Kann ein ETF wertlos werden?


Ein ETF Investment bzw. der Kauf eines sogenannten Exchange Traded Fund gilt als eine der einfachsten Möglichkeiten langfristig am Erfolg des Aktienmarkts teilzuhaben. Natürlich besitzt jedes Investment ein gewisses Risiko aber wie hoch ist das eigentlich bei ETFs? Kann ein ETF wertlos werden und was müsste dafür passieren? Ich verrate es dir in diesem Artikel.

Ein ETF kann praktisch nicht wertlos werden, da das bedeuten würde, dass alle im zugrundeliegenden Index enthaltenen Aktien keinen Wert mehr besitzen. Selbst wenn der ETF-Emittent oder die eigene Depotbank pleite gehen sollte, wäre das eigene Vermögen im ETF weiterhin geschützt.

D.h. es gibt zwar den absolut theoretischen Fall, dass alle Aktien in einem ETF auf null fallen und der ETF somit absolut wertlos wird, aber das ist ein Szenario in dem wahrscheinlich auch die Welt untergehen müsste und niemand sich mehr für seine ETFs interessieren würde. 

Nichtsdestotrotz haben ETFs aber auch ein Risiko und wie hoch das ist, erkläre ich jetzt.

Ein wertloser ETF bedeutet wertlose Aktien

Damit ein Exchange Traded Fund bzw. ETF wertlos wird, müssten alle im Index zugrundeliegenden Aktien keinen Wert mehr besitzen. Schauen wir uns doch einmal an, wie wahrscheinlich so ein Szenario ist.

In meinem Artikel „Kann man mit Aktien wirklich alles verlieren?“ habe ich diese Frage im Detail beantwortet. Lest ihn euch durch, wenn ihr gern mehr wissen wollt aber für alle anderen hier die Kurzfassung.

Der theoretisch maximale Verlust mit einer Aktie ist 100%, aber das ist in der Praxis eher unwahrscheinlich, da eine Aktie selbst im Insolvenzfall des zugrundeliegenden Unternehmens immer noch in der Regel einen minimalen Restwert besitzt.

Hinzu kommt, dass es statistisch absolut unwahrscheinlich ist, dass alle Aktien in einem Index zur selben Zeit ihren kompletten Wert verlieren. Momentan gibt es circa 4.300 börsengelistete Unternehmen in den USA von denen jedes Jahr circa 200 pleite gehen. Entsprechend liegt die Insolvenzrate von gelisteten Unternehmen bei circa 5%.

Das ein börsengelistetes Unternehmen bankrott geht, passiert also relativ selten und wird sogar immer unwahrscheinlicher je größer die Marktkapitalisierung der Aktie ist. 

D.h. dass insbesondere die in den großen Indizes vertretenen Aktien mit hoher Marktkapitalisierung eine extrem geringe Wahrscheinlichkeit haben, jemals bankrott zu gehen (es ist aber dennoch möglich, wie man am Beispiel Lehmann Brothers sehen konnte).

Darüber hinaus ist die Indexzusammensetzung bzw. die Zusammensetzung eines ETFs auch nicht für immer konstant. Schwache Aktien verlassen einen Index oder ETF je nach Größe des Index mehr oder weniger häufig und werden durch Aktien mit größerer Marktkapitalisierung ersetzt.

D.h., dass bevor ein Unternehmen pleite geht und dessen Aktien nur noch einen geringen Anteil wert sind, haben sie den Aktienindex in der Regel schon verlassen und wurden durch andere Aktien ersetzt.

Aus all diesen Gründen ist es praktisch nicht möglich, dass ein ETF wertlos wird. Allerdings findet der Wertverlust bei ETFs in der Regel auch nicht durch Bankrott der zugrundeliegenden Aktien statt, sondern durch allgemein Marktbewegungen. 

Wie hoch die Risiken allgemeiner Marktcrashs sind, erkläre ich euch im nächsten Abschnitt.

Große Marktcrashs

Ein ETF oder Index muss nicht erst komplett wertlos werden, damit ihr euer Geld verliert. Auch ein Einbruch des Aktienmarkts um 30% oder mehr kann schon großen Einfluss auf dein Portfolio haben. 

Je nachdem ab welchem Kursrückgang man von einem Crash spricht, gab es seit 1929 mindestens sechs große Aktienmarkt-Crashs in den USA, die auch auf die Aktienmärkte weltweit einen großen Einfluss hatten.

Ihr könnt alle großen Aktienmarkt-Crashs in der folgenden Grafik bzw. Tabelle sehen.

Die Grafik zeigt den Zeitverlauf der größten Aktienmarkt-Crashs in den USA seit 1929.
JahrBezeichnungEinsturz des US-Aktienmarkts
1929Wall Street Crash-90% (bis 1932)
1937-38Rezession von 1937-38-58%
1987Schwarzer Montag-23% (an einem einzigen Tag)
2000Dotcom-Blase-51% (bis 2002)
2008Finanzkrise-58%
2020Coronavirus Krise-36%
Die Tabelle zeigt die größten Aktienmarkt-Crashs in den USA seit 1929.

Wie ihr seht, treten solche Aktienmarkt-Crashs häufiger auf als man es sich wünscht und wer mit 30 Jahren anfängt in Aktien zu investieren, der kann sich sicher sein, dass er bis zur Rente sicherlich mindestens zwei Aktienmarkt-Crashs miterleben wird.

