Das Vega einer Option


Der Schlüssel zum Erfolg im Optionshandel ist die Greeks einer Option zu verstehen und einer der wichtigsten Greeks ist dabei das Vega. Was sich hinter dem Vega einer Option verbirgt und wie ihr es in euren täglichen Optionshandel nutzen könnt, verrate ich euch in diesen Artikel.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Das Vega (auch Lambda, Tau oder Kappa genannt) einer Option gibt an, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn die Volatilität des Underlyings um einen Prozentpunkt steigt oder fällt.
  • Bei einem Vega von 0,1 würde der Wert der Option um 0,1 EUR steigen, wenn sich die Volatilität des Underlyings um einen Prozentpunkt erhöht.
  • Long Call und Long Put Optionen haben immer ein positives Vega während Short Call und Short Put Optionen immer ein negatives Vega haben.
  • Das Vega einer Option wird im Wesentlichen durch den die Moneyness und die Restlaufzeit der Option beeinflusst.

Dieser Artikel behandelt das Vega einer Option im Detail. Wenn ihr gern einen allgemeineren Überblick über alle Griechen einer Optionen haben wollt, dann könnt ihr euch auch diesen Artikel von mir durchlesen.

Was ist das Vega einer Option?

Das Vega einer Option ist für viele Optionshändler einer der wichtigsten Greeks, da Änderungen der Volatilität einen extrem starken Einfluss auf den Wert der Option haben. Das Vega gibt an, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozentpunkt erhöht oder verringert.

🔥 Gut zu wissen

Die implizite Volatilität gibt die erwartete Schwankungsbreite des Underlying-Preises in der Zukunft an. Sie gibt Aufschluss darüber, wie turbulent oder ruhig der Markt das Underlying bis zum Verfall der Option einschätzt. Eine hohe implizite Volatilität deutet auf eine erwartete starke Preisschwankung hin, was zu höheren Optionspreisen führt. Umgekehrt führt eine niedrige implizite Volatilität zu günstigeren Optionspreisen, da geringere Schwankungen erwartet werden.

Die implizite Volatilität wird dabei aus den am Markt gehandelten Preisen für Optionen ermittelt und nicht zum Beispiel durch die historische Entwicklung des Underlyings. Deswegen ist diese Volatilität auch nur “impliziert”.

Wenn ihr euch jetzt wundert, warum ich explizit Prozentpunkt schreibe und nicht Prozent, dann lasst mich kurz den Unterschied erklären.

Wenn ich einen Anfangswert von 50% habe und dieser steigt um 10 Prozent, dann beträgt dieser Wert nun 55%. Wenn derselbe Wert allerdings um 10 Prozentpunkte steigt, dann beträgt er nun 60%.

Ein Prozentpunkt ist also die absolute Änderung des anfänglichen Prozentwerts und Prozent beschreibt die prozentuale Änderung des Prozentwerts. Wenn die Volatilität also von 13% um 3 Prozentpunkte steigt, dann beträgt sie danach 16%. Dieser kleine, aber feine Unterschied ist extrem wichtig, um das Prinzip des Vegas zu verstehen.

Das Vega einer Option wird nicht direkt durch dessen Delta oder Gamma beeinflusst bzw. kann sogar auch unabhängig von den zwei Greeks sein. Je nach Optionsstrategie kann eine Optionsposition Delta oder Gamma Neutral sein und trotzdem ein positives oder negatives Vega haben.

Bei welchen Optionsstrategien das der Fall ist, könnt ihr in diesem Artikel von mir nachlesen oder findet ihr auch auf meinen Optionsstrategien Cheat Sheet, dass ihr hier gratis herunterladen könnt.

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Anders als zum Beispiel das Gamma oder das Theta einer Option unterscheidet sich das Vega je nachdem ob man Käufer oder Verkäufer der Option ist. Es gilt dabei immer

  • Long Calls und Puts haben ein positives Vega.
  • Short Calls und Puts haben ein negatives Vega.

Dieser Zusammenhang bedeutet für dich als Händler, dass ein Optionskäufer es bevorzugt, wenn die Volatilität zum Kaufzeitpunkt niedrig ist und dann steigt, während ein Optionsverkäufer es bevorzugt, wenn die Volatilität zum Verkaufszeitpunkt hoch ist und dann fällt.

Kleiner Fun Fact zum Vega. Vega ist gar kein griechischer Buchstabe, sondern nur eine Wortneuschöpfung aus dem lateinischen, damit es ähnlich klingt wie die anderen Griechen. Ursprünglich hieß das Vega deswegen auch Tau, Lambda oder Kappa.

