Wie funktioniert ein Iron Condor und wann solltet ihr ihn handeln?


Optionsstrategien wie Strangles oder Straddles haben einen großen Nachteil. Als Käufer hat man zwar ein zu beiden Seiten unbegrenztes Gewinnpotential, aber dafür ist die Strategie sehr teuer und als Verkäufer erhält man zwar ein hohes Premium aber hat dafür zu beiden Seiten ein unbegrenztes Verlustpotential. Die Lösung für dieses Problem ist der Iron Condor, den ich euch heute vorstellen möchte.

Ein Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die aus zwei Put Optionen und zwei Call Optionen (immer jeweils eine long und eine short) besteht. Die Optionen werden dabei als separater Put Spread und Call Spread strukturiert und haben alle dieselbe Restlaufzeit. 

Diese kleine Erläuterung ist sicherlich etwas komplizierter als üblich und erfordert etwas mehr Hintergrund, um die Strategie zu verstehen aber ein Iron Condor ist auch keine einfache Strategie. Schauen wir uns das ganze deshalb nun im Detail anhand eines Long Iron Condors an.

Das Auszahlungsprofil eines Long Iron Condors (lila) und die zugrunde liegenden Optionen (grün und gelb).

In der Grafik könnt ihr das Auszahlungsprofil eines Long Iron Condors (lila) sehen sowie die vier zugrundeliegenden Optionen. Ihr erkennt dabei, dass diese Strategie dann einen Verlust erzeugt, wenn sich der Aktienkurs des Underlyings innerhalb der Laufzeit nur wenig bewegt und ihr macht einen Gewinn, sobald der Aktienkurs sich entweder stark nach oben oder unten bewegt.

Ein Iron Condor hat somit ein begrenztes Gewinn- und Verlustrisiko, was die Strategie besonders für Anfänger im Optionshandel attraktiv macht, da nicht zu viel Geld mit einem Trade verloren werden kann. Nichtsdestotrotz hat die Strategie einige Besonderheiten, die jeder guter Optionshändler wissen sollte.

Aber zuerst einmal zur genauen Ausgestaltung der Strategie. Für einen Long Iron Condor benötigen wir zuerst einen Long Call mit Strike leicht oberhalb des aktuellen Aktienkurses und einen Long Put mit Strike leicht unterhalb des aktuellen Aktienkurses. 

Diese zwei Optionen erzeugen einen Long Strangle allerdings wollen wir, anders als beim Long Strangle, kein unbegrenztes Gewinnpotential für diese Strategie, sondern begrenzte Gewinne, um dadurch unsere Optionskosten zu reduzieren.

Wir finanzieren also den Long Strangle durch den zusätzlichen Verkauf eines Short Puts mit Strike unterhalb des Long Put Strikes und durch den Verkauf eines Short Calls mit Strike oberhalb des Long Call Strikes.

Wem das jetzt zu kompliziert war, hier noch einmal die genaue Darstellung der unterschiedlichen Strikes aller Optionspositionen, die wir für einen Long Iron Condor benötigen:

  • Short Put mit Strike A
  • Long Put mit Strike B
  • Long Call mit Strike C
  • Short Call mit Strike D

Für einen Long Iron Condor muss nun gelten:

Man kann einen Iron Condor somit auch als Long Strangle (Long Call + Long Put) verstehen mit zusätzlichem Short Strangle (Short Put und Short Call) und etwas breiter gewählten Strikes für den Short Strangle. Eine andere Interpretation ist aber auch den Long Iron Condor als Bull Call Spread (Long Call + Short Call) zu verstehen mit zusätzlichem Bear Put Spread (Long Put + Short Put).

Wer von euch also schon erfahren mit Strangles und Vertical Spreads hat, der sollte sich schnell mit einem Iron Condor wohl fühlen.

Da man für einen Iron Condor immer vier Optionen benötigt und sie am Ende auch glattstellen muss (also insgesamt 4 Käufe und Verkäufe), hat man verhältnismäßig hohe Transaktionskosten für diese Strategie. Ich würde deshalb niemals einen Iron Condor auf eine Aktie eingehen mit weniger als 100 USD Aktienkurs, da sich die Strategie aufgrund der Transaktionskosten sonst einfach nicht rechnet.

