Was ist die Quellensteuer?

Wenn du Aktien besitzt, bist du sicherlich schon einmal auf den Begriff der „Quellensteuer“ gestoßen, besonders dann, wenn es um Dividendenzahlungen geht. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und was bedeutet er für dich als Investor? In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Quellensteuer ein, klären, wie sie berechnet wird, auf welche Einkünfte sie anfällt und wie du sie möglicherweise reduzieren oder sogar zurückfordern kannst. Der Artikel ist dabei aus Sicht eines deutschen Investors geschrieben, also solltest du in Deutschland steuerpflichtig sein, dann können die folgenden Informationen bares Geld wert für dich sein.

💡Das Wichtigste in Kürze

  • Die Quellensteuer ist eine Steuer, die direkt an der Quelle von Kapitalerträgen wie Dividenden und Zinsen erhoben wird, bevor diese an den Investor ausgezahlt werden.
  • Für Länder ist es einfacher, die Steuer direkt an der Quelle zu erheben, anstatt darauf zu vertrauen, dass ausländische Investoren ihre Einkünfte in ihrem Heimatland melden und versteuern.
  • Die Höhe der Quellensteuer kann stark variieren und ist abhängig von den Steuergesetzen des Landes, in dem die investierende Gesellschaft ihren Sitz hat.
  • Durch Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und anderen Ländern kann die Quellensteuer oft reduziert oder über ein Verfahren zurückerstattet werden.
  • Das Verständnis der Quellensteuer und der Möglichkeiten zu ihrer Reduzierung kann deine Rendite als Investor deutlich verbessern.

Die Grundlagen

Die Quellensteuer ist eine Steuer, die direkt an der Quelle von Einkünften – dort, wo das Geld ursprünglich verdient wird – erhoben wird. Statt dass du als Empfänger den vollen Betrag erhältst und dann später selbst Steuern darauf zahlst, wird die Steuer direkt abgezogen und von der auszahlenden Stelle (z.B. einem Unternehmen, das Dividenden ausschüttet) an das Finanzamt abgeführt.

🔥 Gut zu wissen

Das Prinzip der Quellensteuer hat für Länder viele Vorteile. Die wichtigsten Vorteile sind dabei die folgenden:

  • Sicherstellung der Steuereinnahmen: Einer der Hauptzwecke der Quellensteuer ist, die Besteuerung von Einkünften, insbesondere von grenzüberschreitenden Einkünften, sicherzustellen. Für Länder ist es einfacher und sicherer, Steuern direkt an der Quelle einzubehalten, als auf die freiwillige Steuererklärung und Bezahlung von Steuern durch ausländische Investoren zu vertrauen.
  • Vereinfachung des Steuereinzugs: Die Quellensteuer vereinfacht den Steuereinzug. Die auszahlenden Stellen (also Unternehmen oder Banken) übernehmen die Pflichten der Steuerberechnung und -abführung, was auch den Aufwand für den einzelnen Steuerzahler reduziert.
  • Verhinderung von Steuerflucht: Durch die sofortige Einbehaltung der Steuer an der Quelle wird die Möglichkeit minimiert, dass Einkünfte ins Ausland transferiert und dort möglicherweise nicht versteuert werden. Das ist besonders relevant bei internationalen Zahlungen und komplexen Unternehmensgeflechten und weniger für Kleinanleger.

Die Quellensteuer fällt allerdings nicht nur bei direkten Anlagen in Aktien oder Anleihen an, sondern spielt auch bei indirekten Investitionen über Fonds eine wichtige Rolle. Anders als bei der Quellensteuer auf Dividenden oder Zinsen ist die Quellensteuer bei Investitionen in Fonds nicht ganz so eindeutig, denn wenn du in Fonds investierst, gelten besondere Regelungen für die Quellensteuer:

