Was ist eine Überdividende?


Dividenden werden in der Regel regelmäßig von einem Unternehmen ausgeschüttet, allerdings gibt es auch Sonderdividenden, die nur einmalig ausgeschüttet werden und um diese sogenannten Überdividenden soll es heute gehen.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Überdividende bzw. Superdividende ist eine einmalige oder seltene Dividendenzahlung, die über die reguläre Dividende eines Unternehmens hinausgeht.
  • Die Überdividende wird oft aus überschüssigem Kapital oder außergewöhnlichen Gewinnen (z.B. nach dem Verkauf von Unternehmensteilen) gezahlt.
  • Überdividenden können die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens signalisieren.

Die Überdividende

Eine Überdividende bzw. auch Superdividende oder auf englisch auch Special Dividend genannt, ist eine Dividende, die ein Unternehmen an seine Aktionäre zahlt und die über die übliche, regelmäßige Dividende hinausgeht. Sie ist in der Regel einmalig oder wird auch nur sehr selten gezahlt.

Während die reguläre Dividende in der Regel jährlich oder pro Quartal gezahlt wird und auch auf den regelmäßigen Gewinnen eines Unternehmens basiert, stammt die Überdividende oft aus überschüssigem Kapital, das das Unternehmen einmalig erhalten hat.

Das beste Beispiel für so ein einmaliges Event, bei dem das Unternehmen extrem viel Geld erhält, ist der Verkauf von Unternehmensteilen. Dann bekommt das Unternehmen extrem viel Geld aber das ist eben nur eine Sondereinnahme und nicht Teil des regelmäßigen Gewinns des Unternehmens, der sonst z.B. durch den Verkauf von Produkten erzielt wird.

Und genau diese Sondereinnahmen werden bei einer Überdividende bzw. Superdividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Das bekannteste Beispiel in Deutschland aus den letzten Jahren ist sicherlich der Verkauf von Porsche durch Volkswagen 2022. Dabei hat VW aufgrund der Abspaltung der Porsche SE einen sehr hohen Jahresgewinn erzielt, weswegen sich die VW Unternehmensführung dazu entschied, eine Sonderdividende in Höhe von 19,06 EUR an die Aktionäre auszuschütten.

Das geschah zusätzlich zur ohnehin schon ausgezahlten regulären Dividende von 7,50 EUR im selben Jahr.

Überdividenden können oft auch steuerfrei für euch sein, nämlich dann wenn sie aus Rücklagen oder durch Kapitalherabsetzungen erfolgen. Was sich hinter diesen beiden Bilanzierungsbegriffen verbirgt, würde den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen, allerdings müsst ihr das Ganze auch gar nicht bis ins Detail verstehen.

Denn meistens klärt euer Broker direkt mit der Aktiengesellschaft ab, aus welchen Mitteln die Dividende stammt und ob Steuern darauf anfallen (zumindest war es bei Trade Republic* der Fall, als ich 2022 meine VW Aktien in deren Depot hatte). Ihr müsst also in den meisten Fällen gar nichts tun, sollte die Dividendenzahlung steuerfrei sein.

Manchmal kann es auch vorkommen, dass Überdividenden nur an Besitzer von Vorzugsaktien ausgezahlt werden. Daher ist es ratsam, immer auf der Unternehmenswebsite nachzuschauen, wer Anspruch auf die Überdividende hat.

Es gibt übrigens noch viele weitere Arten von Dividenden. Wenn du mehr darüber erfahren willst, dann kannst du das in diesem Artikel nachlesen oder für eine Kurzfassung habe ich auch diese Grafik für euch erstellt, die euch den vollen Überblick gibt.

Warum zahlen Unternehmen Überdividenden?

Im oberen Abschnitt habe ich ja schon den Verkauf von Unternehmensteilen als Grund für eine Überdividende genannt, allerdings ist das nicht der einzige Grund für so eine einmalige Auszahlung an die Aktionäre. Alle Gründe für eine Überdividende habe ich euch hier zusammengefasst.

  • Finanzielle Performance: Wenn ein Unternehmen ein besonders erfolgreiches Jahr gehabt hat, kann das zu einem großen Jahresgewinn führen. Statt das Geld anzuhäufen oder in neue Projekte zu investieren, die vielleicht nicht so rentabel sind, entscheidet sich das Unternehmen diesen Gewinn direkt an die Aktionäre auszuschütten.
  • Einmalige Einnahmen: Manchmal erzielen Unternehmen einmalige Einnahmen, z. B. durch den Verkauf eines Geschäftsbereichs oder den Gewinn eines Rechtsstreits. Solche nicht wiederkehrenden Einnahmen werden oft in Form von Überdividenden an die Aktionäre weitergegeben.
  • Aktionärsinteressen: Die Unternehmensleitung kann mithilfe einer Überdividende versuchen die Loyalität der Aktionäre zu stärken oder neue Investoren anzulocken, weil so eine Sonderzahlung ein verlockender Anreiz sein kann. Im Gegensatz zu den anderen Gründen liegt hier aber häufig kein einmaliger zusätzlicher Gewinn vor, weswegen so eine Überdividende von Aktionären immer mit Vorsicht betrachtet werden sollte.

