Neueste Artikel

Wie kann man sein Portfolio absichern – 4 Strategien für die Praxis


Um sein Portfolio vor möglichen Verlusten abzusichern, kann man seine Investments absichern bzw. hedgen aber wie funktioniert das eigentlich in der Praxis und welche Methode ist für euch am besten geeignet? Um euch das zu erklären, habe ich euch deshalb alle mir bekannten Methoden (bzw. für uns Retail-Investoren geeignete Methoden) unten aufgelistet und zeige euch deren Vor- und Nachteile.

Um sein Portfolio abzusichern (engl. „hedgen“) gibt es verschiedene Methoden. Zu den geläufigsten gehören dabei das Setzen von Stop-Loss Orders, der Kauf von Long Put Optionen auf den S&P 500, der Kauf von Long Call VIX Optionen und inverse ETFs. 

Jede dieser Methoden hat ihre Vor- und Nachteile, eigenen Kosten und ist auch nicht immer für jede Gelegenheit geeignet. Ich empfehle euch deshalb alle Methoden einmal anzuschauen, um für euch den richtigen Hedging Stil zu finden.

Bevor wir allerdings beginnen, noch ein Wort zum Zweck dieses Artikels. Mit den hier gezeigten Methoden möchte ich euch das Hedging gegen ein mögliches Black-Swan Ereignis erklären. D.h. gegen Kursrückgänge von 30% oder mehr, wie es zum Beispiel durch die Corona Krise Anfang 2020 oder während der Finanzkrise 2008/2009 passierte.

Kurzfristige Schwankungen von 5 bis 10%, die auch häufiger vorkommen können, sind also nicht im Fokus dieses Artikels. Die Methoden lassen sich dafür zwar ebenso anwenden aber in der Kosten-Nutzen-Analyse werde ich solche Ereignisse nicht berücksichtigen.

Die meisten Strategien setzen auch den Zugang zu komplizierteren Handelsprodukten (z.B. Optionen) voraus, sodass ihr in der Regel auch einen guten Broker dafür braucht. Ich benutze selbst Banx Broker und alle die unten aufgeführten Strategien lassen sich sehr gut mit diesem Broker umsetzen.

Vor- und Nachteile von Hedging

Bevor wir überhaupt über die Hedging-Strategien sprechen, sollten wir vielleicht erst einmal der Frage nachgehen, ob es überhaupt sinnvoll ist sein Portfolio zu hedgen.

Die Wissenschaft ist sich bei dem Thema nämlich schon lange sicher, dass langfristig gesehen Hedging nicht hilfreich ist, wenn man auf eine maximale Rendite aus ist. D.h. jeder von euch, der langfristig denkt – d.h. eine Buy-and-Hold Strategie betreibt – und tendenziell sein Portfolio eher als Altersvorsorge sieht, der muss sich theoretisch gar keine Gedanken über Hedging machen, da man langfristig ohne Hedging bessere Renditen erzielt.

Darüber hinaus müssen sich auch diejenigen unter euch keine Gedanken über Hedging machen, die eine Cashflow-Strategie betreiben. D.h. wenn ihr eine Dividenden-Strategie betreibt, benötigt ihr kein Hedging, da es euch schließlich egal sein kann, wie viel euer Portfolio wert ist, solange ihr eure erwartete Dividende erhaltet.

Die Aktie von Altria ist während der Corona-Krise Anfang 2020 zum Beispiel um circa 40% eingestürzt aber hat dafür trotzdem ihre Dividende fristgemäß gezahlt und sogar um circa 5% erhöht. Wer also nur auf die Dividende zielt, der hätte sich für den starken Kursrückgang gar nicht interessieren brauchen.

Die Aktie von Altria hat es während der Corona Krise sehr stark getroffen allerdings wurde die Dividende weitergezahlt und sogar erhöht. Ideal für Cashflow-Investoren. Erstellt mit TradingView.

Wenn man sich also einig ist, dass Hedging langfristig nicht zu besseren Renditen führt, warum sollte man sein Portfolio dann überhaupt absichern? Weil Hedging zwar langfristig geringere Renditen liefert aber dafür auch Schwankungen aus dem Portfolio nimmt.

D.h. ohne Hedging macht ihr in 20 Jahren vielleicht eine Rendite von durchschnittlich 8% pro Jahr aber habt dafür auch ab und zu Verluste von -40% in einem Jahr. Mit Hedging wiederum macht ihr vielleicht nur 6% pro Jahr durchschnittlich über die nächsten 20 Jahre, aber dafür ist euer größter Verlust evtl. nur -20%.

Nun muss jeder für sich entscheiden, ob er lieber mehr Rendite oder weniger Schwankungen haben will. Wer von euch weiß, dass er die Nerven hat Krisen von -50% auch einmal auszusetzen, weil ihr ohnehin nur langfristig denkt, dann müsst ihr kein Hedging betreiben. 

Wer allerdings weiß, dass er dazu neigt in Krisen zum falschen Zeitpunkt zu verkaufen (z.B. nachdem der Markt schon 40% gefallen ist) und erst zu spät wieder einzusteigen, der sollte vielleicht darüber nachdenken sein Portfolio zu hedgen und wie das geht, verrate ich euch in den folgenden Abschnitten.

Eine Portfolioabsicherung bekommt ihr allerdings nie umsonst und je nach Hedging-Strategie kann es für euch mal mehr oder weniger teuer werden. Ihr solltet bei den folgenden Strategien also genau überlegen, ob es das Geld und den Nutzen wert ist.

Ich habe die Strategien auch versucht nach Komplexität bzw. Schwierigkeit zu ordnen. D.h. ich beginne mit den einfachen Strategien und zum Schluss erkläre ich die komplizierteren Strategien. Komplizierter heißt aber nicht gleich besser also macht euch keine Gedanken, wenn euch bestimmte Strategien zu schwierig erscheinen.

Strategie 1: Stop-Loss Orders

Was wird benötigt: Geringer Wissensstand, Anfänger Broker wie Comdirect und kein zusätzliches Kapital

Was wird abgesichert: Einzelne Positionen

Die Stop-Loss Order bzw. die Stop-Loss-Limit Order ist die von mir am häufigsten genutzte Hedging Strategie. Diejenigen unter euch, die mit dem Begriff direkt etwas anfangen können, mögen jetzt vielleicht ein wenig enttäuscht sein, dass ich so etwas Einfaches wie die Stop-Loss Order als Portfolioabsicherung bezeichne aber genau das ist sie eben. 

Dieser Order Typ schützt mich vor größeren Verlusten, indem meine Positionen bei einem starken Kursabfall automatisch verkauft werden.

Aber fangen wir erst einmal ganz von vorn an. Die Stop-Loss Order ist ein Ordertyp, den man eigentlich bei jedem Broker angeben kann. Dieser Ordertyp sorgt dafür, dass eure Aktien automatisch verkauft werden, sobald sie einen bestimmten Kurs unterschreiten.

Nehmen wir also an ihr habt 100 Apple Aktien die aktuell circa 125 EUR wert sind. Das heißt eure Position hat einen Wert von 12.500 EUR. Ihr könnt nun eine Stop-Loss Order bei eurem Broker eingeben, bei dem ihr eure 100 Aktien verkaufen wollt, allerdings mit einem Stop-Loss Limit von zum Beispiel 112,50 EUR (entspricht 10% unter dem aktuellen Kursniveau).

Diese Order wird dann automatisch ausgeführt und eure Aktien werden verkauft, sobald der Kurs von Apple unter 112,50 EUR fällt. Ihr hättet in diesem Fall eure Position gegenüber einem Risiko von mehr als 10% abgesichert. 

Ihr solltet die Stop-Loss Order aber immer anpassen, um es an aktuelle Kursentwicklungen anzupassen. D.h. wenn die Aktie weiter nach oben steigt, solltet ihr euer Stop Limit auch regelmäßig (monatlich sollte ausreichen es sei denn es kam zu einem starken Kursanstieg über kurze Zeit) erhöhen.

Der große Vorteil von Stop-Loss Orders ist, dass euch das Hedging nichts kostet und das das Hedging sehr einfach durchgeführt werden kann.

Allerdings haben Stop-Loss Orders auch einige Nachteile. Zum einen kann es passieren, dass ihr euer Stop-Limit erreicht und die Aktien verkauft werden, auch wenn es zu keinem großen Crash kommt. 

Für mich persönlich ist das aber auch ein Vorteil, da ich Gewinne regelmäßig mitnehmen möchte und eine Stop-Loss Order genau das macht.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel der Apple Aktien von oben. Stellt euch vor die Aktie ist schon 100% im Plus und nun fällt der Markt um 10% und euer Stop Limit wird erreicht. Zu diesem Zeitpunkt wisst ihr natürlich noch nicht, ob es noch weitere 40% nach unten gehen wird oder ob es wieder nach oben gehen wird.

Ich will in so einer Situation deshalb meine Aktien sicherheitshalber verkaufen und lieber einen Gewinn von 90% realisieren, anstatt weitere Verluste zu machen. Wenn es weiter nach oben geht, ist das schön und ich kann jederzeit wieder in die Aktie einsteigen, aber wenn es weiter nach unten geht, bin ich abgesichert, da ich wieder komplett in Cash umgeschichtet habe.

Ein weiterer Nachteil von Stop-Loss Orders ist, dass ihr nur auf Positionsebene hedgen könnt. D.h. wenn ihr 100 Positionen im Depot habt, müsst ihr 100 Stop Limits setzen. Das kann schon mitunter in Arbeit ausarten, wenn ihr diese Limits monatlich aktualisieren müsst.

Zuletzt möchte ich auch noch auf das Problem hinweisen, dass Stop-Loss Orders immer als „Billigst“ Order an den Markt gegeben werden und nicht als „Limit“ Order. 

Da sollte aber jeder von euch selbst einschätzen, ob er stattdessen Stop-Loss-Limit Orders verwendet bzw. eine genauere Analyse dieses Themas würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Stop-Loss Orders lassen sich eigentlich bei jedem Broker bis hin zur Sparkasse eingeben, sodass sie jeder von euch direkt nutzen kann. Da ich weiß, dass viele von euch ein Konto bei der Comdirect haben und diese leider die Funktion für Stop-Loss-Limit Orders etwas versteckt haben, kann ich euch nur diesen anderen Artikel von mir empfehlen, der genau erklärt, wie ihr Stop-Loss-Limit Orders bei der Comdirect eingeben könnt.

In eurer Ordermaske müsst ihr bei Ausführung nur „Limit“ eingeben und direkt daneben den entsprechenden Limit Preis. Setzt ihr die Gültigkeit dann auf zum Beispiel Monatsende werden eure Aktien automatisch verkauft, sobald der Aktienkurs euer Limit unterschreitet.

Zusätzlich erklärt der Artikel auch kurz den Unterschied bzw. die Vor- und Nachteile von Stop-Loss Orders und Stop-Loss-Limit Orders. Also auch wenn ihr kein Konto bei der Comdirect habt, hilft euch der Artikel vielleicht doch weiter, um die zwei Ordertypen besser zu verstehen.

Strategie 2: Short ETFs

Was wird benötigt: Mittlerer Wissensstand, Anfänger Broker wie Comdirect und zusätzliches Kapital

Was wird abgesichert: Gesamtes Portfolio

Ein Short ETF bzw. inverser ETF ist ein ETF (Exchange Trade Fund), der einen zugrundeliegenden Index invers repliziert. D.h. immer, wenn der zugrundeliegende Index steigt, dann fällt der inverse ETF und immer, wenn der Index fällt, dann steigt der inverse ETF.

Wer sein Portfolio also mithilfe von Short ETFs hedgen möchte, der muss nur einen entsprechenden inversen ETF kaufen und im Falle eines Kurseinsturzes, legt der inverse ETF an Wert zu.

Das ganze Prinzip klingt extrem einfach und an sich ist es das auch allerdings sollte man dennoch einige Details genauer betrachten.

Zum einen sollte es jedem klar sein, dass ein Short ETF nicht nur bei Kursrückgängen des zugrundeliegenden Index steigt, sondern auch bei Kurszuwächsen des Index selbst an Wert verliert. 

D.h. wenn ihr 10.000 EUR in so einen Short ETF investiert und es kommt nicht zu einem Crash, sondern stattdessen steigt der Markt weiter um 50%, dann verliert euer Short ETF in den meisten Fällen sogar mehr als 50% (wieso mehr als 50% erkläre ich gleich).

Schaut euch einfach das Beispiel des NASDAQ (bzw. QQQ ETF, der den NASDAQ abbildet) an. Seit Juli 2020 hat der NASDAQ (dargestellt als QQQ, orange Linie) um circa 50% zugelegt. Der darauf basierende Short ETF (SQQQ) hat in dieser Zeit allerdings um fast 80% an Wert verloren.

Die Grafik zeigt deutlich, dass ein Short ETF und der dazugehörige „richtige“ ETF über längeren Zeitraum kein perfekter Hedge ist. Grafik erstellt mit TradingView.

Anders als bei der Stop-Loss Orders handelt es sich bei Short ETFs um ein zusätzliches Wertpapier, dass ihr euch kaufen müsst, um euer Portfolio abzusichern und entsprechend könnt ihr mit diesem Wertpapier auch Verluste machen. Das sollte euch immer bei dieser Art des Hedging bewusst sein.

In meinen Augen eignen sich Short ETFs entsprechend nicht sehr gut als Hedging Instrument, sondern stattdessen nur, um auf einfache Weiße auf fallende Kurse zu setzen. 

Wenn ihr also der Meinung seid, dass es bald zu einem Crash kommt, dann könnt ihr sehr gern Short ETFs kaufen allerdings sind diese Instrumente weniger geeignet um nicht vorhersehbare Events wie die Corona- oder Finanzkrise abzusichern.

Short ETFs gibt es auch in gehebelter Form, sodass ihr mit wenig Kapitaleinsatz auch größere Summen absichern könnt allerdings kann der Hebel auch gegen euch wirken und ihr verliert euer Investment schneller, wenn es zu keinem Crash kommt.

Beim Thema Verlust ist es aber wichtig zu erwähnen, dass ihr bei inversen ETFs nie mehr verlieren könnt als ihr eingesetzt habt. Das ist anders beim Short Selling (was zu ähnlichen Resultaten wie Short ETFs führt).

Wenn ihr wirklich der Meinung seid, dass es demnächst zu einem Crash kommen wird, dann wäre meine Empfehlung allerdings eher all seine Positionen zu verkaufen, anstatt einen Short ETF zu kaufen. 

Ganz egal ob die Kurse weiter steigen oder fallen, in beiden Fällen kommt ihr zu demselben Ergebnis zumindest solange ihr euren gesamten Portfoliowert abgesichert habt, einen nicht gehebelten ETF verwendet und ihr die Short ETF Position nur sehr kurz haltet. 