Es ist natürlich offensichtlich, dass man bei einem Iron Condor dann Gewinn oder Verlust macht, wenn sich der Aktienkurs extrem stark bewegt aber das ist nicht die einzige Möglichkeit, um mit dieser Strategie Geld zu verdienen.

Eine andere Möglichkeit ist mithilfe des Zeitwertverfalls. Insbesondere wenn ihr die inneren Strikes (d.h. B und C in der obigen Darstellung) sehr nah am aktuellen Aktienkurs gewählt habt und sich die äußeren Strikes (A und D) sehr weit vom aktuellen Aktienkurs befinden, hat die Strategie ein sehr hohes Theta, was den Iron Condor sehr attraktiv für Verkäufer macht.

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Andererseits solltet ihr bei einem Long Iron Condor die Strikes so wählen, dass das Theta der Gesamtposition nicht zu hoch ist.

Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit einen Iron Condor für Trades auf die Volatilität zu machen. Der Iron Condor ist dabei umso teurer je höher die aktuelle implizite Volatilität der zugrundeliegenden Aktie ist. D.h. bei einem Long Iron Condor macht ihr einen Gewinn während der Laufzeit der Strategie, wenn die implizite Volatilität zuerst niedrig ist und dann stark steigt.

Bei einem Short Iron Condor macht ihr wiederum einen zusätzlichen Gewinn, wenn die implizite Volatilität zum Kaufzeitpunkt sehr hoch ist und dann fällt.

Wenn ihr mehr zum Thema Volatilität erfahren wollt, dann solltet ihr unbedingt in der Rubrik Volatilität von mir vorbeischauen. Dort habe ich zahlreiche Artikel, um das Thema besser zu verstehen.

Jeder der schon ein wenig Erfahrung mit Optionen hat, weiß, dass man Optionen nie bis zum Laufzeitende halten sollte. Das ist umso wichtiger für einen Iron Condor, denn hier kann man in eine gefährliche Situation geraten, wenn man nicht genau aufpasst.

Bei einem Iron Condor besteht das Risiko der Ausübung bereits wenn der Aktienkurs kleiner B oder größer C ist.

Wenn ihr euch die obere Grafik anschaut, dann habe ich euch die Zonen markiert, in dem die Gefahr besteht, dass eine der Optionen ausgeübt wird. D.h. bei einem Long Iron Condor befindet ihr euch bereits in der Ausübungszone, wenn der Aktienkurs kleiner Strike B oder größer Strike C ist und das, obwohl ihr selbst noch in der Verlustzone seid.

Natürlich besteht die Gefahr nur bei einem Short Iron Condor, da im Falle eines Long Iron Condors ihr die ausübende Partei seid allerdings kann es sein, dass euer Broker auch bei einem Long Iron Condor bei Laufzeitende eure Option automatisch ausübt ohne das ihr es wollt.

Denkt deshalb immer daran eure Gesamtposition schon vor Laufzeitende zu verkaufen, um unerwartete Überraschungen zu vermeiden.

Solltet ihr übrigens Probleme damit haben, die richtige Optionsstrategie für die aktuelle Marktlage zu finden, dann empfehle ich euch diesen Artikel von mir indem ich euch ein einfaches Regelwerk an die Hand gebe, um zu entscheiden welche Optionsstrategie gerade am besten geeignet ist.

Short Iron Condor

Ein Short Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die aus vier unterschiedlichen Optionen besteht. Man benötigt dafür einen Short und Long Put, die einen Bull Put Spread bilden und einen Short und Long Call, die einen Bear Call Spread bilden. Der Strike des Short Puts ist dabei kleiner als der Strike des Short Calls.

Den maximalen Gewinn dieser Strategie erhaltet ihr, wenn sich der Aktienkurs des Underlyings bei Laufzeitende zwischen B und C befindet und euer maximaler Verlust tritt ein, wenn der Aktienkurs entweder kleiner A oder größer D ist.

Das Auszahlungsprofil eines Short Iron Condors.

