert. Wie groß der Renditeunterschied ist, zeigt nun die nachfolgende Grafik.

Während ihr mit dem Duchschnittskosteneffekt nur circa 400% Rendite über den gesamten Zeitraum erzielt, erwirtschaftet die Einmalinvestition im selben Zeitraum eine unglaubliche Rendite von circa 1.450%. Es macht also einen unglaublichen Unterschied, ob ihr alles mit einmal investiert oder stattdessen die Investitionssumme über einen längeren Zeitraum streckt.

Viele Menschen haben damit allerdings ein Problem, weil sie Angst haben, den falschen Zeitpunkt zu erwischen. Was wenn direkt nach meinem Investment eine Krise einsetzt und sich der Wert meines Geldes halbiert? Das kann natürlich passieren aber ist zum einen eher unwahrscheinlich und auf langfristiger Sicht auch nicht relevant.

Basierend auf den Kursentwicklungen der letzten 50 Jahre hätte man – ganz egal wann man sein Geld in den Markt investiert hat – niemals einen Verlust gemacht, wenn man mindestens 15 Jahre investiert gewesen wäre.

Ganz genau habe ich das in meinem Artikel „Wie lange sollte man ETFs halten, um Gewinne zu erzielen?“ erklärt aber hier nur als Beispiel aus dem Artikel wie die Statistik im Falle des MSCI World Index aussieht.

Also ja, es gibt die schlechten Zeitpunkte, zu denen man investieren könnte aber bei einem langfristigen Anlagehorizont verlieren selbst diese an Bedeutung. Ganz egal, wann ihr in den letzten 50 Jahren in den MSCI World investiert hättet, bei einer Haltedauer von 25 Jahren hättet ihr mindestens eine Rendite von 4,51% pro Jahr gemacht und im besten Fall aber eine Rendite von 12,3%.

Die durchschnittliche und auch viel wahrscheinlichere Rendite wären aber 7,32% gewesen und mit so einer Durchschnittsrendite macht es schon einen Unterschied, ob ihr 10.000 EUR sofort investiert oder erst über mehrere Monate und Jahre streckt.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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