Auf der Jagd nach mehr Dividende sind Dividendeninvestoren häufig nur auf die Dividendenrendite fokussiert. Häufig lässt sich mithilfe anderer Finanzkennzahlen aber viel besser sagen, ob ein Unternehmen überhaupt in der Lage ist, langfristig eine Dividende auszuzahlen. Eine der bekanntesten Finanzkennzahlen in diesem Zusammenhang ist die Ausschüttungsquote, um die es heute gehen soll.
Die Ausschüttungsquote bzw. das Payout Ratio ist das Verhältnis von ausgezahlter Dividende zum Jahresgewinn eines Unternehmens. Umso höher die Ausschüttungsquote ist, desto größer ist der Anteil am Jahresgewinns, der als Dividende ausgeschüttet wird.
Die Ausschüttungsquote gibt somit an, ob sich ein Unternehmen eine Dividende überhaupt leisten kann. Was ihr aber noch über darüber wissen solltet, erkläre ich euch jetzt.
Übrigens die Ausschüttungsquote ist nur eine von vielen wichtigen Finanzkennzahlen. Wenn ihr gern erfahren wollt, welche anderen Kennzahlen die wichtigsten für Dividendeninvestoren sind, dann könnt ihr das in diesem Artikel von mir durchlesen.
Was ist die Ausschüttungsquote?
Die Dividende ist die Gewinnausschüttung einer Aktie an den Aktionär und ist ein absoluter Betrag. D.h. sie kann zum Beispiel 3€ betragen und bedeutet dann, dass jeder Inhaber der Aktie 3€ je Aktie bekommt.
Das ist so weit nicht überraschend aber das Problem daran ist, dass die Dividende nichts darüber aussagt, wo das Geld für die Dividendenausschüttung überhaupt herkommt oder ob ein Unternehmen sich die Dividende überhaupt leisten konnte bzw. in Zukunft noch leisten kann.
Stellt euch einfach vor ihr habt die zwei absolut identischen Aktien A und B. Beide Aktien haben einen Preis von 100 EUR und zahlen eine jährliche Dividende von 3 EUR aus. Wenn ihr nun entscheiden müsst in welche Aktie ihr investieren wollt und dabei nur auf die Dividendenrendite achtet, dann ist diese bei beiden Aktien 3% und es ist mehr oder weniger egal welche der beiden Aktien ihr kauft.
Betrachten wir aber den Gewinn, den Unternehmen A und B pro Aktie erzielt haben, dann könnte unsere Entscheidung anders ausfallen.
Nehmen wir dazu an, dass Unternehmen A 3 EUR je Aktie Gewinn erzielt hat und Unternehmen B 6 EUR je Aktie. In diesem Fall würde Aktie A also ihren kompletten Gewinn als Dividende ausschütten (3 EUR Dividende bei 3 EUR Gewinn) während Aktie B lediglich die Hälfte ihres Gewinns als Dividende ausschüttet (3 EUR Dividende bei 6 EUR Gewinn).
Für welche Aktie würdet ihr euch jetzt entscheiden? Sicherlich für Aktie B, denn hier gibt es viel mehr Spielraum die Dividende auch in Zukunft auszahlen zu können. Fällt der Gewinn je Aktie von beiden Unternehmen nämlich um 20%, dann würde Aktie A nur noch einen Gewinn pro Aktie von 2,40 EUR erzielen und hätte schon gar nicht mehr genügen Geld, um eine Dividende von 3 EUR zu decken.
Die Folge wäre also eine Kürzung der Dividende oder im schlimmsten Fall sogar das Aussetzen der Dividende.
Aktie B würde bei einer Gewinnkürzung um 20% aber weiterhin noch einen Gewinn je Aktie von 4,80 EUR erzielen und hätte somit ausreichend Überschuss, um weiterhin eine Dividende von 3 EUR auszuzahlen.
Es macht also durchaus Sinn auf das Verhältnis von Dividende je Aktie zu Gewinn je Aktie bzw. Gesamtdividende zu Gesamtgewinn eines Unternehmens zu schauen und genau dieses Verhältnis ist die Ausschüttungsquote.
Die Berechnung der Ausschüttungsquote bzw. des Payout Ratios (engl.) ist somit Dividende je Aktie geteilt durch Gewinn je Aktie oder Jahresdividende geteilt durch Jahresgewinn eines Unternehmens.
Wie man die Ausschüttungsquote interpretieren sollte
Eine Ausschüttungsquote von 100% sagt aus, dass ein Unternehmen ihren gesamten Gewinn als Dividende ausschüttet. Ist das Payout Ratio größer 100%, dann wird sogar mehr Dividende ausgezahlt als Gewinn erwirtschaftet wurde und bei einer Ausschüttungsquote kleiner 100% wird nur ein Teil des Gewinns als Dividende ausgezahlt.