Ihr bekommt bei einem Short Iron Condor zwar die höchste Prämie wenn die Volatilität hoch ist allerdings kann ich euch nicht empfehlen einen Iron Condor zu verkaufen, bloß weil die implizite Volatilität sehr hoch ist. In so einer Vola-Umgebung ist das Risiko einfach zu hoch, dass der Kurs sich zu schnell in den Verlustbereich bewegt.

Die Strategie spielt ihr Stärke eigentlich dann aus, wenn die Volatilität lediglich leicht über dem Durchschnitt ist oder sogar gering ist. Solltet ihr dennoch einmal einen Iron Condor bei einer hohen Volatilität verkaufen wollen, dann tut dies bitte nur, wenn sich die Volatilität bereits wieder nach unten bewegt und nicht auf den Weg nach oben, weil ihr einfach sonst zu schnell zu viele Verluste machen könnt.

Die ideale Laufzeit eines Short Iron Condors hängt vom Gesamt-Delta der Position ab. In den häufigsten Fällen hat ein Iron Condor ein Delta von grob 10 – 25. 

Wollt ihr noch mehr Optionsstrategien kennenlernen? Ich habe auch einen tollen Artikel über den Straddle geschrieben. Schaut doch mal vorbei.

In solchen Fällen verlieren die Optionen am meisten von ihrem Zeitwert zwischen 60 Tagen und 30 Tagen Restlaufzeit. Entsprechend solltet ihr bei einem Delta von 10 bis 25 eine Restlaufzeit von 60 Tagen wählen und bei 30 Tagen Restlaufzeit die Option dann wieder zurückkaufen.

Unabhängig vom Theta solltet ihr euren Short Iron Condor aber auch nie bis zum Laufzeitende halten, da solche Spread-Strategien nur sehr langsam bis auf null im Wert fallen. Stattdessen solltet ihr die Position glattstellen, sobald ihr 50 bis 55% eures maximalen Gewinns erzielt habt. Schreibt danach lieber einen neuen Iron Condor, anstatt zu lange in der alten Position zu bleiben.

Wenn ihr den Trade erst vor wenigen Tagen eingegangen seid und sehr schnell (also in circa 5 Tagen) circa 25% Gewinn gemacht habt, dann schließt die Position lieber sofort. Ihr hattet in solchen Fällen einfach nur extrem Glück (oder Können) und das solltet ihr nicht überstrapazieren.

Long Iron Condor

Ein Long Iron Condor ist eine Optionsstrategie, die aus vier unterschiedlichen Optionen besteht. Man benötigt dafür einen Short und Long Put, die einen Bear Put Spread bilden und einen Short und Long Call, die einen Bull Call Spread bilden. Der Strike des Long Puts ist dabei kleiner als der Strike des Long Calls.

Den maximalen Gewinn dieser Strategie erhaltet ihr, wenn der Aktienkurs des Underlyings bei Laufzeitende entweder kleiner A oder größer D ist und euer maximaler Verlust tritt ein, wenn der Aktienkurs sich zwischen B und C befindet.

Das Auszahlungsprofil eines Long Iron Condors.

Long Iron Condors sollten anders gehandelt werden als Short Iron Condors und je nachdem womit ihr euren Gewinn machen wollt, solltet ihr anders an die Strategie herangehen. Langlaufende Optionen sind immer teurer als kurzlaufende Optionen, weswegen auch ein langlaufender Long Iron Condor teurer ist als ein kurzlaufender. 

Ein langlaufender Iron Condor hat aber auch das höchste Vega bzw. Vomma. Wenn ihr also euren Gewinn durch einen Anstieg der Volatilität erzielen wollt, solltet ihr auf einen langlaufenden Iron Condor setzen.

Solltet ihr nicht wissen, was das Vomma aussagt, dann schaut euch doch meinen Artikel hier an, in dem ich euch alle Griechen einer Option erkläre.

Wenn ihr stattdessen über die Kursbewegung euren Gewinn machen wollt, solltet ihr lieber auf kurzfristige Iron Condors setzen, da diese ein höheres Delta bzw. Gamma haben.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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