Sind Optionsscheine wirklich in den USA verboten?


Schon viel wurde über den Unterschied von Optionen und Optionsscheinen geschrieben. Auch ich habe einen ausführlichen Artikel hierzu für euch. Trotz all ihrer Nachteile erfreuen sich Optionsscheine weiterhin großer Beliebtheit in Deutschland aber stimmt es eigentlich, dass diese Instrumente in anderen Ländern wie den USA wirklich verboten sind? Ich bin der Frage einmal auf den Grund gegangen.

Optionsscheine sind in den USA verboten, da es sich hierbei um Emittentenprodukte handelt und deswegen für Anleger, nach Meinung der US Finanzaufsichtsbehörde SEC, ein zu hohes Risiko für Manipulation durch den Emittenten besteht.

Es stimmt also, dass Optionsscheine in den USA verboten sind, weil von ihnen, laut SEC, ein zu hohes Risiko für Manipulation durch den Emittenten ausgeht aber wie real ist dieses Risiko eigentlich und besteht das Risiko auch für Käufer von Optionsscheinen in Deutschland? In den nächsten Abschnitten werdet ihr es erfahren. 

Darum sind Optionsscheine in den USA verboten!

Um genau zu verstehen, warum bei Optionsscheinen ein gewisses Manipulationsrisiko durch den Emittenten besteht, muss man noch einmal über den Unterschied von Optionen und Optionsscheinen sprechen.

An sich sind Optionen und Optionsscheine sehr identisch. Beide geben dem Käufer das Recht, aber nicht die Pflicht, den zugrundeliegenden Basiswert in der Zukunft zu einem festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. 

Der große Unterschied zwischen beiden Instrumenten ist aber wie sie gehandelt werden. Während man Optionen direkt an Börsen wie der CBOE in den USA oder der EUREX in Europa handeln kann, gibt es für Optionsscheine keinen Börsenhandel, da der Kauf und Verkauf immer nur mit dem Emittenten stattfindet.

Für Optionen findet die Preisbildung also durch Angebot und Nachfrage an der Börse statt und der Preis wird dabei durch verschiedene Faktoren wie der impliziten Volatilität oder dem aktuellen Delta der Option bestimmt. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, solltet ihr euch unbedingt meinen Artikel zum Thema Optionshandel durchlesen.

Bei Optionsscheinen findet die Preisbildung aber nicht durch Angebot und Nachfrage statt, sondern hier wird der Preis direkt vom Emittenten, also der ausgebenden Bank, festgelegt. Diese unterliegen natürlich auch dem Wettbewerb mit anderen Banken und können deswegen nicht alle Preise fordern, die sie möchten, aber es besteht dennoch genügend Spielraum.

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Wer also einen Optionsschein von einer Bank in Deutschland kauft, der ist gezwungen den Rückkaufpreis zu akzeptieren, den die Bank verlangt und das muss nicht der Preis sein, der eigentlich fair am Markt wäre.

Bei Optionen ist das genau anders. Hier bekommt man immer genau den Preis, der momentan vom Markt als fair angenommen wird.

Genau diesen Einfluss auf die Preisbildung will die SEC, also die Finanzaufsichtsbehörde in den USA, aber beschränken, um Anleger davor zu schützen und hat alle Emittentenprodukte in den USA verboten. Deswegen sind also Optionsscheine aber auch andere, von Emittenten ausgegebene, Produkte wie CFDs in den USA nicht erlaubt.

Welche zusätzlichen Nachteile haben Optionsscheine?

Das Emittentenrisiko bzw. das Risiko der Manipulation ist aber nicht der einzige Nachteil den Optionsscheine gegenüber Optionen haben. In der folgenden Tabelle könnt ihr die wesentlichen Unterschiede zwischen Optionen und Optionsscheinen sehen.

OptionOptionsschein
StandardisiertNicht standardisiert
Man kann sowohl Käufer als auch Verkäufer einer Option seinMan kann lediglich Käufer eines Optionsscheins sein
Kein EmittentenrisikoEmittentenrisiko
Preisfindung durch Angebot und Nachfrage am MarktDer Emittent des Optionsscheins legt den Preis selbst fest
Alle bekannten Optionsstrategien können angewandt werdenLediglich Optionsstrategien, bei denen man der Käufer der Option ist, können angewandt werden
Kauf und Verkauf findet über Terminbörsen stattKauf und Verkauf findet Over-The-Counter über den Emittenten statt
Die Tabelle zeigt die wesentlichen Unterschiede zwischen Optionen und Optionsscheinen.

Jeden dieser Punkte habe ich noch einmal genau in meinem Artikel „Optionen vs. Optionsscheine“ erklärt. Lest ihn euch unbedingt durch, wenn ihr mehr darüber erfahren wollt.

Das Emittentenrisiko ist also nur einer von vielen Nachteilen von Optionsscheinen. Für mich ist der größte Nachteil aber, dass man bei Optionsscheinen lediglich Käufer des Instruments sein kann und nicht Verkäufer bzw. Stillhalter. Da die durchschnittliche Rendite beim Verkauf von Optionen wesentlich höher ist als beim Kauf von Optionen, ist es für mich also viel attraktiver Optionen zu verkaufen als Optionsscheine zu handeln. Mehr dazu könnt ihr auch in diesem Artikel von mir durchlesen.

Dass man kein Verkäufer sein kann, führt aber auch zu dem Problem, dass man mit Optionsscheinen nur sehr begrenzt Optionsstrategien anwenden kann bzw. auf schon fertige Produkte der Emittenten zugreifen muss, was eure Abhängigkeit zu dem Emittenten nur noch mehr erhöht.

Man kann also auf jeden Fall sagen, dass Optionsscheine eben nicht gleich Optionen sind und ihr, wenn möglich, immer Optionen direkt handeln solltet anstatt Optionsscheine. Leider wird der Handel mit Optionen in Deutschland aber nur von sehr wenigen Brokern angeboten.

Wo kann man Optionen in Deutschland handeln?

Wenn ihr jetzt Interesse am Handel mit Optionen bekommen habt, dann stellt sich natürlich die Frage wie ihr das am besten machen könnt.

Folgende Broker in Deutschland bieten den Handel mit Optionen an:

Ich selbst nutze Banx Broker, die wiederum im Hintergrund auf Interactive Broker basieren und bin sehr zufrieden. Cap Trader habe ich selbst auch schon einmal ausprobiert und war damit auch sehr zufrieden. Zu den anderen Brokern kann ich allerdings nichts sagen, da ich mit denen selbst noch nie gehandelt habe.

Ganz egal wie ihr euch aber entscheidet, bitte fangt nicht blindlings an mit Optionen zu handeln, nur weil ihr euch ein wenig über Optionen eingelesen habt. Optionen (und auch Optionsscheine) sind viel komplexer als es den Anschein macht also seid vorbereitet, wenn ihr die erste Option handelt.

Wenn euch das Thema wirklich interessiert, dann lest unbedingt viele Artikel oder Bücher zu dem Thema, schaut einige YouTube Videos oder hört euch Podcasts dazu an. Auf meiner Seite findet ihr auch noch zahlreiche weitere Artikel zum Thema Optionen, die euch weiterhelfen können.

Entweder ihr schaut einfach in meine Kategorie Optionen oder ihr lest die Artikel, die ich euch in diesem Artikel mit verlinkt habe. Am wichtigsten ist sicherlich der Artikel „Was sagen die Griechen über eine Option aus?“ der ebenfalls sehr ausführlich und lang ist aber lieber etwas zu genau als zu kurz und falsch.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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