Allerdings könnt ihr euch so die Transaktionsgebühren sparen und ihr vermeidet das Risiko mit dem Short ETF mehr Verlust zu machen als der zugrundeliegende Index gestiegen ist (was schlussendlich zu einem Netto-Verlust für euch führen würde).

Warum bilden Short ETFs den zugrundeliegenden Index aber nicht genau ab und wieso könnt ihr mehr Verluste machen als der zugrunde liegende Index Gewinne macht? Das liegt an der Natur von Short ETFs. 

Diese sind nämlich nicht so konstruiert, dass sie die Kursgewinne des zugrundeliegenden Index invers replizieren sollen (d.h. wenn der Index um 10 Einheiten steigt, dann fällt der Index um 10 Einheiten und umgekehrt). Stattdessen werden Short ETFs so strukturiert, dass sie jeden Tag die relative Änderung des zugrundeliegenden Index invers nachbilden sollen.

Das heißt jeden Tag wird der Short ETF so adjustiert, dass er immer genau die relative Indexänderung invers nachbilden soll. Wenn der Index heute um ein Prozent fällt, dann steigt der inverse ETF um ein Prozent. Wenn der Index morgen um 2 Prozent steigt, dann fällt der Short ETF um 2 Prozent.

Das klingt jetzt nach keinem großen Unterschied allerdings führt das zu Zinseszinseffekten, die auf längerer Frist nicht zu unterschätzen sind.

Stellt euch einfach folgendes Szenario vor. Wir haben einen Index mit Anfangswert 100 und einen Short ETF mit Anfangswert 100. Nun steigt der Index am ersten Tag um 30% und den nächsten Tag fällt er wieder um 50%. Schauen wir uns an, was in diesem Fall mit beiden passiert.

Bewegung Index in %Aktueller Wert IndexAktueller Wert ETF
Start 100100
1. Tag30%13070
2. Tag-50%65105

Wenn der Index am ersten Tag um 30% steigt, dann erhöht sich der Indexwert auf 130. Am nächsten Tag fällt der Index um 50 % auf 65. Insgesamt hat der Index über zwei Tage somit eine Rendite von -35% gemacht.

Der Short ETF bewegt sich genau entgegengesetzt am ersten Tag und fällt um 30% auf 70 und am nächsten Tag steigt er um 50% auf 105. Der Short ETF hat also eine Rendite von 5% gemacht.

Ihr seht hierdurch hoffentlich wodurch sich die Differenz ergibt. Weil der Short ETF jeden Tag so neu strukturiert wird, dass er den zugrundeliegenden Index genau eins zu eins relativ abbildet, können solche Zinseszinseffekte starke Auswirkungen auf eure Rendite haben.

In dem Beispiel hätte euer Portfolio 35% an Wert verloren, während der ETF nur 5% an Wert gewonnen hätte. Ok – zugegeben, das ist ein extremes Beispiel aber derselbe Effekt tritt auf, wenn ihr den Short ETF über eine längere Zeit haltet, wie ihr auch an der oberen Grafik sehen konntet.

Wenn ihr also Short ETFs zum Hedgen nutzen wollt, dann müsst ihr eure Position in dem ETF regelmäßig an euer aktuelles Portfolio anpassen. Je nachdem, wie häufig ihr das macht, kann das zu ziemlich großen Transaktionskosten bzw. sogar Steuern durch Gewinne führen.

Entsprechend kann ich mich nur wiederholen, dass ich Short ETFs eher als Instrument sehe, um auf fallende Kurse zu setzen aber weniger als geeignetes langfristiges Hedging-Instrument.

Wenn ihr dennoch gern Short bzw. Inverse ETFs zum Absichern eures Portfolios nutzen wollt, dann kann ich euch folgende Instrumente empfehlen.

InstrumentISINZugrundeliegenden Index
Lyxor Bund Future Daily (-1x) Inverse UCITS ETFLU0530119774Bund Future
Lyxor Nasdaq 100 Daily (2x) Leveraged UCITS ETF – AccFR0010342592Nasdaq
Xtrackers S&P 500 Inverse Daily Swap UCITS ETF 1CLU0322251520S&P 500

Disclaimer: Das ist keine Kaufempfehlung für diese Fonds noch eine Empfehlung allgemein Short ETFs zu kaufen. Ich halte auch keine Positionen in diesen Fonds oder habe irgendeine Beziehung zu Luxor oder Xtrackers. Der einzige Grund warum ich diese Fonds empfehle und keine anderen, ist, weil sie mir als erstes bei JustETF angezeigt wurden, nachdem ich nach Short ETFs gefiltert habe. Ihr könnt dort gern auch andere raussuchen, die besser zu euch passen.

Strategie 3: Long Puts auf den S&P 500

Was wird benötigt: Hoher Wissensstand, Profi-Broker wie Banx Broker und je nach Strategie zusätzliches Kapital oder kein zusätzliches Kapital.

Was wird abgesichert: Gesamtes Portfolio

Bei dieser Strategie bewegen wir uns das erste Mal in das Gebiet komplexer Hedging-Strategien. D.h. jetzt nicht, dass man ein absoluter Profi sein muss, um diese zu verstehen bzw. umzusetzen, aber ihr solltet dennoch schon ein gutes Grundwissen über den Handel mit Optionen und die dazugehörigen Griechen mitbringen. Wenn ihr bei den Grundlagen zum Optionshandel noch ein wenig Nachholbedarf habt, dann solltet ihr euch unbedingt zuerst meinen Beginners Guide zum Thema Optionen durchlesen.

Wer von den Griechen bzw. Greeks bisher noch wenig versteht, dem kann ich nur diesen Artikel von mir empfehlen, in dem ich ausführlich alle Greeks erklärt habe und wie ihr sie im täglichen Trading nutzen könnt.

Die Grundidee dieser Strategie ist, dass man sich Long Put Optionen auf den S&P 500 kauft mit einem Strike unter dem aktuellen Kursniveau und sobald der Kurs unter den Strike-Preis fällt, gewinnt eure Option an Wert in Höhe des Verlustes eures Portfolios.

Schauen wir uns das Ganze aber doch einfach an einem Beispiel an. Aktuell liegt der S&P 500 bei circa 4.400 Punkten. Wir möchten unser Portfolio gern gegen Kursverluste größer 10% absichern, sodass wir als Strike 3.950 (circa 90% von 4.400) wählen. 

Für diese Option bezahlen wir einen Betrag X und erhalten dadurch eine Absicherung für Kurseinbrüche größer 10%. Wenn der Kurs des S&P 500 zum Beispiel auf 3.800 fällt und unsere Option fällig wird, dann haben wir das Recht den S&P 500 Index für 3.950 (unser Strike) zu verkaufen, obwohl der Marktpreis momentan ja nur 3.800 wäre.

Wer jetzt denkt, dass das doch die perfekte Strategie zum Hedgen ist, der sollte aber unbedingt weiterlesen, denn wir schauen uns das ganze jetzt einmal im Detail an.

Nehmen wir an ihr habt ein Portfolio aus diversen Aktien und der Gesamtwert eures Depots beträgt 100.000 EUR. Anstatt Put Optionen auf den S&P 500 zu kaufen, kaufen wir stattdessen Optionen auf den SPY Fonds. Das ist ein ETF, der den S&P 500 nachbildet. 

Dass wir Optionen auf den SPY Fonds kaufen anstatt direkt auf den S&P 500 Index hat nur praktische Gründe, da man somit einfacherer „kleinere“ Portfolios (und mit 100.000 EUR reden wir über kleine Portfolios im Vergleich zu den großen Marktteilnehmern) absichern kann.

Der SPY Fonds hat momentan einen Wert von circa 440 USD und eine Option entspricht 100 Anteile am Fonds. D.h. eine ATM Option könnte ein Portfoliowert von 440 USD mal 100 Einheiten = 44.000 USD bzw. 37.500 EUR (Stand 19.09.21) absichern.

Für unsere weitere Rechnung gehen wir davon aus, dass euer persönliches Portfolio ein Beta zum S&P 500 von 0,8 hat. D.h. euer Portfolio bewegt sich immer nur um das 0,8-fache des S&P. Steigt der S&P um 1%, steigt euer Portfolio um 0,8% und andersherum.

Wenn ich mein Portfolio über solche Optionen absichere, gehe ich in der Regel von einem Beta von 1 aus, da es zum einen die Rechnung einfacher macht und weil die meisten Aktien im Falle eines Crashs alle gleich stark nach unten fallen. Das Beta von 0,8 ist also nur, um euch die gesamte Rechnung zu zeigen.

D.h. wir wissen nun, dass eine ATM Option ein Portfoliowert von 37.500 EUR absichert und wir ein Portfolio von 100.000 EUR haben. Entsprechend bräuchten wir 100.000 geteilt durch 37.000 = 2,67 Optionen zur Absicherung (bei einem Beta von 1). Da unser Portfolio aber um das 0,8-fach weniger schwankt als der S&P, benötigen wir als nur das 0,8-fache dieser Optionen. Das wären also 0,8 mal 2,67 = 2,136 Optionen. 

Da man keine gebrochenen Optionen kaufen kann, runden wir das ganze einfach auf 2 Optionen ab. Wir wissen nun also, dass wir 2 Optionen zur Absicherung unserer 100.000 EUR benötigen, sodass sich nun die Frage stellt, was uns das kostet.

Ich habe hierfür folgende Übersicht der SPY Optionen erstellt. Die Daten sind alle vom 17.06.21 und können sich je nach Volatilität ein wenig im Zeitverlauf ändern aber nur um ein Gefühl für die Preise zu bekommen, sollte es reichen.

Die Tabelle zeigt die Preise von Put Optionen auf den SPY Index vom 17.06.21 bei unterschiedlichen Restlaufzeiten und unterschiedlichen Strike Preisen an.

Auf der linken Seite in der zweiten Spalte könnt ihr dabei immer sehen, um welches Absicherungsniveau es sich handelt und in der dritten Zeile von oben seht ihr den Zeithorizont. D.h. das zum Beispiel eine Option zur Absicherung von Verlusten von mehr als 10% innerhalb der nächsten 210 Tage 1.307 USD bzw. rund 1.100 EUR kostet.

Da wir ausgerechnet haben, dass wir zwei Optionen benötigen, würden wir für diese Art der Absicherung also 2 mal 1.100 EUR = 2.200 EUR bezahlen, was 2,2% unseres Portfolios bedeutet. Wenn ihr also innerhalb der nächsten 210 Tagen eine Absicherung für Risiken größer 10 Prozent haben wollt, müsstet ihr dafür 2,2% eures Portfoliowertes bezahlen bzw. eure jährliche Rendite würde sich um 2,2% verringern.

Da 210 Tage aber nur 58% des Jahres ausmachen, müsstet ihr also während des Jahres eure Optionen weiter rollen, um auch während des restlichen Jahres eine Absicherung zu haben. Wenn man das mitberücksichtigt, würde euch eine Absicherung für ein gesamtes Jahr circa 3.800 EUR kosten bzw. 3,8% eurer Rendite. 

Die 3.800 EUR sind nur ganz einfach 2.200 EUR aufs Jahr hochgerechnet. Je nachdem wie erfolgreich ihr rollt, könntet ihr das natürlich auch etwas günstiger bekommen aber wie gesagt, soll das nur eine Größenordnung für euch sein. Mehr zum Thema „Rollen von Optionen“ könnt ihr übrigens in dem verlinkten Artikel von mir durchlesen.

Ihr könnt natürlich auch immer kürzere Zeiträume absichern oder mehr Risiko in Kauf nehmen, aber ihr seht damit, dass so eine Absicherung nicht sehr günstig ist. Und die Daten wurden entnommen, als die implizite Volatilität mit 12,58% noch sehr niedrig war. Im Falle höherer Vola, würde die Absicherung euch mehr kosten.

Es lohnt sich also eine Absicherung einzugehen, wenn es an den Märkten ruhig ist, um für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein.

De facto würdet ihr euer Portfolio bei dem oben genannten Beispiel auch nicht nur gegenüber Risiken größer 10% absichern, sondern schon bei geringeren Risiken. Je nachdem wie schnell es an den Märkten nach unten geht (d.h. je nachdem wie viel Theta schon verstrichen ist und wie stark die Vola ansteigt – denkt daran, bei Unklarheiten unbedingt meinen Artikel über die Greeks noch einmal durchlesen), steigt der Preis eurer Option auch schon eher an und ihr macht eher Gewinn.

Vielleicht seid ihr jetzt überrascht, wie teuer so eine Absicherung ist, aber das sind leider die harten Fakten. Allerdings möchte ich euch auch zeigen, wie ihr eure Kosten mithilfe eines Collars ein wenig reduzieren könnt.

Der Collar

Ein Collar ist eine Optionsstrategie, bei der ihr zur Absicherung eines Portfolios einen Put unterhalb des aktuellen Kursniveaus kauft und diesen finanziert, indem ihr einen Call oberhalb des aktuellen Kursniveaus verkauft.

D.h. um die 2.200 EUR Kosten für eure Absicherung im obigen Beispiel zu reduzieren, verkauft ihr Call Optionen auf den SPY. Um es zu verdeutlichen, habe ich zu der oben Grafik die Preise der entsprechenden Call Optionen mit hinzugefügt.

Die Tabelle zeigt die Preise von Put und Call Optionen auf den SPY Index vom 17.06.21 bei unterschiedlichen Restlaufzeiten und unterschiedlichen Strike Preisen an.

Je nachdem wie viel ihr bereit seid eure maximale Jahresrendite zu begrenzen, könnt ihr also eure Absicherung nach unten durch den Verkauf von Call Optionen teilfinanzieren.

Allerdings könnt ihr auch sehen, dass ihr ziemlich viel von eurer maximalen Rendite abgeben müsst, um eine 10%-ige Absicherung zu finanzieren.

Nehmen wir als Beispiel den Fall einer 35% Absicherung nach unten über 330 Tage. Diese würde pro Option 485 USD kosten und ihr könntet euch das finanzieren indem ihr eure 330 Tage Rendite auf 15% begrenzt. Denn genau für so eine Call Option würdet ihr 419 USD erhalten. 

Ihr müsst für einen Collar natürlich nicht eins zu eins eure Kosten für den Put abdecken. Es reicht auch, wenn ihr eure Kosten allgemein ein wenig reduzieren könnt, aber eins ist klar: eine kostenlose Absicherung gibt es auch bei Optionen nicht.

Meine persönliche Strategie ist deshalb, dass ich mir Puts mit einem Strike 50% unter dem aktuellen Kursniveau kaufe, und diese finanziere mit Call-Optionen, die circa 20% (auf Gesamtjahresbasis) über dem aktuellen Preisniveau liegen.

Dadurch bekomme ich die Put Optionen quasi „umsonst“, indem ich mir meine Jahresgewinne auf 20% nach oben begrenze. Zugegeben, Kurseinstürze über 50% sind wirklich selten, aber ich mache das auch nicht um mein Portfolio für derartig starke Kurseinbrüche abzusichern, sondern um nur einen kleinen Teil des Risikos abzusichern.

