Kann eine Dividende auch negativ sein?


Die Dividende ist eigentlich eine ganz einfache Sache. Ihr kauft euch eine Aktie eines Unternehmens und erhaltet dafür die Dividende als Form der Gewinnbeteiligung. Aber was ist eigentlich, wenn ein Unternehmen keinen Gewinn sondern einen Verlust macht? Kann die Dividende dann auch negativ sein und man ist evtl. als Aktionär gezwungen dem Unternehmen Geld zurückzuzahlen? Lasst es mich euch erklären.

Eine Dividende kann nie negativ sein. Im schlimmsten Fall entscheidet sich ein Unternehmen einfach dazu gar keine Dividende auszuzahlen. Benötigt ein Unternehmen dennoch neues Kapital von seinen Aktionären, dann kann es das über eine reguläre Kapitalerhöhung einsammeln.

Ihr seht also, weil eine Dividende niemals negativ sein kann, können Aktionäre auch nicht dazu gezwungen werden Geld in eine Aktiengesellschaft nachzuschießen. Warum die Dividende niemals negativ sein kann und wie ein Unternehmen dennoch neues Geld von seinen Aktionären erhalten kann, erkläre ich dir in den folgenden Abschnitten.

Darum kann eine Dividende nicht negativ werden

Die Dividende ist, wie bereits erwähnt, eine Form der Gewinnbeteiligung für Aktionäre. Wenn ein Unternehmen Gewinn macht, dann kann es einen Teil dieses Gewinns als Dividende an seine Aktionäre ausschütten. Die Betonung liegt dabei aber auf „kann“, denn die Ausschüttung einer Dividende ist keine Pflicht, sondern eine Entscheidung, die in der Regel auf der Hauptversammlung des Unternehmens von den Aktionären beschlossen wird.

Aber was passiert, wenn ein Unternehmen keinen Gewinn erzielt oder sogar einen Verlust einfährt? Kann die Dividende in diesem Fall negativ werden? Die Antwort ist ein klares Nein.

Das Konzept der Dividende ist so gestaltet, dass sie entweder positiv oder null sein kann, aber niemals negativ. In Fällen, in denen ein Unternehmen keinen Gewinn erzielt, gibt es einfach keine Gewinnbeteiligung in Form einer Dividende für die Aktionäre.

Sollte ein Unternehmen über genügend Rücklagen verfügen, kann es auch eine Dividende auszahlen, selbst wenn es in dem Geschäftsjahr gar keinen Gewinn gemacht hat. Das ist jedoch eine seltene Ausnahme und muss gut begründet werden, da die Rücklagen in der Regel für zukünftige Investitionen oder schwierige Zeiten vorgehalten werden.

Es muss allerdings klar sein: Selbst wenn ein Unternehmen Verluste einfährt, sind Aktionäre nicht verpflichtet, dem Unternehmen Geld zurückzuzahlen oder die Verluste auszugleichen. Der Wert ihrer Aktien sinkt in so einem Fall zwar sehr wahrscheinlich und es wird in der Regel auch keine Dividende ausgeschüttet aber eine negative Dividende im Sinne einer Rückzahlungspflicht gibt es nicht.

Das liegt einfach daran, dass eine Aktie eine Kapitalbeteiligung und kein Kredit ist. Aktionäre sind Kapitalgeber und keine Gläubiger des Unternehmens, und ihre „Haftung“ beschränkt sich auf den Wert ihrer Aktien. Man spricht deswegen auch von einer “beschränkten Haftung” der Anteilseigner, weil deren Haftung lediglich auf den Wert ihrer Aktien beschränkt ist.

Was passiert, wenn ein Unternehmen keine Dividende mehr zahlt?

Es kann immer wieder passieren, dass ein Unternehmen keine Dividende zahlt. Das kann verschiedene Gründe haben, wie ich euch hier erkläre aber der häufigste Grund ist sicherlich, dass ein Unternehmen in dem entsprechendem Jahr einen Verlust bzw. einen zu geringen Gewinn erzielt hat.

Für euch als Aktionär ist es sicherlich noch vertretbar, wenn ihr einmal keine Dividende bekommt, besonders, wenn ihr euer Portfolio breit gestreut habt aber dennoch hat das Aussetzen der Dividendenzahlung noch einen weitere negativen Effekt für euch und das ist die zukünftige Renditeerwartung für dieses Unternehmen.

