Optionen – der absolute Beginners Guide


Früher waren Optionen etwas, dass nur institutionellen Investoren vorbehalten war, aber Zeiten ändern sich und so ändern sich auch die Bedürfnisse der Privatanleger. Mittlerweile höre ich immer häufiger aus meinem privaten Umfeld, dass jemand mit Optionen handelt, aber leider wissen die meisten gar nicht was sie da eigentlich handeln. Deswegen wird es höchste Zeit, dass ich euch einmal genau erkläre, was eine Option ist, wie man sie handelt und warum sie in keinem Portfolio fehlen sollten.

Eine Option ist ein Finanzinstrument, dass einem das Recht (aber nicht die Pflicht) gibt, ein bestimmtes Wertpapier innerhalb einer bestimmten Frist oder zu einem exakten Termin zu einem festgelegtem Preis zu kaufen bzw. zu verkaufen.

Das klang jetzt vielleicht nicht wirklich kompliziert aber hinter diesem Satz verbirgt sich mehr als man beim ersten Mal lesen vermuten mag. Also schauen wir uns das ganze einmal im Detail an.

Zuallererst sollte einmal festgestellt werden, dass Optionen keine Strategie sind. Optionen sind ein Finanzinstrument! Sie sind weder besser noch schlechter als Aktien, Anleihen, Futures oder FX. Sie erfüllen nur einen eigenen Zweck und der kann für euch in manchen Situationen nützlich sein oder auch nicht.

Umso mehr ihr euch mit Optionen beschäftigt, desto besser werdet ihr verstehen, dass es sich dabei um extrem vielseitige Instrumente handelt und das sie einem Investor viele Möglichkeiten bieten. Ich nutze Optionen vor allem deswegen, weil sie mir die Möglichkeit bieten nicht nur an steigenden Kursen Geld zu verdienen (wie es auch Aktien können) sondern auch bei fallenden Kursen und seitwärts bewegenden Kursen.

Aber um sich tiefere mit dem Thema zu beschäftigen, sollte man zuerst die Basics verstehen und um die geht es jetzt.

Die sechs Eigenschaften von Optionen

Ganz egal was für Optionen ihr Handeln wollt, alle haben dieselben sechs Eigenschaften. Schauen wir uns die Eigenschaften doch aber einmal für eine Aktienoption an.

  1. Eine Option ist ein Vertrag
  2. der zwischen zwei Parteien besteht und…
  3. dem Käufer das Recht gibt (aber nicht die Pflicht) eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen
  4. zu einem festgelegten Kauf- bzw. Verkaufspreis
  5. innerhalb einer festgelegten Zeit
  6. für einen ganz bestimmten Preis.

Diese Eigenschaften besitzt jede Option aber was bedeuten sie und wie sehen sie in der Praxis aus. Ich erkläre es euch anhand von Aktienoptionen aber dieselben Prinzipien gelten auch für Future-Optionen, Währungsoptionen oder Indexoptionen nur das jeweils das Underlying, also der zugrunde liegende Basiswert, ein anderes ist.

Eine Option ist ein Vertrag

Wer eine Option kauft oder verkauft, der kauft oder verkauft keine Aktie. Das sollte euch immer klar sein, denn der Optionsmarkt ist vom Aktienmarkt zunächst einmal getrennt.

Wer eine Aktie kauft, der erhält damit einen Anteil an einem Unternehmen und kann dann auch diverse Rechte an diesem Unternehmen ausüben (z.B. das Stimmrecht). Das ist aber nicht der Fall bei Optionen, denn hierbei handelt es sich lediglich um einen Vertrag, der die Punkte 2 bis 6 der Optionseigenschaften zwischen dem Käufer und Verkäufer festlegt.

In der Realität sieht das so aus, dass man bei seinem Broker in der sogenannten Option Chain nachschaut. Hierbei handelt es sich um eine Übersicht aller möglichen Vertragsausgestaltungen (also Punkt 2 bis 6 der Optionseigenschaften), zwischen denen ihr bei eurer Kauf- oder Verkaufsentscheidung wählen könnt.

Der markierte Bereich zeigt alle wichtigen Informationen der Option Chain an. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Der zwischen zwei Parteien besteht und…

Dieser Punkt schein für die meisten erst einmal trivial zu klingen, weil am Wertpapiermarkt doch immer zwei Parteien auftreten – der Käufer und der Verkäufer – aber für mich macht es einen Unterschied, ob es dabei um Aktien oder um Optionen geht.

