Man hört immer wieder davon, dass dem Management eines Unternehmens der eigene Aktienkurs sehr wichtig sei aber warum eigentlich? Was nützt ein hoher Aktienkurs dem Unternehmen bzw. machen Unternehmen durch einen gestiegenen Aktienkurs Gewinn? Ich bin der Frage einmal nach gegangen und möchte euch heute verraten, ob Unternehmen eigentlich mit ihren eigenen Aktien etwas verdienen.
Unternehmen erhalten nur bei der initialen Ausgabe von Aktien Kapital, allerdings kann ein Unternehmen bei Bedarf neue Aktien herauszugeben. Je höher der aktuelle Aktienkurs ist, desto mehr Geld kann das Unternehmen durch die Herausgabe neuer Aktien an neuem Kapital einnehmen.
Ein Unternehmen verdient somit nur bei der Herausgabe von Aktien Geld aber nicht durch den regelmäßigen Handel am Aktienmarkt. Ein hoher Aktienkurs gibt dem Unternehmen aber die Möglichkeit bei der Herausgabe neuer Aktien mehr Geld am Kapitalmarkt einzusammeln.
Wie Unternehmen mit ihren Aktien Geld verdienen
Zuerst sollte allerdings etwas geklärt werden. De facto verdienen Unternehmen auch bei der Herausgabe von Aktien kein Geld, denn ein Unternehmen verdient lediglich durch seine Verkaufsumsätze Geld.
Gibt ein Unternehmen also 1.000 Aktien zu einem Preis von 10 EUR aus, dann verdient es keine 10.000 EUR sondern es erhält eine Finanzierung in Höhe von 10.000 EUR, die das Unternehmen dann nutzen kann, um neue Maschinen zu kaufen oder was auch immer es benötigt, um wirklich Geld zu verdienen.
Das besondere bei der Finanzierung durch Aktien ist aber, dass ein Unternehmen das erhaltene Geld nicht wieder zurückzahlen muss (es sei denn das Unternehmen löst sich irgendwann einmal auf, was aber so gut wie nie passiert), weswegen Einnahmen durch die Herausgabe von Aktien häufig als Gewinne für das Unternehmen angesehen werden.
Nachdem das nun geklärt ist, kommen wir nun zum eigentlichen Thema. Um zu verstehen, wie Unternehmen mithilfe von Aktien Geld erhalten, muss man den Unterschied zwischen dem sogenannten Primärmarkt und Sekundärmarkt für Aktien kennen.
Der Primärmarkt
Als Primärmarkt bezeichnet man die Möglichkeit für Unternehmen Aktien herauszugeben und Investoren diese Aktien direkt anzubieten. Das passiert in der Regel, wenn ein Unternehmen an die Börse geht bzw. wenn es sich dazu entscheidet neue weitere Aktien herauszugeben.
Am Primärmarkt „verdienen“ Unternehmen Geld mit ihren Aktien, da sie für die Herausgabe von Aktien direkt Geld von den Investoren erhalten.
Durch die Herausgabe dieser Aktien beteiligt ein Unternehmen den Investor aber auch am Unternehmensgewinn und gibt ihm ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen (Stimmrecht auf der Hauptversammlung).
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Der Primärmarkt ist aber nicht zwangsläufig mit einem Listing an der Börse gleichzusetzen. Ein Unternehmen kann seine Aktien auch Investoren anbieten, ohne an einer Börse gelistet sein zu müssen, allerdings können Investoren ihre Aktien dann nicht sehr einfach weiterverkaufen, da in so einem Fall der Sekundärmarkt fehlt.
Der Sekundärmarkt
Der Sekundärmarkt bezeichnet den regelmäßigen Handel einer Aktie über eine Börse wodurch Aktien leicht gekauft und verkauft werden können.
Was die meisten Menschen mit dem Thema Börse oder Aktienhandel verbinden, ist eigentlich der Sekundärmarkt. Der Primärmarkt ist für Privatanleger nur sehr schwer zugänglich und eher nur für große institutionelle Investoren mit viel Kapital offen.
Am Sekundärmarkt „verdienen“ Unternehmen kein Geld mit ihren Aktien, da der Handel nur mit bereits herausgegebenen Aktien stattfindet.
Steigt der Kurs einer Aktie am Sekundärmarkt hat ein Unternehmen dadurch keine direkten Vorteile allerdings kann es den hohen Aktienkurs nutzen, um durch die Herausgabe neuer Aktien am Primärmarkt neues Geld einzunehmen.