Wie oben schon erwähnt wurden die Preise entnommen als die Vola bei circa 13% lag. Schauen wir uns die Finanzkrise 2008 oder die Corona-Krise 2020 an, dann wissen wir, dass in solchen Krisen die Vola durchaus bis auf 80% oder 90% steigen kann.

Die Grafik zeigt den Verlauf des VIX Index über die letzten Jahre an. Es wird dabei deutlich, dass der VIX insbesondere zu Krisenzeiten extrem stark ansteigt. Erstellt mit TradingView.

In solchen Fällen hätte mir diese Strategie eine Absicherung von circa 10% eingebracht. D.h. ich habe ein Portfolio über 100.000 EUR und nehmen wir an, die nächste Krise reduziert das Marktniveau um 50%. Dann würde ich 10% bzw. 10.000 EUR durch die Optionen erhalten und mein Portfolio?

Das würde auch nur um 10.000 EUR fallen, weil für alle Kurseinbrüche über 10.000 EUR habe ich vorher rechtzeitig Stop-Loss Orders (siehe Erklärung Strategie 1) platziert und meine Aktien würden automatisch verkauft werden, bevor ich überhaupt 50% Verlust mit ihnen mache.

Ihr seht also, dass es bei meiner Hedging-Strategie mit Put Optionen nicht darum geht zu große Kurseinbrüche abzusichern sondern nur so viel wie ich bereit bin mit meinem Portfolio einzugehen. Und das sind in meinem Fall 10% Risiko und diese Sicherheit finanziere ich mir, indem ich meine Jahresrendite auf maximal 20% begrenze.

Warum gerade 20%? Weil für mehr Rendite (durchschnittlich jedes Jahr, über einen längeren Zeitraum) müsste ich ein absolutes Investmentgenie sein und für so clever halte ich mich noch nicht.

Ein letztes Wort zu dieser Hedging-Strategie noch, da die Frage sicherlich aufkommen wird. 

Grundsätzlich lässt sich die Strategie auch mithilfe von Optionsscheinen umsetzen, aber das kann ich euch nicht empfehlen. Wer sich für die Gründe dazu interessierst, der sollte sich unbedingt meinen Artikel durchlesen, was der Unterschied zwischen Optionsscheinen und Optionen ist und warum ihr als professioneller Händler immer Optionen und nie Optionsscheine nutzen solltet.

Strategie 4: Long Calls auf den VIX Index

Was wird benötigt: Hoher Wissensstand, Profi Broker wie Banx Broker und je nach Strategie zusätzliches Kapital oder kein zusätzliches Kapital.

Was wird abgesichert: Gesamtes Portfolio

Diese Strategie ist ähnlich wie Strategie 3 nur anstatt von Long Puts auf den S&P 500 Index kauft man sich Long Calls auf den VIX Index.

Der VIX ist der Volatilitätsindex der Chicagoer Börse und gibt an wie die erwartete Volatilität der Marktteilnehmer für die Aktien des S&P 500 Index für die nächsten 30 Tage ist. Wenn ihr mehr über den Index erfahren wollt, lest euch meinen Artikel zum VIX durch.

Die Grundidee dieser Strategie ist also, dass in Zeiten starker Kurseinbrüche die Volatilität stark ansteigt und man somit durch seine Call Optionen auf den Index einen Gewinn macht.

Das macht theoretisch auch erst einmal Sinn, wenn man sich einfach den Verlauf des VIX während diverser Krisen der letzten Jahre anschaut.

Die Grafik zeigt den Verlauf des VIX Index über die letzten Jahre an. Es wird dabei deutlich, dass der VIX insbesondere zu Krisenzeiten extrem stark ansteigt. Erstellt mit TradingView.

Wie ihr in der Grafik sehen könnt, ist der VIX in normalen Zeiten immer in einem Bereich zwischen 10% bis 20% und steigt während starker Kurseinbrüche bis zu 90% (Finanzkrise, 2008/2009) oder 85% (Corona Krise 2029) an.

Genau diesen Anstieg wollt ihr mit dieser Strategie ausnutzen, sodass sich hier nur noch die Frage stellt wie viele Optionen ihr zur Absicherung eures Portfolios benötigt und was euch das ganze kostet.

Die Berechnung wie viele Optionen ihr zur Absicherung benötigt, ist bei dieser Strategie allerdings viel komplexer, weil man nicht im Vorfeld sagen kann, um wie viel der VIX ansteigen wird. Das hängt schließlich auch davon ab, wie schnell oder wie langsam die Kurse nach unten gehen.

Entsprechend müsst ihr für diese Strategie eine Annahme treffen, wie stark sich die Kurse nach unten bewegen werden und wie stark der VIX entsprechend ansteigen wird.

Nehmen wir also wieder das Beispiel von oben und ihr habt ein Portfolio von 100.000 EUR bzw. 117.000 USD, das ihr gern absichern möchtet.

Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen wissen wir, dass der VIX im Durchschnitt um circa 15 Prozentpunkte ansteigt, bei einem Kursrückgang von 3% an einem Tag. Wenn sich der S&P 500 somit innerhalb kürzester Zeit um 10% verringert, kann der VIX entsprechend um bis zu 50 Prozentpunkte ansteigen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, nehmen wir in unserem Beispiel an, dass der VIX um nur 40 Prozentpunkte steigen wird bei einem 10%-igen Kursrückgang. 

Da der VIX momentan bei rund 18% (Stand 23.09.21) steht, würde er also in unserer Annahme auf circa 58% steigen. 

Jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem es deutlich komplexer wird. Wie viel ihr am Ende mithilfe eurer Optionen Gewinn machen werdet, hängt von diversen Faktoren ab. Da wäre die Restlaufzeit, der gewählte Strike-Preis usw. Für unsere weitere Berechnung machen wir es uns deshalb extrem einfach und unterstellen, dass eine VIX Option nur einen inneren Wert hat und keinen Zeitwert.

Das ist natürlich eine realitätsfremde Annahme, aber ich will euch hier ja auch nur das grobe Prinzip erklären. Aber man muss fairerweise auch sagen, dass wir bei 58% so sehr im Geld sein werden, dass der Zeitwert verhältnismäßig klein sein wird im Vergleich zum inneren Wert der Option.

Die Tabelle zeigt die Preise von VIX Call Optionen mit einer Restlaufzeit von 54 Tagen an. Daten aus der TWS von Banx Brokers / Interactive Brokers.

In der oberen Grafik könnt ihr die Preise für eine VIX Option vom 23.09.21 finden (der Multiplikator ist 100 also müsst ihr die Preise immer mal 100 rechnen) mit einer Restlaufzeit von 54 Tagen. Wenn wir als Strike 30 wählen, müssten wir hierfür circa 200 USD pro Option bezahlen.

Wenn der VIX nun auf 58% ansteigen würde, dann wäre das ein innerer Wert von 28 USD (58% minus 30% als Strike Preis) bzw. unter Einbezug des Multiplikators 2.800 USD. Da unser Portfolio circa 117.000 USD Wert ist, wäre ein 10% Verlust 11.700 USD.

D.h. wir würden 11.700 USD / 2.800 USD = 4,2 Optionen benötigen, um das Portfolio entsprechend abzusichern. Bei einem Preis von 200 USD pro Option würde uns das also circa 800 USD kosten.

Denkt aber bitte daran, dass das nur eine Absicherung gegen Verluste größer 10% ist und auch nur für 54 Tage. Aufs ganze Jahr hochgerechnet (ohne „sinnvolles“ rollen der Option) würde uns das also circa 5.400 USD bzw. circa 4.500 EUR kosten.

Somit ist das Hedging mit VIX Optionen ungefähr genauso teuer wie das Hedging mithilfe von S&P 500 Optionen (Strategie 3). Natürlich könnt ihr auch für diese Strategie die oben erwähnte Collar-Strategie anwenden, um eure Kosten ein wenig zu reduzieren.

Fazit 

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Artikel ein wenig näherbringen, wie ihr euer Portfolio am besten absichern könnt und welche unterschiedlichen Methoden es dazu gibt. Neben den oben genannten Strategien könnt ihr natürlich auch einfach eure Positionen verkaufen, was ebenfalls euer Geld vor starken Kurseinbrüchen schützt aber womöglich auch zu hohen entgangenen Gewinnen führen wird.

Von mir nicht erwähnt aber dennoch eine Hedging-Strategie ist das Short Selling von Aktien. Dazu könntet ihr zum Beispiel den oben nannten ETF auf den S&P 500 Index Shorten aber das halte ich persönlich für nicht sehr sinnvoll, da ihr dann auch einfach euer Portfolio verkaufen könntet und denselben Effekt hättet.

Wer allerdings dennoch mehr über Short Selling erfahren möchte, dem empfehle ich diesen Artikel von mir, bei dem ich genau erkläre, wie ihr Aktien shorten könnt.

Wie gibt man Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect ein?


Ein wesentlicher Vorteil von uns Retail-Investoren im Vergleich zu institutionellen Investoren ist, dass man Stop-Loss Orders zum Absichern seiner Positionen nutzen kann, um somit größere Verluste zu vermeiden. Reine Stop-Loss Orders haben aber den Nachteil, dass sie immer ohne Limit an den Markt gehen und man somit besonders bei sehr illiquiden Aktien größere Bid-Ask-Spannen (und damit geringere Gewinne bzw. größere Verluste) in Kauf nehmen muss.

Professionelle Broker bieten deshalb die Möglichkeit von Stop-Loss-Limit Orders, die automatisch eine Limit-Order an den Markt geben, sobald ein gewisses Limit des Aktienkurses über- bzw. unterschritten ist. Viele von euch nutzen allerdings die Comdirect als Broker (was grundsätzlich nicht falsch ist, ich nutze ebenfalls die Comdirect für einen Teil meines Depots) und dort ist die Funktion von Stop-Loss-Limit Orders leider ein wenig versteckt, weswegen ich euch mit dieser Anleitung zeigen möchte, wie ihr solche Orders eingeben könnt.

Etwas weiter unten erkläre ich auch noch einmal die Unterschiede zu Stop-Loss Orders ohne Limit und die Vor- und Nachteile von Stop-Loss-Limit Orders. Also scrollt auch ein wenig nach unten, wenn ihr mehr erfahren wollt.

Anleitung – Wie gibt man Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect ein

Stop-Loss-Limit Orders bei Comdirect

  1. Gehe zu Live-Trading

  2. Wähle „LT mit Limit“

  3. Gib Deine Order-Daten ein

  4. Wähle bei „Orderzusatz“: Stop Buy Limit / Stop Loss Limit

  5. Gebe bei Ausführung „Limit“ an zu welchem Stop Buy / Stop Loss die Order aktiviert werden soll

  6. Gebe bei „Limit nach Aktivierung“ an zu welchem Limitpreis die Order an den Markt gehen soll

Der Unterschied zwischen Stop-Loss-Limit Orders und Stop-Loss Orders

Sollten du bisher Orders immer ohne ein Limit und für bestehende Positionen nie Stops eingegeben haben, dann solltest du dir diesen Abschnitt unbedingt durchlesen, denn ich erkläre dir, wie du mit wenigen Schritten Aktien zu einem besseren Kurs kaufen bzw. verkaufen kannst und wie du dein Portfolio vor größeren Verlusten schützen kannst.

Die Stop-Loss Order

Nehmen wir einmal an, du hast dir in der Vergangenheit 100 Aktien von McDonald’s zu einem Preis von 150 USD gekauft. Über die letzten Jahre hat der Kurs der Aktie deutlich zugelegt und lag zu Beginn Februar 2020 bei circa 220 USD. Zu diesem Zeitpunkt hast du also einen Gewinn durch die Aktien in Höhe von 7.000 USD (circa 6.000 EUR) gemacht.

Jetzt ist es natürlich absolut normal, dass dieser Gewinn mal ein klein wenig höher oder niedriger ausfällt, da der Kurs der Aktie täglich schwankt allerdings sollte es dir niemals passieren, dass du mit dieser Aktie wieder Verlust machst. Wenn doch, dann solltest du einen wirklich guten Grund dafür haben oder aber deinen Investment-Stil deutlich überdenken.

Der Chart von MCD zeigt deutlich, dass man vor der Corona-Krise zwar deutliche Gewinne mit der Aktie machen konnte aber diese alle verloren hätte, wenn man sich nicht rechtzeitig wieder von der Aktie getrennt hätte. Erstellt mit TradingView.

Fakt ist nämlich, dass du dich von der Aktie trennen solltest, wenn der Aktienkurs stärker nach unten geht, um deine Gewinne zu sichern. Das kannst du machen, indem du entweder jeden Tag vor dem PC sitzt und den Kurs all deiner Aktien prüfst oder in dem du den ganzen Prozess automatisierst und mit Stop-Loss Orders arbeitest.

Im oben genannten Beispiel von McDonald’s könnte eine Stop-Loss Order zum Beispiel so aussehen. Der aktuelle Kurs liegt wie beschrieben bei 220 USD und ich möchte, dass alle Aktien automatisch verkauft werden, sobald der Kurs unter 200 USD sinkt. Da ich die Aktien ursprünglich zu 150 USD gekauft habe, würde ich somit trotzdem noch 50 USD je Aktie bzw. einen Gesamtgewinn von 5.000 USD machen.

Für so einen automatischen Verkauf muss ich eine Stop-Loss Order eingeben mit einem Limit von 200 USD (über die Standard-Trading-Maske der Comdirect bei „Orderzusatz“) und sobald der Kurs unter 200 USD fällt, werden die Aktien automatisch verkauft (bzw. kann ich darüber auch automatisch kaufen, wenn der Kurs über einen bestimmten Wert steigt, aber das würde ich nicht unbedingt empfehlen).

Vielleicht interessiert Dich auch das hier: Was bedeutet „Buy the Dip“ und macht es überhaupt Sinn auf einen Dip zu warten?

Die Stop-Loss-Limit Order

Stop-Loss Orders haben aber einen großen Nachteil und das ist, dass sie kein Limit haben bzw. immer als „billigst“ ausgeführt werden. D.h. wenn im oben genannten Beispiel der Trigger die 200 USD Schwelle sein soll, dann bedeutet das nicht, dass meine Aktien auch zu einem Preis von 200 USD verkauft werden.

Es heißt nur, dass sobald der Kurs von 200 USD unterschritten wird, meine Aktien zum aktuellen Marktpreis verkauft werden. Bei sehr liquiden Aktien und unter üblichen Marktbedingungen sollte der Verkaufspreis dann auch grob leicht unter 200 USD liegen aber bei einem Black Swan Ereignis wie der Corona-Krise und den damit einhergehenden extrem starken Kursänderungen muss das nicht der Fall sein.

