Vorzugsdividenden: Erklärung & Beispiele


Es gibt verschiedene Arten von Dividenden und heute soll es um die sogenannte Vorzugsdividende gehen. Was sich dahinter verbirgt und ob sie besser oder schlechter als eine reguläre Dividende ist, erfahrt ihr in diesem Artikel.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Die Vorzugsdividende wird an die Inhabern von Vorzugsaktien einer Aktiengesellschaft gezahlt. Sie ist dabei in der Regel höher als die Dividende der regulären Stammaktien und kann unter Umständen bei Gewinnausfall sogar nachträglich ausgeschüttet werden.
  • Vorzugsdividenden auf kumulative Vorzugsaktien ermöglichen den Aktionären, dass nicht ausgezahlte Dividenden (z.B. in wirtschaftlich schwachen Jahren) nachträglich an die Aktionäre ausgezahlt werden, wenn das Unternehmen wieder über mehr Liquidität verfügt.
  • Nicht-kumulative Vorzugsaktien geben den Aktionären kein Recht darauf, dass ausgefallene Vorzugsdividenden nachgeholt werden und haben deshalb nur eine höhere Dividende im Vergleich zu den Stammaktien des Unternehmens.

Die Vorzugsdividende hat also viele Vorteile im Vergleich zur regulären Dividende aber sollte man deswegen nur noch Vorzugsaktien kaufen? Schauen wir uns das ganze doch einmal im Detail an.

Was ist eine Vorzugsdividende

Um zu verstehen, was eine Vorzugsdividende ist, muss man wissen, was eine Vorzugsaktie ist.

Üblicherweise kauft man von einem Unternehmen dessen Stammaktie. Sollte es aber auch noch einen weiteren Aktientyp desselben Unternehmens geben, der einige „Vorzüge“ gegenüber der Stammaktie hat, dann spricht man von einer Vorzugsaktie.

In aller Regel ist dieser Vorzug genau das schon erwähnte Recht auf eine höhere Dividende als bei der Stammaktie. Diese höhere Dividende bekommt man allerdings nicht einfach geschenkt, sondern in den meisten Fällen gibt man dafür sein Stimmrecht als Aktionär auf.

Das bedeutet, dass Vorzugsaktien zwar eine attraktivere Dividende als die Stammaktie des gleichen Unternehmens bieten, aber im Gegenzug verzichtet man auf das Stimmrecht auf der Hauptversammlung. Jeder muss für sich entscheiden, was ihm lieber ist aber da insbesondere Kleinanleger meist nur wenige Aktien halten und daher kaum Einfluss auf bedeutende Entscheidungen auf der Hauptversammlung haben, ist den meisten doch eher die Vorzugsaktie zu empfehlen anstatt der Stammaktie, sofern es eine Vorzugsaktie gibt.

Vorzugsdividenden fallen aber nicht nur höher aus als die Dividende von Stammaktionären sondern ermöglichen auch, dass Dividenden nachträglich an die Aktionäre ausgeschüttet werden können (sogenannte kumulative Vorzugsaktien). Nehmen wir einmal an, dass ein Unternehmen gerade ein wirtschaftlich sehr schwaches Jahr hat und deswegen keine Dividende ausschütten kann – weder an die Eigentümer der Stammaktie noch der Vorzugsaktie.

Im darauf folgendem Jahr sieht es wirtschaftlich aber wieder besser aus. Während die Inhaber der Stammaktie nur eine Dividende für dieses Jahr erhalten, können Vorzugsaktionäre auch eine Dividende für das vorherige Jahr nachgezahlt bekommen. Ob eine ausgelassene Dividendenzahlung aber nachgeholt wird oder nicht, wird auf der Hauptversammlung entschieden.

Zusätzlich werden Vorzugsdividenden auch im vergleich zur regularen Dividenden in der Auszahlungsreihenfolge bevorzugt. Das heißt erst muss eine Dividende an die Vorzugsaktionäre ausgezahlt werden, bevor eine Dividende an die Stammaktionäre ausgezahlt werden kann.

Das in Deutschland wohl bekannteste Beispiel für eine Vorzugsdividende ist sicherlich die Aktie von Volkswagen. Die gibt es nämlich als Stammaktie und als Vorzugsaktie. Die Dividende der Stammaktie lag 2022 bei 7,50 EUR und die der Vorzugsaktie bei 7,56 EUR. Andere deutsche und international bekannte Vorzugsaktien könnt ihr in der folgenden Übersicht sehen.