Der Grund ist einfach, dass die zwei Parteien bei einer Transaktion mit Aktien sich darauf einigen, dass das Wertpapier von einer Person auf die andere übergeht. Das ist so weit auch bei Optionen der Fall aber hier überträgt man nicht nur ein Wertpapier, sondern man geht einen Vertrag mit ganz speziellen Regeln und Pflichten ein.

In den meisten Fällen ist die Gegenperson (also der Käufer bei einem Verkauf bzw. der Verkäufer bei einem Kauf) beim Optionshandel auch nicht ein anderer Händler, sondern ein sogenannter Market Maker.

Um zu erklären, was ein Market Maker macht und warum sich dieser von einem Händler unterscheidet, würde sicherlich den Umfang dieses Artikels sprengen aber sollte euch das Thema interessieren, solltet ihr einmal meinen Artikel zum Thema Gamma Squeeze durchlesen. Dabei spielen Market Maker eine entscheidende Rolle, weswegen ich das Thema dort tiergehender erkläre.

Aber zurück zum Thema. Im täglichen Handel begegnen uns die beiden Parteien in Form der Bis/Ask Spanne wieder.

In den markierten Bereichen sieht man die Bid-Ask-Spanne für jede Option. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Als Bid bezeichnet man den Kaufpreis eines Wertpapiers während man den Verkaufspreis als Ask bezeichnet. Jedes Wertpapier hat immer einen Bid und einen Ask Preis und sie spiegeln die unterschiedlichen Interessen von Käufer und Verkäufer wider.

Man kann sich das Ganze ein wenig so vorstellen, als würde jemand auf dem Markt laut schreien, dass er einen Apfel für einen Euro kaufen möchte (Bid Preis) während jemand anderes laut schreit, dass er einen Apfel für zwei Euro verkaufen würde (Ask Preis).

Damit die Transaktion mit dem Apfel zustande kommen kann, müssen sich die beiden Händler einigen und zum Beispiel in der Mitte treffen. Genauso ist es auch beim Handel mit Optionen. Man schaut, zu welchen Preisen die gewünschte Option angeboten wird und je nachdem ob der Preis einem gefällt, kauf bzw. verkauft man diese Option.

Dem Käufer das Recht gibt (aber nicht die Pflicht) eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen

Optionen geben dem Käufer das Recht eine Aktie zu einem bestimmten Preis zu kaufen (sogenannte Call Optionen) bzw. zu verkaufen (sogenannte Put Optionen). Wichtig ist dabei aber immer, dass der Käufer nur das Recht hat aber nicht die Pflicht. Das ist sehr wichtig, denn wenn sich die Option für den Käufer nachteilig entwickelt, dann kann er nicht dazu gezwungen werden sein Optionsrecht auszuüben.

Eine Übersicht der verschiedenen Optionstypen und wie man sie üblicherweise nennt.

Anders sieht es aber für den Verkäufer der Option aus. Denn wenn sich der Käufer der Option dazu entscheidet, sein Optionsrecht auszuüben, dann muss der Verkäufer mitziehen ganz egal ob es für ihn von Vorteil ist oder nicht.

Stellt euch einfach vor wir haben einen Call (Kaufoption) auf die XYZ Aktie und wir dürfen XYZ Aktien zu einem Preis von 100 EUR kaufen. In welchem Fall würdet ihr als Käufer euer Optionsrecht ausüben? Natürlich immer dann, wenn der aktuelle Kurs der XYZ Aktie über 100, denn dann würdet ihr einen Gewinn machen.

Ihr könntet mithilfe eurer Optionen nämlich Aktien für 100 EUR kaufen und diese direkt am Markt zu einem Preis größer als 100 EUR verkaufen. Andersherum ist es aber bei einem Preis von unter 100 EUR. In so einem Fall würdet ihr natürlich das Optionsrecht nicht ausüben, denn dann müsstet ihr 100 EUR pro Aktie bezahlen, obwohl ihr die Aktie am Markt aber zu einem günstigeren Preis kaufen könnt.

Vielleicht interessiert Dich auch dieser Artikel: Wie kann man sein Portfolio absichern – 4 Strategien für die Praxis

Für den Verkäufer der Option ist es allerdings genau andersherum. Ihr freut euch, wenn der Kurs der XYZ Aktie unter 100 EUR ist, weil ihr dann wisst, dass die Option nicht ausgeführt werden wird und bei einem Preis von über 100 EUR würdet ihr einen Verlust machen, denn dann müsstet ihr Aktien für 100 EUR verkaufen, obwohl sie am Markt mehr wert sind.

