Kann man bei Optionen mehr verlieren als man einsetzt?


Ganz egal in was man investiert, man sollte immer seine Risiken kennen. Für Käufer und Verkäufer von Optionen und Optionsscheinen ist es deshalb extrem wichtig zu wissen, wie hoch ihr maximales Risiko ist und ob sie mit dem Geschäft auch mehr verlieren können als sie eingesetzt haben. Grund genug einmal genau zu betrachten, wie viel man bei beiden Investments eigentlich verlieren kann.

Bei der Long Position einer Option oder eines Optionsscheins, kann man nur das eingesetzte Kapital maximal verlieren. Die Short Position einer Option hat ein unbegrenztes Verlustrisiko. Da man selbst Optionsscheine nicht schreiben kann, besteht bei diesen Instrumenten nur der Verlust des eingesetzten Kapitals.

Ihr wisst nun also, dass man nur bei Optionen mehr verlieren kann als man eingesetzt hat aber wie hoch ist der maximale Verlust denn eigentlich und sollte euch das davor abschrecken Optionen zu handeln? Schauen wir uns das doch einmal genauer an.

Der maximale Verlust bei Optionen

Käufer von Optionen

Die Transaktion bei einer Option läuft immer nach dem folgenden Schema ab. Der Käufer der Option bezahlt den Preis der Option, die sogenannte Prämie, und erhält damit das Recht zu einem späteren Zeitpunkt Aktien zu einem bestimmten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. 

Sollte der Käufer der Option sich also dazu entscheiden, sein Optionsrecht nicht wahrzunehmen, dann verliert er nur die bereits gezahlte Optionsprämie. Ein darüberhinausgehender Verlust ist abgesehen von möglichen Transaktionskosten nicht möglich.

Das Auszahlungsprofil einer Long und Short Call Position.

Der Preis einer Option kann nicht negativ werden. Sollte eine Option weder einen inneren Wert noch einen Zeitwert haben, beträgt ihr Preis null und verfällt am Ende der Laufzeit für den Käufer der Option wertlos.

Der Optionskäufer muss bei Laufzeitende der Option auch nichts dafür tun. Befindet sich die Option am Ende der Laufzeit nicht im Geld, verfällt sie einfach wertlos und wird vom Broker automatisch ausgebucht. Sollte sich die Option allerdings bei Laufzeitende im Geld befinden, wird sie automatisch ausgeübt. Die einzige Möglichkeit, um das zu verhindern, ist die Option vor dem letzten Handelstag glattzustellen durch einen Verkauf.

Habt ihr Probleme dem Thema zu folgen oder ihr könnt nichts mit Begriffen wie „im Geld“ oder „Laufzeitende“ anfangen, dann solltet ihr euch unbedingt meinen Artikel über die Grundlagen von Optionen durchlesen. Da erfahrt ihr alles was ihr wissen müsst, um im Optionshandel los starten zu können.

Verkäufer von Optionen

Als Verkäufer einer Option sieht die Situation allerdings anders aus. Der Stillhalter erhält zu Beginn der Transaktion die Optionsprämie, die auch sein maximaler Gewinn ist. Sein Verlust ist allerdings theoretisch betrachtet unendlich.

Nehmen wir als Beispiel den Verkauf einer Call Option mit Strike 100 EUR. D.h. der Käufer der Option darf die zugrundeliegenden Aktien zum Preis von 100 EUR kaufen und er wird es immer dann machen, wenn der Aktienkurs höher als 100 EUR. 

Liegt der Aktienkurs bei Laufzeitende bei 120 EUR, zieht der Käufer der Call Option sein Optionsrecht und kauft die Aktien für 100 EUR und der Verkäufer muss sich die Aktien für 120 EUR teurer am Markt einkaufen. Sein Verlust ist in diesem Fall also 20 EUR.

Das Auszahlungsprofil einer Long und Short Put Position.

Umso höher der Aktienkurs in diesem Fall steigt, desto mehr Verlust macht der Optionsverkäufer. Theoretisch ist sein Verlustrisiko damit unendlich, aber es ist auch nur theoretisch möglich, dass der Aktienkurs des Underlyings ins Unendliche ansteigt. Allerdings reicht schon eine Verdopplung des Aktienkurses aus, damit der Verkäufer der Optionen einen extrem starken Verlust macht.

