Sind Rendite und Dividende das Gleiche?


Wer sich mit Aktien beschäftigt, der muss sich zwangsläufig auch mit verschiedenen Kennzahlen beschäftigen allerdings haben gerade Anfänger es immer wieder schwer ähnliche Finanzkennzahlen richtig auseinander zu halten. Ein häufiger Fehler ist dabei, dass die Dividende einer Aktie mit deren Rendite verwechselt wird. Aber worin unterscheiden sich denn nun die Dividende und die Rendite einer Aktie oder ist es doch das Gleiche? Ich erkläre es euch in diesem Artikel.

Die Rendite einer Aktie und die Dividende sind nicht das Gleiche. Die Rendite setzt sich zusammen aus den Kursgewinnen einer Aktie und der ausgeschütteten Dividende. Die Dividende ist also nur ein Teil der Rendite.

Wie ihr seht, ist die Rendite einer Aktie und deren Dividende somit etwas Unterschiedliches aber dennoch miteinander verbunden. Worauf man bei beiden Kennzahlen achten muss und wieviel die Dividende eigentlich an der Rendite ausmacht, verrate ich euch im Folgenden.

Die Dividende

Wie schon oben erwähnt, ist die Dividende ein Teil der Rendite einer Aktie und entsprechen sollten wir auch erst über die Dividende sprechen.

Die Dividende ist die Gewinnausschüttung eines Unternehmens an die Aktionäre. Sie kann zum Beispiel 3€ betragen und bedeutet dann, dass jeder Inhaber einer Aktie 3€ ausgezahlt bekommt. Die Ausschüttung kann dabei jährlich, pro Quartal oder auch monatlich geschehen.

Unternehmen sind gesetzlich nicht verpflichtet eine Dividende zu bezahlen allerdings können Aktionäre bei der Hauptversammlung mithilfe ihres Stimmrechts Einfluss darauf nehmen, ob eine Dividende gezahlt werden soll oder nicht.

Die meisten Unternehmen entscheiden sich allerdings früher oder später für eine Dividendenzahlung (auch wenn nicht immer regelmäßig), um die Aktionäre am Gewinn des Unternehmens zu beteiligen.

So viel zur Kurzbeschreibung der Dividende. Wenn ihr es ganz genau wissen wollt, dann lest euch einfach mein ausführliches Dividenden Handbuch durch.

Die Dividende hat aber ein großes Problem, wenn man sie in Zusammenhang mit der Rendite einer Aktie bringen möchte. Eine Dividende ist nämlich ein absoluter Wert wie z.B. 3 EUR, während die Rendite ein relativer Wert ist wie z.B. 7%.

Genau hier kommt die Dividendenrendite ins Spiel.

Die Dividendenrendite ist eine relative Zahl und gibt an, wie viel Prozent die Dividende vom Aktienkurs ausmacht. Die Berechnung der Dividendenrendite ist somit Dividendenrendite = Dividende / Aktienkurs.

D.h. wenn eine Aktie aktuell einen Kurs von 100 EUR hat und eine Dividende von 3% ausschüttet, dann beträgt die Dividendenrendite in diesem Fall genau 3%.

Was hat die Dividendenrendite nun aber mit der Rendite einer Aktie zu tun? Das ist ganz einfach. Jedes Mal, wenn eine Aktie eine Dividende ausschüttet, dann fällt der Kurs der Aktie um den Wert der Dividende, was somit Einfluss auf die Rendite der Aktie hat (mehr dazu gleich).

Wenn ihr nicht versteht, warum der Kurs der Aktie bei einer Dividendenzahlung um den Wert der Dividende fällt, dann lest euch einfach diesen Artikel von mir durch aber die Kurzfassung ist einfach, dass durch die Dividendenzahlung eine Aktie einfach weniger wert wird.

Die Rendite

Die Rendite einer Aktie gibt den Gewinn oder Verlust im Verhältnis zum ursprünglichen Kaufpreis eines Investors an. D.h. wenn ihr eine Aktie für 100 EUR gekauft habt und der aktuelle Kurs bei 150 EUR liegt, dann ist euer Gewinn die Differenz aus den aktuellen 150 EUR und den ursprünglichen 50 EUR.

Die Gesamtrendite ist somit der Gewinn von 50 EUR im Verhältnis zum ursprünglichen Kaufpreis von 100 EUR – somit 50%.

4% Rendite bedeuten somit, dass ihr 4% Gewinn auf euren gezahlten Kaufkurs erzielt habt. Wie oben schon erwähnt, reduziert eine Dividendenzahlung aber den Kurs einer Aktie, sodass man für die tatsächliche Gesamtrendite alle erhaltenen Dividenden noch mitberücksichtigen muss.