Weil der Verkäufer von Optionen somit selbst keine Entscheidung treffen kann und davon abhängig ist, was der Käufer entscheidet, bezeichnet man den Verkäufer auch als Stillhalter.

In der Praxis seht ihr den Unterschied zwischen Call Optionen (Kaufoptionen) und Put Optionen (Verkaufsoptionen) anhand der Aufteilung der Options Chain. In aller Regel werden links immer die Call Optionen dargestellt und rechts die Put Optionen.

In der Option Chain werden Calls in der Regel auf der linken Seite dargestellt und Puts auf der rechten Seite. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Zu einem festgelegten Kauf- bzw. Verkaufspreis

Wenn wir uns das Beispiel von gerade eben anschauen, dann war der festgelegte Preis 100 EUR. Bei Optionen spricht man dabei auch vom sogenannten „Strike“ Preis.

D.h. die Option auf die XYZ Aktie hatte einen Strike von 100 EUR. Dieser Strike Preis unterscheidet sich von Option zu Option und je nachdem wie hoch oder niedrig er ist, hat man als Käufer bzw. Verkäufer auch ein höheres oder niedrigeres Risiko.

In der Praxis erkennt man den Strike Preis einer Option ebenfalls einfach in der Options Chain. Dort wird der Strike in der Regel in der Mitte zwischen den Puts und Calls angezeigt und jede Reihe entspricht einem neuen Strike Preis.

Der jeweilige Strike Preis einer Option wird immer in der Mitter der Option Chain dargestellt. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Innerhalb einer festgelegten Zeit

Dieser Punkt ist ein großer Unterschied zu Aktien, denn während Aktien in aller Regel unendlich lang gültig sind (zumindest bis zum bankrott oder der Auflösung des Unternehmens), haben Optionen immer ein festgelegtes Ablaufdatum. Im Englischen spricht man hierbei auch von der „Maturity“ einer Option.

D.h. aber auch, dass unser obiges Beispiel mit der Option auf die XYZ Aktien spezifiziert werden müsste. Im obigen Beispiel gibt eine Call Option auf die XYZ Aktie dem Käufer das Recht XYZ Aktien im Wert von 100 EUR zu kaufen aber dieses Angebot ist nur zeitlich begrenzt. Es könnte zum Beispiel nur einen Monat gelten. Oder drei Monate. Oder was auch immer.

Im markierten Bereich kann man die gewünschte Laufzeit der Option auswählen. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Wichtig ist nur, dass ihr beim Kauf oder Verkauf von Optionen immer auf die Laufzeit achtet. Je länger die Option läuft, desto mehr Risiko geht ihr als Verkäufer ein, aber dafür erhaltet ihr auch mehr für dieses Risiko und je kürzer die Option läuft desto geringere Chancen habt ihr als Käufer, dass eure Option sich in den Gewinnbereich bewegt.

Übrigens unterscheidet man bei Option zwischen sogenannten amerikanischen Optionen und europäischen Optionen. Das hat absolut nichts mit der Herkunft dieser Optionen zu tun, sondern vielmehr mit den Rechten, die der Käufer bei solchen Optionen hat.

Stellt euch einfach vor wir haben wieder unsere Option auf die XYZ Aktie mit Strike 100 EUR, es handelt sich um einen Call und die Option hat noch eine Restlaufzeit von 30 Tagen.

Als Käufer einer solchen Option habt ihr also das Recht Aktien der XYZ Aktie zu einem Preis von 100 EUR zu kaufen, aber wann dürft ihr das eigentlich machen? Am Ende der Laufzeit der Option, also in 30 Tagen, oder während der gesamten Laufzeit? Und genau hierbei unterscheiden sich amerikanische von europäischen Optionen.

Amerikanische Optionen geben dem Käufer das Recht eine Option jederzeit während der Laufzeit auszuüben während europäische Optionen es lediglich dem Käufer ermöglichen sein Recht am Ende der Laufzeit auszuüben.

In 99% der Fälle macht es bei amerikanischen Optionen allerdings nie Sinn seine Option vorzeitig auszuüben, weswegen man sich über den Unterschied keine Gedanken machen muss. Warum das aber keinen Sinn macht, erkläre ich euch lieber in diesem Artikel, damit dieser Artikel nicht noch länger wird.