Die Berechnung des Vegas einer Option

Um das Vega einer Option zu berechnen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Die korrekte Variante ist, dass man das Vega mithilfe eines Optionspreismodells berechnet und die weniger komplizierte Variante ist die Berechnung mithilfe von Marktdaten. Ich erkläre euch gleich beide Varianten etwas genauer, allerdings will ich an dieser Stelle auch hinweisen, dass es in aller Regel gar nicht notwendig ist, dass ihr das Vega einer Option selbst berechnet, weil ihr diese Information auch online auf verschiedenen Webseiten einsehen könnt oder einfach mithilfe meines Optionspreisrechners selbst berechnen könnt bzw. ein guter Broker euch die Information auch immer bereitstellt.

Ich nutze für den Optionshandel zum Beispiel den Broker Estably (bis vor kurzem noch unter „Banx Broker“ bekannt) und dort wird das Vega als Standardinformation bei jeder Option direkt mit angezeigt. D.h. noch bevor ich überhaupt eine Option kaufe oder verkaufe, erhalte ich alle Informationen direkt von meinem Broker, die ich benötige.

Das Vega wird bei eurem Broker dabei in der sogenannten Option Chain angezeigt. Dort findet ihr alle Call und Put Optionen geordnet nach dem jeweiligen Strike Preis für eine bestimmte Laufzeit. Neben dem Preis für jede Option werden in der Option Chain aber auch alle Greeks inklusive dem Vega angezeigt. Hier mal ein Screenshot, wie das ganze bei Estably aussieht.

Das Bild zeigt eine beispielhafte Option Chain und welche Informationen darin bereitgestellt werden. Hervorgehoben ist der Bereich, aus dem man das Vega von Put und Call Optionen sehen kann.

Wenn ihr auch Optionen handeln möchtet, dann kann ich euch Estably wirklich nur empfehlen. Im Hintergrund nutzt Estably Interactive Brokers was ein Tool ist, das auch von Profis genutzt wird. Entsprechend bekommt ihr dort alle Informationen, die für den Optionshandel notwendig sind und könnt euch auch alles so individuell einrichten, wie ihr möchtet.

Wenn ihr ein Depot bei Estably eröffnen wollt, dann könnt ihr das über diesen Link machen*. Das gibt euch Zugriff auf ein wirklich tolles Trading Tool, einen günstigen Broker und ihr unterstützt gleichzeitig noch meine Arbeit, weil ich bei einer Depoteröffnung eine kleine Gebühr von Estably bekomme (ohne, dass das ganze für euch teurer wird). (Hier den Werbetext einfügen, der auf den Rabatt hinweißt)

Wenn ihr bei der Eröffnung eures Depots den Gutscheincode “aktienbaum” eingebt, bekommt ihr sogar günstigere Handelskonditionen und könnt dadurch US-Optionen für 3 USD anstatt 3,50 USD handeln und deutsche Optionen für 1,80 EUR anstatt 2 EUR. Ein kleines Geschenk für euch, das ich mit Estably vereinbaren konnte.

Aber zurück zum Thema. Auch wenn ihr das Vega einer Option selbst nicht berechnen müsst, ist es dennoch ganz gut zu wissen, wie es berechnet wird, damit ihr besser verstehen könnt wie sich das Vega einer Option verändert je nachdem welche Marktveränderungen eintreten.

Mithilfe eines Optionspreismodells

Grundsätzlich gibt es verschiedene mathematische Modelle zur Preisberechnung von Optionen, allerdings hat sich in der Praxis das sogenannte „Black-Scholes-Modell“ durchgesetzt, dass nach den beiden US-Amerikaner Fischer Black und Myron Scholes benannt wurde, die dieses Modell 1973 veröffentlichten.

🔥 Gut zu wissen

Während das Black-Scholes-Modell nach Fischer Black und Myron Scholes benannt ist, spielte Robert C. Merton eine ebenso entscheidende Rolle in der Entwicklung dieses bahnbrechenden Ansatzes zur Optionspreisbewertung. Merton, der zeitgleich an ähnlichen Gleichungen arbeitete, erweiterte das Modell um eine dynamische Komponente, die es ermöglicht, den zeitlichen Verfall einer Option – später bekannt als Theta – zu berechnen.

Trotz seines wesentlichen Beitrags wird Mertons Name oft übersehen, wenn es um das Black-Scholes Modell geht. Er erhielt jedoch gemeinsam mit Scholes 1997 für ihre bahnbrechende Arbeit den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, während Black, der 1995 verstarb, diesen postum nicht erhalten konnte.

Das besondere am Black-Scholes Modell ist, dass es ermöglichte, die Preisberechnung einer Option auf eine mehr oder weniger einfache mathematische Formel herunterzubrechen, die es jedem Händler mit einem Taschenrechner ermöglichte schnell und zügig eine Option zu preisen.

Die mathematische Formel besitzt nun verschiedene Variablen und diese Variablen bzw. deren Ableitungen (entschuldigt bitte, wenn es jetzt zu mathematisch wird, aber eine Ableitung ist nichts anderes als die Frage „Um wieviel ändert sich Wert X, wenn sich Wert Y um 1 erhöht oder verringert“) wurden durch Black und Scholes in ihrer Formel durch griechische Buchstaben dargestellt.

