So lang sollte man Optionen und Optionsscheine halten


Ganz egal ob ihr Optionen verkauft oder Optionsscheine kauft. Ihr steht immer wieder vor der Frage, wie lange ihr die Option oder den Optionsschein halten solltet. Genau für diese Frage gibt es aber einige Faustregeln, die ihr kennen solltet, damit ihr beim nächsten Mal nicht mehr vor der Frage steht, wie lange ihr eine Option eigentlich halten solltet.

Eine Faustregel für Käufer von Optionen ist, dass man seine Position glattstellen sollte, wenn man entweder eine Rendite von 100% oder einen Verlust von 50% erzielt hat. Verkäufer von Optionen sollten ihre Positionen in der Regel schließen, wenn sie entweder 50% ihres maximalen Gewinns erzielt haben oder einen Verlust von 100%.

In aller Regel ist es nicht sinnvoll seine Option oder seinen Optionsschein vorzeitig auszuüben, da das Glattstellen der Position in der Regel lukrativer ist. Das Rollen einer Option macht dann Sinn, wenn sich die eigene Marktmeinung über die Kursrichtung des Underlyings nicht geändert hat. 

So viel also zur Kurzfassung. Wie ihr sicherlich schon erkannt habt, gibt es als Halter von Optionen oder Optionsscheinen immer drei Möglichkeiten, die ihr habt. Ihr könnt die Option glattstellen, ihr könnt sie ausüben oder ihr könnt sie rollen und jede der Möglichkeiten ist in bestimmten Situationen mal sinnvoller und mal weniger sinnvoll. 

Schauen wir uns die drei Alternativen also einmal im Detail an, damit ihr genau wisst, wie lange ihr eine Option halten solltet.

Wann sollte man Optionen glattstellen?

Als Käufer von Optionen und Optionsscheinen ist die Faustregel, dass man seine Position schließen sollte, wenn man entweder einen Gewinn von 100% gemacht hat oder einen Verlust von 50%.

Dabei handelt es sich natürlich nur um eine Faustregel und sollte nicht als Gesetz angesehen werden wobei ich aber bestätigen kann, dass viele professionelle Optionshändler sich strikt an diese Grenzen halten.

Die Idee hinter der 100%-Schwelle bei Gewinnen ist einfach, dass die wirklich großen Gewinne durch Optionskäufe wie eine Verzehnfachung der Investition absolut selten vorkommen und man deswegen lieber auf viele kleine Gewinne setzen sollte als den einen Großen.

Die Abgrenzung von 50% nach unten dient wiederum eurer eigenen Sicherheit, um größere Verluste zu vermeiden. 

Aktienbaum Optionshandel Cheat Sheets

Lade dir meine Cheat Sheets für den Optionshandel gratis herunter und werde dadurch ein besserer Trader.

Gratis herunterladen

Als Verkäufer von Optionen ist die Faustregel, dass man seine Position glattstellen sollte, wenn man entweder 50% seines maximalen Gewinns erzielt hat oder einen Verlust von 100%.

Wie ihr seht, ist das Verhältnis hier genau andersherum und das macht auch in vielerlei Hinsicht Sinn. Der Restwert einer Option, die sich schon stark aus dem Geld befindet, nimmt nur noch sehr langsam ab, weswegen ihr besser kommt, eure Gewinne bei 50% mitzunehmen und danach das nächste Optionsgeschäft abzuschließen.

Auf der Verlustseite sieht es bei Optionsverkäufen ähnlich aus. Ihr solltet hier die Option glattstellen, wenn ihr einen Verlust von 100% bezogen auf eure Optionsprämie erreicht habt. D.h. sobald sich der Preis der Option verdoppelt hat, solltet ihr sie lieber glattstellen, um größere Verluste zu vermeiden.

Wenn ihr gern mehr zu dieser Faustregel erfahren wollt, dann habe ich hier einen ausführlichen Artikel darüber geschrieben, wann man seine Optionen glattstellen sollte.

Wann ist die Ausübung sinnvoll?

In aller Regel ist es nicht sinnvoll seine Option oder seinen Optionsschein vorzeitig auszuüben, da das Glattstellen der Position in der Regel lukrativer ist. Lediglich in sehr seltenen Fällen, wenn die Option tief im Geld ist und nur noch wenige Tage läuft, kann die Ausübung der Option Sinn machen.