  • Aktienfonds: Bei Fonds, die mehr als 50% ihres Vermögens in Aktien anlegen, gelten 30% der Erträge als steuerfrei. Das soll die Doppelbesteuerung von Dividenden mildern, da Unternehmen ihre Gewinne aus schon versteuertem Einkommen ausschütten.
  • Mischfonds: Mischfonds, die mindestens 25% ihres Vermögens in Aktien anlegen, genießen ebenfalls eine teilweise Steuerbefreiung. Hier bleiben 15% der Erträge steuerfrei.
  • Immobilienfonds: Für Immobilienfonds gelten je nach Art des Fonds unterschiedliche Regelungen. Bei offenen Immobilienfonds bleiben 60% der Erträge steuerfrei, während bei REITs (Real Estate Investment Trusts) sogar 80% der Erträge steuerfrei bleiben können.

Diese Regelungen zielen darauf ab, eine faire Besteuerung der Fondserträge zu gewährleisten und die Doppelbesteuerung zu vermeiden.

Wie wird die Quellensteuer berechnet?

Die Berechnung der Quellensteuer ist einfach und hängt eigentlich nur von dem Quellensteuer-Prozentsatz ab, den das Land, in dem die Quellensteuer einbehalten werden soll, festgelegt hat. Der Prozentsatz ist dabei je nach Land und der Art des Einkommens unterschiedlich.

Nehmen wir als Beispiel einen deutschen Investor, der 1.000 € Dividende von einer US-Aktie erhält. Die USA haben einen Quellensteuersatz von 30% für deutsche Anleger. In diesem Fall würde eine Quellensteuer von 300 € (30% von 1.000 €) einbehalten werden, und der Investor würde netto 700 € erhalten.

Aber die Geschichte endet hier nicht. Nach der Quellensteuer kommt die deutsche Kapitalertragsteuer ins Spiel. In Deutschland beträgt die Kapitalertragsteuer (inklusive Solidaritätszuschlag) 26,375%. Diese Steuer wird jedoch auf den Betrag angewendet, den der Investor nach der Quellensteuer erhält.

Also 700 € – 26,375% von 700 € = 700 € – 184,63 € = 515,83 €

Letztlich würde der deutsche Investor von den ursprünglich 1.000 € Dividende, nach Abzug der US-Quellensteuer und der deutschen Kapitalertragsteuer, netto 515,83 € erhalten.

Weil diese Doppelbesteuerung aber für Anleger ungerecht ist, hat Deutschland mit vielen Ländern eben ein Doppelbesteuerungsabkommen abgeschlossen, das regelt, wie viel Steuern ihr maximal zahlen müsst.

Im Falle der USA regelt das Doppelbesteuerungsabkommen, dass ihr nur eine Quellensteuer von maximal 15% zahlen müsst. Da euch aber automatisch mit eurer Dividende 30% Quellensteuer abgezogen wurden, habt ihr somit ein Anrecht auf Erstattung der 15 Prozentpunkte zu viel gezahlte Quellensteuer.

In diesem Fall können ihr euch aus den USA eine zu viel gezahlte Quellensteuer von 150 € zurückholen und hättet eure finale Nettodividende somit auf 665,83 € erhöht.

Ich hoffe mit dem Beispiel konnte ich euch klar machen, wie wichtig es ist das Prinzip der Quellensteuer zu verstehen, weil ihr vor allem als Dividendeninvestor dadurch eure Dividendenrendite deutlich erhöhen könnt ohne mehr Geld investieren zu müssen.

Fairerweise muss man aber sagen, dass es bei US-Aktien in aller Regel nicht notwendig ist die Quellensteuer selbst zurückzufordern sondern die korrekte Verrechnung findet direkt bei deiner Depotbank statt. Das Beispiel war also nur so gewählt, damit es die Thematik besser darstellt.

Die Quellensteuersätze von unterschiedlichen Ländern

Wenn du international investierst, spielt die Quellensteuer eine wesentliche Rolle bei der Bestimmung deiner tatsächlichen Rendite. Jedes Land hat eigene Regeln, die festlegen, wie viel Steuer auf Dividenden, Zinsen oder andere Kapitalerträge einbehalten wird.