Verdient ein Unternehmen an Aktien seines Unternehmens, die es selbst hält?
Jetzt wo wir wissen, dass Unternehmen lediglich durch die Ausgabe von Aktien am Primärmarkt Geld erhalten, könnte man sich doch aber auch folgendes Szenario vorstellen:
Das Unternehmen hat einmalig 100.000 Aktien am Primärmarkt ausgegeben und jeweils ein Euro pro Aktie dafür erhalten (also insgesamt 100.000 Euro).
Das Unternehmen entscheidet sich nun dazu zu einem späteren Zeitpunkt Aktien ihres eigenen Unternehmens am Sekundärmarkt zurückzukaufen (ein sogenannter Aktienrückkauf). Wenn der Aktienkurs nun steigt, würde das Unternehmen dann einen Gewinn machen?
Nicht wirklich. Zum einen, weil das Unternehmen für den Aktienrückkauf etwas bezahlen muss und zum anderen, weil die zurückgekauften Aktien buchhalterisch nicht mehr wirklich existieren. Wenn das Unternehmen bisher einen Gewinn von 1 Million Euro im Jahr gemacht hat, dann wurde dieser Gewinn auf die 100.000 Aktien aufgeteilt.
Kauft das Unternehmen aber 20.000 Aktien zurück, dann erhält das Unternehmen nicht den Gewinn für die 20.000 Aktien, sondern der Gewinn wird anstatt wie bisher nicht mehr auf 100.000 Aktien aufgeteilt, sondern auf die noch 80.000 ausstehenden Aktien.
Das macht jede der noch ausstehenden Aktien wertvoller, da jede Aktie nun einen größeren Anteil am Gewinn verbrieft. Auf das Unternehmen hat das aber keinen Einfluss.
Für das Unternehmen wird es erst dann wieder interessant, wenn es sich dazu entscheidet, die 20.000 Aktien wieder an den Primärmarkt zu bringen, um somit neues Kapital zu erhalten. Dann sind wir aber wieder an dem Punkt, dass ein Unternehmen nur durch die Ausgabe von Aktien einen „Gewinn“ erzielen kann bzw. neues Kapital erhält. Der Handel am Sekundärmarkt mit den eigenen Aktien hat aber keinen Einfluss darauf wie viel Gewinn ein Unternehmen macht.
Warum der Unternehmensführung der Aktienkurs so wichtig ist
Da nun klar ist, dass ein Unternehmen mit dem täglich stattfindenden Handel seiner Aktien kein Geld verdient, stellt sich die Frage, warum den Unternehmensführern der ca. 41.000 Aktiengesellschaften weltweit der eigene Aktienkurs dennoch so wichtig ist. Sollte er ihnen nicht eigentlich egal sein, weil er keinen großen Einfluss auf das eigene Unternehmen hat?
Das wäre ein wenig zu kurz gedacht, denn auch wenn ein Unternehmen nicht an einem steigenden Aktienkurs mitverdient, hat ein hoher Aktienkurs dennoch viele Vorteile für ein Unternehmen.
Die Vorteile eines hohen Aktienkurses für Unternehmen sind:
- Ein hoher Aktienkurs spiegelt einen hohen Unternehmenswert wider. Unternehmen mit gestiegenem Aktienkurs sind somit im Wert gestiegen und die Aktionäre sind dadurch vermögender geworden.
- Ein hoher Aktienkurs sorgt für zufriedene Aktionäre und zufriedene Aktionäre sorgen für Harmonie auf der Hauptversammlung.
- Höhere Aktienkurse erhöhen den Marktwert des Unternehmens und machen somit feindliche Übernahmen schwerer.
- Übernahmen anderer Unternehmen werden häufig durch die Ausgabe eigener Aktien bezahlt. Umso höher der eigene Aktienkurs ist, desto besser kann sich ein Unternehmen Übernahmen leisten.
- Mitarbeiteraktien und Mitarbeiteroptionen sind ein gutes Mittel für die langfristige Bindung von Talenten. Steigt der Aktienkurs, verdienen die Mitarbeiter mit was ihnen mehr Anreiz gibt, dass Unternehmen erfolgreich werden zu lassen.
Ein hoher Aktienkurs hat für ein Unternehmen also mehrere Vorteile, sodass es auch verständlich ist, dass die Unternehmensleitung ein Interesse an einem höheren Aktienkurs hat, auch wenn das Unternehmen dadurch nicht direkt etwas verdient.