5 wichtige Kennzahlen für Dividendenaktien


Eine Dividendenstrategie erscheint immer ganz einfach. Man kauft sich ein paar Dividendenaktien oder Dividenden-ETFs und wartet dann einfach auf die regelmäßigen Ausschüttungen der Unternehmen. So weit so gut aber die Schwierigkeit liegt auch nicht in der Strategie, sondern in der Auswahl der Aktien, denn nichts ist schlimmer als eine Dividendenaktie, die plötzlich keine Dividenden mehr auszahlt. Um genau solche Probleme zu vermeiden, gibt es verschiedene Kennzahlen bei Dividendenaktien auf die ihr achten solltet und die wichtigsten möchte ich euch heute vorstellen.

1. Die Dividendenrendite

Die Dividende ist die Gewinnausschüttung einer Aktie an den Aktionär und ist ein absoluter Betrag. D.h. sie kann zum Beispiel 3€ betragen und bedeutet dann, dass jeder Inhaber der Aktie 3€ je Aktie bekommt.

Das ist so weit nicht überraschend aber das Problem daran ist, dass die Dividenden zweier unterschiedlicher Aktien nicht wirklich vergleichbar sind.

Stellt euch einfach vor Aktie A zahlt jährlich 3€ Dividende und Aktie B zahlt jährlich 6€ Dividende. Ist deswegen Aktie B aus Dividendensicht besser als Aktie A? Das kann man so nicht sagen, denn das hängt ganz vom Preis der beiden Aktien ab. Wenn Aktie A einen Kurs von 60€ hat und Aktie B einen Kurs von 600€, dann zahlt Aktie A viel mehr Dividende je Aktie aus.

Und genau hier kommt die Dividendenrendite ins Spiel. Diese ist nämlich eine relative Zahl und gibt an, wie viel Prozent die Dividende vom Aktienkurs ausmacht. Im oberen Beispiel hätte Aktie A eine Dividendenrendite von 5% und Aktie B 1%.

Diese Zahlen lassen sich perfekt miteinander vergleichen, denn man kann dann genau sagen, dass bei einem Investment von 1.000€ Aktie A 50€ Dividende jährlich auszahlen würde und Aktie B lediglich 10€.

Die Berechnung der Dividendenrendite ist somit Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs

Natürlich sagt auch die Dividendenrendite nichts darüber aus, wie gut das Unternehmen aufgestellt ist und ob es sich die Dividendenrendite überhaupt leisten kann. Dazu komme ich bei den nächsten Kennzahlen.

Viele Neulinge im Aktienhandel schauen dabei immer nur auf eine hohe Dividendenrendite, da die Erwartung ist, dass man dann schließlich höhere regelmäßigere Auszahlungen bekommt, aber das ist extrem kurzgedacht. Grund dafür ist, dass eine hohe Dividendenrendite häufig auf Probleme eines Unternehmens hinweist.

Detailliert erkläre ich das in meinem Artikel “Ist eine hohe Dividendenrendite gut oder schlecht”. Lest ihn euch durch, wenn ihr das Thema allumfänglich verstehen wollt aber für alle anderen hier eine kleine Kurzfassung.

Eine hohe Dividendenrendite ist nicht zwingend mit schlechten Aktien gleichzusetzen allerdings haben solche Aktien in aller Regel eine extrem hohe Ausschüttungsquote, ein geringes Dividendenwachstum und keine lange Dividendenhistorie und sind somit nicht empfehlenswert für langfristige Dividendeninvestoren.

Ihr solltet bei hohen Dividendenrenditen also vorsichtig sein, denn die hohe Ausschüttungsquote, das geringe Dividendenwachstum und die kurze Dividendenhistorie führen in der Regel eher zu Problemen und im schlimmsten Fall auch zum Aussetzen der Dividendenzahlungen.

Wenn ihr gern mehr über Dividendenrendite erfahren wollt, ab wann man von einer hohen Dividendenrendite spricht oder wie hoch die durchschnittliche Dividendenrendite je nach Sektor oder Alter des Unternehmens ist, dann habe ich dazu einen detaillierten Artikel geschrieben, den ihr hier finden könnt.

2. Ausschüttungsquote

Wie schon im oberen Abschnitt erwähnt, sagt die Dividendenrendite nichts darüber aus, ob ein Unternehmen sich eine Dividendenzahlung überhaupt leisten kann und genau hier kommt die Ausschüttungsquote ins Spiel.