Für einen ganz bestimmten Preis.

Ich habe im vorherigen Abschnitt bereits erwähnt, dass der Verkäufer von Optionen ein gewisses Risiko eingeht und das er dafür etwas erhält und dieses etwas nennt man das „Premium“. Es ist sozusagen der Preis, denn der Käufer für sein Recht zahlen muss.

Unsere oben genannte Call Option auf die XYZ Aktie mit Strike 100 EUR und Laufzeit von 30 Tagen könnte zum Beispiel 10 EUR kosten.

D.h. der Käufer dieser Option muss 10 EUR bezahlen, dafür dass er nach 30 Tagen XYZ Aktien zum Preis von 100 EUR kaufen darf. Übt er sein Recht bis zum Ende der Laufzeit nicht aus, verliert er die 10 EUR.

Der Verkäufer erhält wiederum diese 10 EUR beim Verkauf der Option und sollte der Käufer sein Recht aus der Option nicht ausüben, darf er die 10 EUR behalten.

Die Höhe dieses Premiums hat viele Einflussfaktoren, was auch einer der Gründe ist, warum die Preisentwicklung von Optionen für viele Anfänger nur schwer verständlich ist.

Ihr könnt euch den Kauf und Verkauf von Optionen ein wenig wie den Kauf und Verkauf von Versicherungen vorstellen. Der Käufer kauft sich die Versicherung Aktien der XYZ Aktie zum Preis von 100 EUR zu kaufen sollte der Preis der Aktie einmal unter 100 EUR fallen. Und für diese Versicherung muss er eine Gebühr, das Premium, bezahlen.

Der Verkäufer der Versicherung bzw. der Option erhält im Gegensatz die Versicherungsgebühr bzw. das Premium und muss im Versicherungsfall (Preis unter 100 EUR) entsprechend seiner Pflicht aus der Versicherung nachkommen.

Da das Premium nichts anderes ist als der Preis der Option, könnt ihr diese Information an derselben Stelle wie die schon oben erwähnte Bid/Ask-Spanne finden.

Das Premium einer Option entspricht der Bid-Ask Spanne. Umso geringer diese Spanne ist, desto genau weiß man das Premium vor dem Kauf. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Das Gewinn/Verlust Profil von Optionen

Ihr habt nun alle Eigenschaften von Optionen kennengelernt allerdings fehlt noch ein wenig der Bezug zur Praxis. Natürlich wird im täglichen Handel nicht jede Eigenschaft der Option genau erklärt. Stattdessen werden die verschiedenen Eigenschaften in irgendeiner Form abgekürzt dargestellt.

Anstatt eines Calls auf Apple mit Laufzeit bis 21. Januar 2022 und einem Strike von 170 USD, seht ihr bei eurem Broker in aller Regel nur etwas wie „AAPL Jan21’22 170 Call @ 6“. Was so viel bedeutet wie „Es handelt sich hierbei um eine Call Option auf Apple (Börsenkürzel: AAPL) mit Laufzeitende zum 21.01.22 und der aktuelle Preis dafür beträgt 6 USD.“

Einmal verstanden, macht diese Darstellung natürlich absolut Sinn aber gerade als Anfänger ist man davon doch schnell abgeschreckt.

Gewinn & Verlust von Call Optionen

Überlegt euch nun aber einmal, wie das Auszahlungsprofil dieser Apple Option für einen Käufer aussehen würde. Wann würde ein Käufer Gewinn machen und wann einen Verlust?

Klar ist, dass wenn die Aktien von Apple unter 170 USD notieren, dann würdet ihr euer Kaufrecht nicht ausüben. Ihr könntet schließlich die Aktien am Markt für weniger als 170 USD erwerben, während ihr durch die Option genau 170 USD bezahlen müsstet. Ihr würdet in diesem Fall also den Preis der Option (hier 6 USD) verlieren.

Was passiert aber wenn die Aktien einen Wert von 180 USD haben? In dem Fall würdet ihr einen Gewinn machen, indem ihr eure Option ausübt und Apple Aktien im Wert von 170 USD kauf und sie direkt am Markt für 180 USD verkauft. Ihr hättet einen Brutto-Gewinn von 10 USD und müsstet davon nun den Preis für die Option (6 USD) abziehen. Euer Netto-Gewinn wäre also 4 USD.