Nehmen wir dafür wieder das obere Beispiel mit der Aktie, die ihr für 100 EUR gekauft habt und die einen aktuellen Kurs von 150 EUR hat. Sagen wir, dass der Kursanstieg von 100 EUR auf 150 EUR innerhalb von zwei Jahren passiert ist, und in dieser Zeit habt ihr zwei Dividenden von jeweils 3 EUR und 3,50 EUR erhalten.

Wie schon oben erwähnt, hat jede Dividendenzahlung den Wert eurer Aktien um den Wert der Dividende verringert. Für eure Gesamtrendite müssen wir also die Dividende mit auf den aktuellen Kurs drauf rechnen.

D.h. ihr habt bei einem Verkauf eurer Aktien weiterhin einen Verkaufsgewinn von 50 EUR (150 EUR – 100 EUR) aber jetzt kommen noch die 3 EUR und 3,50 EUR an erhaltener Dividende dazu. Insgesamt beträgt euer Gewinn also 56,50 EUR.

Setzt ihr das wieder ins Verhältnis mit eurem ursprünglichen Kaufpreis (also 100 EUR), dann erhaltet ihr eine Rendite von 56,50 EUR geteilt durch 100 EUR, was 56,5% ist.

Jetzt wisst ihr also, wie man die Rendite berechnet allerdings wird die Rendite einer Aktie in den meisten Fällen auf Jahresbasis angegeben. D.h. ihr habt zwar 56,5% Gesamtrendite mit der Aktie erzielt allerdings über einen Zeitraum von zwei Jahren. Wie viel Rendite entspricht das aber pro Jahr?

Dazu müsst ihr noch einen kleinen mathematischen Trick anwenden und die bisher genutzte Formel erweitern.

D.h. in unserem Fall haben wir eine Gesamtrendite von 56,5%, was in Dezimalzahlen 0,565 entspricht. Hierzu addieren wir noch eins hinzu und erhalten 1,565. Wir haben diese Rendite über zwei Jahre erzielt, weswegen wir das Ganze noch potenzieren müssen mit 1 geteilt durch die Anzahl der Jahre (in unserem Fall 2).

In unserem Beispielfall erhalten wir somit eine Jahresrendite von 25,1%. Das heißt wenn ihr in zwei aufeinander folgenden Jahren genau 25,1% Rendite erzielt, dann beträgt eure Gesamtrendite am Ende des zweiten Jahres genau 56,5%.

Der Sinn, die Rendite immer auf Jahresbasis anzugeben, ist einfach, dass man dadurch besser unterschiedliche Investments vergleichen kann. Stellt euch vor, dass ihr mit Aktie A in zwei Jahren 50% erzielt und mit Aktie B in vier Jahren 100%.

Welche Aktie ist in dem Fall besser oder sind beide gleich gut? Rechnet es doch anhand der obigen Formel einmal selbst aus und schaut, ob ihr es verstanden habt. Die Lösung verrate ich euch ganz unten am Ende des Artikels.

5% Rendite bedeuten somit, dass ihr anhand von Kursgewinnen und Dividendenzahlungen einen Gesamtgewinn erzielt habt, der über die gesamte Haltedauer eures Investments 5% „Zinsen“ pro Jahr auf euer initiales Investment bedeutet.

Wir wissen nun also was die Rendite ist und dass die Dividende nur einen Teil der Rendite einer Aktie ausmacht. Aber wie viel eigentlich? Schauen wir uns einfach mal die historischen Zahlen dazu an.

Der Anteil der Dividende an der Rendite von Aktien

Dividenden haben für Investoren in den letzten 50 Jahren eine große Rolle gespielt. Seit 1960 kamen circa 69% der Gesamtrendite des S&P 500 Index aus Dividendenzahlungen bzw. dem Re-Investieren von Dividenden und dem entsprechend damit verbundenen Zinseszinseffekt.

Das Ganze sieht man besonders gut, wenn man sich den S&P 500 Total Return Index (mit Dividenden) und dem S&P 500 Price Index (ohne Dividenden) anschaut.

Die Grafik zeigt den Renditeverlauf des S&P 500 Total Return Index (mit Dividenden, grün) und dem S&P 500 Price Index (ohne Dividenden, grau) von 1960 bis 2023 an. Die linke Skala bezieht sich nur auf den Kursindex.

Hätte man 1960 10.000 USD in den S&P 500 Index investiert, dann wären diese 10.000 USD aufgrund von Kurssteigerungen lediglich auf 641.091 USD bis ins Jahr 2022 angewachsen. Hätte man allerdings alle ausgezahlten Dividenden immer wieder re-investiert, dann wären die 10.000 USD im Jahr 2022 unglaubliche 4.053.236 USD wert. Eine Dividendenstrategie hätte sich über diesen Zeitraum also durchaus gelohnt.