Stellt euch dazu einfach vor ihr habt die zwei absolut identischen Aktien A und B. Beide Aktien haben einen Preis von 100 EUR und zahlen eine jährliche Dividende von 3 EUR aus. Wenn ihr nun entscheiden müsst in welche Aktie ihr investieren wollt und dabei nur auf die Dividendenrendite achtet, dann ist diese bei beiden Aktien 3% und es ist mehr oder weniger egal welche der beiden Aktien ihr kauft.

Betrachten wir aber den Gewinn, den Unternehmen A und B pro Aktie erzielt haben, dann könnte unsere Entscheidung anders ausfallen.

Nehmen wir dazu an, dass Unternehmen A 3 EUR je Aktie Gewinn erzielt hat und Unternehmen B 6 EUR je Aktie. In diesem Fall würde Aktie A also ihren kompletten Gewinn als Dividende ausschütten (3 EUR Dividende bei 3 EUR Gewinn) während Aktie B lediglich die Hälfte ihres Gewinns als Dividende ausschüttet (3 EUR Dividende bei 6 EUR Gewinn).

Für welche Aktie würdet ihr euch jetzt entscheiden? Sicherlich für Aktie B, denn hier gibt es viel mehr Spielraum die Dividende auch in Zukunft auszahlen zu können. Fällt der Gewinn je Aktie von beiden Unternehmen nämlich um 20%, dann würde Aktie A nur noch einen Gewinn pro Aktie von 2,40 EUR erzielen und hätte schon gar nicht mehr genügen Geld, um eine Dividende von 3 EUR zu decken.

Die Folge wäre also eine Kürzung der Dividende oder im schlimmsten Fall sogar das Aussetzen der Dividende.

Aktie B würde bei einer Gewinnkürzung um 20% aber weiterhin noch einen Gewinn je Aktie von 4,80 EUR erzielen und hätte somit ausreichend Überschuss, um weiterhin eine Dividende von 3 EUR auszuzahlen.

Es macht also durchaus Sinn auf das Verhältnis von Dividende je Aktie zu Gewinn je Aktie bzw. Gesamtdividende zu Gesamtgewinn eines Unternehmens zu schauen und genau dieses Verhältnis ist die Ausschüttungsquote.

Die Ausschüttungsquote sagt somit aus, wie viel Prozent des Gewinns eines Unternehmens in Form von Dividenden ausgeschüttet wird. D.h. wenn ein Unternehmen einen Jahresgewinn von 100 Millionen € erzielt hat und davon 30 Millionen € als Dividende an die Aktionäre auszahlt, dann ist die Ausschüttungsquote in diesem Fall 30%.

Sie ist für Dividendeninvestoren deswegen eine so wichtige Kennzahl, weil sie Aufschluss darüber gibt, wie viel Spielraum ein Unternehmen noch hat die Dividende zu erhöhen bzw. ob die aktuelle Dividende überhaupt aus den laufenden Gewinnen bezahlt wird.

Wie hoch die “ideale” Ausschüttungsquote ist, kann man nur schwer sagen, da das einfach von zu vielen Faktoren abhängt. Junge Unternehmen haben tendenziell eher eine geringere Ausschüttungsquote während ältere Unternehmen eher eine höhere Ausschüttungsquote haben.

Zusätzlich spiel auch der Sektor eine große Rolle. Wenn ihr mehr über die “ideale” Ausschüttungsquote erfahren wollt und wie hoch die durchschnittliche Quote je Sektor ist, dann empfehle ich euch meinen detaillierten Artikel über die Ausschüttungsquote von Aktien, in dem ich diese Kennzahl noch viel genauer analysiere. Klickt dazu einfach auf den Link.

3. Dividend Coverage Ratio

Das Dividend Coverage Ratio ist eine Finanzkennzahl, die angibt, wie gut oder schlecht ein Unternehmen in der Lage ist eine Dividende an die Aktionäre auszuzahlen. Es wird berechnet, indem man den Gewinn pro Aktie durch die Dividende pro Aktie teilt.

Falls euch diese Erklärung ein wenig bekannt vorkommt, dann ist das genau richtig, denn das Dividend Coverage Ratio ist nichts anders als der Gegenwert zur Ausschüttungsquote.

D.h. die Ausschüttungsquote berechnet ihr, indem ihr die Dividende je Aktie durch den Gewinn je Aktie teilt und beim Dividend Coverage Ratio dreht ihr die beiden Zahlen nur herum. Der Mehrwert des Dividend Coverage Ratio im Vergleich zur Ausschüttungsquote ist somit ziemlich begrenzt, da es mehr oder weniger dieselbe Information ist.

Allerdings ist das Dividend Coverage Ratio auch für viele Investoren leichter zu verstehen, da es eine klare Antwort darauf gibt, wie gut oder schlecht sich ein Unternehmen überhaupt die Dividende leisten kann.