Mit dieser Logik erkennt ihr ihr sicherlich nun auch ganz schnell, wo euer Break-Even-Point liegt. Also der Punkt an dem ihr weder einen Gewinn noch einen Verlust macht. Dieser ist bei diesem Beispiel bei einem Aktienkurs von 176 USD. In dem Fall würdet ihr die Aktien durch die Option für 170 USD kaufen, am Markt für 176 USD verkaufen und den Preis der Option von 6 USD abziehen.

Grafisch würde das ganze wie folgt aussehen:

Der typische Verlauf des Auszahlungsprofils einer Long Call Option. Erstellt mit OptionStrat.

In der Grafik seht ihr an der X-Achse den Aktienkurs abgezeichnet und an der Y-Achse euren Gewinn bzw. Verlust. Die gestrichelte Linie ist der aktuelle Aktienkurs, die blaue Linie ist der Break Even Point, der rote Bereich ist eure Verlustzone und der grüne Bereich eure Gewinnzone.

Das ist der typische Verlauf aus Sicht des Käufers für eine Call-Option. Man bezeichnet diese Grafiken auch als Hockey-Stick-Grafik weil sie – naja – halt so aussieht wie ein Hockeyschläger. Aus Sicht des Verkäufers sieht die Grafik natürlich genauso aus nur das sie horizontal gespiegelt ist.

Ich habe hier übrigens einen extrem ausführlichen Artikel über das Kaufen von Call Optionen geschrieben. Schau doch einmal vorbei, wenn du mehr darüber wissen möchtest.

Der typische Verlauf des Auszahlungsprofils einer Short Call Option. Erstellt mit OptionStrat.

Der Verkäufer einer Option macht immer dann Verlust, wenn der Käufer einen Gewinn macht bzw. der Verkäufer macht Gewinn, wenn der Käufer Verlust macht.

Das liegt einfach daran, dass immer dann, wenn es sich für den Käufer nicht lohnt, die Option auszuüben, dann darf der Verkäufer die Optionsprämie (deutscher Ausdruck für das oben genannte Premium) behalten. Und immer, wenn es sich für den Käufer lohnt, dann muss der Verkäufer sich die Aktien teuer einkaufen.

Nehmen wir einfach wieder das obige Beispiel mit der Apple Option. Der Kurs liegt bei 180 USD und der Käufer nimmt sein Optionsrecht war. In dem Fall müsste der Verkäufer Aktien für 170 USD verkaufen, obwohl sie gerade am Markt 180 USD wert sind. Oder wie es viel häufiger in der Realität der Fall ist. Der Verkäufer hat die Aktien noch nicht einmal selbst und muss sie deswegen am Markt für 180 USD kaufen und dann direkt für 170 USD durch die Option verkaufen.

Gewinn und Verlust von Put Optionen

Da ihr nun wisst, wie das Auszahlungsprofil einer Call Option für Käufer und Verkäufer aussieht, sollten wir uns jetzt auch noch das Auszahlungsprofil einer Put Option anschauen. Nehmen wir dazu folgende Option: AAPL Jan21’22 180 Put @ 5. Also wir kaufen uns einen Put mit Laufzeit bis 21.01.22 und einem Strike von 180 USD für insgesamt 5 USD.

Wenn wir der Käufer dieser Option sind, haben wir also das Recht in Zukunft Aktien von Apple zum Preis von 180 USD zu verkaufen. Das bedeutet aber auch, dass bei einem Kurs der Apple Aktie größer 180 USD wir kein Interesse haben, unser Optionsrecht auszuüben, weil wir dann ja schließlich die Aktien am Markt teurer verkaufen können als durch unsere Option.

Entsprechend machen wir bei Kursen über dem Strike (hier 180 USD) einen Verlust in Höhe unserer Optionsprämie von 5 USD. Sollte der Kurs aber unter 180 USD fallen, können wir die Aktien zum Preis von 180 USD verkaufen, obwohl der Marktpreis gerade niedriger ist. Wir machen entsprechend einen Gewinn.

Das Auszahlungsprofil unserer Option sieht deshalb so aus:

Der typische Verlauf des Auszahlungsprofils einer Long Put Option. Erstellt mit OptionStrat.