Das ist die wichtigste Information, die man aus der Ausschüttungsquote entnehmen kann, aber das sollte nicht damit verwechselt werden, dass alle Unternehmen mit niedriger Ausschüttungsquote gut sind und alle mit einem hohen Payout Ratio schlecht sind.
Gut und schlecht liegt ohnehin immer im Auge des Betrachters und je nachdem was euer Ziel bei einem Aktieninvestment ist, kann es für euch auch vorteilhafter sein eine Aktie mit höherer Ausschüttungsquote zu kaufen.
Grund dafür ist, dass sich die Rendite von Aktien aus zwei Komponenten zusammensetzt. Den Dividenden und den Kurszuwächsen.
- Aktien mit hoher Ausschüttungsquote investieren nur einen kleinen Teil ihrer Gewinne zurück in ihr Unternehmen. Sie sind deshalb eher für Investoren interessant, die sich vor allem auf einen regelmäßig hohen Cashflow konzentrieren.
- Aktien mit niedriger Ausschüttungsquote investieren einen großen Teil ihrer Gewinne zurück in ihr Unternehmen. Sie sind deshalb eher für Investoren interessant, die Kursgewinne erzielen wollen.
Hinzu kommt, dass insbesondere junge Unternehmen eher auf Wachstum konzentriert sind und deshalb nur einen geringen Teil ihrer Gewinne ausschütten, während bereits etablierte Unternehmen mit wenig Wachstumspotential tendenziell einen größeren Teil ihrer Gewinne ausschütten.
Darüber hinaus kommen auch noch generelle Unterschiede der durchschnittlichen Ausschüttungsquote je nach Sektor. Je nachdem in welche Unternehmen ihr also gern investieren wollt, müsst ihr auf eine unterschiedliche Ausschüttungsquote achten.
Was die “optimale” Ausschüttungsquote für euch persönlich ist, verrate ich euch übrigens gleich weiter unten.
Nachteile des Payout Ratio
Wie schon erwähnt, ist eins der Hauptprobleme der Ausschüttungsquote, dass man sie nicht einfach vergleichen kann, ohne das zugrundeliegende Unternehmen mit in die Betrachtung einzubeziehen.
In den nächsten Abschnitten werde ich euch allerdings eine Hilfestellung geben, damit ihr besser abschätzen könnt, welche Ausschüttungsquote für eure Aktien gut oder schlecht sind. Zuvor möchte ich euch aber noch auf einen weiteren Nachteil des Payout Ratios hinweisen.
Ein Problem mit der Ausschüttungsquote ist, dass der Jahresgewinn eines Unternehmens eine buchhalterische Größe ist und nichts über die tatsächlichen Einnahmen des Unternehmens aussagt. Es könnte also sein, dass ein Unternehmen zwar offiziell einen Gewinn erzielt aber gar nicht ausreichend Einnahmen erzielt hat, um sich die Dividende leisten zu können.
Diesen Punkt zu verstehen, ist etwas kompliziert, wenn man nicht viel über Buchhaltung versteht, aber lasst es mich an einem einfachen Beispiel erklären.
Stellt euch vor, ihr habt eine Aktie, die momentan 100 EUR wert ist und auf 120 EUR steigt. Euer Gewinn ist in diesem Fall 20 EUR, aber ihr habt keine Einnahmen erzielt, weil euch kein zusätzliches Geld zugeflossen ist.
Wenn ihr also in diesem Fall eine Dividende auszahlen möchtet, dann könntet ihr diese nicht aus euren laufenden Einnahmen finanzieren, sondern ihr müsstet einen Teil eurer Substanz (die 120 EUR Aktie) verkaufen, um die Dividende auszuzahlen.
Dasselbe Problem besteht auch mit Unternehmen. Nur weil sie einen Gewinn erzielt haben und ihre Ausschüttungsquote kleiner 100% ist, heißt das nicht, dass sie auch genügend liquide Mittel zur Verfügung haben, um die Dividende finanzieren zu können.
Um das Problem zu umgehen, wird deswegen häufig auch eine weitere Finanzkennzahl herangezogen. Anstatt die Dividende mit dem Jahresgewinn zu vergleichen, kann man nämlich auch die Dividende mit dem sogenannte Free Cashflow ins Verhältnis setzen.
Diese Kennzahl jetzt noch zu erklären, würde sicherlich den Rahmen des Artikels sprengen, weswegen es an dieser Stelle für euch nur damit genügen sollte, nicht immer blind der Ausschüttungsquote als Qualitätsmerkmal einer Aktie zu vertrauen.
Die optimale Ausschüttungsquote
Wie zu Beginn schon erwähnt, ist es nicht sinnvoll bei der Auswahl einer Aktie in eurem Dividendenportfolio lediglich auf die Dividendenrendite zu achten, da eine hohe Dividendenrendite häufig durch ein hohes Payout Ratio finanziert wird und das langfristig kein guter Indikator für weitere Dividendenzahlungen in den nächsten Jahren ist.