In solchen Fällen kann es durchaus auch vorkommen, dass das Limit von 200 USD unterschritten wurde und eure Aktien dann für 180 USD oder noch weniger verkauft werden. Grund dafür ist, dass eine Stop-Loss Orders immer nur zu irgendeinem noch verfügbaren Preis am Markt verkauft und dieser nicht limitiert ist.

Eine Stop-Loss-Limit Order umgeht das Problem, indem es nach dem Auslösen der Stop-Loss-Schwelle (leider bei Comdirect ebenfalls als „Limit“ bezeichnet) keine „billigst“ Order an den Markt stellt, sondern eine Limit-Order.

Dafür gebt ihr bei einer Stop-Loss-Limit Order immer zwei Limits ein. Das erste Limit ist die Schwelle, bei der etwas passieren soll und das zweite Limit ist der Preis, zu dem ihr maximal verkaufen wollt.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel von McDonald’s, um es deutlicher darzustellen. Als erstes Limit (der Schwelle) würdet ihr 200 USD eingeben und als zweites Limit (Limit Preis) würdet ihr zum Beispiel 195 USD eingeben. Würde der Kurs der McDonald’s Aktie nun unter 200 USD fallen, würdet ihr automatisch eine Order an den Markt geben, bei der ihr all eure McDonald’s Aktien verkauft zu einem Preis von mindestens 195 USD.

Vorteile und Nachteile von Stop-Loss-Limit Orders

Der Vorteil von Stop-Loss-Limit Orders ist somit, dass ihr genau bestimmen könnt zu welchem Preis eure Aktien verkauft werden sollen und obwohl das ein unglaublicher Vorteil gegenüber der einfachen Stop-Loss Order ist, hat dieser Orderzusatz dennoch einen großen theoretischen Nachteil, den ihr zumindest kennen solltet.

Anders als bei Billigst-Orders kann es bei Limit-Orders nämlich vorkommen, dass bei geringer Liquidität oder starken Kursänderungen der Aktie es zu keinem Verkauf kommt. D.h. ihr platziert zwar die beispielhafte Stop-Loss-Limit Order von 200 / 195 USD aber sollte der Kurs unter 200 USD fallen, kann es unter Umständen vorkommen, dass es nur Käufer gibt, die für maximal 190 USD kaufen würden.

In dem Fall würde eure Order sagen, dass ihr mindestens 195 USD haben wollt und alle Käufer wollen aber nicht mehr als 190 USD bezahlen. Es käme entsprechend zu keinem Trade und der Kurs der Aktie würde auf 190 USD runterfallen. Das könnte euch mit der Billigst-Order nicht passieren allerdings würden ihr in diesem Fall nur zu 190 USD (oder weniger) verkaufen können.

Dieses Risiko ist allerdings nur theoretisch und sollte nur vorkommen, wenn ihn mit absolut illiquiden Aktien handelt und wenn es einen enorm starken Kursabsturz mit einmal gibt. Sonst sollte so etwas eher nicht vorkommen. Um das Risiko noch weiter zu verringern, könnt ihr auch die Grenze zwischen Schwellenwert (200 USD im obigen Beispiel) und Limit-Wert (195 USD im obigen Beispiel) etwas vergrößern.

Bevor ich Stop-Loss-Limit Orders kannte, ist es mir auch viel zu oft passiert, dass ich aus Aktien zu ganz schlechten Preisen ausgestopt wurde, nur weil es irgendeine komische Order am Markt gab, die den Kurs der Aktie für den Bruchteil einer Sekunde nach unten getrieben hat. Seitdem ich Stop-Loss-Limit Orders benutze, ist mir das nie wieder passiert, weswegen ich euch diese Order-Art auch nur empfehlen kann.

Was sagt die Volatilität bei Aktien aus?


Ich bin ja der Meinung, dass nicht diejenigen an der Börse besonders erfolgreich sind, die die beste Rendite in guten Jahren haben, sondern diejenigen mit den geringsten Verlusten in schlechten Jahren. Wer also erfolgreich investieren möchte, der muss sich mit dem Thema Risikomanagement beschäftigen und die wohl elementarste Größe im Börsenhandel beim Thema Risiko ist die Volatilität.

Die Volatilität gibt an, wie stark der Preis eines Wertpapiers im Durchschnitt schwankt. Eine hohe Volatilität sagt aus, dass der Aktienkurs häufig sehr stark steigt oder fällt (z.B. 5% am Tag) während eine niedrige Volatilität angibt, dass der Aktienkurs nur sehr wenig hin und her schwankt (z.B. 0,5% am Tag).

Man kann sich die Volatilität also vorstellen, als durchschnittliche Abweichung vom Durchschnittskurs einer Aktie. D.h. eine Aktie, die immer wieder um einen Preis von 50 EUR schwankt, hat dann eine hohe Volatilität, wenn die Schwankungen sich zwischen 40 EUR und 60 EUR bewegen und sie hat eine niedrige Volatilität, wenn die Schwankungen sich nur zwischen 48 EUR und 52 EUR bewegen.

Da die Volatilität somit ein Maß für die Schwankungsbreite des Aktienkurses ist, wird sie von professionellen Investoren immer wieder als Maß für das Risiko einer Aktie genutzt. Das macht auch Sinn, denn als Investor möchte ich doch gern wissen, wie häufig es vorkommen kann, dass die Aktie in kurzer Zeit entweder um 10% fallen oder steigen kann.

Kann ein Aktienkurs eigentlich um 100% oder mehr fallen? Ich bin dieser Frage in diesem Artikel hier nachgegangen.

Aktien von sehr konservativen Unternehmen mit „langweiligem“ Geschäftsmodell wie die Deutsche Telekom haben dabei in der Regel eine sehr geringe Volatilität. Der Aktienkurs bricht also selten stark nach unten ein aber steigt dafür auch nur selten schnell an. 

Aktien von Wachstumsunternehmen, die sogar noch nicht einmal Gewinn machen und nur von ihren Zukunftsaussichten getragen werden, haben wiederum in aller Regel eine sehr hohe Volatilität. 

Das heißt der Aktienkurs steigt häufig schnell nach oben oder fällt mitunter an einem Tag auch schon einmal 10% nach unten. Typische Beispiele für solche Unternehmen sind noch relativ junge Internetunternehmen wie Palantir oder Snowflake.

Wie wird die Volatilität gemessen?

Nachdem wir nun wissen, was die Volatilität bei Aktien ist, sollten wir ein wenig genauer der Frage nachgehen, wie die Vola überhaupt ermittelt wird und was eine Volatilität von z.B. 12% bedeutet.

Dazu ist es aber wichtig zwischen zwei Arten der Volatilität zu unterscheiden: Der historischen Volatilität und der impliziten Volatilität.

Die historische Volatilität

Die historische Volatilität einer Aktie ist die durchschnittliche Abweichung vom durchschnittlichen Kurs einer Aktie über einen gewählten Zeithorizont (z.B. ein Jahr). Sie bezieht dabei nur historische Daten ein (z.B. alle Tageskurse des letzten Jahres) und kann deswegen nur bedingt als Risikomaß für die Zukunft genutzt werden.

Mathematisch betrachtet ist die Volatilität somit die Standardabweichung der gewählten Zeitperiode.

Wem diese Definition jetzt aber ein wenig zu kompliziert war bzw. wer mit dem Begriff Standardabweichung nichts anfangen kann, hier ein kleines Zahlenbeispiel. 

Nehmen wir an wir wollen die Volatilität einer Aktie über die letzten fünf Tage berechnen und die Aktie hatte in den letzten fünf Tagen einen Kurs von 50, 51, 48, 51 und 52. 

Wir berechnen nun den Durchschnitt all dieser Werte, um den durchschnittlichen Kurs der Aktie zu ermitteln und erhalten dafür 50,4. 

Nun berechnen wir die Abweichung jedes einzelnen Wertes von diesem Durchschnittskurs und erhalten dabei -0,4 & 0,6 & -2,4 & 0,6 und 1,6.

Aus tiefergehenden mathematischen Gründen, die ich hier nicht genauer ausführen möchte, kann man von diesen fünf Abweichungen allerdings nicht direkt den Durchschnitt bilden, sondern man muss jede Zahl zuerst quadrieren (also mit sich selbst multiplizieren) und aus den quadrierten Zahlen den Durchschnitt bilden. 

In unserem Beispiel hätten wir dann die quadrierten Zahlen 0,16 & 0,36 & 5,76 & 0,36 und 2,56. Der Durchschnitt davon ist dann 1,84.

Weil wir die Zahlen vorher ja alle quadriert haben, müssen wir das jetzt noch einmal rückgängig machen in dem wir die Wurzel davon ziehen und erhalten dadurch die historische-fünf-Tage-Volatilität dieser Aktie von 1,36. 

D.h., dass die Aktie in den letzten fünf Tagen im Durchschnitt um 1,36 EUR geschwankt hat.

Einen kleinen Fehler hat meine Berechnung allerdings und das ist, dass ich mit den Kursen gerechnet habe und nicht mit den Renditen. Die historische Volatilität gibt nämlich nicht an, um wie viel der Kurs einer Aktie absolut im Durchschnitt schwankt, sondern um wie viel er relativ schwankt. 

Anstatt 1,36 EUR wäre die Vola in diesem Fall also 4,38% aber ich wollte es nicht noch komplizierter machen. Solange ihr das Prinzip verstanden habt, bin ich glücklich.

Wie ihr an dem Rechenbeispiel bemerkt habt, bezieht die historische Volatilität nur historische Werte ein und ist deshalb nur bedingt für Aussagen über die Zukunft geeignet. 

Wenn ich weiß, dass die historische Tages-Vola einer Aktie 0,25% beträgt, dann kann man zwar davon ausgehen, dass diese Aktie eher wenig in der Zukunft schwanken wird, aber sicher kann man sich auch nicht sein, wie ihr an der Grafik unten sehen könnt.

Die Aktie von AbbVie hatte lange Zeit eine konstante historische Volatilität (grüner Bereich), die nicht auf den starken Kurssturz (lila Bereich) schließen ließ. Die historische Volatilität ist somit nicht für Aussagen über die Zukunft geeignet. Erstellt mit Trading View.

So könnten z.B. schlechte Quartalszahlen schon ausreichen, um den Kurs der Aktie dramatisch zu bewegen und um auch ein Maß für die zukünftige Volatilität einer Aktie zu haben, nutzen professionelle Händler das Maß der impliziten Volatilität.

Die implizite Volatilität

Die implizite Volatilität einer Aktie ist die zukünftig erwartete durchschnittliche Abweichung vom Kurs einer Aktie über einen gewählten Zeithorizont (z.B. ein Jahr). Sie wird ermittelt aus den am Markt gehandelten Preisen für Finanzderivate auf diese Aktie (z.B. Futures oder Optionen) und kann als Maß für zukünftige Schwankungen interpretiert werden.

D.h. die implizite Volatilität ist genauso wie die historische Vola eine Prozentzahl, die mir sagt, um wie viel der Kurs einer Aktie im Durchschnitt schwanken wird. Allerdings wird diese durchschnittliche Schwankung nicht anhand historischer Daten berechnet, sondern implizit aus den Preisen von Optionen und Futures ermittelt.

Nehmen Marktteilnehmer z.B. an, dass es im Zuge bald veröffentlichter Geschäftszahlen zu einem Anstieg der Volatilität für eine bestimmte Aktie kommen wird, dann werden die Preise von Optionen entsprechend steigen. 

Aus den Preisen dieser Optionen kann man nun genau ermitteln, was das für einer erwarteten Volatilität entspricht und dieser Wert ist die implizite Volatilität der Aktie.

Als Investor könnt ihr die implizite Vola somit nutzen, um ein grobes Verständnis für die zukünftige Entwicklung des Kurses einer Aktie zu haben. Ihr wisst dadurch natürlich immer noch nicht, wo genau der Kurs in 30 Tagen sein wird (und das werdet ihr auch niemals wissen) aber ihr könnt zumindest abschätzen, ob die Aktie mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst stärker oder schwächer schwanken wird.

Wo kann man die Volatilität ablesen?

Wenn ihr in Zukunft die Volatilität einer Aktie in eure Anlage- bzw. Risikoentscheidung mit einbeziehen wollt (was ich nur empfehlen kann), dann stellt sich die Frage, wo ihr diese Information am besten herbekommt.

Natürlich könntet ihr all diese Werte selbst mit Excel berechnen, aber das kann ich nicht wirklich empfehlen, da es einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt und man auch zu unflexibel bei dem Hinzufügen neuer Titel ist.

Stattdessen empfehle ich euch entweder einen guten Broker zu nutzen, der die Daten zusätzlich mit anbietet oder ein gutes Charttool zu nutzen, dass euch die Daten ebenso mitliefert.

Als Broker benutze ich Banx Broker (die im Hintergrund Interactive Broker nutzen) und habe dort kein Problem die historische Vola oder die implizite Volatilität einer Aktie zu ziehen. Wie ihr an den zwei Screenshots sehen könnt, kann ich mir beides sogar im Zeitverlauf anschauen.

Die historische Vola kann ich mir aber auch direkt über mein Charttool TradingView ziehen und es mir im Vergleich zum aktuellen Kursverlauf anzeigen lassen, was durchaus praktisch ist, um mögliche Schwankungen schnell zu erkennen.

Die historische Volatilität lässt sich auch ganz einfach in Trading View anzeigen. Mein persönlicher Favorit für solche Daten ist Trading View.

Wem die Vola-Analyse auf Einzeltitelbasis aber zu kompliziert bzw. zu zeitfressend ist, dem kann ich auch nur den VIX Index empfehlen. 

Der VIX ist der Volatilitätsindex der Chicagoer Börse und gibt an wie die erwartete Volatilität der Marktteilnehmer für die Aktien des S&P 500 Index für die nächsten 30 Tage ist. Er wird von vielen Händlern als Maßstab für die erwartete Volatilität genutzt, um zukünftige Schwankungen am Aktienmarkt herzuleiten.

Der VIX ist für mich einer der wichtigsten Indikatoren geworden, da man daran gut ablesen kann, was für Schwankungen am Markt in Zukunft erwartet werden.

Hier eine Darstellung des VIX Wochencharts. Erstellt mit Trading View.

Dabei ist weniger wichtig, ob der VIX einmalig sehr hoch oder sehr niedrig ist, sondern vielmehr wie der Trend des VIX verläuft. Gerade bei einsetzenden Krisen schießt der VIX häufig schnell nach oben und nimmt danach wieder langsam ab wodurch man häufig sehr gut erkennen kann, wann der Tiefpunkt einer Krise erreicht ist. 

Natürlich gelingt auch mit dem VIX kein perfektes Timing des absoluten Tiefpunkts in der Krise, aber man kann doch gut ablesen, ob man noch ein wenig warten sollte oder langsam wieder investieren kann.