Wieder gilt: In der Grafik seht ihr an der X-Achse den Aktienkurs abgezeichnet und an der Y-Achse euren Gewinn bzw. Verlust. Die gestrichelte Linie ist der aktuelle Aktienkurs, die blaue Linie ist der Break Even Point, der rote Bereich ist eure Verlustzone und der grüne Bereich eure Gewinnzone.

Es sollte jetzt sicherlich keine Überraschung mehr sein, wie das Auszahlungsprofil der Option aus Sicht des Verkäufers aussieht. Genauso wie der schon gerade gezeigte Long Put nur an der X-Achse gespiegelt.

Das liegt einfach daran, dass man als Verkäufer einer Put Option dann einen Gewinn macht (in Höhe der erhaltenen Optionsprämie), wenn der Kurs der Apple Aktie über dem Strike (hier 180 USD) liegt. Schließlich würde euch niemand Aktien im Wert von 180 USD verkaufen, wenn er es genauso gut auch zu einem höheren Preis am Markt machen könnte.

Allerdings macht ihr als Verkäufer dann einen Verlust, wenn der Kurs unter den Strike Preis fällt.

Der typische Verlauf des Auszahlungsprofils einer Short Put Option. Erstellt mit OptionStrat.

Wichtig ist allerdings noch einmal hervorzuheben, dass der maximale Verlust des Käufers einer Option – egal ob Call oder Put – immer nur die zu Beginn bezahlte Optionsprämie (zzgl. Transaktionskosten) ist. Der Verlust des Verkäufers ist allerdings immer unbegrenzt. Ok, zugegeben ein Aktienkurs kann nie unter null fall, weswegen der maximale Verlust eines Put Verkäufers ebenfalls begrenzt ist aber das spielt eher eine untergeordnete Rolle.

Der innere Wert und der Zeitwert von Optionen

Bisher könnte man meinen, dass Optionen gar nicht so kompliziert sind, weil man doch Recht einfach berechnen kann, was der faire Wert einer Option ist aber das Problem ist, dass die Gewinn- und Verlustprofile (bzw. auch Auszahlungsprofile genannt), die ich euch eben gezeigt habe, lediglich zum Laufzeitende der Option gelten.

D.h. wenn man wissen will, wie viel eine Option am Laufzeitende wert ist, dann schaut man einfach auf das Gewinn- und Verlustprofil und liest dort ab, wie viel Gewinn oder Verlust man mit der Option machen würde. Wenn der Strike eines Calls bei 180 USD liegt aber die Aktie momentan bei 182 USD notiert, dann macht man mit der Option einen Gewinn von 2 USD und somit hat die Option auch einen Preis von 2 USD.

Klingt ganz einleuchtend, aber was ist eigentlich mit dem Preis einer Option während der Laufzeit? Um das zu verstehen, muss ich euch den inneren Wert und den Zeitwert einer Option erklären.

Der innere Wert einer Option

Der innere Wert bzw. auch intrinsische Wert einer Option ist der Wert, den die Option bei Ausübung des Optionsrechts hätte. Es ist somit die Different zwischen Strike-Preis der Option und Kurs des Underlyings, wobei der innere Wert niemals kleiner Null sein kann.

Diese Definition klang jetzt evtl. etwas komplizierter als sie wirklich ist, denn in Wahrheit ist der innere Wert nichts anderes als der Gewinn oder Verlust einer Option bei Laufzeitende, so wie wir ihn oben berechnet haben. Nur das der innere Wert nicht nur am Laufzeitende berechnet werden kann, sondern jederzeit.

Wenn mein Call einen Strike von 180 USD hat aber die Aktie gerade bei 182 USD liegt, dann ist der innere Wert 2 USD unabhängig von der noch ausstehenden Laufzeit der Option.

Der Preis einer Option beträgt am Laufzeitende also somit genau dem inneren Wert der Option. Vor dem Laufzeitende ist der Wert einer Option aber in aller Regel größer als ihr innere Wert und Grund dafür ist der Zeitwert der Option.

Der Zeitwert von Optionen

Der Zeitwert einer Option ist der Zusatzwert einer Option und ist die Differenz aus dem aktuellen Optionspreis und dem inneren Wert der Option. Der Zeitwert ist größer je länger die Option noch läuft und nimmt mit abnehmender Restlaufzeit der Option ab.

Während der innere Wert einer Option leicht verständlich und schnell auszurechnen ist, ist dies beim Zeitwert leider nicht der Fall. Ich versuche es euch dennoch leicht zu erklären.

