Wann sollte man seine Optionen glattstellen?


Anders als beim Handel mit Aktien kann man bei Optionen nicht einfach eine Buy-And-Hold Strategie umsetzen, da Optionen nur eine begrenzte Laufzeit haben. Eine Option bis zum Laufzeitende zu halten, macht in der Regel aber auch keinen Sinn, da man damit entweder ein zu hohes Risiko bei zu wenig Rendite in dem Portfolio behält oder weil man damit einfach seine Gesamtrendite unnötig verkleinert. Ich möchte euch deshalb heute erklären, wann man seine Optionen am besten schließen sollte.

Eine Faustregel für Käufer von Optionen ist, dass man seine Position glattstellen sollte, wenn man entweder eine Rendite von 100% oder einen Verlust von 50% erzielt hat. Verkäufer von Optionen sollten ihre Positionen in der Regel schließen, wenn sie entweder 50% ihres maximalen Gewinns erzielt haben oder einen Verlust von 100%.

Diese Gewinn- und Verlustgrenzen zum Glattstellen von Optionspositionen sind natürlich nur Faustregeln und nicht für jede Situation geeignet. Ich möchte euch deshalb im Folgenden erklären, warum diese Strategien zum Schließen von Optionspositionen in den meisten Fällen Sinn machen und wann sie angepasst werden sollten.

Was bedeutet es eine Option glattzustellen?

Bevor wir überhaupt darüber reden, wann man eine Option glattstellen sollte, müssen wir uns kurz darüber unterhalten, was glattstellen überhaupt bedeutet und wie man das bei Optionen machen kann.

Das Glattstellen bzw. Schließen einer Option bedeutet, dass man zu einer schon bestehenden Optionsposition das entsprechende Gegengeschäft eingeht. Hat man ursprünglich eine Put Option verkauft, wäre das Gegengeschäft zum Glattstellen der Position, der Kauf einer Put Option mit identischem Strike, Basiswert und Laufzeit.

Sinn und Zweck der Glattstellung ist es seine bestehende Position mit einem Gegengeschäft zu neutralisieren, damit man somit nicht mehr Käufer oder Verkäufer einer Option ist.

Je nachdem ob ihr eine Option gekauft oder verkauft habt, wäre die entsprechende Transaktion zum Schließen der Position somit eine der folgenden Alternativen.

Bestehende OptionspositionTransaktion zum glattstellen
der Position
Long CallVerkauf einer Call Option
Short CallKauf einer Call Option
Long PutVerkauf einer Put Option
Short PutKauf einer Put Option
Die Tabelle zeigt das die benötigte Transaktion zum schließen eurer Position je nach bestehender Optionsposition.

Der Grund warum man „glattstellen“ oder „schließen“ im Zusammenhang mit Optionen sagt und nicht zum Beispiel „verkaufen“ wie bei Aktien ist einfach, dass man bei Aktien zu Beginn immer die Aktie kaufen muss und um sie ausgebucht zu bekommen, muss man sie wieder verkaufen.

Das ist bei Optionen aber nicht der Fall, da man diese zu Beginn auch verkaufen kann und sie zum glattstellen entsprechend zurückkaufen müsste.

Wann sollte man glattstellen?

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema, wann man seine Optionen glattstellen sollte. Grundsätzlich gibt es zum Glattstellen von Option zwei Gründe: Verlustminimierung und Gewinnmitnahme.

D.h. wir wollen durch das Schließen unserer Position zum einen unsere bereits eingetretenen Verluste minimieren und zum anderen unsere Gewinne vereinnahmen, bevor sie evtl. wieder schwinden. Insbesondere die Gewinnmitnahme ist bei Optionen einer der Hauptgründe, warum man seine Positionen schließt, da ein Halten der Option bis zum Laufzeitende in aller Regel eher nachteilig für eure Gesamtrendite ist.

Wenn ihr darüber hinaus gern allgemein mehr darüber erfahren wollt, wie lange man seine Optionen eigentlich halten sollte, dann könnt ihr das in diesem Artikel von mir nachlesen.

Optionskäufer

Als Käufer von Optionen ist die Faustregel, dass man seine Position schließen sollte, wenn man entweder einen Gewinn von 100% gemacht hat oder einen Verlust von 50%.

Natürlich kann man seine Optionen auch länger halten als nur bis zu einem Gewinn von 100% aber die Idee hinter dieser Schwelle ist einfach, dass die wirklich großen Gewinne durch Optionskäufe wie eine Verzehnfachung der Investition absolut selten vorkommen und man deswegen lieber auf viele kleine Gewinne setzen sollte als den einen Großen.