Wie sehr die Dividendenrendite und die Ausschüttungsquote miteinander verbunden sind, habe ich einmal anhand von über 1.000 Dividendenaktien analysiert. Das Ergebnis könnt ihr dabei in folgender Grafik sehen.
Die Grafik zeigt auf der X-Achse die Dividendenrendite in Prozent und auf der Y-Achse die Ausschüttungsquote in Prozent. In der Grafik sind dann alle Unternehmen nach ihrer aktuellen Dividendenrendite und Ausschüttungsquote eingetragen. Die schwarze Linie dazwischen ist die Trendlinie und gibt an, wie der allgemeine Trend dieser Datenwolke ist.
Man sieht dabei deutlich, dass die Ausschüttungsquote tendenziell höher ist bei Unternehmen, die eine hohe Dividendenrendite auszahlen. Entsprechend werden die hohen Dividendenrenditen eher verstärkt aus den Gewinnen finanziert anstatt aus günstigen Kaufgelegenheiten für die Aktien.
Aber wie hoch ist denn nun die optimale Ausschüttungsquote? Das kann man natürlich nicht sagen, weil jeder etwas anderes unter dem Optimum versteht, aber ich möchte euch dennoch ein paar Anhaltspunkte mit auf dem Weg geben.
Ich habe deshalb die schon erwähnten über 1.000 Dividendenaktien danach untersucht wie viel Dividende sie im Durchschnitt ausschütten und die Ergebnisse könnt ihr in der folgenden Tabelle sehen.
Aktienauswahl | Durchschnittliche Dividendenrendite | Durchschnittliche Ausschüttungsquote |
Alle | 2,50% | 25,85% |
Aktien, die bereits mindestens 50 Jahre in Folge eine Dividende auszahlen | 2,17% | 30,18% |
Aktien, die bereits mindestens 25 Jahre in Folge eine Dividende auszahlen | 2,41% | 19,98% |
Aktien, die bereits mindestens 10 Jahre in Folge eine Dividende auszahlen | 2,45% | 27,62% |
Die durchschnittliche Ausschüttungsquote von Dividendenaktien ist dabei circa 26%. Die Quote nimmt dabei leicht zu je länger ein Unternehmen bereits eine Dividende auszahlt.
Übrigens all meine Daten für diese Analyse könnt ihr hier finden.
Die obere Tabelle zeigt euch allerdings nur die durchschnittliche Ausschüttungsquote aller Aktien bzw. je nachdem wie lang das Unternehmen schon eine Dividende auszahlt. In der folgenden Tabelle könnt ihr die Payout Ratios aller Aktien gruppiert nach Sektoren sehen.
Sektor | Durchschnittliche Ausschüttungsquote |
Kommunikation | 60,39% |
Zyklische Konsumgüter | 62,37% |
Basis Konsumgüter | 51,79% |
Energie | 43,84% |
Finanzwerte | 37,04% |
Gesundheitswesen | 45,14% |
Industrie | 39,35% |
IT | 38,90% |
Materials | 40,38% |
Immobilien | 98,38% |
Technologie | 56,63% |
Versorger | 72,11% |
Wie ihr seht, fällt die Ausschüttungsquote je nach Sektor unterschiedlich aus und muss im Zeitverlauf auch nicht konstant bleiben. Besonders bei den zyklischen Gütern kann es immer wieder zu größeren Schwankungen kommen, da Verbraucher je nach Marktlage mal mehr oder weniger nachfragen. Die wenigsten kaufen sich schließlich ein neues Auto während einer Finanzkrise.
Vielleicht überrascht euch auch die extrem hohe durchschnittliche Ausschüttungsquote bei Immobilienunternehmen aber so überraschend ist das gar nicht. Sogenannte REITs, also Real Estate Investment Trusts, unterliegen nämlich in der Regel speziellen gesetzlichen Vorgaben, die ihnen vorschreiben mindestens 90% ihrer erwirtschafteten Gewinne an die Anleger auszuschütten.
Entsprechend sollte man sich auch nicht von einem hohen Payout Ratio bei solchen Aktien abschrecken lassen.
Wo finde ich all diese Dividendendaten?
Wenn ihr in Zukunft mehr auf die Ausschüttungsquote und andere wichtigen Finanzkennzahlen achten wollt, dann stellt ihr euch jetzt sicherlich die Frage, wo ihr all diese Daten herbekommen sollt.
Mir fiel es auch immer schwer an solche Informationen zu kommen, da es einfach keine für mich brauchbare (und kostenlose) Datenbank gab, aus der ich all diese Informationen ziehen konnte.
Ich habe deswegen angefangen meine eigene Datenbank über Dividendenaktien aufzustellen, die ich monatlich aktualisiere und die ich jedem absolut gratis zur Verfügung stelle. Ihr könnt sie hier finden.
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