Stockdividenden: Erklärung und Sinnhaftigkeit


Die Dividendenzahlung in Bar kennt sicherlich jeder, da es schließlich der Standard unter den Dividendenaktien weltweit ist aber davon einmal abgesehen gibt es auch eine kleine Zahl an Unternehmen, die anstatt einer Cash-Zahlung ihre Dividende in Form von neuen Aktien ausschüttet. Was sich hinter dieser sogenannten Stockdividende bzw. Aktiendividende verbirgt, wie sinnvoll das Ganze ist und warum überhaupt einige Unternehmen diese Art der Dividendenzahlung wählen, erfahrt ihr im Folgenden.

Als Stockdividende bzw. Aktiendividende bezeichnet man eine Dividendenzahlung, bei der Aktien anstatt Cash an die Aktionäre ausgezahlt werden. Stockdividenden haben dabei den Vorteil, dass der Aktionär dadurch eine Gewinnbeteiligung erhält, ohne dass sich die Bilanz des Unternehmens verringert.

Stockdividenden können somit auch als thesaurierende Aktien bezeichnet werden. Diese Art der Dividende ist dabei aber genauso vermögensneutral wie eine reguläre Bardividende. Warum das so ist, erkläre ich in den nächsten Abschnitten.

Die Stockdividende ist übrigens nur eine von vielen besonderen Arten der Dividendenzahlung. Wenn ihr gern mehr über alle 7 Arten von Dividenden erfahren wollt, dann könnt ihr das in diesem Artikel von mir nachlesen.

Was ist eine Stockdividende?

Wie schon in der Einleitung erwähnt, redet man von einer Stockdividende bzw. Aktiendividende, wenn den Aktionären die Dividende nicht bar, sondern in Form neuer Aktien ausgezahlt wird. Nehmen wir also an, ihr hättet 100 Aktien eines Unternehmens und dieses Unternehmen möchte eine Stockdividende in Höhe von 5% auszahlen, dann bekommt ihr kein Geld von dem Unternehmen ausgezahlt, sondern 5 neue Aktien.

Man könnte eine Stockdividende auch als thesaurierende Aktie bezeichnen, da, anstatt den Gewinn an die Aktionäre direkt auszuschütten, automatisch in neue Aktien des Unternehmens investiert wird.

Ob ein Unternehmen lieber eine Aktiendividende oder Bardividende ausschüttet, kann jedes Unternehmen für sich entscheiden und die Entscheidung auch für jede Auszahlung ändern.

D.h. nur weil ein Unternehmen einmal eine Stockdividende ausgezahlt hat, bedeutet das nicht, dass von nun an alle weiteren Dividendenzahlungen des Unternehmens weiterhin in Form von neuen Aktien ausgeschüttet werden müssen.

Häufig hat man als Aktionär sogar auch die Wahl, ob man eine klassische Bardividende oder eine Stockdividende erhalten möchte. In so einem Fall erhaltet ihr dann in der Regel eine Information über euren Broker, anhand der ihr dann über die Form der Dividendenzahlung entscheiden könnt.

Der Name “Stockdividende” leitet sich übrigens aus dem englischen ab. Das englische Wort “Stock” bedeutet nämlich “Aktie”, sodass die Stockdividende nichts anderes ist als ein halb-deutsches-halb-englisches Wort für Aktiendividende.

Je nach Höhe der Stockdividende unterscheidet man in kleine Stockdividenden und große Stockdividenden. Eine kleine Stockdividende wird dabei ausgezahlt, wenn das Unternehmen weniger als 25% neuer Aktien, gemessen an der Gesamtanzahl neuer Aktien, ausgibt und eine große Stockdividende ist es, wenn das Unternehmen mehr als 25% neuer Aktien ausgibt.

Diese Unterscheidung hat aber nur auf die unternehmerische Verbuchung der Aktiendividende einen Einfluss und ist für Privatinvestoren nicht wirklich wichtig.

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Der Einfluss auf den Aktienpreis

Wie auch bei der “normalen” Dividendenzahlung sollte man sicher allerdings nicht dem Trugschluss hingeben, dass eine Stockdividende den Aktionär reicher macht. Genauso wie auch bei der Bardividende ist die Dividendenzahlung in Form von Aktien vermögensneutral, da ihr zwar mehr Aktien durch die Dividendenzahlung erhaltet aber gleichzeitig auch der Wert jeder einzelnen Aktie sinkt. Warum das so ist, lässt sich ganz einfach an einem Beispiel erklären.