Auch wenn ETFs in dieser Zeit zwar nicht wertlos werden, verlieren sie dennoch einen Großteil ihres Werts in diesen Krisen. In meinem Artikel „Wie lange sollte man ETFs halten, um Gewinne zu erzielen?“ habe ich mich tiergehend mit der Frage beschäftigt, wie lange man historisch betrachtet ETFs halten müsste, um niemals einen Verlust zu machen.

Lest euch den Artikel gern durch, wenn ihr mehr darüber erfahren wollt aber für alle anderen habe ich hier die Kurzfassung. 

Basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre sollte man ETFs mindestens 15 Jahre lang halten, um aufgrund kurzfristiger Schwankungen keinen Verlust mit seinem Investment zu machen. Bei einer Haltedauer von 10 Jahren besteht allerdings schon eine 95% Wahrscheinlichkeit eine positive Rendite zu erzielen.

Das heißt selbst wenn ihr in den letzten 50 Jahren zum absolut schlechtmöglichsten Zeitpunkt in einen ETF investiert hättet, hättet ihr niemals einen Verlust gemacht, wenn ihr mindestens 15 Jahren investiert geblieben wärt. 

Das ist ein hervorragendes Ergebnis für den langfristigen Vermögensaufbau, denn es zeigt euch, dass ihr keine Angst vor Aktiencrashs haben müsst, solange ihr nur langfristig investiert bleibt. Wenn ihr sogar regelmäßig neue ETF-Anteile nachkauft in Form eines Sparplans, dann könnt ihr in diesen Krisen sogar perfekte Kaufchancen finden.

Übrigens, ich habe in diesem Artikel genau nachgerechnet, welcher Tag im Monat der beste Tag für deine Sparplanausführung ist. Schau unbedingt vorbei, wenn du es herausfinden möchtest.

Was sollte ich tun, wenn meine ETFs an Wert verlieren?

Ihr könnt aber auch viel selbst unternehmen, um euch vor solch großen Kurseinbrüchen zu schützen und damit auch eure durchschnittliche Jahresrendite um ein Vielfaches zu steigern

Zum Thema Portfolioabsicherung habe ich diesen Artikel geschrieben, in dem ich euch mit vier Methoden ganz genau erkläre, wie ihr euer Portfolio gegen größere Verluste absichern könnt. Lest ihn euch unbedingt durch und sucht die für euch passende Strategie heraus.

Die für Privatinvestoren einfachste Methode, um größere Aktienverluste zu vermeiden, ist aber in meinen Augen der Stop Loss. Dabei handelt es sich um eine Verkaufsorder bei eurem Broker, die automatisch ausgeführt wird, sobald der Kurs eines ETFs oder Aktie unter eine bestimmte Schwelle fällt.

Nehmen wir zum Beispiel an, ihr habt euch einen ETF im Wert von 100 EUR gekauft. Die meisten Investoren tätigen den Kauf und unternehmen dann nichts, wenn der Kurs beginnt zu fallen und wundern sich dann, warum ihr ETF plötzlich 20% ihres Werts verloren hat.

Jeder große Verlust beginnt aber als ein kleiner Verlust, um den man sich nicht gekümmert hat, weswegen es unheimlich wichtig ist, seine Investments immer im Auge zu behalten.

Hättet ihr nämlich einen Stop Loss bei eurem Broker hinterlegt, dann wäre der ETF automatisch verkauft worden, sobald der Verlust für euch zu groß geworden wäre. Was der maximal mögliche Verlust ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Ich setze meinen Stopp Loss immer bei 10%. Im oben Beispiel also bei 90 EUR. Würde der Kurs dann unter 90 EUR fallen, würde der ETF automatisch verkauft werden und mein Verlust wäre begrenzt.

Wenn ihr wissen wollt, wie ihr einen Stop Loss selbst setzen könnt und ihr euer Konto bei der Comdirect habt, dann habe ich euch diesen Artikel hier geschrieben, der erklärt wie man einen Stop Loss bei der Comdirect setzen kann.

Der Stop Loss ist bei vielen Privatinvestoren nicht sehr beliebt, da es ja passieren könnte, dass der Aktienkurs unter die Stop Loss Schwelle fällt, der ETF verkauft wird und der Kurs dann wieder steigt. 

Ja, das kann passieren, aber man sollte sich immer fragen, was passiert, wenn der Aktienkurs danach nicht wieder steigt, sondern weiter fällt. In dem Fall hättet ihr nur einen noch größeren Verlust in eurem Depot. 

Ich arbeite deswegen immer mit einem Stop Loss für all meine Aktien und ETFs, weil ich genau weiß, dass die Gewinne automatisch kommen, sobald ich die Verluste begrenze und genau das machen die wenigsten Privatinvestoren.

Zu diesem Thema habe ich auch den Artikel „Die sechs häufigsten Fehler beim Investieren“ geschrieben, in dem ich noch detaillierter auf diese Thematik eingehe. Definitiv empfehlenswert für euch.

Robby

Hi, ich bin Robby und Gründer dieses Blogs. Ich beschäftige mich schon seit 2006 mit dem Aktienmarkt. Zuerst als Privatanleger, dann von der theoretischen Seite im Studium und seit 2015 professionell bei einem der größten deutschen Asset Manager. Ich hoffe ich kann mithilfe dieses Blogs ein wenig von meiner Erfahrung mit euch teilen.

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