Ein hohes Dividend Coverage Ratio, also größer 1, sagt nämlich aus, dass ein Unternehmen mehr Gewinn macht als was es an Dividende auszahlt. Entsprechend ist die finanzielle Lage des Unternehmens – zumindest in Hinblick auf die Dividende – sehr gut und es kann sich die Dividendenzahlung auch leisten.

Sollte das Dividend Coverage Ratio allerdings kleiner 1 sein, dann heißt das, dass das Unternehmen die aktuelle Dividende nicht mit den laufenden Gewinnen bezahlen kann und das für eine eher angespannte finanzielle Lage des Unternehmens spricht. Es besteht sogar in so einem Fall eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen die Dividende kürzen muss oder sogar ganz streichen könnte.

Man sollte aber auch erwähnen, dass das Dividend Coverage Ratio nur eine “zurückblickende” Kennzahl ist. Das heißt es werden nur vergangene Gewinne pro Aktie bei der Berechnung berücksichtigt und keine zukünftigen Entwicklungen mit einbezogen.

Es kann also durchaus vorkommen, dass in einem wirtschaftlich schwachen Jahr das Dividend Coverage Ratio für ein Unternehmen stark fällt (womöglich sogar unter 1) aber im nächsten Jahr wieder auf ein normales Niveau zurückkehr. Ihr solltet deswegen immer die Gesamtentwicklung des Marktes im Auge behalten, wenn ihr diese Finanzkennzahl nutzt.

4. Dividendenwachstum

Die Dividendenrendite bzw. Ausschüttungsquote sind zwar zwei wichtige Kennzahlen bei der Auswahl von Dividendenaktien, aber sie sind auch nur eine Momentaufnahme. Man kann aus ihnen nicht ablesen, wie sich die Dividendenzahlungen entwickeln werden aber zum Glück gibt es dafür ja genau das Dividendenwachstum, dass ich euch heute vorstellen möchte.

Das Dividendenwachstum bzw. Dividend Growth gibt an, um wie viel Prozent ein Unternehmen die Dividende von einem Jahr auf das Nächste erhöht hat. Diese Kennzahl ist besonders bei einer Dividendenstrategie wichtig, um das erwartete langfristige Wachstum der Dividendenzahlungen zu ermitteln.

Warum das Dividendenwachstum eine so häufig unterschätze Finanzkennzahl ist, möchte ich euch an einem kleinen Beispiel erläutern. Das Unternehmen Atos SE zahlt momentan eine Dividendenrendite von circa 9% und zumindest in den vergangenen drei Jahren wurde die Dividende pro Jahr im Durchschnitt um circa 10% erhöht. Im Vergleich dazu zahlt das Unternehmen Kearny Financials nur eine Dividendenrendite von 3% aber hat die Dividende dafür in den letzten drei Jahren um durchschnittlich 40% pro Jahr erhöht.

Bei einem Investment von 1.000 Euro erhaltet ihr bei der Atos SE also fast drei Mal so viel Dividende wie bei Kearny Financials. Aber wie sieht es in einigen Jahren aus, wenn wir annehmen, dass die Dividende weiterhin so wachsen wird wie bisher?

Wenn beide Unternehmen ihre Wachstumsraten beibehalten würden, dann würde Kearny Financials bereits nach fünf Jahren eine höhere Dividende als Atos SE auszahlen und das bei einer viel geringeren Ausschüttungsquote.

Die Dividendenrendite liefert euch also nur eine Momentaufnahme, aber sie ist kein guter Indikator darüber welches Investment wirklich das bessere ist. Ihr solltet deshalb immer auch auf andere Kennzahlen einer Aktie achten, da ihr sonst das Gesamtbild der Aktie nicht versteht.

Die Berechnung des Dividendenwachstums ist für eine Periode von einem Jahr nicht sehr kompliziert und ergibt sich einfach aus dem Prozentwert der aktuellen Dividende geteilt durch die Dividende des Vorjahres abzüglich 1.

Möchtet ihr allerdings das durchschnittliche Dividendenwachstum über eine Periode von mehr als einem Jahr berechnen, dann wird die Formal dazu ein klein wenig komplizierter. Um den Rahmen dieses Artikels aber nicht zu sprengen, würde ich für die Berechnung über mehrere Perioden aber auf meinen detaillierten Artikel über das Dividendenwachstumverweisen.

Dort erkläre ich euch auch noch viele weitere interessante Dinge über das Dividendenwachstum wie zum Beispiel den Zusammenhang zwischen dem Wachstum der Dividende und der Dividendenrendite oder wie hoch das Dividendenwachstum in der Vergangenheit im Durchschnitt war.