Stellt euch einfach vor wir haben wieder unsere Apple Call Option mit Strike 180 USD und der Kurs von Apple liegt momentan bei 170 USD. Wäre heute das Laufzeitende dieser Option, dann hätte sie einen Wert von Null, da der aktuelle Kurs von Apple unter dem Strike Preis liegt.

Aber wenn die Option noch eine Laufzeit von zum Beispiel 2 Monaten hätte, dann könnte ihr Preis zum Beispiel 4 USD sein. Warum ist aber jemand bereit 4 USD zu bezahlen, wenn der Apple Kurs momentan unter dem Strike Preis liegt?

Ganz einfach: Weil der Käufer der Option davon ausgeht, dass der Apple Kurs in zwei Monaten über dem Strike Preis liegen wird. Der Zeitwert spiegelt also wider wie wahrscheinlich es ist, dass sich die Option noch in den Gewinnbereich bewegen wird.

Je wahrscheinlicher es also ist, dass die Option noch in den Gewinnbereich gelangt, desto höher ist auch ihr Zeitwert. Das macht auch die Berechnung des Zeitwertes so schwer, weil es hier um Wahrscheinlichkeiten geht und je nach Modell, dass man hierfür benutzt evtl. unterschiedliche Resultate herauskommen.

Wenn ihr gern mehr über das Thema erfahren wollt, dann erkläre ich euch in diesem Artikel, wann der Zeitwert am höchsten ist bei Optionen.

Klar ist aber, dass umso kürzer die Restlaufzeit einer Option ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Option noch in den Gewinnbereich kommt (bei gleichbleibenden Bedingungen). Überlegt euch einfach was wahrscheinlicher ist. Das Apple innerhalb von 30 Tagen oder in 18 Tagen von 170 USD auf 190 USD steigt? Eher in 180 Tagen.

Deswegen nimmt der Zeitwert einer Option auch mit abnehmender Restlaufzeit ab, bis er am Laufzeitende sogar Null ist. bzw. die Option nicht mehr wert ist als ihr innerer Wert.

Moneyness von Optionen

Wie schon oben erwähnt, wird beim Handel mit Optionen eine gewisse Sprachkenntnisse vorausgesetzt. Und damit meine ich jetzt nicht Deutsch oder Englisch, sondern einfach die typischen Begriffe, die Optionshändler beim Thema Optionen benutzen. Einer der wichtigsten ist dabei die sogenannte Moneyness.

Die Moneyness einer Option gibt an wie wertvoll eine Option momentan ist (beruht auf dem englischen Begriff für Geld „Money“) und leitet sich davon ab, ob die Option momentan im Gewinnbereich, nahe am Gewinnbereich oder außerhalb des Gewinnbereiches ist.

Dabei nutzen Optionshändler in aller Regel nicht den Oberbegriff „Moneyness“, sondern viel mehr die genaueren Bezeichnung „at-the-money“ (kurz ATM oder im deutschen „am Geld“), „in-the-money“ (kurz ITM oder im deutschem „im Geld“) oder „out-of-the-money“ (kurz OTM oder im deutschen „außerhalb des Geldes).

Was bedeutet ATM, OTM und ITM aber? Ihr gebt damit einfach an, wie nah der aktuelle Kurs des Underlyings zum Strike-Preis ist.

Nehmen wir einfach wieder an, wir haben eine Call Option auf Apple mit Strike 180 USD. Wenn der aktuelle Kurs der Apple Aktie 190 USD ist, dann würdet ihr mit der Optionen am Laufzeitende einen Gewinn machen (der innere Wert ist positiv) . Die Option ist somit im Geld bzw. in-the-money oder kurz ITM.

Wenn der aktuelle Aktienkurs aber nahe um den Strike Preis liegt, z.B. bei 179 USD, dann ist die Option sehr nahe am Gewinnbereich und sie ist somit am Geld bzw. at-the-money oder kurz ATM.

Liegt der aktuelle Aktienkurs aber deutlich unter dem Strike preis, z.B. bei 170 USD, dann ist die Option weit vom Gewinnbereich entfernt und wir sprechen von Optionen, die außerhalb des Geldes sind bzw. out-of-the-money oder kurz OTM.

Gerade im englischen sprachigen Raum werden dabei nur die Kurzformen OTM, ATM und ITM benutzt während man im deutschsprachigen Raum eher die langen deutschen Ausdrucksformen (am Geld, im Geld und außerhalb des Geldes) benutzt.