Genau diese Variablen und Ableitungen sind nun das, was die Griechen bzw. Greeks repräsentieren und das ist der Grund warum man diese Kennzahlen als „Die Griechen“ bezeichnet.

Das Vega ist dabei die erste Ableitung des Black-Scholes Modells nach der Volatilität des Underlyings weswegen das Vega auch angibt, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn sich die Volatilität des Underlyings um einen Prozentpunkt erhöht oder verringert.

Die Formel bzw. besser gesagt Formeln für das Black-Scholes Modell sind relativ komplex und ich möchte hier auch nicht zu sehr ins Detail gehen, weswegen ich einfach auf Wikipedia verweisen würde, wenn ihr gern mehr dazu erfahren wollt.

Mithilfe von Marktbeobachtungen

Man kann das Vega aber auch grob schätzen, indem man einfach am Markt die Preise einer Option beobachtet und schaut, wie der Preis der Option auf kleine Änderungen der Volatilität reagiert.

Ihr benötigt dazu einfach nur zwei unterschiedliche Volatilitäten des selben Underlyings und schaut dann wie bei beiden Volatilitäten der Preis der Option war. Bildet mit diesem Wissen dann einfach die Differenz zwischen den beiden Optionspreisen und der Volatilität des Underlyings und teilt dann die Differenz des Optionspreises durch die Differenz der Volatilität.

Das Ergebnis ist das Vega, allerdings solltet ihr diese Methode nur bei kleinen Änderungen der Volatilität des Underlyings verwenden, weil ihr bei zu großen Änderungen ansonsten zu große Abweichungen zum tatsächlichen Vega bekommt. Nutzt also nur Differenzen von wenigen Prozentpunkten.

Der Zusammenhang des Vega mit anderen Markteinflüssen

Moneyness

Das Vega einer Option hängt stark von deren Moneyness ab. Also ob sich die Option im Geld, am Geld oder außerhalb des Geldes befindet.

🔥 Gut zu wissen

Die „Moneyness“ einer Option gibt an, wie nah der Strikepreis der Option am aktuellen Marktpreis des Underlyings liegt. Für Call Optionen gibt es drei Moneyness-Zustände, die eine Option haben kann (bei Put ebenso, allerdings ist die Beziehung zwischen Marktpreis und Strikepreis genau entgegengesetzt):

  • Im Geld (In the Money – ITM): wenn der aktuelle Marktpreis über dem Strikepreis liegt
  • Am Geld (At the Money – ATM): wenn der aktuelle Marktpreis nahe am Strikepreis liegt
  • Aus dem Geld (Out of the Money – OTM): wenn der aktuelle Marktpreis unter dem Strikepreis liegt

Das Vega einer Option ist dabei umso höher, je näher sich die Option am Geld befindet. Änderungen der Volatilität des Underlyings haben somit also den größten Einfluss – absolut betrachtet – auf ATM Optionen.

Das macht auch Sinn, weil Optionen, die sich tief im oder außerhalb des Geldes befinden, nicht wirklich von der Volatilität beeinflusst werden. Das einzige, was für tief ITM Optionen zählt, ist die Veränderung des Underlingypreises und bei tief OTM Optionen, passiert ohnehin nicht viel, weil der Wert der Option schon so gut wie null ist.

Ihr könnt diesen Zusammenhang sehr gut in der folgenden Grafik erkennen.

Ich möchte dabei aber hervorheben, dass sich das nur auf die absolute Wertänderung der Option bezieht. Betrachtet man die relative Wertänderung (also in Prozent) der Option durch Änderungen der Volatilität, dann ist diese am höchsten für OTM Optionen.

Wollt ihr also mithilfe von relativen Änderungen der Volatilität eine maximale Rendite erzielen, dann ist das eher mit OTM als mit ATM Optionen möglich.

Restlaufzeit

Grundsätzlich gilt , dass länger laufende Optionen ein höheres Vega haben als kürzer laufende Optionen. Stellt euch dafür einfach die Extremsituation vor, dass eine Option nur noch eine Restlaufzeit von einem Tag hat. In dem Fall hat eine Änderung der Volatilität des Underlyings nur einen sehr geringen Einfluss auf die Option, weil aufgrund der kurzen Laufzeit ohnehin nicht mehr viel bei der Option bzw. dem Underlying passieren kann.

Hat eine Option aber eine längere Laufzeit, dann hat eine Änderung der Volatilität aber durchaus einen Einfluss, weil die Option in diesem Fall viel mehr Zeit hat, durch die höheren oder niedrigen Marktbewegungen des Underlyings beeinflusst zu werden.

Am besten könnt ihr diesen Zusammenhang in der folgenden Grafik sehen.

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Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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