Wie sieht das ganze aber aus, wenn man sich jedes Jahrzehnt einmal im Detail anschaut? Wie groß ist in jedem Jahrzehnt der Beitrag von Dividenden für die Gesamtrendite gewesen?

Die folgende Grafik beantwortet genau diese Fragen. Dort könnt ihr sehen, wie groß seit 1930 in jedem Jahrzehnt die Gesamtrendite des Aktienmarkts war (gemessen am S&P 500 Index) und wie groß der Anteil von Dividenden an der Gesamtperformance war.

Die Grafik zeigt die Gesamtrendite jedes Jahrzehnts von 1930 bis 2022 gemessen am S&P 500 Index war und wie groß der Anteil von Dividenden an der Gesamtperformance war. In den 2020er Jahren haben Aktien insgesamt eine negative Rendite erzielt, weswegen für diese Periode keine Performance berechnet werden kann.

Über die Gesamtzeit von 1930 bis 2022 haben Dividenden im Durchschnitt 41% der Gesamtrendite in jedem Jahrzehnt ausgemacht aber auf Ebene der einzelnen Jahrzehnte schwanken die Beiträge von Dividenden doch sehr.

In den 30er und 70ern Jahren waren Dividendenstrategien besonders sinnvoll und Dividenden haben dort mehr als zwei Drittel der Gesamtrendite des Aktienmarktes ausgemacht. Lediglich in den 2000er Jahren war eine Dividendenstrategie noch sinnvoll denn in dieser Zeit hat der Aktienmarkt insgesamt eine negative Rendite erzielt während Dividenden insgesamt noch eine positive Rendite von 1,8% erzielen konnte.

Gerade in den jüngeren Jahren, also den 2010er und 2020er Jahren zeigt sich allerdings, dass Dividenden immer weniger an der Gesamtrendite des Aktienmarktes beitragen, aber ob das auch in Zukunft der Fall sein wird, kann niemand sagen.

Was ist besser: Dividende oder Rendite?

Ihr wisst jetzt, dass die Dividende nur ein Teil der Rendite ausmacht aber was ist denn eigentlich besser? Solltet ihr lieber in Aktien investieren, die weniger Dividende auszahlen und dafür eher mehr Kurszuwächse erzielen oder lieber in Aktien, die mehr Dividenden auszahlen aber dafür geringeres Kurswachstum aufweisen? Natürlich ist das eine sehr persönliche Frage aber es gibt dennoch eine sehr allgemeine Antwort darauf.

Dividenden sind eher für Investoren geeignet, die einen stetigen Cashflow erwarten und somit regelmäßig Auszahlungen aus ihren Aktien haben wollen. Für eine maximale Gesamtrendite sollte aber eher auf Aktien gesetzt werden, die keine regelmäßigen Ausschüttungen durchführen, um den Zinseszinseffekt optimal auszunutzen.

Seid ihr also auf der Suche nach einem stetigen Cashflow, dann sind natürlich Dividenden für euch das richtige Mittel. Die Dividendenzahlungen eines breitgestreuten Dividendenportfolios sind mehr oder weniger gut vorhersagbar und werden weitestgehend unabhängig von der Entwicklung des Aktienkurses ausgezahlt.

Man muss auf Dividenden zwar direkt Steuern bezahlen aber das spielt nur eine untergeordnete Rolle, weil es ohnehin für diese Art des Investors nur auf das Einkommen ankommt.

Wenn ihr allerdings auf der Suche nach langfristigem Wachstum seid, dann solltet ihr lieber nur in Aktien investieren, die keine Dividende zahlen. Stattdessen sollten ihr nach Unternehmen Ausschau halten, die ihre Gewinne in Forschung und Entwicklung stecken und somit stetig neue Geschäftsfelder erschließen.


Lösung zu den zwei Aktien:

Aktie A hat in 2 Jahren 50% erzielt. Die sich daraus ergebende Jahresrendite ist somit 22,47%.

Aktie B hat in 4 Jahren 100% erzielt. Die sich daraus ergebende Jahresrendite ist somit 18,9%.

Aktie A hat somit die bessere Rendite als Aktie B. Logisch betrachtet macht das auch Sinn. Mit Aktie B macht ihr in 4 Jahren einfach 100%. Mit Aktie B macht ihr aber in 2 Jahren 50% und könnt diesen Gewinn noch einmal zwei weitere Jahre für euch arbeiten lassen (Zinseszinseffekt), um auf dieselben 4 Jahre wie Aktie B zu kommen.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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