Beispielhafte Einteilung der In-The-Money, At-The-Money und Out-Of-The-Money Bereiche einer Option.

Bezugsverhältnis

Zum Schluss möchte ich euch noch auf eine Besonderheit von Optionen hinweisen, die ihr unbedingt vor eurem ersten Kauf oder Verkauf wissen müsst.

In all unseren Beispielen haben wir immer davon geredet, dass eine Option genau eine Aktie abdeckt. Also ihr kauft euch eine Call Option auf Apple und deswegen dürft ihr euch in Zukunft eine Apple Aktie zu dem Strike Preis kaufen.

Das stimmt so aber nicht, denn die meisten Optionen beziehen sich in der Regel auf 100 Aktien. D.h. alle Preise, die ihr beim Handel mit Optionen seht, müsst ihr mit 100 multiplizieren.

Somit gibt unsere oben genannte Apple Call Option AAPL Jan21’22 170 Call @ 6 das Recht 100 Apple Aktien zum Preis von 170 USD (insgesamt 17.000 USD) zu kaufen und die Option kostet euch nicht nur 6 USD, sondern 600 USD.

Ein guter Broker gibt euch immer genauere Informationen zu euren Optionen wie den Multiplier. Erstellt mit TWS von Interactive Broker / Banx Broker.

Der Faktor 100 ist dabei allerdings nur die Regel und nicht immer der Fall. Schaut vor eurem Kauf oder Verkauf deswegen immer noch einmal nach, was der sogenannte Multiplikator für diese Option ist. Ein guter Broker sollte euch diese Information immer zur Verfügung stellen, wobei wir direkt zum letzten Thema kommen.

Wo kann man in Deutschland Optionen handeln?

Wenn ihr jetzt Interesse am Handel mit Optionen bekommen habt, dann stellt sich natürlich die Frage wie ihr das am besten machen könnt. Die meisten Broker (auch Anfänger-Broker wie die Comdirect) bietet euch den Handel mit Optionsscheinen an aber dabei müsst ihr unbedingt beachten: Optionsscheine sind keine Optionen!

Optionsscheine klingen zwar wie Optionen und sie haben auch eine ähnliche Funktionsweise aber sie sind nicht das Gleiche und ihr solltet immer Optionen handeln und nie Optionsscheine. Wenn ihr gern mehr über die Unterschiede von Optionsscheinen und Optionen wissen wollt, dann lest euch unbedingt meinen Artikel hier zu diesem Thema durch. Dort erkläre ich genau, warum Optionsscheine so gefährlich sind.

Ihr wollt also Optionen handeln und wisst nicht, wo ihr das machen könnt?

Folgende Broker in Deutschland bieten den Handel mit Optionen an:

Ich selbst nutze Banx Broker, die wiederum im Hintergrund auf Interactive Broker basieren und bin sehr zufrieden. Cap Trader habe ich selbst auch schon einmal ausprobiert und war damit auch sehr zufrieden. Zu den anderen Brokern kann ich allerdings nichts sagen, da ich mit denen selbst noch nie gehandelt habe.

Ganz egal wie ihr euch aber entscheidet, bitte fangt nicht blindlings an mit Optionen zu handeln, nur weil ihr diesen Artikel gelesen habt. Ich habe mir zwar größte Mühe gegeben in diesem Artikel alle wichtigen Themen für Einsteiger abzudecken, aber Optionen sind viel komplexer als es den Anschein macht.

Wenn euch das Thema also interessiert, dann lest unbedingt auch andere Artikel oder Bücher zu dem Thema, schaut einige YouTube Videos oder hört euch Podcasts dazu an. Auf meiner Seite findet ihr auch noch zahlreiche weitere Artikel zum Thema Optionen, die euch weiterhelfen können.

Entweder ihr schaut einfach in meine Kategorie Optionen oder ihr lest die Artikel, die ich euch in diesem Artikel mit verlinkt habe. Am wichtigsten ist sicherlich der Artikel „Was sagen die Griechen über eine Option aus?“ der ebenfalls sehr ausführlich und lang ist aber lieber etwas zu genau als zu kurz und falsch.

Ich hoffe aber, ich konnte mit diesem Artikel euer Interesse an Optionen wecken und hoffe, dass ihr ebenso viel Spaß damit haben werdet, wie ich.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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