Wenn ihr gern noch mehr über den VIX lernen wollt, dann kann ich euch nur meinen Artikel über den sogenannten Angst-Index empfehlen. Dort erkläre ich genau, was der VIX ist, wie er ermittelt wird und wie er euch bei eurem täglichen Handel besser machen kann.

Was ist das Problem mit der Volatilität?

Die Volatilität ist aber auch keine perfekte Risikokennziffer und darüber sollte sich jeder bewusst sein. Zum einen könnt ihr an meinem Rechenbeispiel oben erkennen, dass bei der Berechnung nicht nur Kursrückgänge, sondern auch Kurszuwächse berücksichtigt wurden.

Stellt euch zum Beispiel die perfekte Aktie vor, die jeden Tag immer ein wenig steigt, aber nie fällt. Für mich persönlich sollte diese Aktie gar kein Risiko haben, da sie ja immer steigt aber die Volatilität dieser Aktie wäre trotzdem nicht null. Volatilität ist somit nicht das Gleiche wie Risiko!

Die Volatilität ist somit auch nicht nur eine Kennziffer über das Risiko einer Aktie, sondern auch über deren Chancen. Was schnell fallen kann, kann auch schnell steigen. Nur weil eine Aktie eine hohe Volatilität hat, solltet ihr nicht die Finger davonlassen. Ihr solltet die Aktie nur genauer beobachten und eure Stops evtl. häufiger aktualisieren.

Darüber hinaus gibt die Vola (zumindest die historische) auch nur Information über die Kursrisiken einer Aktie. Ihr dürft aber nie vergessen, dass ein Unternehmen von heute auf morgen auch einfach pleite gehen kann und das, obwohl die Volatilität zuvor nur sehr niedrig war. Die implizite Volatilität beinhaltet evtl. das Risiko eines möglichen Bankrotts, aber ihr solltet immer auf mehr als nur den Aktienchart vor eurem Kauf achten.

Was sagen die Griechen über eine Option aus?


Greeks Cover Page

Wenn man sich dazu entscheidet mit Optionen zu handeln oder sich einfach nur erst einmal mit dem Thema Optionshandel beschäftigen möchte, dann führt kein Weg an den sogenannten Griechen oder auch Greeks vorbei. Ich bemerke dabei aber immer wieder, dass die Griechen für viele Privatinvestoren ein wenig zu mathematisch und schwer verständlich sind. Dabei sind die Greeks viel einfacher zu verstehen als man denkt und wenn man sie beherrscht auch eine wahre Hilfe im Optionshandel.

Die Griechen bzw. Greeks einer Option sind Sensitivitätskennzahlen. D.h. sie geben an, um wie viel sich der Preis einer Option ändert bzw. wie sensitiv die Option auf die Änderung reagiert, wenn sich ein einzelner Einflussfaktor um einen bestimmten Wert verändert.

Rein mathematisch betrachtet, gibt es unendlich viele Griechen einer Option, weil jeder der Greeks selbst auch wieder einen Greek hat (dazu später mehr) allerdings hat das im täglichen Optionshandel keinen Einfluss, weswegen man sich nur auf die wichtigsten Griechen konzentrieren sollte. 

Dieser Artikel setzt übrigens voraus, dass ihr schon verstanden habt was Optionen sind und wie sie funktionieren. Solltet ihr dazu noch einige Wissenslücken haben, dann solltet ihr vielleicht zuerst meinen Grundlagenartikel über Optionen durchlesen.

Warum heißen die Greeks eigentlich so?

Ich bin ein großer Fan von Details und Hintergrundwissen, da es meist hilft ein Thema besser zu verstehen. Deswegen würde ich zunächst gern einmal erklären, wie die Griechen eigentlich zu ihrem Namen gekommen sind da es für das Gesamtverständnis wirklich sehr hilfreich ist. 

Wer sich dafür aber überhaupt nicht interessiert und stattdessen direkt mehr über die einzelnen Griechen erfahren möchte, der kann diesen Teil überspringen und direkt mit dem Kapital „Was für Griechen gibt es“ weitermachen.

Optionshandel Cheat Sheets

Lade dir meine Cheat Sheets für den Optionshandel gratis herunter und werde dadurch ein besserer Trader.

Dank unserer modernen Computer ist die Berechnung eines fairen Preises für eine Option extrem einfach und schnell geworden, aber das war nicht immer so.

Bis 1973 hat es noch Stunden gedauert, um die bis zum damaligen Zeitpunkt vorherrschenden Preismodelle zur Bestimmung eines Optionswerts durchzurechnen.

Das alles änderte sich aber als 1973 die beiden US-Amerikaner Fischer Black und Myron Scholes ein neues Modell entwickelten, dass es ermöglichte, schnell und einfach den fairen Wert einer Option zu bestimmen. Das später als „Black-Scholes-Modell“ getaufte Optionspreismodell konnte auf eine mehr oder weniger einfache mathematische Formel heruntergebrochen werden, die es jedem Händler mit einem Taschenrechner ermöglichte schnell und zügig eine Option zu preisen.

Die mathematische Formel besitzt nun verschiedene Variablen und diese Variablen bzw. deren Ableitungen (entschuldigt bitte, wenn es jetzt zu mathematisch wird, aber eine Ableitung ist nichts anderes als die Frage „Um wieviel ändert sich Wert X, wenn sich Wert Y um 1 erhöht oder verringert“) wurden durch Black und Scholes in ihrer Formel durch griechische Buchstaben dargestellt. 

Genau diese Variablen und Ableitungen sind nun das, was die Griechen bzw. Greeks repräsentieren und das ist der Grund warum man diese Kennzahlen als „Die Griechen“ bezeichnet.

Was für Griechen gibt es?

Delta

Das Delta einer Option gibt an, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn der Kurs des Underlyings um eine Währungseinheit steigt oder fällt. D.h. bei einem Delta von 0,3 würde der Wert der Option um 0,3 EUR zunehmen, wenn der Wert des Underlyings um einen Euro steigt.

Das Delta gilt als eine der wichtigsten Risikokennzahlen bei Optionen, weil es den direkten Einfluss von Preisbewegungen zeigt. Der Wert des Deltas kann immer nur zwischen -1 und +1 liegen wobei für Calls und Puts immer gilt:

  • Bei Calls ist das Delta der Option immer zwischen 0 bis 1 
  • Bei Puts ist das Delta der Option immer zwischen -1 bis 0

Rein mathematisch betrachtet ist das Delta die erste Ableitung des Optionspreises nach dem Preis des Underlyings im verwendeten Optionspreismodell. 

In der Grafik unten kann man schön erkennen, dass das Delta somit der Anstieg der Tangente der Optionspreiskurve ist. Bitte entschuldigt noch einmal, dass es manchmal hier so mathematisch wird aber die einen von euch bevorzugen vielleicht lieber die textliche Erklärung und die anderen die eher mathematische Erklärung.

Das Delta einer Option ist der Anstiegt der Tangente (rote Linie) des Gewinn / Verlust-Profils zum jeweiligen Kurs des Underlyings.

Umso mehr man sich also in das Geld (ITM) einer Option bewegt, desto steiler wird die Tangente bzw. desto größer wird das Delta. Weiter außerhalb des Geldes (OTM), wird die Tangente flacher bzw. das Delta der Option kleiner. Am Geld (ATM) ist das Delta einer Option immer grob 0,5. 

D.h. aber also, dass weit außerhalb des Geldes befindliche Option mit ihrem Delta von fast null sich so gut wie nicht mit dem Kurs des Underlyings bewegen und weit im Geld befindliche Optionen mit ihrem Delta von fast 1 bzw. -1 sich fast genauso wie der Kurs des Underlyings verändern.

Der typische Verlauf einer Call und Put Option in Abhängigkeit vom Wert des Underlyings.

Das Delta einer Option verändert sich mit kürzer werdender Restlaufzeit und wird im ITM Bereich immer größer und im OTM Bereich immer kleiner je weniger Tage bis zum Laufzeitende der Option verbleiben (unter der Annahme, dass alle anderen Faktoren gleichbleiben und sich der Preis des Underlyings quasi nicht von der Stelle bewegt). 

Grafisch könnt ihr das im Bild unten sehen. Umso näher man sich an das Laufzeitende einer Option bewegt, desto mehr nähert sich der theoretische Optionspreisverlauf dem finalen Auszahlungsprofil der Option an.

D.h. dass die Optionspreiskurve kurz vor Laufzeitende im ITM Bereich immer steiler wird (also das Delta sich immer mehr an 1 bzw. -1 annähert) und im OTM Bereich immer flacher (also das Delta sich immer mehr der Null annähert) wird.

Umso mehr Restlaufzeit eine Option hat (lila vs. grüne vs. blaue Linie) desto mehr sieht der Verlauf des Gewinn / Verlust-Profils der Option wie eine gerade aus und entsprechend verändert sich auch das Delta langsamer.

Viele Optionshändler nutzen das Delta auch als grobe Faustformel, um auszurechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass eine Option bei Laufzeitende im Geld liegt. Ein Delta von 0,6 oder -0,6 bedeutet dabei, dass die Option mit 60%-iger Wahrscheinlichkeit bei Laufzeitende im Geld liegt. 

Ich selbst bin aber nur ein sehr bedingter Fan von dieser Regel. Ja, umso größer das Delta ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Option am Ende im Geld landet bzw. umso niedriger das Delta, desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit.

Allerdings würde ich das Delta nie eins zu ein in eine Wahrscheinlichkeit umwandeln, um darauf meine Entscheidungen zu treffen. Mein Ziel im Optionshandel ist es u.a. ja, dass ich Option besonders dann verkaufe, wenn ich der Meinung bin, dass der Preistrend des Underlyings sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit umkehrt und ich somit die Option schnell wieder günstig zurückkaufen kann.

D.h. auch wenn das Delta 0,8 sein sollte (und damit die angebliche Wahrscheinlichkeit, dass die Option bei Laufzeitende im Geld landet, bei 80% liegt) ist meine persönliche Wahrscheinlichkeit für den Ausgang der Option eine ganz andere. 

Also benutzt diese Faustregel bitte mit Vorsicht und macht euch selbst einen Kopf, wohin der Preis des Underlyings sich sehr wahrscheinlich bewegen wird.

Wenn ihr noch mehr Details zum Delta einer Option erfahren wollt, dann solltet ihr euch unbedingt meinen Detail-Artikel zum Delta von Optionen anschauen.

Gamma

Das Gamma einer Option gibt an, um wieviel sich das Delta der Option ändert, wenn der Kurs des Underlyings um eine Währungseinheit steigt oder fällt. D.h. bei einem Delta von 0,3 und einem Gamma von 0,1 würde das Delta der Option um 0,1 auf 0,4 steigen, wenn sich der Wert des Underlyings um einen Euro erhöht.

Das Gamma einer Option kann dabei zwischen 0 und 1 liegen und da es sich um einen absoluten Wert handelt, gibt es auch keinen Unterschied bei Puts und Calls. D.h. ein Gamma von 0,1 erhöht immer das Delta einer Option um 0,1 bei einem Preisanstieg des Underlyings um eine Währungseinheit ganz egal ob Put oder Call oder Long oder Short.

Unter identischen Rahmenbedingungen, d.h. bei gleichem Strike-Preis, gleichem Underlying Kurs, gleicher Laufzeit, gleichem Zinssatz usw., ist das Gamma eines Calls und eines Puts sogar identisch.

Mathematisch betrachtet ist das Gamma die zweite Ableitung des Optionspreises nach dem Preis des Underlyings im verwendeten Optionspreismodell (bzw. auch die erste Ableitung des Deltas nach dem Preis des Underlyings, aber jetzt wird es echt nerdig weswegen ich es damit gut sein lassen will).

Die Grafik unten zeigt den Verlauf des Deltas (blaue Linie) und des Gammas (rote Linie) in Abhängigkeit von der Preisänderung des Underlyings für eine Call Option. Wer wieder einen mathematisch-grafischen Vergleich haben will, der kann sich das Gamma als den Anstieg der Tangente des Deltas vorstellen.

Verlauf des Gammas (rote Linie) und des Deltas (blaue Linie) einer beispielhaften Call-Option in Abhängigkeit von der Moneyness.

Die Grafik zeigt dabei deutlich, dass das Gamma dann am höchsten ist, wenn sich die Option am Geld (ATM) befindet. Das führt dazu, dass am Geld bereits sehr kleine Änderungen des Kurses des Underlyings schon einen erheblichen Einfluss auf das Delta haben. 

In letzter Zeit hört man immer wieder von einem Gamma Squeeze, der Aktienkurse schnell in die Höhe treibt. Was ist das aber eigentlich und wie entsteht so ein Squeeze? Falls es euch interessiert, lest euch einfach meinen Artikel hier dazu durch.

Ein anderer wichtiger Einflussfaktor auf das Gamma ist die Restlaufzeit der Option. Nimmt die Restlaufzeit der Option ab, steigt das Gamma einer Option tendenziell.

Beispielhafter Verlauf des Gammas einer Option bei unterschiedlicher Restlaufzeit.

Das ist für viele Optionsverkäufer auch der Grund, warum sie Optionen nie bis Laufzeitende halten, sondern schon mehrere Tage vorher zurückkaufen trotz der zusätzlichen Handelsgebühren. 

Würde man seine Optionen nämlich bis Laufzeitende halten, würde das Gamma der Option wenige Tage vor Fälligkeit so groß werden, dass bereits kleine Änderungen des Preises des Underlyings einen erheblichen Einfluss auf das Gamma und damit das Delta haben und der Optionspreis sich schnell verändern kann.

Wenn ihr noch mehr Details zum Gamma einer Option erfahren wollt, dann solltet ihr euch unbedingt meinen Detail-Artikel zum Gamma von Optionen anschauen.

Theta

Das Theta einer Option gibt an, um wieviel sich der Preis der Option jeden Tag verringert. Dieser Wert ist immer negativ und wird mit immer kürzer werdender Restlaufzeit der Option größer. Hat eine USD Option ein Theta von -2, dann bedeutet dass, dass der Wert der Option morgen bei sonst gleichbleibenden Bedingungen 2 USD weniger wert sein wird. 

Man spricht hierbei auch vom Zeitwertverfall einer Option aber gerade Anfängern im Optionshandel ist dieses Prinzip nicht immer gleich ein Begriff, deswegen noch eine kurze Erklärung zum Zeitwertverfall. Für diejenigen unter euch, die damit direkt etwas anfangen können wieder der Hinweis, einfach den nächsten Absatz zu überspringen.

Optionen besitzen einen inneren Wert und einen Zeitwert. Der innere Wert, ist der Wert, den die Option bei aktuellem Preis des Underlyings zum Laufzeitende auszahlen würde und der Zeitwert ist der Wert, den die Option zusätzlich noch besitzt, weil es eine Wahrscheinlichkeit gibt, dass der innere Wert noch steigen könnte. Das klingt jetzt komplizierter als es eigentlich ist, deswegen eine kleine Grafik, um das ganze deutlicher zu machen.