Um euch das zu erklären, möchte ich an dieser Stelle auf meinen Artikel „Ist eine Dividendenstrategie sinnvoll?“ verweisen. Dort habe ich in einer Analyse alle Aktien des S&P 500 Index genommen und deren Rendite von 1973 bis 2021 miteinander verglichen. Jede Aktie wurde dabei in eine unterschiedliche Kategorie gesteckt je nachdem ob sie eine Dividende zahlen, die Dividende regelmäßig erhöhen oder gar keine Dividende zahlen bzw. diese sogar gekürzt haben.

Die durchschnittlichen Renditen und das durchschnittliche Risiko dieser Aktienkategorien könnt ihr in der folgenden Tabelle sehen.

DividendenpolitikDurchschnittliche JahresrenditeDurchschnittliche Standardabweichung
Dividendenzahlung wird regelmäßig erhöht10,68%16,02%
Dividendenzahlung wird konstant gehalten9,60%16,78%
Keine Dividendenzahlung4,79%22,02%
Dividendenzahlung wurde gekürzt bzw. eingestellt-0,46%24,96%
Alle Aktien8,2%17,64%
Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Jahresrendite und die durchschnittliche Standardabweichung von Aktien des S&P 500 Index je nach deren Dividendenpolitik.

Es zeigt sich dabei, dass Unternehmen, die ihre Dividende gekürzt oder sogar eingestellt haben im Durchschnitt im darauffolgenden Jahr lediglich eine Rendite von -0,46% erzielt haben und damit deutlich unter den 10,68% durchschnittliche Rendite lagen, die Unternehmen erzielen, die ihre Dividende regelmäßig erhöhen.

Die Überraschung dabei ist aber auch, dass die niedrigere bzw. negative Rendite auch mit einem höheren Risiko einhergeht. Die Standardabweichung dieser Unternehmen ist nämlich mit 24,96% deutlich höher als das Marktniveau, was mit einem deutlich höheren Risiko bzw. größeren Kursschwankungen einhergeht.

Wenn dir der Begriff Standardabweichung nichts sagt oder du nicht weißt, wie man das Risiko von Aktien messen kann, dann schau dir doch einmal diesen Artikel von mir an. Dort erkläre ich dir das Thema ganz genau.

Ihr seht also, dass ihr bei einem Aussetzen der Dividende, nicht nur keine Dividende in diesem Jahr bekommt sondern sehr wahrscheinlich auch eine negative Rendite erzielt. Es macht also durchaus Sinn, sich in so einem Fall schnell von derartigen Aktien zu trennen, wenn keine Aussicht auf schnelle Besserung besteht.

Die reguläre Kapitalerhöhung

Ich habe euch zwar schon erklärt, dass es keine negativen Dividenden gibt und ihr entsprechend auch nie von einem Unternehmen gezwungen werden könnt, aufgrund eines Verlustjahres eure schon erhaltenen Dividenden wieder zurückzuzahlen aber es gibt dennoch eine Möglichkeit, dass ein Unternehmen euch nach mehr Geld fragt und das ist die reguläre Kapitalerhöhung.

Eine reguläre Kapitalerhöhung bedeutet, dass das Unternehmen neue Aktien ausgibt, die dann von den bestehenden oder neuen Aktionären gekauft werden können. Der Erlös aus dem Verkauf dieser neuen Aktien fließt direkt in das Unternehmen und steht für die geplanten Investitionen oder sonstigen Zwecke zur Verfügung.

Es gibt verschiedene Formen der Kapitalerhöhung, aber am häufigsten ist die sogenannte Bezugsrechtsemission. Hier haben die bestehenden Aktionäre das Recht, die neuen Aktien im Verhältnis zu ihrem bisherigen Anteil zu erwerben (das sogenannte Bezugsrecht). Das gibt den Aktionären die Möglichkeit, ihre prozentuale Beteiligung am Unternehmen konstant zu halten ohne einer Verwässerung ihres bisherigen Anteils.

Die Kapitalerhöhung ist allerdings nicht risikofrei für Aktionäre. Es ist nämlich nicht garantiert, dass das Unternehmen das neue Geld auch sinnvoll einsetzen kann und sich dadurch auch der Aktienkurs nach oben bewegen wird.

Die Teilnahme an einer Kapitalerhöhung ist für die Aktionäre in der Regel freiwillig. Wer nicht teilnehmen möchte, kann seine Bezugsrechte auch an der Börse verkaufen und auf diese Weise einen (zumindest teilweise) finanziellen Ausgleich erhalten.

Kapitalerhöhungen sind ein sehr komplexes Thema und ich werde es in einem zukünftigen Artikel noch einmal genauer erklären aber für den Zweck dieses Artikels sollte die Erklärung hoffentlich reichen.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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