9 Gründe, warum man nicht in Aktien investieren sollte


Es heißt immer wieder, jeder sollte sein Geld in Aktien investieren, um damit langfristig Vermögen aufzubauen. Das ist so weit auch richtig, aber Aktien sind nicht immer für jedermann die richtige Geldanlage und je nach Situation kann es sogar ein großer Fehler sein in Aktien zu investieren. Um zu wissen, wann ihr die Finger von Aktien lassen solltet, habe ich für euch deshalb 9 Gründe gesammelt, warum und vor allem auch wann man nicht in Aktien investieren sollte.

Man sollte nicht in Aktien investieren, wenn man nicht das nötige Geld dafür besitzt, nicht über das nötige Grundwissen verfügt und nicht mit dem Risiko, dass mit Aktien einhergeht, umgehen kann. Ein Aktieninvestment ist auch nicht sinnvoll, wenn man nur einen Anlagehorizont von wenigen Jahren hat.

Für ein Anlage in Aktien sollte man also Geld, Wissen und Zeit mitbringen. Aber es gibt auch noch weitere Gründe, warum man nicht in Aktien investieren sollte.

1. Man hat keine Zeit

Wer in Aktien investieren möchte, der muss vor allem Zeit mitbringen, um die richtigen Aktien auszusuchen aber auch um seine Investments regelmäßig zu kontrollieren.

Natürlich muss man nicht täglich vier Stunden aufbringen, um langfristig erfolgreich zu sein, aber es reicht auch nicht aus nichts zu tun.

Selbst einfache Strategien wie das Investieren in dividendenstarke Aktien erfordern, dass man regelmäßig prüft, wie sicher die Dividendenzahlung eigentlich noch ist oder ob man zum aktuellen Kursniveau lieber seine Aktien verkaufen oder neue Aktien nachkaufen sollte.

Eine mögliche Lösung dafür ist das Investieren in sogenannte Exchange Trade Funds (kurz ETFs). Kauft man sich einen ETF, investiert man in einen ganzen Index und muss sich keine Sorgen über die richtige Aktienauswahl machen allerdings sollte man auch nicht den Fehler machen sein Geld blindlings für immer in einem ETF investiert zu lassen.

Das der Aktienmarkt immer weiter steigt, ist nicht garantiert, wie es der Fall des japanischen Nikkei 225 Index zeigt. Hätte man sein Geld 1990 in diesen Index investiert, hätte man selbst jetzt noch einen Verlust von fast 33%. Ein passives ETF-Investment erfordert also auch Zeit von euch. Vielleicht nur wenige Minuten pro Monat, aber ihr solltet euch darüber bewusst sein.

Der Kursverlauf des Nikkei 225 Index von 1990 bis 2022. Erstellt mit TradingView.

2. Man kann mit seinem Geld nicht langfristig planen

Natürlich kann man mithilfe von Aktien in kurzer Zeit große Gewinne machen aber in den meisten Fällen ist das entweder nur Glück oder großes Können. Wenn ihr also nicht absolute Profis bei der Geldanlage seid, solltet ihr lieber langfristig mit eurem Geld planen.

Umso länger euer Anlagehorizont ist, desto wahrscheinlicher ist es auch, dass ihr mit eurem Investment einen Gewinn macht. In diesem Artikel habe ich genau analysiert, wie lang man investiert sein muss, um mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit keinen Verlust zu machen. Lest ihn euch unbedingt durch, wenn ihr mehr darüber erfahren wollt.

Für alle anderen hier die Kurzfassung. Ganz egal, wann man sein Geld in den letzten 50 Jahren in den DAX, den MSCI World oder den NASDAQ Composite Index investiert hätte, man hätte niemals einen Verlust gemacht, wenn man mindestens 15 Jahre investiert geblieben wäre.

Wäre man nur sieben Jahre investiert gewesen, hätte man in 93% der Fälle immer einen Gewinn gemacht und bei zehn Jahren Anlagehorizont wären es schon 95% gewesen.

Anzahl der Jahre in denen ihr in einen ETF investiert seidWahrscheinlichkeit für eine positive Rendite
793%
1095%
15100%
Die Tabelle zeigt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine positive Durchschnittsrendite bei einem ETF-Investment über verschiedene Zeithorizonte erzielt werden kann.

Es lohnt sich also langfristig zu planen und nicht bei jedem Kursrückgang sofort zu verkaufen.

3. Man hat kein Geld

Dieser Punkt klingt vielleicht ein wenig unsinnig, aber er ist dennoch nicht zu unterschätzen. Natürlich kann man nur Geld in Aktien investieren, dass man auch besitzt aber gerade bei den aktuellen niedrigen Zinsen geraten immer mehr Menschen in Versuchung Aktien auf Kredit zu kaufen.

Der Kauf von Aktien auf Kredit ist nicht per se etwas Schlechtes, aber er erfordert schon ein tiefergehendes Finanzwissen und genaue Risikokontrolle. Wenn ihr nicht darüber verfügt, solltet ihr auch keine Aktien auf Kredit kaufen.