Der Zeitwert ist die Differenz zwischen dem inneren Wert (finales Auszahlungsprofil, lila Linie) und dem aktuellen Auszahlungsprofil (gelbe Linie).

In der Grafik kann man gut sehen, wie das Auszahlungsprofil der Option bei Laufzeitende ist (lila Linie). Der aktuelle Wert liegt aber immer mal mehr oder mal weniger darüber und dieser zusätzliche Wert ist der Zeitwert der Option. Das Theta der Option gibt nun also an, um wie viel dieser Zeitwert täglich abnimmt. 

Besonders sichtbar ist der Zeitwert bei Optionen, die sich außerhalb des Geldes befinden. Diese Optionen haben keinen inneren Wert (deswegen sind sie ja per Definition außerhalb des Geldes) aber dennoch kann man sie nicht kostenlos am Markt kaufen. 

Je nachdem wie weit sie außerhalb sind (und wie hoch die Volatilität ist) kosten solche Optionen dennoch einige Euro und genau dieser Wert ist der Zeitwert der Option.

Das Theta ist dabei immer negativ, da es aus Sicht des Käufers einer Option angegeben wird. D.h. wenn ihr eine Apple Option kauft und deren Theta momentan -3 beträgt, dann wird der Wert der Option morgen 3 USD weniger betragen (zumindest sofern alle anderen Faktoren, also Preis des Underlyings, Zins, Volatilität usw., gleichbleiben). 

Für den Verkäufer einer Option ist der Zeitwertverfall jedoch ein Gewinn, da dessen Option, die er verkauft an, täglich an Wert verliert und er sie somit günstiger zurückkaufen kann.

Das erklärt auch, warum das Geschäft mit dem Verkauf von Optionen so lukrativ sein kann. Stellt euch vor ihr habt einen Put auf Apple verkauft. Ihr würdet also dann einen Gewinn machen, wenn die Apple Aktie bei Laufzeitende entweder gestiegen oder zumindest auf demselben Preisniveau geblieben ist. 

Allerdings könnt ihr auch dann noch Gewinn machen, wenn die Apple Aktie gefallen ist. Nämlich dann, wenn der Preis der Aktie weniger gefallen ist als die Option an Zeitwert verloren hat. 

Auch hier der Hinweis für die Mathematiker unter euch, dass das Theta die erste Ableitung des Optionspreises nach der Restlaufzeit im verwendeten Optionspreismodell ist.

Der Zeitwert einer Option nimmt nicht gleichmäßig ab sondern verringert sich bei großer Restlaufzeit nur wenig aber dafür sehr stark wenige Tage vor Laufzeitende.

Da das Theta mit kürzer werdender Restlaufzeit zunimmt, verliert eine Option am Ende ihrer Laufzeit immer am meisten an Wert pro Tag. Dabei sei zu erwähnen, dass Optionen, die sich am Geld befinden, immer den größten Zeitwert besitzen und dementsprechend auch das größte Theta. 

Optionen, die sich ganz weit im oder außerhalb des Geldes befinden, haben immer einen sehr geringen Zeitwert und entsprechend auch ein Theta von fast null.

Wenn ihr noch mehr Details zum Theta einer Option erfahren wollt, dann solltet ihr euch unbedingt meinen Detail-Artikel zum Theta von Optionen anschauen.

Vega

Das Vega einer Option gibt an, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn die Volatilität des Underlyings um einen Prozentpunkt steigt oder fällt. D.h. bei einem Vega von 0,1 würde der Wert der Option um 0,1 EUR steigen, wenn sich die Volatilität des Underlyings um einen Prozentpunkt erhöht.

Wenn ihr euch jetzt wundert, warum ich explizit Prozentpunkt schreibe und nicht Prozent, dann lasst euch kurz den Unterschied erklären.

Wenn ich einen Anfangswert von 50% habe und dieser steigt um 10 Prozent, dann beträgt dieser Wert nun 55%. Wenn derselbe Wert allerdings um 10 Prozentpunkte steigt, dann beträgt er nun 60%. 

Ein Prozentpunkt ist also die absolute Änderung des anfänglichen Prozentwerts und Prozent beschreibt die prozentuale Änderung des Prozentwerts. Wenn die Volatilität also von 13% um 3 Prozentpunkte steigt, dann beträgt sie danach 16%. Dieser kleine, aber feine Unterschied ist extrem wichtig, um das Prinzip des Vegas zu verstehen.

Meiner Meinung nach ist das Vega immer der am schwierigsten zu verstehende Grieche von allen Sensitivitätskennzahlen. Nicht unbedingt, weil die Definition nicht einfach wäre, sondern weil die meisten Leute mit dem Begriff der Volatilität nicht viel anfangen können bzw. zwar ein grobes Verständnis davon haben aber nicht wissen, welche Volatilität beim Vega relevant ist.

Das Thema Volatilität erklären, würde aber definitiv den Rahmen dieses Artikels sprengen, weswegen ich dazu noch einmal einen einzelnen Artikel schreiben werden. An dieser Stelle sei nur so viel gesagt, dass für das Vega einer Option immer die implizite Volatilität relevant ist, und zwar diese, die die Volatilität bis Laufzeitende der Option beschreibt.

Viele fragen sich an dieser Stelle, warum die Laufzeit der Option eine Rolle bei der Volatilität spielt, weil das Underlying kann doch nur eine Volatilität haben aber genau das ist nicht der Fall. Stattdessen hat jede Option bei jeder Laufzeit eine andere Volatilität. 

Nehmen wir einfach an das Underlying hat eine Tages-Vola von 1%, dann müsste die Jahres-Volatilität rein mathematisch betrachtet circa 16% betragen (für die Mathematiker unter euch: ich habe mit 250 Tagen gerechnet). In der Realität weicht die Jahres-Volatilität aber von dieses 16% ab.

Und das macht auch rein intuitiv viel Sinn, denn eine Aktie kann auf Tagesbasis zum Beispiel sehr stark schwanken aber sich auf Jahresbasis nur wenig von der Stelle bewegen. Entsprechend müsst ihr beim Vega immer darauf achten, die richtige Volatilität zu verwenden. 

Ein guter Broker sollte euch allerdings aber auch immer die richtige Volatilität zu eurer Option anzeigen können. Ich benutze selbst Banx Broker (die wiederum Interactive Broker im Hintergrund verwenden) und ich kann mir dort alle Volatilitäten zu den jeweiligen Zeithorizonten ganz einfach ziehen wie ihr an folgendem Bild sehen könnt.

Die Grafik zeigt, wie die jährliche Volatilität am Beispiel einer McDonalds Option zunimmt, je länger die Restlaufzeit ist. Ein guter Broker sollte euch solche Informationen bieten können. Erstellt mit TWS by Interactive Brokers.

Die Restlaufzeit der Option ist aber nicht der einzige Parameter, der die zu verwendende Volatilität einer Option beeinflussen kann. Ein wichtiger anderer Einflussfaktor ist der Strike-Preis der Option. 

Auch hier haben Anfänger im Optionshandel immer wieder Probleme zu verstehen, dass bei gleichbleibender Laufzeit einer Option die implizite Volatilität einer Option anders ist, je nachdem welchen Strike (bzw. ob man sich im, am oder aus dem Geld befindet) man betrachtet. 

Umso mehr man sich nämlich am Geld befindet desto geringer ist die implizite Volatilität in der Regel und desto mehr man sich aus oder im Geld befindet, desto höher ist die implizite Volatilität in der Regel. Wie ihr unten sehen könnt, sieht das ganze grafisch betrachtet ein wenig wie ein Lächeln aus und im Englischen spricht man dabei vom „Volatility Skew“ (Mehr darüber könnt ihr in meinem Artikel über das Volatility Skew erfahren).

Hier könnt ihr am Beispiel der McDonalds Optionen mit Laufzeitende im Oktober sehen, wie die implizite Volatilität anders ist, je nachdem wie nah sich der Strike am aktuellen Preis der Aktie befindet. ATM und OTM Optionen haben dabei in der Regel eine höhere implizite Volatilität als ITM Optionen. Das ganze wirkt ein wenig wie ein Lächeln und wird im Englischen als „Volatility Skew“ bezeichnet.

Die Tatsache, ob man sich im, am oder aus dem Geld befindet, hat aber nicht nur Einfluss auf die Volatilität, sondern auch auf das Vega selbst. Während am Geld die Volatilität zwar tendenziell geringer ist als im oder aus dem Geld, so ist das Vega doch im Geld am höchsten und nimmt ab, sobald man sich aus oder in das Geld bewegt.

Als Optionshändler bedeutet das für dich also, dass Schwankungen der Volatilität dann am meisten Einfluss auf den Wert der Option haben, wenn man sich am Geld befindet. Im Geld oder aus dem Geld ist die Wirkung des Vegas tendenziell geringer.

Das ist ein exemplarischer Vega Verlauf einer Long Option. Am Geld ist das Vega am höchsten während es im ITM und OTM Bereich tendenziell niedriger ist.

Anders als zum Beispiel das Gamma oder das Theta einer Option unterscheidet sich das Vega je nachdem ob man Käufer oder Verkäufer der Option ist. Es gilt dabei immer

  • Long Calls und Puts haben ein positives Vega.
  • Short Calls und Puts haben ein negatives Vega.

Dieser Zusammenhang bedeutet für dich als Händler, dass ein Optionskäufer es bevorzugt, wenn die Volatilität zum Kaufzeitpunkt niedrig ist und dann steigt, während ein Optionsverkäufer es bevorzugt, wenn die Volatilität zum Verkaufszeitpunkt hoch ist und dann fällt.

Kleiner Fun Fact zum Vega. Vega ist gar kein griechischer Buchstabe, sondern nur eine Wortneuschöpfung aus dem lateinischen, damit es ähnlich klingt wie die anderen Griechen. 

Wenn ihr noch mehr Details zum Vega einer Option erfahren wollt, dann solltet ihr euch unbedingt meinen Detail-Artikel zum Vega von Optionen anschauen.

Rho

Das Rho einer Option gibt an, um wie viel sich der Preis der Option ändert, wenn sich der risikofreie Zinssatz um einen Prozentpunkt ändert. D.h. bei einem Rho von 0,2 würde der Wert der Option um 0,2 steigen, wenn sich der risikofreie Zinssatz um einen Prozentpunkt erhöht.

Im täglichen Handel hat das Rho als Risikokennziffer einer Option eher eine untergeordnete Rolle, weil die Zinsen sich in der Regel zum einen nur langsam verändern und zum anderen, weil der Einfluss auf den Optionspreis auch eher vernachlässigbar ist. 

Gehen wir einmal von einem Rho von 0,5 aus, was meiner Meinung nach schon verhältnismäßig hoch ist. Eine Zinssteigerung von 1% (im momentanen Marktumfeld sollte so eine Änderung sich mindestens über ein Jahr hinziehen), würde die Option entsprechend nur um 0,5 im Wert steigen. Wie gesagt: Über ein Jahr würde sich das ganze ziehen!

Zum Vergleich dazu: Optionen mit einer hohen Volatilität (und einem Preis des Underlyings im 20 bis 70 USD Bereich) haben am Geld häufig ein Theta von 2 oder 3. Das heißt die Option verliert 2 oder 3 USD pro Tag! Was machen da schon 0,5 USD über ein Jahr aus?

Nichtsdestotrotz sollten erfolgreiche Optionshändler auch das Rho gut verstehen, um im Extremfall vorbereitet zu sein. In diesem Zusammenhang sollte vielleicht noch einmal der risikofreie Zinssatz aus der Definition erklärt werden. 

Das Problem am risikofreien Zinssatz ist nämlich, dass es diesen nur in theoretischen Modellen gibt. Fragt euch einfach selbst, wo man denn bitte ohne jedes Risiko für etwas Zinsen bekommt. Die einen denken jetzt vielleicht an ein Tagesgeldkonto, aber auch hier besteht das Risiko, dass die Bank dahinter pleite geht.

Da es also am Markt keinen risikofreien Zins gibt, greift man auf fast risikofreie Zinsen zurück. Das könnte zum Beispiel der Einlagenzinssatz der Zentralbanken sein oder auch der implizite Zins 10-jähriger Staatsanleihen von AAA bewerteten Ländern. 

Institutionelle Investoren nehmen allerdings nichts davon, sondern benutzen stattdessen die 3-Monats-EUR-Swapkurve oder die 3-Monats-USD-Swapkurve. Diese Swapkurven jetzt zu erklären würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen. 

Da sowohl Swapkurven, Einlagenzinssätze oder Zinsen von Staatsanleihen sehr stark miteinander korrelieren, spielt es für euch keine Rolle welchen Zins ihr euch anschaut. Ein Anstieg der Swapkurve um ein Prozent führt sehr wahrscheinlich auch zu einem Anstieg der Einlagenzinssätze um ein Prozent (oder anderes herum).

Lasst uns aber nicht den Fokus auf das Rho verlieren. Hierzu sei noch zu erwähnen, dass immer gilt:

  • Calls haben immer ein positives Rho. D.h. steigt der Zins, dann steigt dadurch auch der Optionspreis.
  • Puts haben immer ein negatives positives Rho. D.h. steigt der Zins, dann sinkt dadurch auch der Optionspreis.

Zusätzlich wird das Rho aber auch noch durch die Restlaufzeit beeinflusst und ob eine Option sich im Geld, aus dem Geld oder am Geld befindet. Das Rho einer Option wird nämlich mit zunehmender Restlaufzeit der Option immer größer. 

Das Rho ist für Optionen außerdem am niedrigsten, wenn sich die Option außerhalb des Geldes befindet. Es ist dafür am höchsten, wenn sich die Option leicht im Geld befindet und nimmt dann wieder leicht ab, je mehr man sich in das Geld hinein bewegt.

Omega

Das Omega einer Option gibt an, um wie viel Prozent sich der Preis einer Option ändert, wenn der Wert des Underlyings um ein Prozent steigt oder fällt. D.h. bei einem Omega von 5 würde der Wert der Option um 5% steigen, wenn sich der Wert des Underlyings um 1% erhöht.

Diese Definition klingt doch sehr ähnlich wie die Definition des Deltas allerdings gibt es einen kleinen, aber feinen Unterschied. Während das Delta die Preisänderung der Option in absoluten Werten beschreibt, so beschreibt das Omega die Preisänderung der Option in relativen Werten.

Nehmen wir einfach an es gibt eine Option mit einem Delta von 0,5 und eine Option mit einem Omega von 0,5. In beiden Fällen ist der Preis des Underlyings 75 EUR und die Optionen kosten in beiden Fällen 25 EUR. 

