Wann ist die Ausübung einer Option sinnvoll?


Gerade Anfänger im Optionshandel stellen sich immer wieder die Frage, ob sie ihre Option ausüben oder stattdessen einfach nur die Position schließen sollten. Für Profis stellt sich die Frage allerdings nie, wann sie ihre Option ausüben sollten, weil es darauf eine klare Antwort gibt, die ich euch heute erklären möchte.

In aller Regel ist es nicht sinnvoll seine Option oder seinen Optionsschein vorzeitig auszuüben, da das Glattstellen der Position in der Regel lukrativer ist. Lediglich in sehr seltenen Fällen, wenn die Option tief im Geld ist und nur noch wenige Tage läuft, kann die Ausübung der Option Sinn machen.

D.h. in 99% der Fälle macht es keinen Sinn seine Option auszuüben, da das Glattstellen der Position einen höheren Gewinn oder einen geringeren Verlust bringt. Wenn ihr natürlich das zugrundeliegende Underlying wirklich kaufen oder verkaufen wollt, dann müsst ihr die Option natürlich ausüben aber aus finanzieller Sicht macht das nicht wirklich Sinn.

Schauen wir uns aber einmal genau an, warum das Ausüben einer Option nicht sinnvoll ist. Um das Thema aber genau erklären zu können, muss ich ein wenig weiter ausholen und noch einmal erklären was Ausübung eigentlich bedeutet und viel wichtiger, wie sich der Preis einer Option zusammensetzt. 

Wenn ihr beides schon wisst, dann könnt ihr direkt zu dem Abschnitt „Warum man seine Option in der Regel nie während der Laufzeit ausüben sollte“ springen. Für alle anderen empfehle ich aber auch die vorherigen Abschnitte durchzulesen.

Das Ausüben von Optionen

Optionen geben dem Käufer das Recht ein Underlying in Zukunft zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Das Ausüben der Option bezeichnet den Vorgang, dass der Käufer der Option sein Optionsrecht wahrnimmt und das Underlying zum vereinbarten Preis kauft oder verkauft.

Man unterscheidet dabei in zwei Arten von Optionen: Amerikanische und Europäische Optionen. Die Unterteilung hat dabei aber nichts mit der Herkunft der Option zu tun, sondern wann man das Recht hat eine Option auszuüben.

Amerikanische Optionen geben dem Käufer das Recht die Option jederzeit während der Laufzeit auszuüben, während europäische Optionen es lediglich dem Käufer ermöglichen sein Recht am Ende der Laufzeit auszuüben. 

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Wie bereits schon erwähnt, macht es in 99% der Fälle bei amerikanischen Optionen allerdings nie Sinn seine Option vorzeitig auszuüben, weswegen man sich über den Unterschied in der Praxis keine Gedanken machen muss. 

Es gibt auch noch sogenannte Bermuda Optionen, die dem Käufer das Recht geben die Option zu ganz bestimmten Zeitpunkten während der Laufzeit auszuüben aber diese Optionen spielen in der Praxis nur eine untergeordnete Rolle.

Sollte sich eine Option bei Laufzeitende im Geld befinden, wird diese durch den Broker automatisch ausgeübt, sofern es sich nicht um eine Option mit sogenanntem Cash Settlement handelt.

D.h. wenn ihr nichts unternehmt, wird euer Optionsrecht als Käufer bei Laufzeitende ausgeübt und ihr kauft oder verkauft automatisch das zugrundeliegende Underlying. 

Das ist bei Laufzeitende auch in Ordnung, sofern ihr das Underlyings wirklich kaufen oder verkaufen wollt, aber während der Laufzeit solltet ihr eure Option in aller Regel nie ausüben und warum erkläre ich euch gleich

Wenn ihr übrigens Probleme habt die Thematik zu verstehen, empfehle ich euch meinen Beginners Guide für Optionen. Dort erkläre ich euch all die verschiedenen Fachbegriffe und wie der Optionshandel überhaupt funktioniert. 

Eine kurze Einführung in den inneren Wert und den Zeitwert einer Option

Um zu verstehen, warum man Optionen in den meisten Fällen nie während der Laufzeit ausüben sollte, muss man verstehen wie sich der Preis einer Option zusammensetzt.

Der Preis bzw. die Prämie einer Option setzt sich aus dem inneren Wert und dem Zeitwert zusammen.

Der innere Wert einer Option ist der Wert, den die Option bei Ausübung des Optionsrechts hätte. Es ist also die Differenz zwischen dem Strike-Preis der Option und dem Kurs des Underlyings.

Der Zeitwert einer Option wiederum ist der Zusatzwert, den die Option hat und ist somit die Differenz aus dem aktuellen Optionspreis und dem inneren Wert der Option.