Es gibt übrigens noch viele weitere Arten von Dividenden. Wenn du mehr darüber erfahren willst, dann kannst du das in diesem Artikel nachlesen oder für eine Kurzfassung habe ich auch diese Grafik für euch erstellt, die euch den vollen Überblick gibt.

Kumulative Vorzugsaktien vs. Nicht-Kumulative Vorzugsaktien

Die Eigentschaften der Vorzugsdividende hängen davon ab, ob die dazugehörige Aktie eine kumulative Vorzugsaktie ist oder nicht.

Ist ein Unternehmen nicht in der Lage eine Dividende zu zahlen und muss deswegen die Dividenzahlung aussetzen (z.B. in wirtschaftich schwachen Jahren), dann wird die Vorzugsdividende bei kumulativen Vorzugsaktien zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, wenn das Unternehmen wieder über mehr Liquidität verfügt.

Das kann entweder einige Jahre später nachgeholt werden oder spätestens wenn ein Unternehmen liquidiert wird, wobei dann allerdings nur so viel an Dividende ausgezahlt werden kann, wie sich aus der Liquidationsmasse ergibt.

Kumulative Vorzugsdividenden ermöglichen Aktionären also, dass ausgefallene Dividendenzahlungen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Nicht-kumulative Dividendenaktien ermöglichen den Aktionären allerdings keine nachträgliche Dividendenzahlung. D.h. wenn eine Dividende nicht gezahlt werden kann, dann ist ein Unternehmen bei nicht-kumulative Dividendenaktien auch nicht gezwungen die Zahlung der Vorzugsdividende nachzuholen.

Bei nicht-kumulative Dividendenaktien erhält man als Aktionär also nur eine höhere Dividende im Vergleich zu den Aktionären der Stammaktie aber hat sonst keine weiteren Rechte.

🔥 Gut zu wissen

Es gibt übrigens noch weitere Arten von Vorzugsaktien mit jeweils unterschiedlichem Effekt auf die Vorzugsdividende, allerdings sind diese eher in den USA geläufig. Entsprechend gibt es auch keine gute deutsche Übersetzung für diese Typen. Zu den geläufigsten gehören die Folgenden.

Participating Preferred Stocks: Bei dieser Art erhalten die Aktionäre nicht nur eine Vorzugsdividende sondern im Falle einer Liquidation des Unternehmens auch einen Anteil an der Verkaufsmasse.

Callable Preferred Stock: Bei solchen Vorzugsaktien hat das Unternehmen die Möglichkeit die Aktien wieder zurückzuziehen und die Aktionäre den Kaufpreis wieder zurückzuerstatten.

Convertible Preferred Stocks: Bei diesen Vorzugsaktien haben die Aktionäre die Möglichkeit die Vorzugsaktien in eine Stammaktie umzuwandeln.

Vor- und Nachteile von Vorzugsaktien

Vorzugsaktien klingen zwar nach der besseren Art von Aktien für Dividendeninvestoren, allerdings haben solche Aktien auch einige Nachteile und jeder muss für sich prüfen, ob die Vorzugsdividende diese Nachteile aufwiegt. Damit ihr eine leichtere Entscheidung treffen könnt, habe ich euch hier die Vor- und Nachteile von Vorzugsaktien aufgelistet.

Vorteile

  • Die Vorzugsdividende von Vorzugsaktien ist höher als die der regulären Stammaktie und deswegen gerade für Dividendeninvestoren besonders interessant.
  • Vorzugsdividenden müssen von einem Unternehmen immer vor der Dividendenzahlung der Stammaktionäre bedient werden. Im Falle einer Unternehmensliquidation erhalten erst die Vorzugsaktionäre ihre Dividende bevor etwas an die Stammaktionäre ausgezahlt wird.
  • Weil ausgefallene Vorzugsdividenden im Falle von Kumulativen-Vorzugsaktien nachgeholt werden müssen, erhält man somit Dividenden unabhängig von der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens.

Nachteile

  • Aktionäre verzichten auf ihr Stimmrecht auf der Hauptversammlung.
  • Die Möglichkeit ausgefallene Vorzugsdividenden nachträglich zu erhalten, ist häufig nur ein theoretischer Vorteil, weil im Falle eines Banktrotts evtl. nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht, um die ausgefallenen Dividendenzahlungen nachzuholen.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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