Gerade wenn die Märkte immer weiter steigen, kommt in vielen Menschen der Gedanke mit kreditfinanzierten Aktien noch mehr Gewinne mitnehmen zu können, aber ihr solltet euch immer Fragen was mit eurem Portfolio passieren würde, wenn es einmal richtig kracht.

Wenn ihr dann keinen Plan für einen Ausstiegt habt oder über weitere Geldreserven verfügt, um die möglichen Verluste zu decken, ist es bereits zu spät. 

4. Man hat kein Grundwissen über Aktien und auch kein Interesse daran

Es erfordert keinen Studienabschluss, um langfristig an der Börse erfolgreich zu sein aber ein gewisses Grundwissen sollte schon vorhanden sein, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ihr solltet also wissen warum sich die Preise von Aktien bewegen, welchen Einfluss Zinsen und die Inflation auf Aktien haben oder warum eine extrem hohe Dividendenrendite in der Regel nicht sehr nachhaltig ist.

Wenn ihr diese Fragen nicht beantworten könnt, dann heißt das jetzt nicht direkt, dass ihr nicht in Aktien investieren solltet, aber es heißt zumindest, dass ihr euch mehr mit dem Thema beschäftigen müsst.

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Wenn ihr das aber nicht wollt, dann solltet ihr lieber nicht in Aktien investieren, da ihr ansonsten einfach keine guten Anlageentscheidungen treffen könnt.

Auch hier könnte der Ausweg ein Investment in ETFs sein. Anstatt die Nadel im Heuhaufen zu suchen, kauft ihr euch einfach den gesamten Heuhaufen aber selbst bei ETFs sollte man ein gewisses Grundwissen und Grundinteresse für Aktien mitbringen. 

Wie solltet ihr ohne Wissen sonst entscheiden können, ob es momentan ein guter Zeitpunkt zum Kaufen oder Verkaufen ist?

5. Das Geld ist eigentlich schon für etwas anderes verplant

Wie schon unter Punkt 2 erklärt, sollte ein Aktieninvestment eine langfristige Anlage sein. Ihr solltet deshalb nur das Geld für Aktien verwenden, dass ihr auch langfristig nicht benötigt.

Solltet ihr deshalb Geld gespart haben für euer nächstes Auto oder den nächsten Urlaub, dann sollte dieses Geld lieber auf dem Tagesgeldkonto geparkt werden, anstatt in Aktien investiert zu sein.

Eine gute Faustregel ist deshalb sein Nettoeinkommen auf drei unterschiedliche Töpfe aufzuteilen. 60% des Nettoeinkommens werden für eure täglichen Kosten (Miete, Essen, Freizeit) verwendet, 25% für kurzfristiges Sparen (Urlaub, Auto, Waschmaschine) und 15% für langfristiges Sparen in Form von Aktien oder ETFs.

Ein Haushalt mit 2.000 EUR Nettoeinkommen im Monat würde somit 1.200 EUR für die täglichen Unterhaltskosten ausgeben, 500 EUR für den Urlaub oder andere teure Ausgaben zurücklegen und 300 EUR in Aktien und ETFs investieren.

Somit gerät man nie in die Versuchung seine kurzfristigen Sparreserven für langfristige Aktieninvestments auszugeben. Übrigens liegt man mit einer Sparrate von 15% schon deutlich über dem deutschen Durchschnitt von circa 10%. 

Sollten für euch aber auch 10% eures Nettoeinkommens noch zu viel sein für eine langfristige Geldanlage kann ich euch beruhigen. Ein Investment in Aktien oder ETFs lohnt sich bereits ab 25 EUR im Monat, wie ich ausführlich in diesem Artikel hier erkläre.

6. Man hat nicht die Nerven mit dem Risiko umzugehen

Wie schon mehrfach erwähnt, ist Vermögensaufbau mithilfe von Aktien ein Marathon und kein Sprint. Wer langfristig investiert bleibt, wird zumindest rückblickend mit einer Rendite von 7% bis 8% pro Jahr belohnt. Die Frage ist aber, ob man auch bereit ist für so ein langfristiges Investment und alle Schwierigkeiten, die es mit sich bringt.

Schauen wir uns einfach einmal den Kursverlauf des S&P500 Index in den letzten drei Jahren an. Wer in dieser Zeit von Anfang bis Ende investiert geblieben ist, der hat eine Rendite von circa 60% gemacht (blaue Linie). Allerdings musste man in diesem Zeitraum auch Anfang 2020 mit einem Kursrückgang von fast 40% klarkommen (gelbe Linie).

Der Verlauf des S&P500 Index über die letzten drei Jahre. Erstellt mit TradingView.

Rückblicken ist natürlich klar, dass es sinnvoll ist in seinen Aktien investiert zu bleiben, aber wie sieht es aus, wenn dein Portfolio innerhalb weniger Wochen 40% weniger wert ist? Bist du dann immer noch so cool und glaubst an deine Strategie? Würdest du mit so einer Situation klarkommen? 