Um diese Regel zu verstehen, muss man verstehen, wie sich der Wert einer Option zusammensetzt. Wenn ihr damit noch Probleme habt, solltet ihr euch diesen Artikel von mir durchlesen. Für alle anderen hier eine Kurzfassung.

Der Wert einer Option setzt sich immer aus dem inneren Wert und dem Zeitwert der Option zusammen. Der innere Wert ist dabei der Wert der Option, den ich bei Ausübung erhalte und der Zeitwert ist der Zusatzwert, den die Option hat weil die Option noch eine Chance hat in den Gewinnbereich zu gelangen und umso höher diese Wahrscheinlichkeit ist, desto größer ist auch der Zeitwert.

Wenn ich die Option ausübe, bekomme ich lediglich ihren inneren Wert. Wenn ich sie aber glattstelle, dann bekomme ich die aktuelle Prämie, die sich aus innerem Wert und Zeitwert zusammensetzt.

Solange der Zeitwert positiv ist, ist es also immer besser für mich die Option zurückzukaufen als sie auszuüben. Das trifft natürlich nur zu, wenn ihr Käufer einer Option seid, weil nur der Käufer das Ausübungsrecht hat aber auch als Verkäufer ist es gut zu wissen, dass die Option während der Laufzeit in aller Regel nie ausgeübt wird und wenn doch man sogar einen Gewinn machen würde, weil man dann nur deren inneren Wert bezahlen müsste aber nicht mehr den Zeitwert.

Auch hierzu habe ich einen detaillierten Artikel geschrieben, der euch diesen Zusammenhang noch einmal genauer erklärt. Schaut ihn euch unbedingt an, wenn euch das Thema interessiert.

Wann sollte man eine Option rollen?

Neben dem Ausüben der Option bzw. des Optionsscheins und dem Glattstellen habt ihr natürlich auch noch die Möglichkeit eine Option zu rollen.

Das Rollen einer Option ist dabei besonders dann sinnvoll, wenn sich die eigene Marktmeinung über die Kursrichtung des Underlyings nicht geändert hat.

D.h. es macht somit immer dann Sinn seine Optionen zu rollen, wenn man zum Zeitpunkt des Rollens weiterhin dieselbe Marktmeinung hat, wie man sie beim ursprünglichen Kauf oder Verkauf der Option hatte. Rollt man in so einem Fall seine Optionen, kann man dadurch seine Gewinne sichern und seine Verluste reduzieren.

Sollte sich stattdessen eure Marktmeinung nach dem Kauf oder Verkauf der Option geändert haben, solltet ihr eure Option lieber vorzeitig glattstellen und stattdessen einen Trade eingehen, der besser zu eurer neuen Marktmeinung passt. 

Im Wesentlichen gibt es drei Gründe, warum man eine Option rollt: Um seine Gewinne einzulocken, um seine Verluste zu reduzieren und um eine Ausübung zu vermeiden.

Wenn sich eure Option also nahe dem Laufzeitende befindet und im Geld ist, dann besteht ein Risiko, dass eure Option bald ausgeübt wird. Wenn ihr das verhindern wollt, könnt ihr einfach eure Option nach vorn rollen, indem ihr die aktuelle Option glattstellt und stattdessen eine neue Option mit längerer Laufzeit aber gleichem Strike verkauft.

Sollte sich eure Option aber schon tief im Geld befinden, dann könnt ihr mit dem Rollen von Optionen auch eure bisherigen Gewinne sichern.

Damit meine ich, dass ihr mit eurem ursprünglichen Trade zum Beispiel schon 1.000 € Gewinn gemacht habt und ihr durch das Rollen der Optionen zum Beispiel 800 € des Gesamtgewinns schon vorzeitig vereinnahmt und den Trade dann nach vorn (andere Laufzeit) oder nach oben (höherer Strike) rollt, um weiterhin Gewinn machen zu können.

Dieselbe Methode funktioniert auch durch das Rollen nach unten (niedriger Strike), um Verluste zu reduzieren. Da das Thema relativ komplex ist, habe ich einen sehr detaillierten Artikel dazu geschrieben. Ihr könnt ihn euch hier durchlesen, wenn ihr gern mehr dazu erfahren wollt.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

Neueste Artikel