Nicht umsonst beträgt die durchschnittliche Rendite von Optionskäufern lediglich 2,73% pro Jahr, wenn man die Optionen bis zum Laufzeitende hält, wie ich in diesem Artikel ausführlich analysiert habe, da einfach zu viele Optionen wertlos verfallen bzw. nie so sehr im Geld landen, dass man damit einen unglaublich großen Gewinn macht.

Die Abgrenzung von 50% nach unten dient einfach eurer eigenen Sicherheit, um größere Verluste zu vermeiden. Das Positive als Käufer von Optionen ist ja, dass man von Anfang an genau weiß, wie groß der maximale Verlust ist und entsprechend sein Risikomanagement besser steuern kann aber ein Verlust von 50% muss auch erst einmal wieder aufgeholt werden.

In der Regel ist die Option zu so einem Zeitpunkt schon nicht mehr im Geld, sodass es immer unwahrscheinlicher wird, dass man mit der Position noch einen Gewinn machen kann.

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Optionsverkäufer

Als Verkäufer von Optionen ist die Faustregel, dass man seine Position glattstellen sollte, wenn man entweder 50% seines maximalen Gewinns erzielt hat oder einen Verlust von 100%.

Wie ihr seht, ist das Verhältnis hier genau andersherum und das macht auch in vielerlei Hinsicht Sinn.

Nehmen wir an ihr verkauft eine Option mit Restlaufzeit von 3 Monaten und ihr erhaltet dafür eine Prämie von 500€. Der Kurs des Underlyings läuft in die für euch richtige Richtung und nach einem Monat beträgt die Prämie nur noch 250€. Warum solltet ihr die Option an dieser Stelle schließen?

Weil ihr in einem Monat die Hälfte eures maximalen Gewinns verdient habt. Warum solltet ihr das Risiko eingehen weiterhin in der Position zu bleiben und eventuell sogar noch einen Verlust damit zu machen, wenn ihr bereits schon die Hälfte des Gewinns vereinnahmt habt und das sogar in weniger als der Hälfte der Zeit? 

Schließt die Position stattdessen lieber und geht eine neue Optionsposition ein. Somit erhöht ihr auch eure Gesamtrendite, da renditetechnisch schließlich 50% des Gewinns in einem Monat besser sind als 100% des Gewinns in drei Monaten.

Davon abgesehen steigt das Gamma einer Option zum Ende ihrer Laufzeit immer mehr an, sodass ihr ein immer höheres Kursänderungsrisiko eingeht, je länger ihr die Position haltet. Mehr dazu könnt ihr übrigens in meinem Artikel über die Griechen einer Option nachlesen.

Diese 50% sind unter Optionsverkäufern übrigens Standard und die meisten Händler schließen ihre Position bei Erreichung dieses Gewinns. Allerdings auch der Hinweis, dass diese Grenze hauptsächlich nur für reine Call-Optionen bzw. Put-Optionen gedacht ist. 

Solltet ihr komplexere Optionsstrategien handeln, liegt die Grenze für die Gewinnmitnahme immer ein wenig anders. Wann ihr eure Gewinne je nach Optionsstrategie mitnehmen solltet, erkläre ich immer genau in meinen Artikeln zu den unterschiedlichen Optionsstrategien.

Auf der Verlustseite sieht es bei Optionsverkäufen aber einfacher aus. Die Regel ist hier, dass ihr die Option glattstellen solltet, wenn ihr einen Verlust von 100% bezogen auf eure Optionsprämie erreicht habt. D.h. sobald sich der Preis der Option verdoppelt hat, solltet ihr sie lieber glattstellen, um größere Verluste zu vermeiden.

Bei einer ursprünglichen Optionsprämie von 500€ solltet ihr in der Regel die Position also schließen, sobald der Preis der Option auf 1.000€ angestiegen ist. Ihr solltet allerdings hierbei auch immer euer persönliches Risikomanagement im Auge behalten. 

Wenn ihr z.B. ein Depot von 10.000€ habt und euer Risikomanagement sieht so aus, dass ihr mit einem Trade nie mehr als 3% verlieren wollt, dann ist eure persönliche Verkaufsschwelle schon bei einem absoluten Wert von 300€ erreicht.

Wenn ihr also die Option zu 500€ verkauft, dann solltet ihr sie nicht erst bei 1.000€ wieder zurückkaufen, sondern schon bei 800€, weil ihr dann schon eure persönliche Risikogrenze erreicht habt.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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