Stellt euch vor, es gibt insgesamt 100.000 Aktien der ABC Aktiengesellschaft, von denen ihr genau 1.000 Aktien selbst haltet. Der aktuelle Aktienpreis beträgt 10 EUR, sodass eure Aktien einen Gesamtwert von 10.000 EUR (10 EUR * 1.000 Aktien) haben.

Was passiert nun aber mit dem Wert des Unternehmens und dem Wert eurer Aktien, wenn sich die ABC Aktiengesellschaft dazu entscheidet eine Aktiendividende in Höhe von 10% auszuschütten?

In diesem Fall würde sich die gesamte Anzahl an ABC Aktien von 100.000 auf 110.000 Stück erhöhen bzw. die Anzahl eurer persönlichen Aktien würde sich von 1.000 auf 1.100 Stück erhöhen.

Vor Auszahlung der Aktiendividende betrug der Wert des Unternehmens 1.000.000 EUR (10 EUR * 100.000 Aktien) und nach Auszahlung der Stockdividende hat sich daran auch nichts geändert. Das Unternehmen ist nicht mehr oder weniger wertvoll geworden, nur weil sich die Anzahl der ausgegebenen Aktien erhöht hat.

Die ABC Aktiengesellschaft ist somit weiterhin 1.000.000 EUR wert allerdings muss dieser Wert nun auf 110.000 Aktien anstatt 100.000 Aktien aufgeteilt werden. D.h. der Wert einer Aktie ist somit von 10 EUR auf 9,09 EUR gefallen (1.000.000 EUR geteilt durch 110.000 Aktien).

Vor DividendeNach 10%
Stockdividende
Anzahl Aktien1.0001.100
Preis pro Aktie10 EUR9,09 EUR
Wert der Aktien10.000 EUR10.000 EUR
Die Tabelle zeigt, dass sich der Wert eurer Aktien bei Auszahlung einer Stockdividende nicht verändert.

Der Wert all eurer Aktien ist allerdings gleichgeblieben, denn vorher hattet ihr 1.000 Aktien im Wert von 10 EUR und nun habt ihr 1.100 Aktien im Wert von 9,09 EUR. In beiden Fällen sind eure Aktien also 10.000 EUR wert.

Eine Aktiendividende hat somit keinen Einfluss auf euer Vermögen aber reduziert den Aktienkurs. Genauso ist es auch bei der klassischen Bardividende, wie ich euch hier erkläre. Würde man in dem oberen Beispiel allerdings noch Steuern berücksichtigen, dann wärt ihr durch die Dividendenzahlung sogar noch etwas ärmer geworden aber den Einfluss von Steuern erkläre ich euch erst weiter unten.

Warum zahlen Unternehmen überhaupt eine Stockdividende?

Der Vorteil einer Stockdividende gegenüber einer klassischen Bardividende ist, dass das Unternehmen dem Aktionär zwar eine Gewinnbeteiligung auszahlt, aber sich dadurch nicht die Bilanz des Unternehmens verringert.

Bei einer Bardividende wird dem Unternehmen Geld “entzogen”, dass es dann nicht für weitere Investitionen nutzen kann, während bei der Aktiendividende das Geld weiterhin im Unternehmen bleibt.

Durch die erhöhte Anzahl an Aktien haben die Aktionäre aber dennoch den Vorteil bei einem Anstieg des Aktienkurses mehr Gewinn zu erzielen als vor der Auszahlung der neuen Aktien. Wird im nächsten Jahr die Dividende auch wieder bar ausgezahlt, dann erhält der Aktionär durch die erhöhte Anzahl von Aktien auch mehr Gesamtdividende.

Gebühren und Steuern bei Stockdividenden

Wie schon oben erwähnt, geben Unternehmen den Aktionären häufig die Wahl zwischen der Auszahlung einer Stockdividende oder einer regulären Bardividende. Ihr müsst euren Broker in so einem Fall also instruieren, damit er weitergeben kann, wie ihr eure Dividende erhalten möchtet.

Diese Instruktion an den Broker kostet häufig Geld und fällt je nach Broker unterschiedlich aus. Trade Republic verlangt hierfür zum Beispiel 1 EUR, wenn ihr euch für die Bardividende entscheidet und 5 EUR, wenn ihr euch für die Stockdividende entscheidet.