Wenn nicht, dann sind Aktien nicht das Richtige für dich zumindest nicht, um den Großteil deines Vermögens darin zu investieren.

Du solltest dir auch immer darüber klar sein, dass es leichter ist 50% Verlust mit wenig Geld zu machen als mit viel Geld. Wenn du nur 1.000 EUR insgesamt investiert hast, dann sind 50% Verlust zwar immer noch viel aber 500 EUR ärmer zu sein, ist geistig noch leicht zu verkraften.

Was aber wenn du 100.000 EUR investiert hast, und du in kürzester Zeit plötzlich 50.000 EUR weniger Vermögen hast? Wie würdest du diese Situation verkraften? Mach dir Gedanken über so ein Szenario bevor es so weit kommt.

7. Man ist gierig und ungeduldig

Man sollte niemals aus Gier oder Ungeduld in Aktien investieren. Wer schnell reich werden will, für den sind Aktien nicht das Richtige und jeder, der euch etwas anderes erzählt, ist ein Lügner.

Natürlich wäre man jetzt mehrfacher Millionär, hätte man zu Beginn 10.000 EUR in Amazon oder Tesla gesteckt, aber zum einen wäre dieser Erfolg nicht über Nacht, sondern über viele Jahre gekommen und er hätte auch viele Rücksetzer bedeutet, die man erst einmal verkraften muss.

Schnelle Aktiengewinne sind möglich, aber hierbei handelt es sich in aller Regel nur um Glückstreffer. Kein professioneller Händler würde von sich behaupten, dass er mit absoluter Sicherheit wüsste, welche Aktie als nächstes das 1.000fache an Wert zunimmt.

Gebt euch also nicht der Illusion hin ihr könntet über Nacht mit Aktien reich werden. Es ist zwar möglich aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist verschwindend gering. Alle größeren Vermögen auf dieser Welt sind nie in nur wenigen Tagen entstanden, sondern wurden über Jahrzehnte und Generationen hinweg aufgebaut. 

8. Man ist schon zu alt

Alte Menschen können und sollten natürlich auch in Aktien investieren aber nicht in dem Maße wie es junge Menschen machen. Für junge Menschen ist es empfehlenswert 100% ihrer langfristigen Geldanlage in Aktien oder Ähnliches zu investieren, da man somit einfach die besten Renditen erzielt.

Für ältere Menschen kann so eine Strategie aber fatal sein. Stellt euch einfach vor ihr seid 65 Jahre alt und habt euer gesamtes Vermögen von 100.000 EUR in Aktien investiert. Ihr freut euch schon auf eure Rente und wollte euch von den 100.000 EUR einen schönen Ruhestand gönnen, aber dann kommt plötzlich der große Crash und euer Geld ist nur noch 50.000 EUR wert.

So schnell kann aus einer entspannten Rente eine unsichere Zukunft werden. Ich empfehle älteren Menschen deshalb immer mit zunehmendem Alter immer weniger in Aktien zu investieren und stattdessen mehr in sichere Anlagen wie Anleihen oder auch (nicht fremdfinanzierte) Immobilien zu investieren.

Wenn wir uns noch einmal das Beispiel mit den 100.000 EUR anschauen, dann sollte man kurz vorm Ruhestand vielleicht nur noch 20.000 EUR in Aktien investiert haben, 50.000 EUR in Anleihen und 30.000 EUR in Immobilien. 

In so einer Situation würde euch derselbe Aktiencrash nur 10.000 EUR kosten und euer Ruhestand wäre weiterhin gesichert. Investiert deshalb immer weniger in Aktien, je älter ihr werdet.

Bei einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren empfehle ich bis zu einem Alter von 45 Jahren noch komplett in Aktien investiert zu bleiben und von da an vermehrt in sichere Anlagen zu investieren, aber dazu hat sicherlich jeder seine eigene Meinung.

Allgemein ist das Alter auch einer der wenigen Gründe warum man weniger sparen sollte, wie ich in diesem Artikel genau erkläre.

9. Man hat keine Strategie

Ihr solltet niemals in Aktien investieren, wenn ihr keine Strategie habt. Die Strategie muss nicht sonderlich komplex sein. Selbst ein monatlicher Sparplan zum Kauf von ETF Anteilen ist eine gute Strategie, aber es ist eben eine Strategie.

Sollte es euch aber an einer Strategie fehlen, sind Aktien nicht das Richtige für euch. Wer heute einfach auf gut Glück Aktien kauft und es sich schon morgen anders überlegt, der wird langfristig nur Geld verlieren können.

Seid euch deswegen im Klaren was ihr mit Aktien erreichen wollt und wie ihr es erreichen wollt. Die einfachste Strategie ist sicherlich ein monatlicher Sparplan und ich empfehle das auch all meinen Freunden, die wenig von der Thematik verstehen, aber wenn ihr euch einmal für diese Strategie entschieden habt, dann bleibt auch bei dieser Strategie bis ihr eine bessere gefunden habt.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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