Bleiben wir bei dem eben erwähnten Beispiel mit den USA: Ein deutscher Investor erhält 1.000 € Dividende von einer US-Aktie. Dank des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen den USA und Deutschland reduziert sich die US-Quellensteuer auf 15%, also 150 €. Nach Abzug der Quellensteuer und der deutschen Kapitalertragsteuer erhält der Investor netto 665,83 €.

Wie sieht das ganze aber in anderen Ländern aus. Wie hoch ist deren Quellensteuersatz? In der folgenden Tabelle habe ich euch die Quellensteuersätze für die Ländern mit den wichtigsten Aktienmärkten der Welt herausgesucht.

Die Tabelle zeigt, dass die Quellensteuersätze stark variieren können und stark vom jeweiligen Land und den bestehenden Abkommen abhängen. Es ist wichtig, sich dieser Unterschiede bewusst zu sein, um die Auswirkungen auf die Nettorendite deiner internationalen Aktien zu verstehen und entsprechend zu planen.

Bist du ein Dividendeninvestor solltest du den Quellensteuersatz immer von deiner Dividendenrendite mit abziehen, um eine bessere Vergleichbarkeit der Aktien untereinander zu schaffen.

Stellt euch dafür einfach vor, ihr habt eine britische Aktie mit einer Dividendenrendite von 4% und eine französische Aktie mit einer Dividendenrendite von 5%. Wenn die Höhe der Dividendenrendite euer einziges Investitionskriterium ist (hier erkläre ich euch, warum das keine gute Entscheidung ist aber für das Beispiel nehmen wir es einfach mal an), dann sieht die französische Aktie erst einmal attraktiver aus.

Allerdings fällt bei der französischen Aktie auch eine Quellensteuer von 30% auf die Dividendenzahlung an, was die Netto-Dividendenrendite (vor Abgeltungssteuer) auf 3,5% reduziert. Im Vergleich dazu fällt für die britische Aktie keine Dividende an und die Netto-Dividende beträgt weiterhin 4%.

Ihr habt natürlich auch die Möglichkeit einen Teil eurer in Frankreich gezahlten Quellensteuer zurückzuverlangen (mehr dazu gleich), allerdings muss man das auch erst einmal machen und ist häufig auch nicht so einfach wie man denkt, insbesondere im Fall von Frankreich.

Mit welchen Ländern Deutschland insgesamt alles ein Doppelbesteuerungsabkommen hat, wie hoch in diesen Fällen die Quellensteuer auf Dividenden ist und wie viel ihr davon wieder zurückfordern könnt, habe ich euch in dieser Grafik zusammengefasst.

Länder ohne Quellensteuer

Einige Länder haben sich entschieden, keine Quellensteuer auf bestimmte Arten von Einkünften oder für bestimmte Empfänger zu erheben. Das kann Teil einer Strategie sein, um ausländische Investoren anzuziehen oder hat vielleicht auch andere strategische Gründe. Hier einige Länder, die keine Quellensteuer auf Dividendenzahlungen erheben:

  • Großbritannien
  • Singapur
  • Brasilien

Allerdings möchte ich auch noch einmal erwähnen, dass weil ein Land keine Quellensteuer erhebt, dass nicht bedeuten muss, dass überhaupt keine Steuern auf Dividenden in dem Land anfallen. Informiert euch vor euren Investitionen deswegen immer genau, wie die jeweiligen steuerlichen Regelungen sind.

Wie kann man die Quellensteuer zurückfordern oder reduzieren?

Jetzt da ihr wisst, was die Quellensteuer ist und wie hoch sie in vielen Ländern ausfällt, seid vielleicht ein wenig abgeschreckt und wollt nicht mehr in ausländische Aktien investieren.

Ihr müsst aber immer im Hinterkopf behalten, dass ihr aufgrund der verschiedenen Doppelbesteuerungsabkommen, die Deutschland mit vielen Ländern verhandelt hat, ein Teil der gezahlten Quellensteuer wieder im Ursprungsland zurückverlangen könnt.