Steigt das Underlying nun um 0,75 EUR (d.h. ein Prozent), dann steigt die Option mit einem Delta von 0,5 um 0,375 EUR (Delta mal absoluter Preisänderung von 75 Cent) aber die Option mit einem Omega von 0,5 steigt um 0,5% bzw. 0,125 EUR. (Omega mal relativer Preisänderung von einem Prozent mal aktuellem Wert der Option).

Es ist natürlich jedem selber überlassen, ob er im aktiven Optionshandel lieber mit relativen Preisänderungen oder mit absoluten Preisänderungen rechnet, aber bei den meisten Händlern hat sich dennoch das Delta als wichtigste Risikokennziffer herausgebildet und nicht das Omega.

Ich persönliche nutze das Omega lieber als Angabe über den Hebel einer Option. Wenn das Omega einer Option zum Beispiel 2 beträgt, dann weiß ich, dass jede Preisänderung des Underlyings den Preis meiner Option genau um das doppelte verändert. 

Ein Investment über 1.000 EUR in eine Aktie, die um 10% nach oben steigt, würde mir 100 EUR Gewinn einbringen aber ein Investment über 1.000 EUR in die genannte Option mit Omega von 2 würde mir bei einem Preisanstieg der Aktie von 10% einen Gewinn von 200 EUR einbringen.

Weniger bekannte Greeks

Die oben genannten Griechen sind die wichtigsten Risikokennzahlen einer Option und jeder Händler sollte damit etwas anfangen können. Allerdings gibt es noch zahlreiche andere Griechen, die im normalen Handel allerdings nur wenig Beachtung finden. 

Mathematisch betrachtet handelt es sich um die zweiten oder dritten Ableitungen der oben schon genannten Parameter und lange Zeit hat sich niemand dafür interessiert, weil es einfach zu schwer war diese Werte zu berechnen aber dank moderner Computer ist das nun auch relativ einfach, weswegen zumindest professionelle Trader auch immer häufiger auf diese Werte schauen.

Nur damit ihr einmal davon gehört habt, habe ich euch unten noch ein paar weitere Greeks und deren Bedeutung aufgelistet. Allerdings solltet ihr bei diesen Greeks immer beachten, dass deren Definition manchmal unterschiedlich sein kann, je nachdem was für ein Buch man gerade zu dem Thema liest. 

Das liegt einfach daran, dass diese Griechen in unterschiedlichen Preismodellen unterschiedlich bezeichnet werden und es deswegen keine eindeutige Definition dafür gibt. So wird das Omega auch häufig als Lambda bezeichnet. 

Am geläufigsten sind allerdings die folgenden Definitionen:

  • Das Epsilon einer Option gibt an, um wie viel Prozent sich der Preis der Option ändert, wenn die Dividendenrendite des Underlyings um ein Prozent steigt oder fällt. D.h. bei einem Epsilon von 0,1 würde der Wert der Option um 0,1 Prozent zunehmen, wenn die Dividendenrendite des Underlyings um ein Prozent steigt.
  • Das Vomma einer Option gibt an, um wie viel sich das Vega der Option ändert, wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozentpunk ändert. 
  • Das Vera einer Option gibt an, um wie viel sich das Rho der Option ändert, wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozentpunk ändert. 
  • Das Speed einer Option gibt an, um wieviel sich das Gamma der Option ändert, wenn der Kurs des Underlyings um eine Währungseinheit steigt oder fällt. D.h. bei einem Gamma von 0,3 und einem Speed von 0,1 würde das Gamma der Option um 0,1 auf 0,4 steigen, wenn sich der Wert des Underlyings um einen Euro erhöht.
  • Das Zomma einer Option gibt an, um wie viel sich das Gamma der Option ändert, wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozentpunk ändert. 
  • Das Color einer Option gibt an, um wieviel sich das Gamma der Option mit kürzer werdender Restlaufzeit verändert. 
  • Das Ultima einer Option gibt an, um wie viel sich das Vomma der Option ändert, wenn sich die implizite Volatilität um einen Prozentpunk ändert. 

Wie kann ich Leerverkäufe tätigen?


Titelbild Leerverkäufe

Spätestens seit dem rasanten Kursanstieg der GME Aktie Anfang 2021 hat jeder schon einmal etwas vom „Leerverkauf“ oder dem sogenannten „short selling“ von Aktien gehört und die meisten Privatinvestoren haben immer die Vorstellung, dass diese Art des Tradens nur professionellen Investoren vorbehalten ist. Allerdings kann jeder einen Leerverkauf tätigen, solange er einen Broker hat, der einem das anbietet und genau das ist das Problem für die meisten, denn nur die wenigsten Broker ermöglichen Leerverkäufe.

Um einen Leerverkauf zu tätigen, benötigt man zuerst einen professionellen Broker, der Leerverkäufe ermöglicht. Ist das vorhanden kann man den Leerverkauf ganz einfach umsetzen, in dem man einfach bei seinem Broker eine Verkaufsorder für ein Produkt eingibt, dass man momentan noch nicht besitzt.

Der Broker erkennt dann automatisch, dass die Aktie leerverkauft werden soll und „leiht“ sie sich von einem anderen Kunden bei ihm, der seine Aktien zum Leerverkauf freigegeben hat. Man spricht in diesem Fall von einem gedeckten Leerverkauf. Sollte es aber keine zum Leerverkauf freigegebenen Aktien geben, dann besteht die Möglichkeit eines ungedeckten Leerverkaufs, aber hierfür gibt es in den meisten Ländern starke Beschränkungen bzw. sogar Verbote.

Ein Beispiel für einen gedeckten Leerverkauf ist, dass man sich über seinen Broker 100 Aktien zum Preis von 200 EUR leiht und diese direkt am Markt für insgesamt 20.000 EUR verkauft. Sollte der Preis der Aktien nun auf 150 EUR fallen, dann kauft man die Aktien zu einem Gesamtpreis von 15.000 EUR wieder zurück, gibt die geliehenen Aktien wieder an seinen Broker und hat einen Gewinn von 5.000 gemacht.

Gedeckter vs. Ungedeckter Leerverkauf

Wie immer war der obere Teil nur die Zusammenfassung der wichtigsten Punkte für euch und für jeden, der gern mehr Details erfahren möchte, der kann gern weiterlesen.

Man unterscheidet also Leerverkäufe in gedeckte und ungedeckte Leerverkäufe. Der Unterschied dabei ist, dass man bei gedeckten Leerverkäufen Aktien verkauft, die man sich vorher geliehen hat (d.h. die auch existieren) und bei ungedeckten Leerverkäufen Aktien verkauft, die man weder besitzt noch geliehen hat (d.h. die gar nicht existieren).

Wie kann man Aktien verkaufen, die gar nicht existieren, fragt ihr euch nun? Lasst uns das ganze Schritt für Schritt anschauen aber lasst uns zuerst mit dem gedeckten Leerverkauf beginnen, da dieser einfacher zu verstehen ist.

Wenn ihr einen professionellen Broker besitzt, der Leerverkäufe ermöglicht (ich nutze hierfür z.B. Banx Broker) und ihr über eine größere Menge an Aktien verfügt, dann könnt ihr diese Aktien zur Leihe bei eurem Broker freigeben. 

D.h. andere Investoren, die gern Aktien leihen würden (z.B. für einen Leerverkauf), können dies nun tun und ihr erhaltet dafür eine kleine Entschädigung in Form eines Zinssatzes. Nebenbei bemerkt ist das übrigens für Buy-and-Hold Investoren eine tolle Möglichkeit, um ein zusätzliches Einkommen aus seinen Aktien zu erhalten.

Nehmen wir nun an, dass ihr aber keine Aktien verleihen wollt, sondern stattdessen selbst für einen Leerverkauf leihen wollt, dann könnt ihr das ganz einfach machen, in dem ihr einfach eine Verkaufsorder bei eurem Broker für Aktien eingebt, die ihr selbst gar nicht besitzt.

Ich besitze keine 100 Aktien der Allianz aber über die Standard-Verkaufsmaske von Banx Broker könnte ich die Aktien ganz einfach leerverkaufen. Einfach auf „Sell“ bei der Aktie der Wahl drücken und der Broker macht alles im Hintergrund.

Der Broker prüft dann im Hintergrund, ob Aktien zur Leihe zur Verfügung stehen, und sollte das der Fall sein, wird eure Verkaufsorder genehmigt und ihr habt soeben Aktien leerverkauft. Bis zum Zeitpunkt, an dem ihr die Aktien wieder zurückkauft (d.h. eine ganz übliche Buy Order) fallen für euch täglich Zinsen auf die Leihe an.

Sollten die Aktie in dieser Zeit auch Dividenden ausschütten, seid ihr verpflichtet diese an den Eigentümer der Aktien auszuzahlen obwohl ihr sie selbst ja gar nicht bekommen habt. Das spielt für euren Gewinn aber nicht wirklich eine Rolle, da eine Dividendenauszahlung ja auch den Kurs der Aktien um denselben Wert reduziert und ihr somit einen Gewinn aus dem geringeren Aktienkurs in selber Höhe macht.

Schauen wir uns das ganze nun an einem Beispiel an. Ihr leiht euch 100 Aktien und verkauft sie direkt leer zu einem Preis von 200 EUR. D.h. ihr bekommt 200 EUR * 100 = 20.000 EUR ausgezahlt. Der Trade läuft nun gut für euch und der Preis der Aktien sinkt nach 3 Monaten auf 150 EUR. Wenn ihr die Aktien nun zurückkauft, müsst ihr 150 EUR * 100 = 15.000 EUR bezahlen. Ihr habt also 20.000 erhalten, müsst 15.000 bezahlen, sodass ihr einen Gewinn von 5.000 macht.

Davon zieht ihr jetzt Zinsen von zum Beispiel 500 EUR ab und euch bleibt ein Netto-Gewinn (ohne Abzug von Steuern) von 4.500 EUR.

Das Ganze funktioniert aber auch in die andere Richtung. Wenn die Aktien zum Beispiel nicht auf 150 EUR fallen, sondern auf 250 EUR steigen, dann würdet ihr in dem Fall einen Verlust von 5.500 EUR (5.000 EUR aus dem Leerverkaufgeschäft und 500 EUR für Zinsen) machen.

Wie viel Aktien ihr Leerverkäufen könnt, hängt natürlich von eurer finanziellen Rückendeckung ab. D.h. euer Broker berechnet für jedes Leerverkaufgeschäft eine Margin aus, die angibt, wie viel Geld ihr mindestens in Form von Cash oder anderen Assets hinterlegt haben müsst, um das Geschäft durchführen zu können.

Um den richtigen Zeitpunkt für einen Leerverkauf zu finden, können technische Chartindikatoren häufig eine Hilfe sein. Ich habe einen ausführlichen Artikel über den Relative Stärke Index geschrieben und wie man mit dessen Hilfe Kurseinbrüche erkennen kann. Schaut euch den Artikel doch einmal an, wenn ihr mehr Erfahren wollt.

Sollte der Leerverkauf wie im oben genannten Beispiel also gegen euch laufen, dann erhöht sich eure Margin-Anforderung und solltet ihr nicht mehr über genug finanzielle Sicherheiten verfügen, dann gibt es zunächst einen sogenannten Margin-Call des Brokers, in dem er euch auffordert, mehr finanzielle Mittel zur Sicherheit zur Verfügung zu stellen.

Sollten ihr beim Leerverkaufen von Aktien nicht mehr über ausreichend Margin verfügen dann seid ihr zu einem „Buy to cover“ gezwungen. D.h. euer Broker führt automatisch ein Kaufgeschäft in eurem Namen durch, um die leerverkauften Aktien einzukaufen. Damit ist in der Regel ein Verlust für euch verbunden, da ihr nicht bestimmen könnt, zu welchem Preis die Aktien gekauft werden. 

Ein ungedeckter Leerverkauf funktioniert nun genauso allerdings verkauft ihr hierbei Aktien, ohne sie vorher von einem anderen Investor geliehen zu haben. De facto verkauft ihr somit Aktien, die gar nicht existieren. Das klingt zunächst unmöglich aber ist dennoch machbar aufgrund einer kleinen Zeitdifferenz.

Wenn ihr nämlich Aktien kauft oder verkauft, dann wird das Geschäft zwar sofort durchgeführt, das Settlement der Aktien – also der physische Austausch vom Verkäufer zum Käufer – findet in der Regel aber erst wenige Tage später statt. Für einen ungedeckten Leerverkauf ist es somit nicht notwendig, dass ihr zum Verkaufszeitpunkt die Aktien besitzt, sondern erst wenn es zum tatsächlichen Settlement kommt.

Bei einem ungedeckten Leerverkauf verkauft ihr also Aktien, ohne sie vorher von einem anderen Investor geliehen zu haben und kauft sie euch dann kurz vor dem Settlement zurück. Entsprechend sind ungedeckte Leerverkäufe immer nur über sehr geringe Zeitspannen (üblicherweise maximal zwei Tage) möglich.

Es sollte aber auch erwähnt werden, dass ungedeckte Leerverkäufe in Deutschland nicht gestattet sind, also denkt am besten nicht zu viel über das Thema nach.

Zum Abschluss noch ein kleines Wort zu den Zinsen, die für die Leihe von Aktien anfallen. Diese sind nämlich nicht immer fix und variieren je nach Nachfrage. D.h. wenn im Fall von GME Anfang 2021 der Kurs der Aktie absolut durch die Decke geht und jeder der Meinung ist, dass jetzt ein geeigneter Zeitpunkt für einen Leerverkauf wäre, dann kann die Nachfrage zur Leihe diese Aktien mitunter so hoch sein, dass der Leihzins 100% pro Jahr beträgt.

Mit dem Leerverkauf von GME Anfang 2021 hätte man in weniger als einem Monat eine Brutto-Rendite von circa 90% erzielen können, allerdings hätte man dafür eine extrem hohe Margin hinterlegen müssen, sehr hohe Leihzinsen zahlen müssen und man wäre auch ein extrem hohes Risiko eingegangen, dass der Kurs weiter steigt. Grafik erstellt mit TradingView.

Mit so hohen Zinsen ist es natürlich immer noch möglich bei einem Kursrückgang Gewinn zu machen allerdings sollte dieser Kursrückgang ziemlich schnell passieren, weil euch ansonsten die Zinsen auffressen werden. Im Falle von GME ist der Kurs dann sehr schnell gefallen aber hätte sich der Rückgang über ein Jahr gezogen, dann hätte man nur sehr wenig Gewinn mit einem Leerverkauf machen können.

Übrigens kann man auch mithilfe eines Long Puts auf fallende Kurse bei Aktien aber das erfordert den Handel mit Optionen. Wenn ihr gern mehr über den Unterschied zwischen Leerverkaufen bzw. Short Selling und einer Long Put Option erfahren wollt, dann könnt ihr das hier nachlesen.

Wo kann man Leerverkäufe tätigen?