In der Praxis kommt es für den Verkäufer aber gar nicht so weit, denn sein Broker fordert bei immer mehr Risiko auch immer mehr Sicherheiten.

Nehmen wir an, dass der Verkäufer der Option (wie so häufig in der Praxis) die zugrundeliegenden Aktien gar nicht besitzt. Er verkauft also die Call Option mit Strike 100 EUR und erhält dafür eine Prämie von zum Beispiel 5 EUR. 

Im schlimmsten Fall, wenn der Aktienkurs ins unendliche steigt, wäre der Verlust des Verkäufers unendlich groß aber da das sehr unwahrscheinlich ist, verlangt sein Broker auch keine unendlich hohen Sicherheiten, sondern stattdessen vielleicht nur 20 EUR als Sicherheit. 

Steigt der Kurs des Underlyings erhöht sich auch die Sicherheitsanforderung des Brokers von 20 EUR auf zum Beispiel 30 EUR. Hat der Verkäufer diese Sicherheiten nicht auf seinem Konto, erhält er von seinem Broker eine Meldung zur Nachschusspflicht bzw. den sogenannten Margin Call. Kommt der Verkäufer dem nicht nach und liefert er keine weiteren Sicherheiten, wird seine Position automatisch vom Broker glattgestellt.

Für einen Optionsverkäufer besteht somit lediglich theoretisch ein unbegrenztes Verlustrisiko aber in der Praxis wird seine Position schon vorher vom Broker glattgestellt, sobald nicht mehr genug Sicherheiten da sind. Nichtsdestotrotz kann der Verkäufer einer Option dennoch mehr Geld verlieren als er eingesetzt hat und der Verkauf einer einzigen Option kann schon zu extrem hohen Verlusten führen.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht, warum man dann überhaupt Optionen verkaufen sollte, wenn man dann doch ein unbegrenztes Verlustrisiko und ein nur begrenztes Gewinnpotential hat. Wäre der Kauf von Optionen nicht dann viel sinnvoller? Nicht unbedingt, denn der Optionsverkäufer hat einen großen statistischen Vorteil auf seiner Seite.

Im Durchschnitt verfallen nämlich 62% aller Optionen wertlos. D.h. ein Optionsverkäufer kann in 62% aller Fälle seine zu Beginn erhaltene Optionsprämie behalten. 

Diese 62% habe ich übrigens ermittelt, nachdem ich über 500.000 Optionen analysiert habe. Wenn ich euch für all meine Ergebnisse dieser Analyse interessiert, dann könnt ihr das in meinem Artikel „Wie viele Optionen verfallen eigentlich wirklich wertlos?“ nachlesen. Dort habe ich noch viele weitere interessante Erkenntnisse der Analyse aufgelistet.

Der maximale Verlust bei Optionsscheinen

Nachdem wir uns nun genau das Thema Verlustrisiko bei Optionen angeschaut haben, ist nun die nächste Frage, wie viel Geld man eigentlich mit Optionsscheinen verlieren kann und vor allem ob man mehr Geld mit Optionsscheinen verlieren kann als man eingesetzt hat.

Da man bei Optionsscheinen lediglich die Long Position einnehmen kann, ist das Verlustrisiko bei diesen Instrumenten immer auf das eingesetzte Kapital begrenzt. Es kann nie zu einer Nachschusspflicht bei Optionsscheinen kommen und man kann nie mehr Geld damit verlieren als man zu Beginn eingesetzt hat.

Man kann mit Optionsscheinen also nicht mehr verlieren als man eingesetzt hat. Wenn der Wert eines Optionsscheins auf null fällt, dann verfällt der Optionsschein einfach wertlos und wird vom Broker aus dem Depot ausgebucht aber der Wert eines Optionsscheins kann somit nie negativ werden.

Es ist nicht möglich Optionsscheine selbst zu schreiben bzw. zu verkaufen. Wenn ihr dennoch wissen wollt, wie ihr Optionen selbst schreiben könnt, dann solltet ihr euch diesen Artikel von mir durchlesen, indem ich genau erkläre, wie ihr das machen könnt.