5. Dividendenkontinuität

Die letzte Dividenden-Kennzahl, die ich euch vorstellen möchte, ist die Dividendenkontinuität. Damit meine ich wie viele Jahre ein Unternehmen bereits in Folge eine Dividende ausgezahlt hat.

Die Länge der Dividendenkontinuität bzw. der ununterbrochenen Dividendenausschüttungen gibt vor allem Aufschluss darüber, wie wichtig der Unternehmensführung die Dividendenzahlung ist.

Denkt dabei einfach an Coca-Cola. Das Unternehmen hat bereits 59 Jahre in Folge die Dividende jedes Jahr erhöht und das Management gibt immer wieder in ihren jährlichen Geschäftsberichten bekannt, dass dies auch in Zukunft so fortgesetzt werden soll.

Entsprechend könnt ihr euch als Dividendeninvestor bei so einem Unternehmen auch sehr sicher sein, dass eure Dividende weiterhin ausgezahlt werden wird und jedes Jahr sogar steigt.

Unternehmen mit hoher Dividendenrendite mögen zwar sehr verführerisch aussehen aber in der Regel haben solche Unternehmen nur eine sehr kurze Dividendenkontinuität. Der Grund dafür ist, dass eine hohe Dividendenrendite häufig mit einer hohen Ausschüttungsquote und einem geringen Dividendenwachstum einher.

Beides nicht die besten Grundlagen, um auf die nächsten 50 Jahre zu garantieren, dass man die Dividende weiterhin zahlen und sogar steigern kann.

Der Zusammenhang zwischen Dividendenkontinuität und Dividendenrendite wird grafisch sogar am besten deutlich.

Die Grafik zeigt auf der X-Achse die Dividendenrendite in Prozent und auf der Y-Achse wie viele Dividendensteigerungen es bereits jedes Jahr in Folge gab. In der Grafik sind dann alle Unternehmen je nach ihrem Dividendenwachstum und Dividendenrendite eingetragen. Die schwarze Linie dazwischen ist die Trendlinie und gibt an, wie der allgemeine Trend dieser Datenwolke ist. Grau markiert ist der Bereich mit einer Dividendenhistorie von über 40 Jahren.

Ihr könnt in der Grafik dabei deutlich erkennen, dass bis auf ganz wenige Ausreißer es kein Unternehmen mit einer Dividendenhistorie von 40 Jahren oder länger gibt, dass auch eine hohe Dividendenrendite zahlt.

Oder anders gesagt. Unternehmen mit einer hohen Dividendenrendite schaffen es statistisch nie ihre Rendite über einen längeren Zeitraum auszahlen zu können oder sogar erhöhen zu können. Der einzige Weg, um langfristig eine Dividende jedes Jahr zahlen und erhöhen zu können, ist durch eine Normalisierung der Dividendenrendite auf ein nachhaltiges Niveau (später mehr dazu, wie hoch eine gute Dividendenrendite sein sollte).

Wo findet man diese Kennzahlen

Wenn ihr selbst ein Dividendeninvestor seid oder in Zukunft gern verstärkt in Dividendenaktien investieren wollt, dann könnt ihr jederzeit mit meiner Dividendenliste hier starten. Dort findet ihr über 1.100 weltweite Aktien, die man üblicherweise als Dividendenaristokraten oder Dividendenkönige bezeichnet sowie alle Unternehmen, die diesen Status bald erreichen könnten.

Die große weltweite Dividenden Aristokraten Liste von Aktienbaum

Zugriff auf über 1.000 Dividendenaktien und deren wichtigsten Kennzahlen. Jeden Monat aktualisiert und absolut gratis.

Zur Liste

Oder melde dich für meinen Newsletter an und bekomme die Liste jeden Monat direkt in dein Postfach!

Newsletter abonnieren

Die Liste ist für jeden frei zugänglich, ohne Newsletteranmeldung oder irgendwelche versteckte Kosten oder Abos. Ich habe die Liste einfach ursprünglich nur für mich entwickelt aber freue mich über jeden, den ich damit helfen kann. Die Liste wird jeden Monat von mir aktualisiert also schaut regelmäßig vorbei, wenn ihr die neuste Liste benötigt.

Unter der Liste habe ich auch aufgeführt auf was ich bei Dividendenaktien achte (z.B. maximale Ausschüttungsquote oder Dividendenrendite) und was die Vor- und Nachteile solcher Aktien sind. Wenn ihr also absolute Anfänger seid, ist der Artikel für euch sicherlich ein guter Start.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

Neueste Artikel