Ich habe jetzt schon mehrfach erwähnt, dass das Leerverkaufen von Aktien auch einen professionellen Broker benötigt und leider gibt es dafür in Deutschland keine große Auswahl. Ihr braucht also erst gar nicht anzufangen bei eurer Sparkasse oder der Comdirect nachzufragen, ob es dort möglich ist, denn diese werden euch im besten Fall nur ein paar Optionsscheine oder Zertifikate für fallende Kurse aufdrängen. Warum das aber keine gute Idee ist, habe ich in diesem Artikel beschrieben.

Mir sind momentan nur drei Broker in Deutschland bekannt, die Leerverkäufe ermöglichen. Das wären Banx Broker, Cap Trader und Lynx Broker. Ich selbst nutze Banx Broker allerdings sollte ich fairerweise auch erwähnen, dass ich in aller Regel Aktien nicht leerverkaufe. Banx Broker ist aber auch so ein spitzen Broker, weil er zum einen den Handel mit Optionen ermöglicht und zum anderen sehr günstige Konditionen für Aktien hat. 

Für europäische Aktien zahlt man nur 3,90 EUR pro Order und US-Aktien kann man teilweise schon für 1 Cent pro Order traden. Hinzu kommt, dass Banx Broker im Hintergrund die Trading Plattform von Interactive Brokers nutzt und das für mich der beste Broker für Privatinvestoren auf der Welt ist. Da Interactive Brokers aber erst für größeren Portfolios geeignet ist (größer 100.000 EUR), gibt es für mich keine andere Wahl als Banx Broker.

Disclaimer: Dieser Artikel soll euch nur theoretisch erklären, wie ein Leerverkauf stattfindet und ist keine Aufforderung Leerverkäufe durchzuführen. Solche Geschäfte bringen ein sehr hohes Risiko mit sich und sind nur für Investoren geeignet, die ihr Handwerk verstehen. Bevor ihr also selbst Leerverkäufe durchführt, beschäftigt euch bitte tiefgehend mit dem Thema und handelt nicht einfach willkürlich los.

Was sind ADR Aktien?


Titelbild ADR Aktien

Vielleicht ist es euch auch schon einmal aufgefallen, dass manche Aktien an den Börsen den Zusatz „ADR“ aufweisen, aber ich habe das Gefühl, dass gar nicht so vielen klar ist, um was es sich dabei handelt und warum solche ADR Aktien nicht wirklich Aktien sind. Ich dachte mir deshalb, dass es sinnvoll wäre das Thema ein wenig genauer anzuschauen.

Bei ADRs (American Depository Receipts) handelt es sich um Zertifikate, die Rechte an einer Aktie verbriefen und stellvertretend für diese Aktie an US-Börsen gehandelt werden. Sie werden von US-amerikanischen Banken herausgegeben, die die zugrunde liegende Originalaktie in Verwahrung genommen haben.

D.h. also, dass ADR Aktien überhaupt keine Aktien sind, sondern Zertifikate, die einem ein Recht an der zugrundeliegenden Aktie geben. Die Herausgeber dieser ADRs sind in aller Regel US Banken und diese können auch darüber entscheiden in welchem Verhältnis Zertifikate und Aktien zueinander ausgegeben werden. Häufig besteht eine eins-zu-eins Beziehung zwischen beiden. Also ein Zertifikat repräsentiert eine Aktie, aber das muss nicht immer sein. Gerade bei höherpreisigen Aktien entscheidet man sich auch dafür, dass ein ADR nur ein Bruchteil der Aktie repräsentiert. 

Quick Tip: ADR Aktien sind technisch gesehen keine echten Aktien!

Wenn die Aktie zum Beispiel 5.000 USD das Stück kostet, dann ist das in der Regel zu teuer für Privatanleger, sodass ein ADR in diesem Fall das Recht an einem hundertstel an der Aktie verbriefen kann und das ADR somit nur circa 50 USD kosten würde. Wichtig ist hierbei das Wort „Circa“. Ein ADR muss nämlich nicht genau so viel kosten wie die zugrunde liegende Aktie, die es verbrieft.

Das Kreieren eines ADRs ist nämlich für die herausgebende Bank mit einem gewissen Aufwand verbunden und für diesen will sie entlohnt werden. Zudem möchte die Bank auch an dem ADR Geschäft Geld verdienen, sodass es noch ein zusätzliches Aufgeld dafür gibt. Besonders bei Aktien mit hoher Nachfrage verlangt die herausgebende Bank häufig einen größeren Aufschlag als bei weniger nachgefragten Aktien. 

Kurzum ist es nicht unüblich, dass das ADR einer Aktie, die 50 USD kostet, selbst 50,50 USD oder mehr kostet. Mitunter kann es sogar auch vorkommen, dass die Bank, die das ADR ausgegeben hat, einen Teil der Dividendenausschüttung behält, um damit ihre Verwaltungskosten abzudecken.

ADRs werden immer nur in USD gehandelt und können auch nur an amerikanischen Börsen gefunden werden. Ein ADR, dass an einer anderen Börse außerhalb der USA gehandelt wird, nennt man ein GDR bzw. Global Depository Receipts. Man erkennt ADRs übrigens daran, dass sie immer den Zusatz ADR im Namen führen und auch eine andere ISIN als die Aktie besitzen.

Warum gibt es ADR Aktien?

Wer sich den oberen Abschnitt genau durchgelesen hat, der könnte nun meinen, dass es überhaupt keinen Sinn macht, ein ADR zu kaufen, wenn man doch auch die zugrundeliegende Aktie direkt kaufen kann und in den meisten Fällen macht das sicherlich auch Sinn aber dennoch haben ADRs auch ihre Existenzberechtigung.

Schauen wir uns zunächst die Vorteile aus Sicht eines Investors an. ADRs ermöglichen einem Investor Aktien zu handeln zu denen man sonst keinen Zugang hätte. Insbesondere bei chinesischen Aktien ist es für Kleinanleger in der Regel nicht möglich die Aktien der Unternehmen direkt zu kaufen. 

Möchte man dennoch in ein chinesisches Unternehmen investieren, bleibt somit nichts anderes übrig als ein ADR auf das Unternehmen zu kaufen.

Wer also gern in Alibaba, JD.com, Baidu oder eine der vielen anderen chinesischen Aktien investieren möchte, der kann dies nur über ein ADR machen. 

Quick Tip: Besonders um in chinesische Aktien zu investieren, führt fast kein Weg an ADRs vorbei.

Wer mir das nicht glaubt, der braucht nur mal kurz bei seinem Broker nach Alibaba oder Baidu suchen und ihr werdet schnell sehen, dass hinter dem Namen der Aktie immer ein ADR zu finden ist.

Hier am Beispiel Comdirect könnt ihr sehen, dass man dort auch nie die Aktien von Alibaba direkt handelt sondern immer nur das entsprechende ADR.

Aus Investorensicht haben ADRs aber noch einen weiteren Vorteil, der nicht zu unterschätzen ist. Nehmen wir einmal an ihr möchtet euch gern eine Aktie von Berkshire Hathaway kaufen aber leider fehlen euch die 433,124 USD (Stand 16.08.21) dafür. In diesem Fall könntet ihr auch ein ADR auf Berkshire Hathaway kaufen, dass ein Verhältnis von 1 zu 1/1.000 zur Aktie aufweist. Das heißt ein ADR verbrieft 1/1000 der Berkshire Aktie bzw. hat einen Preis von ungefähr 433 USD.

Ok, zugegeben das Beispiel Berkshire ist evtl. nicht das Beste, da es auch die B-Aktien des Unternehmens gibt, die deutlich billiger sind, aber ich hoffe ihr versteht das Prinzip.

Aus Sicht des Unternehmens haben ADRs aber auch einige Vorteile. Zum einen ermöglicht es Unternehmen das ihre Aktien an US-Börsen gehandelt werden können, obwohl die Aktien dort gar nicht gelistet sind. Man könnte jetzt meinen, dass es dem Unternehmen doch egal sein könnte, wo ihre Aktien gehandelt werden, aber das ist nicht so.

Nehmen wir einmal einen US-Pensionsfonds oder eine US-Lebensversicherungsgesellschaft. Solche institutionellen Investoren unterliegen häufig starken Beschränkungen und dürfen nur sehr begrenz in ausländische Wertpapiere investieren. 

Ein ADR wird für solche Investoren aber wie eine US-Aktie behandelt, sodass ein ausländisches Unternehmen mit einem ADR auch neue Investoren und damit neue Geldquellen gewinnen kann.

Für Unternehmen macht es aber auch noch mehr Sinn ihre Aktien an ausländischen Börsen verfügbar zu machen. In diesem Artikel erkläre ich deshalb genau, warum Aktien an unterschiedlichen Börsen gehandelt werden.

Aber ADRs haben nicht nur Vorteile für Unternehmen. Damit verbunden sind auch höhere Kosten und manchmal auch ein höherer Regulierungs- und Verwaltungsaufwand. Vielleicht waren das auch die Gründe, warum deutsche Unternehmen wie BASF, E.ON oder Bayer ihre ADR Programme wieder eingestellt haben.

Sind ADR Aktien sicher?

Diese Frage wird mir sehr häufig gestellt. Und wie immer muss ich auch hier zuerst sagen, dass im Wertpapiergeschäft nichts sicher ist, aber manche Investments sind eben riskanter als andere und so ist es auch mit ADR.

Ein ADR hat im Vergleich zu der zugrundeliegenden Aktie ein höheres Risiko, da anders als bei Aktien ein ADR noch ein zusätzliches Emittentenrisiko besitzt. D.h. es besteht das zusätzliche Risiko, dass die emittierende Bank bankrott geht und das ADR für den Inhaber somit wertlos wird. 

Hinzu kommen die schon oben erwähnten zusätzlichen Kosten beim Kauf und Verkauf des ADR, die die Gesamtrendite des Investors verringern und somit zu einem schlechteren Risiko-Rendite-Verhältnis sorgen. Wer also die Möglichkeit hat, sollte immer die zugrundeliegende Aktie direkt kaufen anstatt das ADR.

Quick Tip: Wer die Möglichkeit hat, sollte immer die zugrunde liegende Aktie kaufen anstatt des ADR.

Als Käufer eines ADR hat man ein Recht auf die Dividende und man besitzt ebenso das Stimmrecht an der Aktie allerdings ist ein ADR dennoch keine Aktie. So hat die emittierende Bank zum Beispiel einen Anspruch einen Teil der Dividende einzubehalten, um Verwaltungskosten abzudecken.

Grundsätzlich hat jeder Käufer eines ADR auch den Anspruch vom Emittenten die Herausgabe der Aktie zu verlangen allerdings geschieht dies in der Realität sehr selten, da so eine Herausgabe dem Käufer in aller Regel extrem schwer gemacht wird. 

Es müssen umständliche Formulare ausgefüllt werden und häufig werden extra Kosten dafür verlangt, sodass es für den Käufer des ADR häufig gar nicht lukrativ ist, die Aktien zu verlangen.

Als letzten Punkt möchte ich noch über die Liquidität von ADRs sprechen. Die ist in der Regel nämlich geringer als die Liquidität der zugrundeliegenden Aktie an ihrer Heimatbörse. 

Eine geringere Liquidität führt in aller Regel zu einem größeren Bid-Ask-Spread, was für euch als Investoren bedeutet, dass ihr das ADR zu höheren Preisen kaufen und zu geringeren Preisen verkaufen müsst.

Natürlich hilft euch diese Information trotzdem nicht, wenn ihr chinesische Aktien kaufen wollt, da ihr einfach nicht an der chinesischen Heimatbörse investieren könnt aber bei einem Unternehmen wie dem österreichischen Erdölkonzern OMV sieht das ganz anders aus. Hier könntet ihr ein ADR in den USA (oder ein GDR in einem anderen Land) kaufen oder aber direkt die Aktie an einer österreichischen Börse.

Das setzt natürlich voraus, dass ihr mit einem Broker zusammenarbeitet, der euch auch Zugang zu den verschiedenen Börsen bietet und da sieht es bei den meisten Hausbanken ziemlich schlecht aus. 

Ich weiß zum Beispiel aus eigener Erfahrung, dass in Deutschland nur die Deutsche Bank einen direkten Zugang zum griechischen Aktienmarkt bietet.

Um solche Probleme zu vermeiden, kann ich deshalb nur jedem empfehlen, der wirklich seriös am Aktienmarkt handeln will, sich einen professionellen Broker auszusuchen und glaubt mir, eure Hausbank ist das in aller Regel nicht.

Im Zusammenhang mit ADRs hört man auch immer wieder die Begriffe „Sponsored“ und „Unsponsored“ und auch wenn dieses Thema für Investoren nicht so wichtig ist, kann es dennoch nicht schaden es zu wissen, da es auch hilft zu verstehen, warum es ADR Programme gibt und wer dabei eigentlich Geld verdient.

Als „Sponsored ADR“ bezeichnet man eine ADR Initiative, die vom Unternehmen, dessen Aktien per ADR Verfügbar gemacht werden sollen, ausgeht. Das Unternehmen trägt dabei den Großteil der Kosten und die Depotbank gibt lediglich die ADR aus. Bei Einem „Unsponsored ADR“ geht die Initiative allerdings von der Depotbank oder einem Händler aus. Entsprechend trägt die Depotbank den Großteil der Kosten.

Unsponsored ADRs sind an vielen Börsen jedoch nicht zugelassen, da sie ohne Zustimmung des Unternehmens ausgegeben wurden. Entsprechend gibt es auch viel mehr Sponsored ADRs als Unsponsored ADRs. Sponsored ADRs lassen sich darüber hinaus noch in drei Unterkategorien unterteilen, aber das geht dann doch schon sehr ins Detail. 

Für diejenigen unter euch, die aber gern mehr wissen wollen, deshalb hier noch eine kurze Erklärung der drei Kategorien:

  • Level 1 ADRs sind Zertifikate, die auf schon bestehende Aktien ausgegeben werden und die an keiner US-Börse gelistet sind. Der Handel mit diesen ADRs findet somit ausschließlich Over-The-Counter (OTC) statt. Da die ADRs ausschließlich schon bestehende Aktien verbriefen, bekommt das Unternehmen durch die Herausgabe von ADRs auch kein neues Geld zur Verfügung gestellt.
  • Level 2 ADRs sind Zertifikate, die auf schon bestehende Aktien ausgegeben werden, allerdings sind diese an mindestens einer US-Börse gelistet. Da die ADRs ausschließlich schon bestehende Aktien verbriefen, bekommt das Unternehmen durch die Herausgabe von ADRs auch kein neues Geld zur Verfügung gestellt.
  • Level 3 ADRs sind Zertifikate, die auf neu emittierte Aktien ausgegeben werden und die an mindestens einer US-Börse gelistet sind. Da die ADRs nur neu emittierte Aktien verbriefen, erhält das Unternehmen durch die Ausgabe der ADRs neues Kapital.