Solche Beträge sind natürlich nicht viel aber machen auch deutlich, dass sich Stockdividenden erst bei Aktienpositionen größer 15.000 EUR (bzw. Dividendenzahlungen von circa 500 EUR im Jahr) lohnen, da die zusätzlichen Kosten sonst unverhältnismäßig hoch im Vergleich zur erhaltenen Dividende sind.

Der wesentliche Faktor auf eure Gesamtrendite ist aber nicht die Gebühren, sondern die Steuern, die auf eure Dividende anfallen.

Stockdividenden werden genauso wie klassische Bardividenden mit der Abgeltungssteuer von 25% (zzgl. Solidaritätszuschlag und evtl. Kirchensteuer) versteuert. Als Wertgrundlage wird dabei der erste verfügbare Kurs nach Ausschüttung der Dividende genutzt und anhand dessen wird dann berechnet, wie hoch die fiktive Dividendenzahlung ausfiel.

Gemessen an diesem Betrag wird dann ganz regulär die Abgeltungssteuer berechnet und euch belastet, sofern ihr euren Freistellungsbetrag noch nicht ausgeschöpft habt.

Solltet ihr also eine Dividende in Form von 100 neuen Aktien bekommen und am ersten Handelstag nach Erhalt der Dividende wird die Aktie mit 2 EUR gehandelt, dann habt ihr aus Sicht der Finanzbehörde eine Dividende in Höhe von 200 EUR erhalten.

Ein wichtiger Vorteil gegenüber der klassischen Bardividende ist allerdings, dass bei der Stockdividende in aller Regel keine Quellensteuern anfällt, wenn es sich um eine ausländische Aktie handelt. Hier ist die Regelung allerdings von Land zu Land unterschiedlich.

Wenn ihr noch mehr über das Thema Dividenden und Steuern erfahren wollt und auch welche Dividendenzahlungen steuerfrei sind, dann könnt ihr euch gern diesen Artikel von mir durchlesen.

Die Vor- und Nachteile

Wir haben nun schon vieles über Stockdividenden erfahren und die wichtige Frage ist nun, ob diese Art der Dividendenzahlung sinnvoll ist oder nicht. Schauen wir uns deshalb einmal die Vor- und Nachteile der Aktiendividende an.

Die Vorteile einer Stockdividende sind:

  • Die Bilanz des Unternehmens wird nicht beeinflusst und Cash bleibt im Unternehmen, um weiter investiert werden zu können.
  • Die Verringerung des Aktienkurses lässt den Aktienkurs länger in einer “investierbaren” Preisspannen, sodass Privatinvestoren weiterhin in die Aktie investieren können.
  • Die Quellensteuer fällt bei ausländischen Aktien in der Regel nicht an.

Die Nachteile von Stockdividenden sind:

  • Die Dividendenzahlung verringert den Aktienkurs.
  • Eine Stockdividendenzahlung kann auf finanzielle Probleme eines Unternehmens hindeuten, da es so verstanden werden kann, dass das Unternehmen nicht genug Cash besitzt.

Welche Unternehmen zahlen Stockdividenden

Die Anzahl der Unternehmen, die eine Aktiendividende zahlen ist leider sehr gering und ändert sich auch jedes Jahr, da Unternehmen immer wieder neu entscheiden können, ob sie eine Stockdividende anbieten oder nicht. Darüber hinaus gibt es auch keine öffentliche Liste der Unternehmen mit Stockdividenden, sodass man generell immer auf den Investor Relationship Seiten der Unternehmen schauen muss, wenn man den aktuellen Stand erfahren möchte.

Allerdings gibt es einige Unternehmen, die in der Vergangenheit schon häufiger eine Stockdividende ausgezahlt haben und die somit auch sehr wahrscheinlich in Zukunft wieder oder weiterhin eine Aktiendividende anbieten werden.

Folgende Unternehmen sind bekannt für eine Stockdividende:

  • ACS
  • Banco Santander
  • Barclays
  • BP
  • Computershare
  • Ferrovial
  • Grand City Properties
  • HSBC
  • Iberdrola
  • National Grid
  • Pennon Group
  • Repsol
  • Rolls Royce
  • Southside Bancshares
  • Royal Dutch Shell
  • Telefonica
  • Vonovia
  • Unite Students
  • Hammerson
  • Segro

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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