Nehmen wir einfach an, dass wir eine Kaufoption mit einem Strike von 100€ haben und das das Underlying momentan einen Kurs von 90€ hat. In dem Fall ist der innere Wert Null, weil man momentan bei Ausübung der Option keinen Gewinn machen würde bzw. weil man sogar einen Verlust machen würde. 

Trotzdem wird so eine Option nicht für 0€ gehandelt, sondern für zum Beispiel 2€. Und genau diese zwei Euro sind der Zeitwert der Option. 

Der Zeitwert existiert deshalb, weil die Option noch eine Chance hat in den Gewinnbereich zu gelangen und umso höher diese Wahrscheinlichkeit ist, desto größer ist der Zeitwert. 

Wenn ihr gern erfahren möchtet, wann der Zeitwert einer Option am größten ist, dann habe ich hierzu einen Artikel geschrieben, den ich euch nur empfehlen kann.

Warum man seine Option in der Regel nie während der Laufzeit ausüben sollte

Fassen wir die Wertbestimmung einer Option also noch einmal zusammen. Es gibt den inneren Wert, der dem Wert der Option bei Ausübung entspricht und es gibt einen Zeitwert, der ein Zusatzwert ist und widerspiegelt, dass die Option noch mehr im Wert steigen kann.

D.h. wenn der innere Wert also der Wert bei Ausübung ist und der Zeitwert ein Zusatzwert ist, dann sollte ich meine Option nie ausüben, solange der Zeitwert größer null ist. 

Denn wenn ich die Option ausübe, bekomme ich schließlich nur den inneren Wert. Wenn ich sie aber glattstelle, dann bekomme ich die aktuelle Prämie, die sich aus innerem Wert und Zeitwert zusammensetzt.

Solange der Zeitwert positiv ist, ist es also immer besser für mich die Option zurückzukaufen als sie auszuüben. Das trifft natürlich nur zu, wenn ihr Käufer einer Option seid, weil nur der Käufer das Ausübungsrecht hat aber auch als Verkäufer ist es gut zu wissen, dass die Option während der Laufzeit in aller Regel nie ausgeübt wird und wenn doch man sogar einen Gewinn machen würde, weil man dann nur deren inneren Wert bezahlen müsste aber nicht mehr den Zeitwert.

Ihr seht also, dass Profis, die diesen Zusammenhang verstanden haben, sich niemals die Frage stellen, ob sie die Option vorzeitig ausüben sollten oder sie stattdessen zurückkaufen sollten. Solange der Zeitwert positiv ist, ist es immer besser sie zurückzukaufen.

Natürlich zählt das nur für 99% der Fälle, da der Zeitwert in 99% der Fälle während der Laufzeit immer positiv ist, allerdings kann es in ganz seltenen Fällen vorkommen, dass der Zeitwert negativ ist.

Das kann aber nur bei Optionen passieren, die schon sehr weit im Geld sind und nur noch wenige Tage Restlaufzeit haben. Für alle anderen gilt aber immer, dass der Zeitwert nicht kleiner null werden kann.

Wann sollte man seine Optionen glattstellen?

Jetzt da ihr wisst, dass man seine Optionen nie vorzeitig ausüben sollte, stellt sich die Frage, wann man sie denn am besten glattstellen sollte und die Antwort hierauf ist: Es kommt drauf an.

Wann man seine Optionen am besten glattstellen sollte, hängt von dem persönlichen Risikomanagement ab und welche Erwartungen man zu dem Kurs des Underlyings hat, allerdings gibt es unter erfahrenen Händlern auch eine grobe Faustregel.

Die Faustregel für Käufer von Optionen ist, dass man seine Position glattstellen sollte, wenn man entweder eine Rendite von 100% oder einen Verlust von 50% erzielt hat. Verkäufer von Optionen sollten ihre Positionen in der Regel schließen, wenn sie entweder 50% ihres maximalen Gewinns erzielt haben oder einen Verlust von 100%.

Ich habe einen Artikel genau zu dieser Faustregel geschrieben, in dem ich genau erkläre, wann man seine Optionen glattstellen sollte und warum diese Faustregel auch so viel Sinn macht. Lest ihn euch also unbedingt durch, wenn ihr mehr dazu erfahren wollt. Ihr könnt aber auch nicht viel falsch machen, wenn ihr euch einfach nur an diese Faustregel haltet, ohne die Hintergründe dazu zu kennen.

Wenn ihr darüber hinaus gern allgemein mehr darüber erfahren wollt, wie lange man seine Optionen eigentlich halten sollte, dann könnt ihr das in diesem Artikel von mir nachlesen.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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