Mir ist an dieser Stelle aber noch einmal wichtig darauf hinzuweisen, dass Optionsscheine keine Optionen sind und wenn ihr die Wahl habt, solltet ihr immer Optionen anstatt Optionsscheine handeln. Warum das so ist, erkläre ich euch in diesem Artikel. Schaut also unbedingt rein, wenn ihr mehr darüber erfahren wollt. Und vergesst auch nicht, dass Optionsscheine in den USA sogar verboten sind, weil sie angeblich zu nachteilig für Anleger sind. Glaubt mir also wenn ich euch sage, dass ihr lieber Optionen handeln solltet anstatt Optionsscheine.

Wie kann ich mich vor einem Totalverlust bei Optionen schützen?

Solltet ihr euch dazu entschieden haben in Zukunft Optionen zu verkaufen bzw. die Stillhalterposition bei Optionen einzunehmen, dann müsst ihr nicht zwangsläufig mit einem unbegrenztem Verlustrisiko leben. Als Verkäufer einer Option gibt es verschiedene Methoden seinen Verlust zu begrenzen von denen ich euch zumindest die wichtigsten Methoden kurz vorstellen möchte.

Als Stillhalter einer Option kann man seinen Verlust begrenzen, indem man entweder nie ungedeckte Optionen schreibt oder indem man einen Spread-Trade eingeht. Dabei begrenzt man sein Risiko, indem man zur verkauften Option noch eine weitere Option mit höherem Strike (bei Calls) bzw. mit niedrigerem Strike (bei Puts) kauft.

Schauen wir uns die Methoden nur Absicherung von Optionsrisiken einmal genauer an.

Keine ungedeckten Optionen schreiben

Bei dieser Methode geht es darum, dass man seine Optionen nur dann verkauft, wenn man auch das zugrundeliegende Underlying besitzt. D.h. man sollte eine Call Option nur dann schreiben, wenn man auch die möglicherweise zu liefernden Aktien besitzt und bei einer Put Option, wenn man das im schlimmsten Fall benötigte Cash auch besitzt.

Hat man weder das Cash noch das Underlying und verkauft dennoch Optionen, spricht man auch von sogenannten Naked Options (deutsch: nackte bzw. ungedeckte Optionen). 

Indem ihr nie ungedeckte Optionen schreibt, umgeht ihr das Risiko, dass ihr möglicherweise höhere Verluste macht, als euch eigentlich lieb ist.

Spread-Trades

Bei dieser Methode kommen wir schon in den Bereich der Optionsstrategien. Um es dennoch so einfach wie möglich zu halten, möchte ich euch das Ganze an einem Beispiel erklären.

Stellt euch vor ihr verkauft eine Call Option mit Strike 100 EUR zum Preis von 5 EUR. Ihr erhaltet also 5 EUR gleich zu Beginn, aber ihr macht einen Verlust, sobald der Kurs des Underlyings über 100 EUR steigt. Da ein Aktienkurs theoretisch ins unendliche ansteigen kann, habt ihr auch ein unendliches Verlustrisiko, dass ihr mithilfe eines Spreads aber verringern wollt. 

Der Spread sieht nun so aus, dass ihr zusätzlich zu eurer verkauften Option mit Strike 100 EUR noch eine weitere Option mit Strike 120 EUR für einen Preis von 2 EUR kauft.

In dem Fall erhaltet ihr also 5 EUR durch den Verkauf eurer Option und ihr bezahlt 2 EUR für die Option zur Absicherung. Eure Gesamtprämie ist also 3 EUR in dem Beispiel. Gleichzeitig habt ihr aber auch kein unbegrenztes Verlustrisiko mehr, denn sollte die zugrundeliegende Aktie über 120 EUR steigen, sichert euch eure gekaufte Call Option ab.

Das Auszahlungsprofil eines Bull Call Spreads, der aus einem Long Call und einem Short Call besteht.

Durch den Spread habt ihr also ein Verlustrisiko von maximal 20 EUR abzgl. der 3 EUR Optionsprämie, also 17 EUR. Und das ganz egal wie hoch der Kurs der Aktie steigt. Sollte der Kurs der Aktie aber unter 100 EUR bleiben, könnt ihr die 3 EUR Optionsprämie behalten.

Dasselbe funktioniert auch mit verkauften Put Optionen. Hier sichert ihr euch nur ab, indem ihr eine Put Option kauft, deren Strike unter dem Strike eurer verkauften Option liegt.

Spreads sind auch mein persönlicher Favorit, um mein Risiko zu begrenzen, da ich in aller Regel nur ungedeckte Optionen verkaufe und mein Risiko minimieren möchte.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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