Der Prozess, um die zu viel gezahlte Quellensteuer wieder zurückzufordern, variiert von Land zu Land und kann komplex sein. Es ist oft notwendig, spezifische Formulare auszufüllen und Nachweise über eure steuerliche Ansässigkeit und die bereits einbehaltenen Steuern nachzuweisen.

Für einige Länder habe ich detailliere Artikel geschrieben, die euch genau erklären, wie ihr als deutscher Anleger die Quellensteuer zurückerhalten bzw. reduzieren könnt. Die Länder, für die ich euch bereits eine genaue Erklärung des Prozesses zum Zurückfordern der Quellensteuer geschrieben habe, sind dabei die folgenden:

In den Artikeln findest du detaillierte Anweisungen und Tipps, die spezifisch auf die jeweiligen Länder zugeschnitten sind inkl. einer Schritt-für-Schritt Anleitung mit zahlreichen Screenshots, die euch durch den kompletten Prozess leiten.

Für alle anderen Länder habe ich euch in der folgenden Tabelle eine Auflistung erstellt wieviel Quellensteuer ihr zurückfordern könnt und auch wie lange ihr das noch rückwirkend machen könnt.

Diese Tabelle gibt einen Überblick über die Quellensteuersätze, den in Deutschland anrechenbaren Prozentsatz und die Fristen für die Rückforderung der Quellensteuer für die aufgeführten Länder. Bitte beachte, dass die genauen Details und Prozesse für die Anrechnung und Rückerstattung von Land zu Land variieren können und es ratsam ist, die spezifischen Regelungen zu prüfen oder professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

Eine ausführliche Tabelle findest Du auch auf der Website des Bundeszentralamtes für Steuern.

Wie kann man die Quellensteuer vermeiden oder reduzieren?

Die Quellensteuer kann einen erheblichen Einfluss auf eure Gesamtrendite haben vor allem wenn euer Fokus auf Dividendenaktien liegt. Ihr könnt zwar einen Teil der Quellensteuer wieder zurückfordern aber es gibt auch andere Möglichkeiten eure persönliche Steuerlast zu minimieren. Zu den wichtigsten Möglichkeiten gehören dabei die folgenden:

  • Wahl der Investitionsstruktur: Die Struktur deiner Investition kann einen großen Unterschied machen. Beispielsweise könnten Investitionen über Fonds steuereffizienter sein, da sie oft spezielle Regelungen oder Abkommen mit anderen Ländern nutzen können.
  • Nutzung von Steuerfreibeträgen und Pauschalen: Informiere dich über mögliche Steuerfreibeträge oder Pauschalen, die in deinem Wohnsitzland für ausländische Einkünfte gelten. Das kann dazu beitragen, die Steuerlast zu reduzieren.
  • Überprüfung der Portfolio-Struktur: Manchmal kann eine Anpassung deines Portfolios sinnvoll sein. Investitionen in Länder mit hohen Quellensteuersätzen könnten zugunsten von Ländern mit niedrigeren Sätzen oder günstigeren Doppelbesteuerungsabkommen überdacht werden.
  • Berücksichtigung von Timing und Halteperioden: In manchen Ländern hängt die Höhe der Quellensteuer von der Dauer ab, für die eine Investition gehalten wird. Eine langfristige Haltestrategie könnte in einigen Fällen zu einer niedrigeren Quellensteuer führen.
  • Professionelle Beratung in Anspruch nehmen: Das internationale Steuerrecht kann komplex sein. Professionelle Steuerberater können dir helfen, deine Investitionen und die damit verbundenen steuerlichen Konsequenzen zu optimieren.

Es ist wichtig, proaktiv zu sein und die verschiedenen Möglichkeiten zu erkunden, wie ihr eure Steuerlast in Bezug auf die Quellensteuer minimieren könnt.