Die Vor- und Nachteile von Überdividenden

Überdividenden klingen gerade für Dividendeninvestoren sehr verlocken, weil man dadurch eine zusätzliche Auszahlung erhält, allerdings sollte man sich davon auch nicht blenden lassen. Damit ihr besser einschätzen könnt ob eine Überdividende sinnvoll ist oder nicht, habe ich euch hier einmal die Vor- und Nachteile aufgelistet.

Vorteile

  • Signalisierung finanzieller Stärke: Wenn ein Unternehmen in der Lage ist, eine Überdividende zu zahlen, zeigt das oft, dass es finanziell gesund ist. Das kann das Vertrauen der Aktionäre in das Unternehmen stärken.
  • Anreiz für Aktionäre: Für Investoren kann die Aussicht auf eine Überdividende ein starker Anreiz sein, Aktien des Unternehmens zu kaufen oder zu halten. So eine erhöhte Nachfrage nach der Aktie kann den Aktienkurs nach oben treiben.
  • Verteilung von überschüssigem Kapital: Unternehmen mit viel überschüssigem Kapital können dieses an ihre Aktionäre zurückgeben, anstatt es anzuhäufen oder in weniger rentable Vorhaben zu investieren. Investoren bekommen dadurch die Möglichkeit das Geld selbst in bessere bzw. rentablere Investments zu stecken.

Nachteile

  • Kurzfristige Denkweise: Die Zahlung einer Überdividende kann von außen so verstanden werden, dass ein Unternehmen keine Investitionsmöglichkeiten mehr findet oder sogar nur kurzfristig denkt, anstatt in langfristiges Wachstum zu investieren. Beides sind keine Indikatoren dafür, dass ein Unternehmen noch viel Wachstumspotential in naher Zukunft hat.
  • Finanzielle Stabilität: Wenn ein Unternehmen regelmäßig hohe Überdividenden zahlt (eher der Fall bei Aktienrückkäufen), kann das auf Kosten der finanziellen Stabilität des Unternehmens gehen. Es besteht die Gefahr, dass das Unternehmen in finanziell schwierigen Phasen nicht genug Reserven haben könnte
  • Erwartungsmanagement: Wenn Aktionäre einmal eine Überdividende erhalten haben, könnten sie erwarten, dass dies in Zukunft regelmäßig passiert. Das kann den Druck auf das Unternehmen erhöhen Überdividenden auszuzahlen obwohl es dafür gar nicht die notwendigen Gewinne erzielt hat.

Beispiele von Überdividenden

Überdividenden passieren zwar nur selten bei dem selben Unternehmen aber dennoch relativ häufig wenn man alle Aktienunternehmen der Welt betrachtet. Ich habe euch hier ein paar der bekanntesten Überdivididendenzahlungen in der Vergangenheit aufgelistet.

2004

Im Jahr 2004 betrug die Jahresdividende von Microsoft 0,32 USD. Weil das Unternehmen zu dieser Zeit aber auch über einen gigantischen Cash-Bestand verfügte, entschied sich die Unternehmensführung zu einer zusätzlichen Sonderdividende von 3 USD, die 2004 an die Aktionäre ausgezahlt wurde.

Seit 2012

Nach Jahren ohne Dividendenzahlungen und mit einem enormen Barbestand kündigte Apple an von nun an sowohl eine reguläre Dividende auszuzahlen als auch ein massives Aktienrückkaufprogramm zu starten. Bei einem Aktienrückkauf wird zwar nicht direkt Geld an die Aktionäre ausgeschüttet aber es ist dennoch eine Beteiligung am Unternehmensgewinn für die Aktionäre und damit eine Sonderform der Überdividende. Mehr über Aktienrückkäufe erkläre ich euch in diesem Artikel.

2013

Das US-Unternehmen SAIC (Science Applications International Corporation) zahlte 2013 eine Überdividende von 1 USD an seine Aktionäre, nachdem es einen Teil seines Unternehmens in Form des neuen Unternehmens Leidos an den Markt gebracht hat. Die reguläre Jahresdividende betrug zu diesem Zeitpunkt ebenfalls circa 1 EUR.

2020

Nachdem das US-Unternehmen GenDigital (damals NortonLifeLock) 2020 einen Teil ihres Unternehmens an Broadcom verkauft hat, zahlte es eine Überdividende an seine Aktionäre von 12 USD pro Aktie, was zu diesem Zeitpunkt einer einmaligen Dividendenrendite von fast 40% entsprach. Die reguläre Dividende in 2020 war im Vergleich dazu lediglich 0,50 USD.

2022

Aufgrund der Abspaltung der Porsche SE hat Volkswagen 2022 einen sehr hohen Jahresgewinn erzielt, weswegen sich die VW Unternehmensführung dazu entschied, eine Sonderdividende in Höhe von 19,06 EUR an die Aktionäre auszuschütten. Die reguläre Dividende betrug im Vergleich dazu im selben Jahr lediglich 7,50 EUR.

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Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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